Die Entlassung des Steve McClaren

[14h18] Er wurde von der FA heute um 10h30 englischer Zeit von seiner Entlassung informiert.

Er sucht keine Entschuldigung, benennt aber auch keine Gründe. Er lobt die Unterstützung der FA und der Spieler. Die Mitarbeiter wären die besten gewesen, mit denen er zusammengearbeitet hat. Aber am Ende sei es seine Verantwortung gewesen und seine Beurteilung würde mit den Resultaten stehen und fallen.

Auf die Frage nach den fundamentalen Problemen des englischen Fußball antwortet McClaren, dass es nicht seine Sache sei, dies zu diskutieren.

Wie eine Mantra wiederholt McClaren, dass er innerhalb der 18 Monate ein besserer Trainer geworden ist und das er glücklich ist, für die FA gearbeitet zu haben.

“Was ist schief gelaufen?” – McClaren: Das ist keine Frage die heute diskutiert werden sollte.

“Waren die Spieler nicht fähig sich an andere Systeme als ein 4-4-2 anzupassen?” – McClaren: Nein, dies sollte nicht heute diskutiert werden. Die Unterstützung der Spieler war fantastisch. Ich habe sie nicht zu kritisieren.

Nach zehn Minuten sagt er “Danke” und steht auf. Die offizielle PK ist beendet, aber er stellt sich danach für Einzelgesprächen und Fotos zur Verfügung.

[14h16] McClaren kommt rein. Ohne Krawatte. Von der Terrasse geht er direkt zum knapp 2m von der Tür entfernten Stuhl und setzt sich hin.

Er spricht vom traurigsten Tag seiner Karriere, nachdem es vor 18 Monaten der stolzeste Tag seiner Karriere war. Er versteht die Entscheidung der FA. Mit dieser Bemerkung nimmt er Fragen der Journalisten an.

[14h06] Als neuen Termin für die PK von Steve McClaren wird seit einer halben Stunde “14h” (deutscher Zeit) angegeben. Aber keine Spur von ihm zu sehen. Auf SKY ist ein in dunklen Holz getäfelter Raum zu sehen. An der Tür ist ein kleines grauhaariges Männchen mit verkniffenem Gesicht, das alle 5 Sekunden zur halb geöffneten Tür rausguckt, anscheinend in der Hoffnung dass McClaren nun vorgefahren kommt.

[13h13] Die Pressekonferenz mit Steve McClaren ist noch nicht abgehalten, aber das SKY Kamerateam ist schon in den Räumlichkeiten aufgeschlagen, im Mannschaftsquartier Herfordshire, knapp 30km nördlich von London .

[11h34] Gegen 12h30 soll auch Steve McClaren eine Pressekonferenz irgendwo in der Provinz geben.

Brian Barwick wird übrigens wahrscheinlich gar nicht anders können als Jose Mourinho ein Angebot zu unterbreiten, denn es ist DER Name der immer wieder und von nahezu allen genannt wird.

Die BBC Website meldet, dass Fabio Capello gesagt haben soll, dass er für den Job zur Verfügung stünde.

[11h10] Die Journalisten versuchen sich in Schuldzuweisungen, aber weder der Vertreter der Premier League noch Barwick ziehen sich den Schuh an.

Barwick wird dann gefragt, ob er wieder explizit einen englischen Trainer suchen wird. Ehe der zögerliche Barwick endlich antworten kann, ergreift der Aufsichtsratsvorsitzende das Wort und versucht mit Allgemeinplätzen über das Prozedere abzulenken. Barwick sagt anschließend, ddass Nationalität bei der Trainersuche diesmal “wahrscheinlich” keine Rolle spielen wird.

Die Pressekonferenz wird nach 10 Minuten beendet.

[11h06] Barwick beziffert die Kosten wegen der Nichtqualifikation für die EM auf unter 5 Millionen Pfund. SKY hatte vorher die Zahl von 1,5 Millarden Pfund Verlust für die Volkswirtschaft angegeben.

