Zeilensport: YADA – yet another Doping-article

Die NY Times veröffentlicht heute in ihrem Sportteil einen längeren Artikel zum Thema Doping. Zwei ehemaligen Teamkollegen von Lance Armstrong machen die Aussage, dass sie Doping betrieben und EPO genommen hätten.

Das hört sich sensationeller an, als es letztendlich ist. Einer der Fahrer ist Frankie Andreu, inzwischen in Ruhestand, der zugab in seiner Zeit als US Postal-Fahrer und Kollege von Armstrong, gedopt gewesen zu sein. “Nur einige wenige Male”. Der zweite Fahrer ist noch aktiv und wollte deswegen anonym bleiben. Beide gaben aber auch zu Protokoll, dass sie Armstrong selber nie dopen haben sehen. Womit die Story nicht mehr so schlagzeilenkompatibel für viele Medien sein dürfte.

Der Artikel gibt aber Einblick in eine Szenerie zu Beginn des EPO-Zeitalters.

[Andreu] said his introduction to performance-enhancing drugs came in 1995, when he and Armstrong were with the Motorola team. He said some of the team’s riders felt that they could no longer compete with some European teams that had rapidly improved and were rumored to be using EPO.

Motorola’s top riders asked their doctor, Massimo Testa, about the drug’s safety because more than a dozen young riders in Europe had died mysteriously of heart attacks. Some cyclists had linked those deaths to rumored EPO use.

Dr. Testa, now a sports medicine specialist at the University of California at Davis, said in a telephone interview that he had given each rider literature about EPO, in case any of them decided to use it on their own.

Dr. Testa said he urged the riders not to take the drug, but he wanted them to be educated.

Die Episode mit Motorola ist insofern von Belang, weil sie auch Ausgangspunkt einer der zahlreichen Fronten gegen Armstrong bildet. Ein Armstrong-Helfer zu dieser Zeit, Steve Swart, gab in einem in Frankreich erschienenen Buch zu, gedopt gewesen zu sein und beschuldigte auch Armstrong des Dopings. Armstrong soll 1995 seinen Teamkameraden das Doping nahe gelegt haben. Diese Behauptungen führten dazu, dass ein Versicherungs-/Vermarktungsunternehmen nach Armstrongs Toursieg 2004 vereinbarten Prämien zurückhielt und Armstrong gegen das Unternehmen vor Gericht vorging. Im Februar diesen Jahres einigte man sich vor Gericht gütlich und die Protokolle verschwanden in den Giftschrank.

In einem Telefoninterview mit der NY Times erzählt Swart noch einmal aus den Anfängen der EPO-Ära:

EPO, cortisone and testosterone were common in European cycling, Swart said in a telephone interview. He said using cortisone, a steroid, was regarded as “sucking on a candy stick.” Cyclists acquired the drugs from European pharmacies and took them in private, Swart said. “You basically became your own doctor,” he said.

He said signs of drug use were widespread at the 1994 and 1995 Tours, when there was no testing for EPO.

“Everyone was walking around with their own thermos, and you could hear the sound — tinkle, tinkle, tinkle — coming from the thermoses because they were filled with ice and vials of EPO,” Swart said. “You needed to keep the EPO cold, and every night at the hotel, the guys would be running around trying to find some ice to fill up their thermos.”

Mit den Aussages von Frankie Abreu in der NY Times schließt sich ein Kreis. Denn ein Teil der belastenden Aussagen aus obigen Gerichtsverfahren kamen von den Abreus. Die Aussagen die im Sommer in der Le Monde abgedruckt waren, finden sich nun, etwas ausführlicher, in der NY Times wieder.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp