March Madness 2007: Elite Eight

An diesem Wochenende findet in Europa die Sommerzeitumstellung statt, d.h. ab Sonntag ist die Ostküste der USA wieder sechs Stunden von Deutschland entfernt.

Die Regional Finals gehören zu den merkwürdigsten Finals seit Einführung des Formates, weil die Zusammensetzung verblüffend “vorhersehbar” ist: alle vier #1-Seeds sind drin und spielen in den Finals gegen drei #2-Seeds und einen #3-Seeds. Will sagen: Überraschungen sind gleich null.

Das spricht zumindest was die obere Hälfte der Setzliste angeht, für das NCAA-Komitee. Alles richtig gesetzt. Ich denke dabei vorallem an Oregon Ducks, die als #3-Seed sehr umstritten waren, so wie die Stärke der Pac-10 sehr umstritten war. #5 USC hat gegen die Tar Heels einen wackeren Kampf abgegeben und mit UCLA und Oregon sind zwei Pac-10-Vertreter in den Regional Finals drin. Ach ja… UCLA nur ein #2-Seed? Das können sie nun gegen #1-Seed Kansas gerade rücken.

Es fällt generell auf, dass die Favoriten es in der ersten Hälfte langsam angehen lassen, bevor sie spät in der zweiten Hälfte den Sack zumachen. Die Underdogs waren in den meisten Spielen nicht ohne Chancen, weigerten sich aber auch den letzten Step zu machen, als sie das Messer bereits an des gegners kehle hatten. Die verworfenen Freiwürfe und Layups waren genauso zahlreich wie die Werbebreaks von CBS in den Schlußminuten. Der fehlende Killerinstinkt zieht sich seit den ersten Runden wie ein roter Faden durch das Turnier und sorgt für eine überraschungsarme March Madness. Ich bin gespannt wie die TV-Einschaltquoten sind…

Jetzt in den Finals sieht es aber so aus, als ob wirklich sieben Teams aufeinandertreffen (Oregon nehme ich da aus), die sich in Sachen Kaltblütigkeit ebenbürtig sind. Vermutlich werden jeweils die ersten 36 Spielminuten fröhliches Rumdaddeln sein, während man erst in den letzten vier Spielminuten die Eiswürfel rausholt.

Wenn es bei der diesjährigen March Madness die Spiele “Favorit gegen Underdog” nicht gebracht haben, dann vielleicht die Spiele mit den wirklich besten Mannschaften des Landes untereinander.

Ach ja, und dann das noch: keiner jammert über die Trikots der Gators und Buckeyes, seit dem man sie nicht mehr an Bodybuilder-Körper sieht, sondern von normalproportionierten Menschen getragen werden. Häßlicher finde ich da schon die Trikots der Oregon DUCKS, bei denen die Aufschrift bei ungünstigem Faltenwurf wie DICKS aussieht.

#1 Ohio State Buckeyes – #2 Memphis Tigers

Sa 21h40 – South Finals/San Antonio, TX

Ohio State stellt mich vor Rätsel. War der 85:84-Sieg gegen Tennessee nun eine exzellente Partie, weil sie einen 17-Punkte-Rückstand noch aufholen konnten, oder sind die Buckeyes nur mit Dusel und blauem Auge davon gekommen?

Ich bin gespannt was diese March Madness für die NBA-Draft und Greg Oden bedeuten. Die Medien sind immer noch voll der Lobpreisungen über Greg Oden, der immer noch als “Franchise-Changer” gelobtpreis wird, also als ein Mann um den herum eine Franchise neu aufgebaut werden kann. Dank seines Monsterblocks in der Schlußsekunde gegen Ramar Smith hatte er auch einen der Schlüsselmomente im Spiel gegen die Vols. Auf der anderen Seite ist Oden wieder früh in Foul Trouble gekommen. Zum zweiten Mal in diesem Turnier nach den Xavier-Spiel, etwas was ihm in der regular season nicht passiert ist. Oden spielte diesmal nur 18 Minuten und hatte nur 9 Punkte, 3 Rebounds und 4 Blocks. Wie ein Franchise-Changer sieht mir das nicht aus. Das Oden in den letzten beiden Minuten von Coach Thad Matta immer nur eingewechselt wurde, wenn die Vols im Ballbesitz waren und in der Offense dann schnell ausgewechselt wurde, ist nicht wirklich die Ausstellung eines Reifezeugnis für Oden.

Was man aber den Buckeyes zugute halten muss: sie können immer besser ohne Oden auskommen. Die Aufholjagd starteten sie just in dem Moment als Oden auf der Bank Platz nahm und sie anfingen Tennessees Dreier besser zu verteidigen. Die Vols reagierten zu spät auf die Abwesenheit von Oden und versuchten zu selten unterm Korb zu kommen. Mein eigentlicher Main-Man bei Ohio State ist nicht Greg Oden, sondern Mike Conley Jr., Sohn des US-Weitspringers.

Memphis setzte sich im texanischen San Antonio nur knapp gegen Texas A&M mit 65:64 durch. Das Texas A&M überhaupt mithalten konnte, grenzte an einem Wunder, denn die Offense der Aggies ist normalerweise stark von Acie Law IV abhängig, der aber mit 6 von 17 einen mauen Tag hatte und “nur” der emotionale Leader war. Der Leader der den Aggies dann auch das Genick brach, als er bei einem schnellen Gegenangriff 47 Sekunden vor Schluß einen einfachen Layup versiebte weil er zu saftlos hochsprang und die potentielle 66:63-Führung vergab.

Mit Memphis kann ich nichts anfangen. Ich finde sie farblos und wenig dominierend und es ist der dritte Sieg den die Tigers jeweils in den letzten vier Minuten einer Partie einfahren.

