NHL Playoffs 2007, empfohlen vom Verband Freunde der Körperertüchtigung

Elf Spiele der ersten Runde der NHL-Playoffs sind absolviert und ich kann mich nicht erinnern überhaupt jemals bei irgendeiner Sportart gleich von Beginn an, derart physisches Spiel gesehen zu haben. Die Spieler geben derart Gas, als gäbe es kein Morgen mehr.

Auch wenn es mir nicht vergönnt war, auf jedes Spiel auf NASN einen intensiven Blick zu werfen, hier mein kleiner Round-Up. Ergänzungen in den Kommentaren sind erwünscht.

#4 Nashville – #5 San Jose

Serie: 1-1, Spiel 3 am Montag, keine Übertragung auf NASN

Ich benütze ungern den Begriff “Hass-Duell” im Zusammenhang mit Sport, aber nach den ersten beiden Spielen kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass auf etliche Spieler ein Kopfgeld gesetzt wurde. Die Tonalität wurde im ersten Spiel gesetzt, als Sharks Top Goalscorer #14 Jonathan Cheechoo von Preds #17 Scott Hartnell außer Gefecht gesetzt wurde. Zum Glück bestätigte sich die schwere Knieverletzung nicht und Cheechoo konnte in der zweiten Partie mitspielen, aber unter dem Eindruck des Fouls beschwerten sich viele Sharks über den dreckigen Hit von Hartnell.

Spiel 2 war nur noch Krieg. Die ersten Strafen wurden nach nur 38 Sekunden ausgesprochen, als Fiddler und Guerin beim Face-Off hinterm Referee trotz Ermahnung nicht mit dem gegenseitigen Trash-Talk und Schubsen aufhörten. Danach war im Grunde genommen jeder Spieler in Bandennähe vogelfrei. Ich weiß nicht wie häufig Fouls dann in kleinen Scharmützel mündeten. Wohlgemerkt: die Referees waren nicht schlecht. Im Gegenteil: sie haben von Anfang an eine klare und harte Linie vertreten. Sie schritten schnell ein und würgten alle Faustkämpfe ASAP ab, was aber die Spieler nicht abhielt, sich weiterhin aufs Maul zu hauen, auch wenn drei Zebras wie Kletten an ihren Schultern hingen.

Kurz vor Ende des zweiten Drittels, beim Stande von 4:1, dann eine weitere Aktion die nicht in die Geschichte der Friedensbewegungen eingehen wird: Nashvilles #47 Radulov checkt #26 Bernier mit dem Ellbogen in den Rücken derart gegen die Bande, dass ihm das Genick umklappt und Bernier minutenlang auf dem Eis behandelt werden musste, ehe er sich auf eigenen Füßen mit Hilfe zweier Mitspieler auf die Bank schleppte. Radulov wurde aus dem Spiel geschmissen. Die NHL-Zentrale in Toronto wird möglicherweise ein Zeichen setzen wollen und Radulov länger sperren.

Eine Minute vor Schluß startet dann eine Massenschlägerei die mit fünf weiteren Ejections endet.

Mal sehen ob die NHL und Coaches für das Montagsspiel auf die Bremse treten oder Radulov und Hartnell mit Zielscheibe auf dem Rücken rumlaufen.

#2 Anaheim – #7 Minnesota

Serie: 2-0, Spiel 3 am Sonntag, keine Ausstrahlung auf NASN

Anaheim kommt von einer physischen Defense. Das war klar. Erstaunlich war aber dass Minnesota zumindest im zweiten Spiel wohl zeigen wollte, dass man mithalten kann. Die etwas bizarre Art und Weise wie die Tore gegen Wilds Goalie Backstrom gefallen sind, haben auch in dieser Serie zur erhöhten Adrenalinausschüttung beigetragen.

#1 Detroit – #8 Calgary

Serie: 1-0, Spiel 2 am Sonntag, NASN live ab 19h

Mehrere Überraschungen gab es im Spiel der Red Wings. Völlig tote Stimmung im Haus. Wie ich später erfahren habe, war die Halle zum ersten Mal seit anno dazumals nicht ausverkauft. Die Red Wings-Blogs schreiben von starker Skepsis in der Stadt nachdem die Red Wings letzte Saison recht sang- und klanglos ausgeschieden sind. Ich war völlig verblüfft und habe mehrmals hingucken müssen, ob das Spiel wirklich in Detroit stattfand…

Bezeichnend dass der Oktopus auch erst zwei Minuten vor Spielende aufs Eis geworfen wurde.

