Pariser Depesche

Zwischenmeldung aus Paris wo ich nun endlich ein Café mit WLAN in der Nähe der Bude meines Onkels gefunden habe (Tipp: www.free-hotspot.com erweist sich als derzeit beste bzw. zuverlässigste Liste für Paris).

Ich bin seit letzten Freitag im Lande. Unter der Woche passiert in Sachen Sport in den Medien nicht viel. Am Freitag war das ganz große Thema die Nominierung des französischen Rugby-Kaders für die WM im September, bei dem einige Namen großer alter Kämpen vermisst wurden. Zum Übertier scheint in Frankreich Sebastien Chabal zu werden, dessen Aussehen die Wirkung wie hochdosiertes neuseeländisches Haka hinterläßt. Der Spitzname “Höhlenmensch” kommt nicht von ungefähr.

Bernard Laporte, der Nationaltrainer wurde übrigens heute vom französischen Präsidenten Sarkozy und seinem Premierminister François Fillon nach der halben Wahlschlappe vom Wochenende zum Staatsminister für Sport ernannt. Laporte wird aber erst nach der WM in die Politik einsteigen.

Ansonsten dominierte am Wochenende der Motorsport mit den 24h von Le Mans, wo die französischen Medien sich auf das Duell zwischen dem Diesel-Audi und dem Diesel-Peugeot konzentrierten. Der Radiosender France Info schaltete mehrmals pro Stunde rüber nach Le Mans um live zu berichten. Im Fernsehen war davon nicht viel zu sehen. Die TV-Übertragungen liefen auf dem Pay-TV-Sender Canal+ der nur für die erste und letzte Rennstunde unverschlüsselt zu empfangen war.

Überraschend war für mich die TV-Situation des Formel 1-Rennens aus Indianapolis: Es wurde nicht im Free-TV gezeigt. Der Privatsender TF1 besitzt die Rechte, da aber an dem Sonntag (wie am Sonntag zuvor beim Rennen aus Montreal) französische Parlamentswahlen stattfanden, gab es nur eine einstündige Aufzeichnungen kurz nach Mitternacht, während die Liveübertragungen auf der Tocher EUROSPORT France liefen, die in Frankreich wiederum ein Pay-TV-Sender ist.

Großes Thema war am Wochenende auch der Radsport mit dem Dauphine Libéré, gespannt von meinem Onkel verfolgt. An beiden Tagen wurden jeweils 2-3h lang übertragen und ich kann mich nicht erinnern auch nur einmal das Wort Doping (bzw. “Dopage”) oder auch nur einen Hauch von Zweifel über die gezeigten Leistungen gehört zu haben. Die Kommentatoren von France Television erfreuten sich an den Bildern und noch mehr an den gezeigten Leistungen der französischen Fahrern. Auf der Naivitätsskala irgendwo zwischen Watterott und Angermann in ihren besten Tagen.

Was ich aber bei den Übertragungen gemerkt habe, vorallem wenn die cyanfarbenen Astana-Fahrer vorweg fuhren: ich kann es nicht mehr sehen. Der Radsport ist für mich momentan kaputt. Ich denke die Tour wird ohne mich stattfinden.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Doping ist eben ein Nachrichtenthema, kein Sportthema. Es ist wohltuend noch eine Sportsendung zu finden, die nicht 2/3 ihrer Zeit fürs Gerüchtemischen in der Dopingküche verwendet. Ich kann jeden verstehen, der sich Radfahren oder Kugelstoßen oder was auch immer nicht mehr antun will, aber man sollte die verschonen, die es nun mal möchten. Ich habe das Geühl, es empören sich ständig Leute, denen die jeweilige Sportart sowieso egal ist. Das kann man ganz gut am Fussball sehen. Der ist fast keinem egal und die Dopinggeschichten im Fussball rufen bei den meisten nicht mal ein Schulterzucken hervor.

  3. BTW
    Kessler erwischt! Team????
    Surprise surprise ASTANA.
    Es wird nie was mit dem Radsport.

  4. Chabal ist aber auch echt ein Tier…