[11h05] Barwick weigert sich auf Details einzugehen, wie die Nachfolger-Suche vor sich gehen wird und ob er aus der desaströsen Suche 2006 gelernt habe.

[11h03] Barwick sagt, dass das FA-Board einstimmig der Auffassung war, dass die Qualifikation ein Must war und McClaren nicht mehr zu halten war.

Journalisten hinterfragen ob die Verpflichtung von McClaren richtig war. Das Board ergreift das Mikro: McClaren war der Mann des gesamten Boards, nicht nur Barwicks Mann.

[11h02] Die Suche nach einem Nachfolger beginnt sofort.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrat beendet sein Statement. Nun ist eine offene Fragerunde.

[11h00] Einstimmig wurde beschlossen den Vertrag mit Steve McClaren und Terry Venables sofort zu beenden.

Brian Barwick wird die Strukturen der Nationalmannschaft untersuchen. Ein Gremium mit Barwick wird den Nachfolger suchen. Es gibt für die Nachfolgefrage keinen Zeitrahmen.

[11h00] Am Tisch sind alle zehn Mitglieder des FA-Boards, die nun einzelnd vom Sprecher vorgestellt werden.

[10h56] Die Krisenberichterstattung in den englischen Medien begann natürlich gestern Sekunden nach Abpfiff. U.a. wurde heute nacht auch dem FA-Chef Brian Barwick vor der eigenen Haustür aufgelauert. Als er mit einem Taxi heimkam, sprang ein reporterteam von SKY aus dem Busch und interviewte ihn. Überraschend wollte er nix sagen…

SKY News setzt heute diverse Reporterteams ein: eines vor dem Hauptquartier der FA, wo gleich die Pressekonferenz losgehen wird, eines vor dem Teamhotel – McClaren wurde nicht gesichtet und ist vermutlich schon in ein Ferienhaus gefahren.

Im SKY News-Studio geben sich die Pundits die Klinke und Telefonhörer in die Hand. Nicht anders auch bei BBC Five Live.

So, jetzt scheint die PK los zu gehen.

[10h40] Die deutschen Medien sind derzeit so ziemlich die einzigen die den Namen “Klinsmann” in den Topf der Nachfolger geworfen haben.

Die Topnamen die genannt werden sind Jose Mourinho – der gesagt hat, dass er keine Nationalmannschaft außer der portugiesischen trainieren möchte.

Martin O’Neill von Aston Villa, der bereits vor anderthalb Jahren in der Verlosung war und als Nordire als halbwegs “englisch” gilt, aber sich angeblich in Aston Villa recht wohl fühlen soll.

Alan Shearer, der gestern in der BBC nach dem Spiel vielen Zuschauern aus dem Herzen sprach, als straight gilt und die Übertragung des deutschen “Klinsmann-Modells” auf England wäre.

You can sometimes get away with one or two not playing to their maximum but I can’t believe how many England players were so very poor. Only Peter Crouch played anything like we know he can, and it’s just left every last supporter devastated.

Something was just drastically missing from England. There was no pace, no urgency and Croatia were so comfortable for most of the match it was incredible.

You can question the system, you can question whether the players are good enough, you can question how much the players missing through injury hurt us. But the fact is England do not deserve to go through on this performance. The players looked scared and it needed someone to grab the game by the scruff of the neck.

[…] But they didn’t, they sat back at 2-2 unbelievably, and the third goal summed up our performance – no-one was within yards of Petric when he scored and it just showed a lack of urgency and commitment from our players.

Bei William Hill die Favoriten auf die Nachfolge:
Jose Mourinho, Martin O’Neill, Luis Scolari, Gus Hiddink, Fabio Capello, Harry Redknapp, Alan Shearer, Stuart Pearce, Sam Allardyce, Marcello Lippi, Alan Curbishley, Steve Coppell, Paul Jewell, Arsene Wenger, Steve Bruce.