#1 Kansas Jayhawks – #2 UCLA Bruins

Sa 0h05 – West Finals/San Jose, CA

Auch bei Kansas 61:58-Sieg gegen die Southern Illinois Salukis wiederholt sich das Hauptthema (Streichermusik setzt ein): Der Kollaps der Kleinen.

Kansas hat das Spiel in den letzten vier Spielminuten an sich gerissen, als die Salukis plötzlich eine Reihe von Fouls zogen, Turnovers fabrizieren und die Layouts Marke Großmutters Selbstgänger nicht mehr über den Ring auflegen können. Aus Sicht der Jayhawks muss es aber besorgniserregend gewesen sein, dass es den Salukis gelungen ist das Tempo aus dem Spiel rauszunehmen und letztendlich nur Schlampereien den Salukis den Sieg gekostet hat.

Die UCLA Bruins hatten wenig Schwierigkeiten mit den Pittsburgh Panthers 64:55. Beide Mannschaften ähnelten sich in ihrer zerstörerischen, unästhetischen Defense, aber Pittsburgh hatte in der Offense abseits vom Center Gray keine Optionen zum Punkten, während UCLA wesentlich eingespielter ist und neben dem dominierenden Afflalo auch Shipp und Collinson aufzubieten hatte. Dieses Turnier hat dieses Jahr die coolen Mannschaften belohnt und die UCLA Bruins spielen als würden sie “Trockeneis” mit ganz großem “T” schreiben. Für mich sind das die Favoriten #1 für das Turnier. Wenn es andeutungsweise einen Schwachpunkt gibt, dann ist es die Position unterm Korb, wo sich Mbah a Moute und Aboya gegen Pittsburgh zu schnell zu viele Fouls einfingen und das ohne das Pittsburghs gegenüber sich nun einen Wolf gespielt hätte.

#1 Florida Gators – #3 Oregon Ducks

So 20h40 – Midwest Finals/St. Louis/MO

Floridas Spiel gegen #5 Butler (65:57) war zwar überwiegend eng, trotzdem hatte ich nie das Gefühl, dass es die Gators versieben könnten. Das hat auch viel mit der Autorität zu tun, die die Gators auf den Platz bringen und die Butler in den letzten Spielminuten förmlich erdrückte.

Butler waren bis ungefähr drei Spielminuten vor Schluß perfekte Freiwerfer, 9 von 9. Und dann macht Butler beim Stande von 54:57 von vier Freiwürfen nur noch einen rein. Ihr Riese Crone wird rausgefoult und drei einfache Layups werden versemmelt. Florida spielte völlig unbeeindruckt seinen Stiefel durch, wobei neben Noah inzwischen Al Horford zur spielbestimmenden Figur geworden ist (16Pts, 7Rebs, 4Blocks) und mir besser gefällt als z.B. Oden. Florida bringt wirklich eine so massive Autorität auf den Platz, dass sie für mich neben UCLA #1-Anwärter auf den Titel bleiben.

Die Oregon Ducks sind für mich das schwächste Team unter den letzten acht Mannschaften, nicht nur wegen ihres Seeds. Sie wirken nicht so stabil. In der zweiten Halbzeit ihres 76:72-Sieges gegen #7 UNLV spielten sie phasenweise einen 17-Punkte-Vorsprung heraus, dank massiver Dreier von Porter (33Pts) um dann aber in den letzten acht Minuten das Spielen fast komplett einzustellen. Das Phänomen war bereits in der ersten Runde gegen Miami/OH festzustellen.

Gegen Florida sollten sie wegen ihrer mangelnden Physis keine Chance haben. Der softe Leunen gegen Horford wird ein brutales Mismatch sein. Oregon ist besser wenn sie am Kreis verteidigen können, aber Florida ist unterm Brett eine Urgewalt. Den einzigen Hauch von Chance haben sie, wenn sie über die großen Florida-Spieler hinweg es Dreier regnen lassen können.

#1 North Carolina Tar Heels – #2 Georgetown Hoyas

So 23h05 – East Finals/East Rutherford

Neben Florida waren die Vollgas-Basketballer von UNC der Konsens-Favorit auf den Titel. Der 74:64-Sieg gegen die #5 USC Trojans sollte eher Anhänger gekostet haben, denn die Tar Heels hatten große Schwierigkeiten und brauchten knapp 30 Spielminuten um das für die typische hohe Tempo ins Spiel reinzubringen und USC unter Druck zu bringen und die benötigten Turnovers zu forcieren. Die beiden Schlüsselspieler Hansbrough und Lawson waren wenig präsent und es brauchte einen gut aufgelegten Wright um diesen Sieg einzufahren. Der 10-Punkte-Sieg relativiert sich, wenn man sieht, dass UNC 77:61 Posessions hatte und die Trojans schon nicht doll warfen.

Die Georgetown Hoyas gehören so ein bißchen zu den Lieblingen der Medien, fuhren aber gegen #6 Vanderbilt einen knappen 66:65-Sieg ein, der zudem nicht unumstritten war, da Jeff Green bei auslaufender Spielzeit den entscheidenden Korb macht. Fantastisch sein Durchsetzungsvermögen gegen zwei Vanderbilt-Spieler die an seinem Jersey hingen, allerdings auf Kosten eines Schrittfehlers, der von den Schiedsrichtern nicht gesehen wurde.

UNC gegen Georgetown heißt auch Hibbert gegen Hansbrough, die beide gestern auf dem Feld eher abwesend waren.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. NASN hat gerade Werbung für Ihr neues Programm Scedule gemacht, incl. NFL (wie heissen Sie jetzt, ach ja) EUROPA!!!!!!