Es ist bekannt das Calgary auswärtsschwach ist, aber es hat kaum einer gerechnet dass die Flames von den Red Wings derart in Grund und Boden gespielt würden. Sie waren schneller am Puck, sie waren zielstrebiger, sie spielten mit Körpereinsatz und sie schossen aus allen Rohren. 46:20 Shots am Ende des Spiels. Im zweiten Drittel gar 21:5 Shots. Ohne die brillianten Saves von Kiprusoff wären die Flames mit einer richtigen Packung vom Eis geschickt worden.

Wenn Calgary in Game 2 mit der Mission antritt “gegenhalten” zu wollen, könnte das Spiel in eine ähnlichen Schlacht enden wie Preds–Sharks.

Zu Spiel 2 am Sonntag wird Red Wings Todd Bertuzzi entgegen der ersten Meldungen vom Freitag und Samstag wahrscheinlich doch nicht zurückkehren. Er hat zwar von den Medizinern grünes Licht bekommen, aber die Coaches scheinen ihm einige weitere Tage Schonung geben zu wollen.

#3 Vancouver – #6 Dallas

Serie: 1-1, Spiel 3 in Dallas, wird nicht auf NASN übertragen.

Für das Sonntagsspiel gibt es ein interessantes Nebenthema. Bereits im Vorfeld der Playoffs waren möglicherweise schlechte Eisverhältnisse ein großes Thema, da diesmal ungewöhnlich viele Teams aus südlichen US-Bundesstaaten in den Playoffs sind.

Am Sonntag könnte in Dallas nun der erste Härtetest drohen, denn die Partie steigt um 20h30 Ortszeit, zirka dreieinhalb Stunden nach Ende des NBA-Spiels der Mavericks gegen die Spurs an gleicher Stätte! Kurz: man fürchtet beschissenes Eis, vielleicht sogar eine Verspätung des Face-Offs.

#4 Ottawa – #5 Pittsburgh

Serie: 1-0, Spiel 2 heute abend ab 1h als Tape auf NASN.

Im Grunde genommen braucht nichts dem hinzugefügt zu werden, was ich am Donnerstag geschrieben habe. Wie so viele andere Spiele in dieser Runde, wurde das Spiel über den körperlichen Einsatz definiert und da hatten die jungen Penguins den Sens nichts entgegenzusetzen. CBCs Don Cherry hatte das vorhergesehen und erwartet, dass die Penguins das erste Spiel abschenken würden, um das Playoff-Gefühl überhaupt mal kennenzulernen. Malkin soll sich inzwischen in einem Interview geäußert haben, dass er Playoffs aus der russischen Liga kenne, aber völlig verblüfft war, über das was er in Game 1 erleben durfte. Das merke man seiner Leistung an. Er war ein Schatten seiner selbst-

Penguins Coach Michel Therrien wird in Game 2 wieder mit Marc-André Fleury starten, der im ersten Spiel einige Minuten brauchte um sich zu fangen und spät im Spiel dann rausgenommen wurde.

#3 Atlanta – #6 NY Rangers

Serie: 0-1, Spiel 2 heute nacht 1h, keine Übertragung auf NASN

Es ist die Serie bei denen die Pundits am ehesten auf einen Sieg des “Underdogs” gesetzt haben und Spiel 1 hat sich wie erwartet entwickelt. Auch wie erwartet: das Duell der Goaltenders. Beide machten viele und wichtige Saves, aber Atlantas Kari Lehtonen streute auch die befürchteten Puck-Abpraller ein, die prompt zu Toren führte. Deswegen wird heute nacht in Spiel 2 Lehtonen für ein Spiel durch Hedberg ersetzt.

#2 NJ Devils – #7 Tampa Bay

Serie: 1-0, Spiel 2 heute um 1h, als Tape heute nacht um 3h30 auf NASN.