Bei Ladbrokes liegt Martin O’Neill vor Mourinho und Scolari.

[10h36] Dritte Facette der Post-Spiel-Berichterstattung ist die Systemkritik. Sehr viele Beobachter haben sich inzwischen auf die Ausländer in der Premier League eingeschossen und fordern eine Quote. Es würden zuviele ausländischen Spieler in den Vereinen spielen, während einheimische Talente wie z.B. Bent oder Wright-Phillips kaum Spielzeit bekämen.

[10h35] Die Spieler wurden nur sehr begrenzt kritisiert. Die Kritik hob Crouch und Beckham positiv hevor, die die einzigen Spieler gewesen wären, die sich für das englische Trikots zerrissen hätten, während die anderen Spieler leblos wirkten.

[10h31] Der Ärger der Öffentlichkeit über die gestrige 2:3-Niederlage gegen Kroatien und damit das Aus für die EM konzentrierte sich vorrangig auf Trainer Steve McClaren. Er wäre von vornherein nach der peinlichen Scolari-Episode nur zweite Wahl gewesen.

Heftig kritisiert: der Umstand das McClaren gestern wärend des Spiels sich permanent unter einem Regenschirm aufgehalten hat, während sein kroatisches Gegenüber Slaven Bilic die ganze Zeit im Regen stand und in der zweiten Halbzeit sogar seine Regenklamotten auszog und im Anzug im strömenden Regen umherlief. “Was für ein Signal hat McClaren mit seinem Regenschirm ausgestrahlt”, fragen die Journalisten mit gen Himmel erhobenen Armen, “Was für ein Signal?”.

Jeglicher Move von McClaren vor dem Spiel wurde hinterher hinterfragt. Der Wechsel auf der Torwartposition, das Abrücken vom gewohnten 4-4-2.

[10h27] Seit dem Abpfiff gestern abend um kurz vor 23h ist Englands Nationaltrainer Steve McClaren in verschiedenen Abstufungen entlassen worden.

Zuerst als Forderung von Fans und Journalisten. Dann in Form einer angeblichen probeabstimmung die es letztes Wochenende vom Aufsichtsrat des englischen Fußballverbandes (FA) gegeben hat (7:3 pro Entlassung wenn nicht qualifiziert). Schließlich in einer schnellen Ansetzung eines Treffens des Aufsichtsrates für heute 8h30 englischer Zeit, offensichtlich um zu überlegen wem man das Flugticket für Südafrika und die am Sonntag stattfindende Auslosung der WM-Quali gibt.

Heute morgen dann das Boulevardblatt SUN mit der Meldung dass McClaren schon gestern abend die Nachricht der Entlassung überbracht wurde und heute morgen das Meeting die Entscheidung nur noch offiziell absegnet. Angeblich wurde das Flugticket von McClaren gen Südafrika bereits gecancelt.

Und seit knapp einer halben Stunde als inoffizielle Information gegenüber dem Nachrichtensender SKY News.

[10h26] Um 10h45 soll es eine Pressekonferenz geben, auf der die Entlassung von Steve McClaren verkündet wird.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Gut, Klinsmann hat gezeigt dass es geht (auch wenn er eher der Motivator war und so einiges an dem Erfolg Loew zuzuschreiben ist), aber Shearer? Wuesste nicht dass der so furchtbar viel Managementerfahrung hat.

    MON habe ich irgendwie meine Zweifel dran. Soweit ich mich entsinnen kann ging dem schon bei Celtic die Medienverfolgung auf die Nerven, ob der Lust hat sich dem wieder auszusetzen? Da hat er doch bei Villa einen vergleichsweise ruhigen Job und kann machen was er will.

