Mediales, das aus den letzten Tagen übrig blieb

Es ist nun schon zwei Tage her, trotzdem sei darauf hingewiesen, das Don Dahlmann im Racingblog den aktuellen Wissenstand in Sachen NASCAR-TV-Rechte in Deutschland zusammengefasst und mit einigen Insider-Informationen ergänzt hat. Kurzfassung einer längeren Geschichte: PREMIERE hat im Januar seine Strategie gewechselt und wollte aus Kostengründen keine NASCAR-Übertragungen mehr zeigen. Um kein Sonderkündigungsrecht für die mit falschen Aussagen geköderten Abonnenten zu liefern, wird es als Feigenblatt einstündige Zusammenfassungen geben. Diese Zusammenfassungen hat die NASCAR wiederum nur rausgerückt, wenn PREMIERE zumindest die Daytona 500 live überträgt, womit die NASCAR wiederum seine Sponsoren in Europa still halten kann (vertraglich zugesicherte Live-Übertragungen).

Die PREMIERE-Geschichte bleibt weiterhin übel. Ich möchte weiterhin besonders herausstreichen, dass PREMIERE anscheinend in den letzten Monaten mit TV-Rechten um Abonnenten geworben hat, die es nicht besaß.

PREMIERE sollte nicht auf das Kurzzeitgedächnis der Fans spekulieren.

Oh, BTW: nicht nur das NASCAR beschnitten wurde, der Umfang des internationalen Ligafußballs um 20% unter den angekündigten Übertragungen bleibt und die Serie A nicht eingekauft wurde… wie ein Leser in den Kommentaren mitteilte, sind auch die “Fußballgötter” von Guido Schröter aus dem Programm gekickt worden. Kein Geld, noch nicht einmal für Peanuts.

Die Ligue 1-Rechte: Brutaler als ich dachte

Letzten Donnerstag schrieb ich über die Vergabe der Ligue 1-TV-Rechte in Frankreich für 668 Millionen Euro an den Pay-TV-Sender Canal+ und an den Mobilfunk- und Internetprovider Orange.

Canal+ hat zudem erworben: [… ein Rechtepaket mit dem] Ligamagazin am Sonntag. Letzteres ist übel für das Öffentlich-Rechtliche France 2, dass erst zu Beginn dieser Saison TF1 die Rechte für viel, viel Geld abgeluchst hat und mit einer aufwändig produzierten Sendung Sonntag mittag quotentechnisch weit unterhalb der Erwartungen bleibt. […] Ein Vorteil hat TF1: das mittägliche unverschlüsselte Programmfenster von Canal+ beginnt erst gegen 12h30, so dass der 11h-Termin von Téléfoot nicht angegriffen wird. Das Rechtepaket für das Free-TV-Fußball-Magazin am Sonntagmittag soll für 30 Mio EUR weggegangen sein.

Ich ging ganz natürlich davon aus, dass die erworbenen Rechte für das Magazin am Sonntagmittag wie in den letzten 31 Jahren auch, im Free-TV zu sehen sein werden. Canal+ hätte die Mittel dazu (unverschlüsseltes Fenster).

Falsch gedacht.

Was da am Mittwoch abend wirklich vergeben worden ist, ist den französischen Medien erst am Freitag aufgegangen. In den Donnerstagsausgaben fand sich noch kein Wort:

Die Ligue 1 wandert komplett ins Pay-TV ab. Mit Live-Übertragungen und sämtlichen Zusammenfassungen.. Es wird nach 31 Jahren kein Free-TV-Magazin mehr geben. Das einzige was es geben könnte, wäre eine Berichterstattung auf Basis des Kurzberichterstattungsrechts, welches 90 Sekunden pro Spiel oder Spieltag (hier sind sich die Journalisten nicht einig) erlaubt.