Die NJ Devils sind jenes Team, wo General Manager Lamoriello drei Tage vor Ende der regular season den Trainer Claude Julien feuerte, weil er die mentale Playoff-Tauglichkeit des Teams bezweifelte. Nun ist Lamoriello Kalif anstelle des Kalifen. Die Zahl der Proteste ist gering, denn Lamoriello hat 2000 schon mal ähnlich gehandelt und die Islanders damit bis zum Stanley Cup gebracht.

Die Serie scheint abgesehen von Lamoriello, um vier weitere Männer herum geschnitzt zu sein: New Jerseys Goaltender Martin Brodeur, der eine seine bestens Saisons abfeierte, den Devils-Jungstar #9 Zach Parise, der im ersten Spiel zwei Tore schoß, einer der besten Torschützen der NHL, Lightnings #4 Vincent Lecavalier und schließlich der erwartet wackelige Torhüter Tampa Bays #40 Johan Holmqvist.

Gerade das Torhüterproblem hat Tampa Bay schon die ganze Saison mit sich herumgeschleppt und lange Zeit keine klare #1 gehabt. Drei der fünf Devils-Tore werden Holmqvist angelastet, aber Coach Tortorella hat bereits angekündigt heute nacht wieder Holmqvist starten zu lassen.

#1 Buffalo – #8 NY Islanders

Serie: 1-0, Spiel 2 heute nacht, ohne Übertragung auf NASN

Dies ist eigentlich eine jener Serien über die man im Vorfeld aufgrund der Konstellation ganze Aufsätze verfassen könnte. Hauptprotagonist in diesem Aufsatz wäre Islanders-Coach Ted Nolan. Nolan ist indianischer Abstammung und war Mitte der Neunziger Jahre sehr populärer Trainer der Buffalo Sabres. Und stand eines Tages plötzlich auf der Straße. Es wurde viel getuschelt. Nolan soll öfters besoffen zum Training erschienen sein und sein Verhältnis zum Star-Goalie Dominik Hasek war völlig vergiftet. Auch das aus der Gerüchteküche: weil Nolan angeblich mit Haseks Frau geschlafen haben soll.

Nolan bliebt trotz seiner Erfolge und Popularität bei den Fans verblüffend lange ohne Arbeit und spielte in Reaktion in den Medien die Rassismus-Karte: die NHL wolle keine Indianer bei sich haben.

Knapp zehn Jahre später kehrt Nolan nun an die Stätte seiner ersten Erfolge zurück.

Für Spiel 2 wird Nolan vielleicht wieder auf Goalie Rick DiPietro zurückgreifen können, der seit Ende März wegen Gehirnerschütterung fehlte. Er ist wohl aktuell day-to-day, sein Einsatz wird erst kurz vor dem Spiel entschieden. Sein Ersatzmann Wade Dubielewicz war einer der Gründe warum die Isles zuletzt noch die Serie starten konnten um an Montreal und Toronto vorbei in die Playoffs zu kommen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich hoffe, dass die NHL gegen Radulov hart vorgehen wird.
    Meiner Meinung nach hätte schon Hartnell gesperrt werden müsse, denn er hat nicht wie behauptet seinen Check beendet, sonder das Knie rausgemacht. Sowas passiert nicht aus Versehen und er weiß auch was das für eine Wirkung haben kann! Cheechoo hat ziemliches Glück gehabt, dass sein Knie nicht komplett kaputt ist.
    Radulovs Check ist mit das schlimmste was man im Eishockey machen kann. Einen abgewandten Spieler in die Bande zu fahren geht einfach nicht, und der widerliche Trainer von Nashville redet das auch noch schön, von wegen Pech, dass er sich gerade umgedreht hat. Ich hoffe nur das Nashville ausscheidet und ich fürchte, dass spätestens jetzt die Jagd auf Kariya eröffnet ist. Man hat schon nach dem Foul gesehen, dass die Sharks Spieler versucht haben Kariya eine zu geben, und auch Forsberg steht oben auf der Liste.
    Ich möchte nicht Schiri sein in Spiel 3.