  3. […] *grins* Es wird von einem volkswirtschaftlichen Schaden von 1,5 Milliarden Pfund gefaselt. Steve McClaren ist mittlerweile entlassen. var tabPane1 = new WebFXTabPane( document.getElementById( “tab-pane-1” ) […]

  4. […] Verfasst von Felix am Mittwoch,21 November, 2007 [12h30] Es ist dann doch so gekommen, wie alle es vermutet und auch schon berichtet haben. Steve McLaren ist als Nationaltrainer Englands nach der gescheiterten EM-Qualifikation entlassen worden. Die heute Morgen einberufene außerordentliche Sitzung der FA hat einstimmig beschlossen, dass man nicht länger an McClaren und seinem Co-Trainer Terry Venebals festhalten könne. Ein Nachfolger ist noch nicht gefunden worden, wenngleich, so Gerüchte, Fabio Capello für den Job zur Verfügung stehen würde. Auf der PK der FA wurde unter anderem auch beschlossen, dass es eine gründliche Untersuchung der Strukturen des englischen Fußballs geben soll. Konkret wurde dies aber nicht mit Inhalt gefüllt. Ob das jetzt Quoten für ausländische Spieler sind, darf wild spekuliert werden. Bei Allesausserport wurde die PK zum Nachlesen live mitgebloggt  […]

  5. Ich glaube, dass die Engländer niemals einem DEUTSCHEN das wichtigste Amt im Fußballland gäben…

    Mourinho hatte ich aufgrund seines Unterhaltungswerts (und eines Interviews im Guardian kurz nach dem Rausschmiss: “gehe nach D oder Spanien”) eigentlich mehr für die Bundesliga im Auge… ;=)

  6. Außer Klinsmann sicherlich keinen Deutschen, aber bei ihm könnte ich mir das gut vorstellen, immerhin hat er mit Deutschland gezeigt, dass er es kann. Und in England sind sie ihm nicht abgeneigt.

    Ich tippe auf Klinsi – dem würde das gefallen. Ein Jahr Vorbereitung – 2 Jahre Quali und dann die WM. Also schön 3 Jahre recht bequem was verändern können…

  7. recht bequem was verändern können

    Bei der FA? In England? Bequem? Was veraendern koennen?

    Get real….

  8. Möglicherweise sieht man jetzt in England, dass es so nicht weitergehen kann und das ein totaler Neuanfang und Strukturwandel vollzogen bzw erst einmal eingeleitet werden muss mit einem neuen fortschrittlichen Trainer, der nicht in alten Strukturen denkt (Zitat MCClaren bei Amtsantritt:”(…) wir müssen wieder Englischer Spielen(…)”).
    Ist mir auch egal wer das macht, nach reiflicher Überlegung denke ich nicht einmal dass Mourinho der richtige Mann wäre um diesen Wandel umzusetzen, dazu ist sein System zu simpel und, wie es Netzer sudrücken würde, ‘unkultiviert’.
    Man wird sehen.
    Jedes Ende ist auch eine Chance.

  9. Peter Neururer stünde doch zur Verfügung. Dass wäre eine wunderbare Heimtücke, die der deutsche Fußball den Engländern angedeihen lassen könnte. Vielleicht lässt sich auch noch ein Rudi V. für Managementaufgaben gewinnen. Ein Traumpaar: moustache-attack!

  10. Ein gewisser Lothar M. hat bereits in einer spontan einberufenen PK mitgeteilt, dass er sich bei einem möglichen Angebot sehr geehrt fühlen würde, aber leider nicht zur Verfügung stehen wird, da er, der Weltfußballer von 1990 und 1991, unbedingt seinen Experten-Vertrag bei Premiere erfüllen möchte. :-)

  11. Wie wäre es mit Erich Ribbeck? Er hat Erfahrung mit Nationalmannschaften in schweren Zeiten und bereits einen englischen Adelstitel…..

  12. Jetzt ist es ja leider schon zu spät, aber vor dem Spiel gegen Kroatien hätte man einen gewissen Feuerwehrmann engagieren können, von dem es heißt, dass er sogar die Titanic hätte retten können.