Die französische Ligue 1 nimmt sich komplett aus dem Free-TV raus. Man darf gespannt sein, wie sich das mittelfristig auf die Zuschauerzahlen in den größtenteils unattraktiven Stadien auswirkt und wie auch den Nachwuchs. Aber bei den Diskussionen darf man eines nicht vergessen: knapp ein Drittel aller Haushalte sind bereits Canal+-Abonnenten (10,5 Mio Abonnenten)

Weiterte Details zur TV-Rechtevergabe liefert die L’Équipe in ihrer Druckausgabe:
– Die Vergabe wurde vor zwei Wochen auf Eis gelegt, nachdem die Bieter zuwenig Geld geboten haben. Allen voran Canal+ soll in der ersten Verhandlunsgrunde nur 250 Millionen Euro geboten haben und lag damit sogar unterhalb des Gebotes von Orange das noch bei 300 Mio lag. Zum Vergleich: aktuell zahlt Canal+ 600 Mio EUR pro Jahr und hat in der zweiten Verhandlungsrunde zwischenzeitlich von 250 auf 460 Mio EUR erhöht.

– France 2 hatte vor der Saison für das TV-Recht für das Free-TV-Magazin am Sonntag 25 Millionen Euro gezahlt, soll aber in der aktuellen Verhandlungsrunde nur noch 12,5 Mio EUR geboten haben – Konsequenz der miserablen Quoten. Canal+ soll nun 35 Mio EUR (Zahl von Équipe) für das Magazin hingeblättert haben.

– Die Liga bekommt ab Sommer 2008 bis Sommer 2012 668 Mio EUR an Rechte-Einnahmen. 33,4 Millionen (5%) wandern per Gesetz in den Amateursport. 15 Mio wandern an den französischen Fußballverband FFF. 25-30 Millionen an den französischen Ligaverband LFP. 90 Millionen Euro gehen an die Zweite Liga. Damit verbleiben knapp 500 Millionen für die Ligue 1-Klubs. 50% werden zu gleichen Teilen an die Klubs vergeben. 30% anhand einer 5-Jahres-Rangliste. 20% anhand der TV-Präsenz der einzelnen Klubs in den TV-Übertragungen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. @d-o-g-f-o-o-d
    Wieviele Live Spiele schaust du dir pro Saison aus der Ligue 1 an?

  3. Kommt drauf an wann sie laufen und welches Gegenprogramm es gibt. Diese Saison habe ich am Samstag und Sonntag insgesamt 4-5 Spiele gesehen. Dazu kommt dass ich desöfteren die L’Équipe rumfliegen habe.

  4. Hehe, soviel kann man da ja ehe nicht mehr sehen. Am Wochenende hat Premiere mal wieder alle Ligue 1 – Übertragungen aus dem Programm genommen und unterschlägt somit Spiele wie Lyon – Le Mans, Monaco gegen Bordeaux oder Marseille gegen Paris. Aus Portugal und Holland kommt gar nichts, bleiben drei Spiele aus der PD. Früher war es mal so, dass man am Wochenende vor CL und UEFA-Cup auch mal die Gegner dt. Mannschaften gezeigt hat. Aber das war mal.

  5. Wenn ich mal spekulieren darf:
    Uwe wollte andeuten, daß die französische Liga ja wohl sowieso vollkommen frei von Belang sei (und sich evtl. darüber beschweren, daß er diesen langen Eintrag lesen musste).
    Da er hier noch nicht so extrem lange mitliest(?) konnte er natürlich nicht ahnen, daß “der Author” ein persönliches Verhältnis zu Frankreich und mithin auch zum französischem Fussball besitzt.
    Und jetzt muss er sich über die unerwartete Antwort wundern.
    Ist aber vielleicht sowieso besser, diesen besonderen Umstand zu dieser Auskunft hinzu zu erwähnen. Bevor noch bspw. ein Risikoeinschätzer von dogfoods Krankenkasse hier zufällig liest, daß dieser normal fünf Spiele der Ligue 1 pro Wochenende live sieht. Dem fällt ja das Klemmbrett aus der Hand.

    [Danksagungen für notwendige Aufklärung an mich, Beschwerden über unnötige Unverschämtheit bitte an meine Kristallkugel.]