Punktsieg RTL

Die Einschaltquoten für RTLs Comeback auf der Boxbühne sind draußen. In der Nacht von Samstag auf Sonntag sahen lt. DWDL 2,0 Mio Zuschauer (ab 3) ab 5h dem Kampf zu. 61,5% Marktanteil gesamt. 51,0% bzw. 0,85 Mio bei den 14 bis 49jährigen.

Zum Vergleich: lt. FAZ sahen letztes Jahr im Sommer (also durchaus abzüglich den einen oder anderen Sommerurlauber) in der ARD 1,29 Mio Zuschauer die Übertragung aus Atlantic City zwischen Klitschko d.J. und Samuel Peters. Marktanteil 51,0%, vermutlich gesamt.

RTL hat also zirka 40% mehr Zuschauer gezogen.

Ich finde die Zahl insofern interessant, weil sich Öffentlich-Rechtlichen Fernsehanstalten fragen müssen, wieviel distanzlose Selbstpromo erlaubt ist, um die eigene “Ware” anzupreisen oder was über den journalistischen Ethos hinausgeht. Gerade bei der Boxberichterstattung überschreiten ARD & ZDF für meinen Geschmack häufig die Schmerzgrenze und machen sich zu sehr die Sache ihres Vertragspartners Universum bzw. Sauerland zu eigen. Hätte also die ARD die Mittel ähnliche Quoten zu erztielen, ohne RTL-like auf die Kacke zu hauen?

Wobei es bei RTL auch nicht lange gebraucht hat, um die Latte für “Schmerzfreiheit” höher zu legen. Schon das Comeback-Vorhaben eines Henry Maskes oder Axel Schulz sind eher eines Wrestling-Zirkus’ würdig, als einer Sportredaktion. In einem Interview mit der SZ hat aber RTL-Sportchef Manfred Loppe in Sachen boxerische Kompetenz blank gezogen:

Loppe: Es gibt im Boxen genügend Beispiele dafür, dass gesunde Altersreife nicht gleichzusetzen ist mit körperlichem Verfall.

SZ: Sie denken an George Foreman.

Loppe: Oder Evander Holyfield, der neulich, mit 44, spektakulär boxte und mit 38 phantastische Fights zeigte.

An der Stelle würde es mich interessieren, welcher Ausschnitt aus Holyfields Oeuvre da vorschwebt. Das was von Beginn dieses Jahrtausends bis zu Holyfields letztem Karriereende auf PREMIERE zu sehen war, war eher schadensersatzpflichtig, inkl. der drei Kämpfe gegen Ruiz, die Maßstäbe in Sachen Schlechtigkeit setzten. Da Oquendo mir auch eher als passiver Anti-Boxer in Erinnerung ist, würde ich Holyfields Sieg am Freitag nicht zu hoch hängen.

Immerhin muss man RTL anrechnen, dass die bei RTL vom “Promi-Boxen” bekannten Kommentatorenqualitäten von Tobias Drews nun auch für “richtiges” Boxen zum Zuge kommen. Gut diesen Mann nach dem Abschied des Boxsports bei PREMIERE wieder in hochklassigen Kämpfen zu hören. “Promiboxen” gibt es dann in 14 Tagen wieder. Axel Schulz gegen Minto auf RTL.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Mir persönlich gefiel die RTL-Übertragung doch eigentlich relativ gut und war deutlich besser als ich erwartet hätte.

    Die Vorberichte waren in Ordnung.
    Tobias Drews hat gezeigt, warum er einer der anerkanntesten Box-Kommentatoren in Deutschland ist.
    Man hat Dinge erwähnt, die die öffentlich Rechtlichen verschweigen (da erfährt man nie, dass es gewissermaßen 4 Weltmeistertitel gibt).
    Die Interview-Partner waren nicht nur aus der B-Promi-Sparte wie man es von ARD-Brisant bei ARB-Boxen kennt, sondern es wurden auch Leute wie Lennox Lewis und Teddy Atlas interviewed (man hat auch in kleinen Rahmen das mitscoren Atlas’ erwähnt).
    Florian König machte seinen Job souverän und markierte nicht den Box-Experten wie z.B. Hiepen es gerne tat.
    usw.

    Stöhrend jedoch war Kai Ebel … ich kann den halt nicht leiden.

  3. Man sollte die Vorberichterstattung und Promis in New York nicht mit den ARD-/ZDF-Übertragungen aus der Volker-Schmigulla-Schulaula in Neustadt ob der Ruhr vergleichen. In NY hat RTL ganz “anderes Material” zum Arbeiten und wird sich hüten GZSZ-Stars rüberzukarren (obwohl die unvermeidliche Almsick wieder dabei war). Um fünf Uhr morgens kann man sich auch mal den Luxus leisten, die eine oder andere Crosspromo-Gelegenheit auszulassen.

    Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie es damals bei der ARD-Übertragung war (ich glaub die haben Stunden vorher Zillionen von Vorkämpfe gezeigt).

    Die wahre Meßlatte für die RTL-Übertragungen wird der Schulz-Auftritt sein. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass man dort nicht ein einziges Fettnäpfchen auslassen wird. Einlaufmusik, die ihren Namen unfreiwillig Ehre macht und als Handy-Ton herunterzuladen ist, diverse “Exclusiv”-Trullas die ihre müden Schlupflidern noch einmal für Interviews mit RTL-Größen heben und als Analysten Rene Weller und Rocky Gracciano im Wettstreit, wessen Sprachschatz zuerst die 10-Wörter-Schallmauer durchbricht.

    Erst wenn sie all das auslassen, glaube ich an ein geläutertes RTL-Sportprogramm.

  4. Was Tobias Drews angeht: am Sonntagmorgen hatte ich das Gefühl, dass er zeitweise etwas daneben lag. So ab Runde 5 fiel mir auf, dass Klitschko nicht mehr so nach vorne ging und Calvin Brock mehr kommen ließ. Ab dem Zeitpunkt landete die Linke dann auch nicht mehr dauernd auf der Deckung des Amis und der ganze Kampf kippte. Drews meinte da immer, dass Klitschko es jetzt mit “purer Gewalt” versuchen würde. Ich hatte eher den Eindruck, dass er einfach nur seine Kampflinie gefunden hatte und nicht mehr so ideenlos durch die Ring stolperte.

  5. Ich sehe es eher wie Drews. Die Rechte von Klitschko sauste doch ein paar Mal daneben, nachdem sie mit viel Kraft geschlagen wurde … aber egal.

    Sicher, die Messlatte von RTL wird mit dem Schulz-Kampf bestimmt. Sicher, da wird RTL einige B-Promis vor die Mikrophone zerren. Leute aus GZSZ, Hinter Gittern, Die Autohändler, usw.
    Aber vielleicht wird man auch eines besseren belehrt.

    Von daher sag ich erstmal, dass RTL das Ding gut gemacht hat … schön auch, dass sie Bilder vom Holyfield-Kampf präsentierten. Nunja, tolle Vorkämpfe wie ARD vermochte RTL nicht zu zeigen … aber auf der Undercard war auch nicht eine Ansetzung wie Cotto-Torres oder Adamek-Briggs (die beiden fallen mir mal als Vorkämpfe von ARD-Nachtveranstaltungen ein) zu finden…

  6. Der Kommentar des oben hoch gelobten Tobias Drews zum Maske-Kampf gegen
    Hill spottete jeglicher Realitätsnähe. Während Millionen deutscher Fernseh-Zuschauer
    der ausschliesslichen Blendwirkung eines “Gentleman-Boxers” trotz stundenlangen
    RTL-Vorgelabers mit ermüdenten Werbe-Intermezzi erlagen und die ohnehin durch
    hochgejubelte Persönlichkeits-Darstellung dieses seinerzeit gestrauchelten Werbe-
    trägers Maske pralle Privatbörse füllten, befand sich der sportliche Wert dieses
    Revanchekampfes letztlich auf niedrigstem Niveau. Maske hat quasi mit d e m
    Kampfstil weiter “geboxt”, den er während seiner Aktiv-Ära stets verkörperte und
    beendete. Es ist kein Boxen, sich nur in unbeweglicher Verteidigungsstellung dahin
    zu stellen, auf Angriffe des Gegners zu warten und erst dann mit höchstens
    zwei Konterschlägen zu erwidern. Die von Drews anfänglich ähnlich gemachten
    Feststellungen steigerte er in den letzten Runden – vor allen Dingen nach Hills selbst-
    verschuldeter Verletzung – in höchste Lobeshymnen über den “Gentleman”.
    Letztlich hat sich Drews selbst belogen und den unqualifizierten VIP-Meinungen
    einschliesslich des “Boxexperten” Schneyder öffentlich Reverenz erwiesen.
    Dass es allen Verantwortlichen des publikumswirksamen Boxsports nur um die
    Kohle geht, wurde von Maske selbst noch im Ring durch Nennung finanzkräftiger
    Sponsoren offenbart. Den verdienten Sieg Maskes möchte ich damit nicht unbe-
    dingt geschmälert sehen, obwohl Hill stets mehr Aktivitäten und Beweglichkeit
    praktizierte, jedoch fast nie traf. Ein eben schwacher Gegner. Ähnliche Ver-
    anstaltungen wie z.B. die Herausforderung des ungelenken und grossspurigen Raabs gegen Regina Halmich werten den Boxsport zu Jahrmarkt-ähnlichem
    Firlefanz ab. Ich würde mir wünschen, wenn der Boxsport – wie bei den
    fachgerechten Moderationen von Eurosport – auch bei den Privaten d e n
    wahrhaften Stellenwert besitzt, den er verdient hat.