    Aber dieser arbeitet ja z.Zt. auch bei Deutschlands Premiumsender.

  13. Klaus Toppmöller würde es sicherlich auch umsonst machen, wenn man ihn nur fragen würde. Immerhin handelt es sich hier um ein Traditionsland.

  14. Da es den Anschein hat, dass das englische Team ein leichtes Disziplin-Problem hat, kann es eigentlich nur eine Lösung geben:

    Rolf Schafstall

  15. schwer zu sagen, ob man den Erfolg, den Klinsmann beim Niederreissen der DFB-Strukturen ( sicher nicht weniger schlimm als die in der FA ) hatte, so einfach auf die Insel übertragen kann. Aber die Engländer schätzen Klinsi sehr, wie ich mich erinnere.
    Trotzdem denke ich nicht, dass sie gerade einem Deutschen den Job als englischen Nationaltrainer geben würden. So weit geht die Liebe dann doch nicht.

    Mourinho ist vielleicht der Wunschkandidat der Boulevardpresse, aber für große Revolutionen im Veband wäre er m.A. nach trotzdem der falsche, mal abgesehen davon, dass ers wohl nicht machen will.

    Und Leute, die sich ins Gespräch bringen, bevor man sie überhaupt gefragt hat, kriegen den Job sowieso nicht. Ok, von toppi mal abgesehen….^^

  16. Stichwort Geoffrey Thompson, für mich die Wurzel allen konservativen Übels, seine Personalpolitik ist katastrophal.
    Nach so vielen Böcken wird er zurecht in Englands Blättern in Frage gestellt.

  17. What about Rafa Benitez? Der holt ein paar Spanier mit ins Boot und so unähnlich sind sich CL und EM/WM ja auch nicht Und kultivierter spielen würde England dann auch ;-)

  18. Football’s staying home, Football’s staying home, Football’s staying home, Football’s staying home. England bleibt daheim. Echt geil, eine EM ohne die inselaffen.

  19. welch qualifizierter beitrag von dem eisernen nick…

    das mit benitez hatte ich komplett übersehen, vielleicht spielt er in der tat eine rolle. mal abgesehen von dem seltsamen gehabe der fa kommt s natürlich auch auf ihn an. aber diese personalie würde englan sicher nicht schlecht tun.

  20. Ich dachte Benitez wuerde zu Bayern gehen? ;-)

  21. Unabhängig von der Klärung der Personalie, wer der nächste englische Teamchef sein wird, spielt sich bei den noblen Insulanern doch wieder jenes Szenario ab, das den geneigten Beobachtern aus ähnlich gearteten Situationen bekannt sein dürfte: Namen statt Konzepte. Die aktuelle englische Fußball-Depression ist doch eigentlich nur der Ausdruck für die jahrelange, latente Desorientierung ihrer Nationalmannschaft und deren Ignoranz gegenüber den Erfolgen der Klubs sowie der Kreativität der überwiegend nicht-englischen Manager.
    Interessanterweise führen wir in Deutschland die Diskussion unter umgekehrten Vorzeichen. Die im europäischen Vergleich mediokeren Vorstellungen der hiesigen Vereine werden eher stillschweigend zur Kenntnis genommen, und wenn ein sachlich berechtigter Einwand kommt, steht das Rudel der sportlichen Insolvenzverwalter geschlossen zusammen. Ignoranz tritt anscheinend immer dort auf, wo eklatante Missstände beklagt und Reformen benötigt werden.

  22. Lippi hat sich in der “Gazzetta dello Sport” ins Gespräch gebracht, glaubt aber selbst nicht an ein Angebot aus England.