  3. der check von radulov war wirklich pech. sowas darf nicht passieren, passiert aber leider. das sieht man immer wieder in der nhl, del, extraliga usw.
    ich hoffe im gegensatz zu dir nicht das nashville ausscheidet, logo oder? ;-)

  4. Radulov musste heute bei der NHL vorsprechen. Ein Beschluß über die Strafe wurde noch nicht gefasst.

  5. Das war kein Pech.
    Radulovs Check war genauso schlim wie das Stockfoul von Simon, mit dem Unterschied, dass er sich besser rausreden kann.
    Der Check war genauso geplant! Er sieht doch, dass Bernier ihm den Rücken zeigt, und er springt sogar noch ab.
    Ich hab zuviel erlebt im Eishockey um zu glauben, dass das keine Absicht war.
    Wie schwer ein Spieler verletzt wird kann man natürlich nie wissen, aber eine Verletzung hat er billigend in Kauf genommen, dabei bleibe ich.
    Und selbst in der DEL wirst du für sowas gesperrt, ausser die Entscheidungsträger sind im Wochende.

  6. Hab bis jetzt so gut wie alle Spiele gesehen und San Jose gegen Nashville ist ein richtiges Hassduell. Der Check von Radulovs war ganz klar Absicht und muss auch bestraft werden. Wer hier in der Serie weiterkommt, wird es schwer haben, denn wenn es so weitergeht wie in den ersten Spielen, sind nicht mehr viele gesunde Spieler übrig. Stars gegen Nucks ist auch schönes Duell, die Mannschaften sind sich schon sehr ähnlich. Turco hat sein PO-Shoutout in seiner Karriere gemacht und scheint dieses Jahr in den PO´s nicht zu versagen, wie in den letzten Jahren. Da Dallas auch die mehr Tiefe im Kader hat, werden die Stars es knapp schaffen, die Serie für sich zu entscheiden. Im anderen Duell im Westen zwischen Detroit und Calgary scheint es eine klare Sache zu sein, wenn es nach dem ersten Spiel geht aber Calgary war schon in der Saison auswärts extrem schwach. Ich glaub das wird eine klare Sache für Detroit. Die Ducks führen schon 2:0 in der Serie und Minnesota scheint außer Gaborik und Demitra nicht viel zu bieten zu haben, deshalb werden sich die Ducks durchsetzten.

    Ich schau gerade die Pens, die 4:3 führen gegen Ottawa und eigentlich waren die Sens überlegen aber die Pens haben die Tore gemacht. Könnte ein ganz wichtiger Sieg werden und Selbstvertrauen geben. Das erste Spiel war ja nix, da sie viel zu nervös waren und Fehler ohne Ende produziert haben

  7. Radulov hat Sperre für ein Spiel von der NHL bekommen, er wird also nur im dritten Spiel fehlen. Ich hätte mit mehr gerechnet

  8. er hat nicht ohne grund nur 1 spiel sperre bekommen.
    wie schon gesagt, das war pech und nicht mit absicht. hätte er sich ein paar sekunden früher weggedreht dann wäre radulov genau richtig gekommen und hätte einen fairen aber harten check gefahren.
    und zu del, diese diletantenliga sollte man nicht als maßstab ranziehen. was da von schiris und ligenleitung veranstaltet wird ist teilweise unglaublich.

  9. @ vokoun
    Das mit der DEL sehe ich genauso, deswegen die Wochendeinschränkung.
    Aber was Nashville da veranstaltet muss von der Liga unterbunden werden, und zwar durch härtere Strafen als ein lächerliches Spiel.
    Chris Simon ist irre lang gesperrt worden, und was Radulov da gemacht hat war genauso schlimm(statt Schläger hat er hat die Bande zum Verletzen genommen).
    Er hat nur die Ausrede ,die du auch verwendest. Das lass ich nur bei nen Thekenliga Spieler gelten, der nicht länger als ein Jahr auf dem Eis steht, aber nicht bei einem Vollprofi, der seit 20 Jahren auf höchstem Niveau auf dem Eis steht. Hast du schon mal einen Spieler an der Bande nach der Scheibe stochern sehen mit dem Gesicht von der Bande abgewandt? Das macht der nicht mal unbedrängt geschweige denn im Getümmel. Und selbst wenn er ihn nicht von hinten erwischt hätte wärs ne Sperre wert gewesen. Ich hab mir das Ding noch ein paar mal angesehen und wenn Bernier anderrum steht bricht er ihm halt die Nase oder den Kiefer mit seinem Ellbogen.
    Bei Hartnells “Hit” stimmt mir übrigens Don Cherry voll zu.
    ” He wanted to take him out, and thats what he did”