  23. Beckenbauer spricht sich für eine einstellung Klinsmanns aus, und
    wenn ich einmal die Situation Deutschlands nach Anno 04 mit der Englands jetzt vergleiche, sehe ich verblüffende Parallelen.
    Also, warum sollte Klinsmann nicht ähnliches auf der Insel leisten können,
    Mourinho oder Lippi traue ich das nicht zu, und Capello, der in dersun ebenfalls gehandelt wird, schon gar nicht.
    Möglicherweise wäre das der richtige Schritt, wie Beckenbauer richtig sagt, wäre das der ideale Job für ihn.

  24. Beckenbauer hat ja auch wirklich eine vollkommene Einsicht in die Strukturen und Probleme der FA. Und ein ueberragendes Verstaendnis fuer die Ansichten der Fans und der Clubs. Ja, doch, echt jetzt. Da bin ich vollkommen von ueberzeugt.

    (wer Ironie findet darf sie behalten)

  25. Wie ist denn eigentlich die Stimmung in England bzgl. Klinsmann?
    Positiv oder negativ? Wird er denn jetzt als ernsthafter Kandidat gehandelt? Oder sind das nur die deutschen Medien?

  26. Mein Eindruck ist “gemischt”:

    Er hat natuerlich einen ausgezeichneten Ruf, hauptsaechlich fuer das was er mit der Nationalmannschaft erreicht hat (wobei da meines Erachtens Loew’s Rolle unterschaetzt wird, aber das ist ein anderes Thema). Als Spieler ist er zumindest den aelteren aus sein Tottenham Zeit noch bekannt, sowohl positiv als auch negativ (Schwalbenkoenig…). Da es praktisch keinen vernuenftigen Englischen Manager gibt wird er durchaus auch mal vorgeschlagen. Von daher kann man ihn durchaus als ernsthaften Kandidaten sehen.

    Andererseits habe ich ganz starke Zweifel dass das klappen koennte und auch viele andere haben die Zweifel. Hier ist Tradition und “Spirit” und all der Kram drumherum extrem wichtig. Ein Auslaender wird von Fans und Presse nie vollkommen anerkannt werden, da fehlt einfach der “Stallgeruch”. Egal wie erfolgreich er ist. Soweit mir bekannt ist wuerde Klinsmann nicht im Traum daran denken von Kalifornien nach London zu ziehen, er ist ja auch nicht nach Deutschland gezogen. So eine Arbeitsweise/Situation halte ich hier fuer vollkommen undenkbar/unakzeptabel.

    Mal ganz davon abgesehen vom Erzfeind trainiert zu werden, das wird ein Grossteil der Presse und ein Grossteil der Fans nie akzeptieren. Die Schmach waere einfach zu gross.

  27. Danke für die ausführliche Antwort.
    Klinsmann gab im Interview mit sport1 an, “nur unter ähnlichen Bedingungen, wie beim DFB” in England als Nationalcoach arbeiten zu wollen.Heißt also: Klinsmann würde gerne in Kalifornien wohnen bleiben.
    Es sieht also nicht wirklich gut für eine Zusammenarbeit aus. Bin mal gespannt, wen die Engländer aus dem Hut zaubern, da ja schon viele abgesagt haben.

  28. Vielleicht sollte sich die FA lieber um die Einbürgerung eines halbwegs zuverlässigen Torwächters bemühen?

  29. Hat denn LA Galaxy schon einen neuen Coach? Ach ja, Gullit – richtig. Also selbst da (vor der Haustür) wollte Klinsi nicht, wenn er gefragt wurde. Wovon ich mal ausgehe, und die FA wird sich diese Schmach niemals geben. Dann eher Shearer als “Modell” Klinsmann.

    Gibt es nicht auch noch einen Spieler Trainer in einer der unteren Championships in England, der mal erfolgreicher “Three Lion” war? Spitzname Gazza, anyone?

  30. mich wundert ja auch immer, wo wir schon beim thema sind, daß die englischen clubs zwar durchaus gerne mal bundesligaspieler kaufen (berbatov, voronin usw.), aber fast nie torhüter. dabei müßte doch bedarf genug sein, wenn man sich anguckt, daß robinson bei tottenham im tor steht. und auch james und carson dürften immer noch schwächer sein als mindestens zehn, zwölf der torhüter in der bundesliga. warum spielt enke immer noch bei hannover? als lehmann-nachfolger wäre der doch ideal. van der sar macht auch nicht mehr lange bei manu.

  31. wenn schon gazza genannt wird – warum nicht roy keane?

  32. Ob Beckenbauer jetzt Einsicht in die Strukturen der FA hqat, ist mir völlig gleich,
    das ist auch gar nicht der Punkt, denn der Punkt ist, dass er Recht.
    Er trifft den Nagel zwar selten aber aber diesmal auf den Kopf.
    Ironie ist hier völlig unangebracht.
    Entschuldigt, aber zu diesem Thema wollte ich final nochmal äußern.

  33. Linksaussen,

    Du hast Wessels bei Everton vergessen. Der allerdings wohl solange Howard fit ist nicht spielen wird. Denn mal davon abgesehen, die Premier League strotzt nur so von Nationaltorhuetern aus allen moeglichen Laendern (Holland, Schottland, Irland, Nordirland, USA, Deutschland, Wales, Tschechische Republik usw usf). Gibt ja fast keine Englischen Torhueter in der Premier League.

    Und Roy Keane wird sich als Ire nicht unbedingt um den Job als Englischer Nationaltrainer reissen. Ich vermute langfristig wird er irgendwann Irland trainieren, aber England kann ich mir weniger vorstellen.

  34. Schon gut Killian. Warst Du auf einer 99 Cent-Party? Schlaf erst mal aus und schreib dann Morgen nochmal.

  35. ach, ire. stimmt ja. ups.

  36. OK, ich sehe ein, dass ich hier keine normalen Antworten mehr erhalte,
    Völlig unangemessene Reaktion auf meinen Kommentar.
    Eigentlich schade, da ich dieses Forum schon für überdurchschnittlich halte, hinsichtlich des Niveaus.Ich will hier auch gar nicht den reizpunkt spielen, es lag vielmehr in meinem Interesse, meine Meinung zu der Situation in England zu äußern.

  37. Kilian, Deiner Annahme, dass sich die aktuelle Situation des englischen Fußballs mit jener bundesdeutschen (Un-) Wirklichkeit vor drei Jahren vergleichen ließe, würde ich widersprechen. Manchmal denke ich, dass die kickenden Insulaner immer noch einer viktorianischen Attitüde verhaftet sind, die ihnen qua ihres Namens und nicht ob einer attraktiven Spielweise, die entsprechende Reputation verschafft. Den englischen Fußballern, und mehr noch den Zuschauern, wird doch in den Spielen ihrer Nationalelf mehr Vergangenheit als Zukunft suggeriert. Nimmt man dazu noch die Erfolge der Vereinsteams, ergibt sich für mich das Bild einer fußballerischen Achterbahnfahrt. Wie wenig die Engländer augenblicklich perspektivisch zu denken bereit sind, belegen einige Aussagen, die von dort kommen. Beispielsweise beklagen Vertreter der Presse, dass nun weniger gute Mannschaften, wie Rumänien, an Stelle des englischen Teams die EM 08 bestreiten werden. Mir scheint es auch momentan so, dass die Engländer eher eine Persönlichkeit und weniger ein Konzept suchen. Und auffällig schien mir auch in den Darstellungen der Presse der Terminus des Anführers zu sein, die speziell die Yellow-Press so arg zu vermissen scheint.
    In den dunklen Jahren des deutschen Fußballs gab es dagegen schon Erkenntnisse, die darauf hindeuteten, konzeptionelle und personelle Änderungen zu erwägen. Dass dies dann zu einer Personalie Jürgen Klinsmann führte, ist für mich ein unbestrittener Glücksfall für den deutschen Fußball. Aber dieses Ergebnis war nicht zuletzt ein Resultat einer fordernden Presse. Hier tat sich beispielsweise die Süddeutsche Zeitung sehr hervor. Und was möglicherweise noch wichtiger ist: diesem ersten Ansatz folgten nachhaltige Maßnahmen. Eine gerade getroffene Entscheidung, die Trainerausbildung zu reformieren, ist meiner Meinung nach die allerwichtigste. Vielleicht führt dieser Aspekt ja auch dazu, dass sich die Vereine auf einer mittel- bis langfristigen Perspektive wieder erfolgreicher auf dem europäischen Fußballparkett präsentieren werden.
    Kurzum: Den Engländer, in der aktuellen Verfassung ihrer Fußballnationalmannschaft, scheint es an jener Reflexion und Inspiration zu mangeln, dem der DFB (aufgrund von Umständen, die er nicht selbst zu verantworten hat) mit der Personalie Klinsmann begegnete und peu à peu konzeptionell weiterentwickelte.

  38. Zu beklagen, dass Rumänien an Englands Stelle bei der EM mitspielen darf ist ein Hohn und man verschließt die Augen vor der Wirklichkeit.
    Rumänien und england haben beide kürzlich gegen Deutschland gespielt. Beide haben verloren. Aber ich habe eine Mannschaft gesehen dir guten schnellen technisch hervoragenden Fußball spielte und eine die nur kämpferischen Glanzpunkte setzen konnte( und das auch nur Phasenweise). So sieht die wirklichkeit aus in England.
    Und bei den Erfolgen der Vereinsmannschaften wird vergessen, dass sie dem großen Geldsack entsprungen sind. Englische Vereine sind wie marodierende Horden über Europa hergefallen und haben alles gekauft was gut und teuer ist(inclusive Trainer).
    Dummerweise lässt sich diese Vorgehensweise nicht auf das Nationalteam übertragen.
    Es gibt einige gute englische Spieler und einige(wenige) gute Talente. Wenn man es schafft daraus eine Mannschaft zu formen kann man sich über Wasser halten bis jetzt einzuleitende Maßnahmen zur Förderung des Nachwuchses greifen.(Hat in Deutschland nach der EM 2000 auch funktioniert und heute haben wir eine ganze Menge an Spielern mit Perspektive).
    Aber mir scheint der Wille in England zu fehlen einen Neuanfang zu starten. Das sieht nach der weiterwurschteln Taktik aus, die den deutschen Fußball in der Vogst Ära geprägt hat.

  39. Nachtrag. Was mir bis dato noch nicht so bekannt war, ist der Umstand, dass sich die englischen Klubs vermehrt um junge Torwarttalente aus den Nachwuchsriegen der Bundesligavereine bemühen. Ein interessantes Gespräch dazu, mit einem der Aspiranten, gibt es dazu auf der Seite http://www.goalkeeping.com/Niclas-Heimann.614.0.html
    Und wer mag, kann sich auch eine interessante Studie der Universität Erlangen-Nürnberg zu Gemüte führen. Unter dem Titel “Let’s blitz Fritz” wird die Befindlichkeit der englischen Medien gegenüber Deutschland analysiert
    http://www.goalkeeping.com/engl-Presse.162.0.html

  40. Breaking News: McClaren hatte gar keine Schuld am Scheitern, die Videospiele sind Schuld! So ist naemlich. Aehm, ja.

  41. Wenn Klinsmann sagt, daß er nur unter ähnlichen Bedingungen wie für den DFB für die FA arbeiten würde, sähe ich weniger einen Knackpunkt bei seinem Wohnort (Hey, dafür trägt Klinsi garantiert keinen Regenschirm), als bei seinem Wunsch, alleine und umfassend die Kompetenz in sportlichen Fragen zu haben. Und die Macht, echte Reformen anzustoßen.

    Ich fürchte, das könnte derzeit nichtmal ein englischer Trainer bei der FA. Aber da sind andere sicher näher dran als ich.