NFL, #1: NY Giants – Washington Redskins

Der amtierende Meister NY Giants präsentierte sich zuhause zumindest ein Viertel lang als würdiger Champion. Aufgeheizt durch eine Ansprache von Michael Strahan im Rahmen der kleinen Super Bowl-Präsentation vor dem Spiel, spielten die Giants das perfekte Viertel.

Das meisterliche erste Viertel

QB Eli Manning spielte auf wie ein alter Routinier den nichts mehr schrecken kann. Voller Selbstvertrauen bewegte er sich souverän in der Pocket umher, wurde die Bälle immer wieder zum perfekten Zeitpunkt los und lupfte die Bälle großartig in die Hände der Receiver rein. So eine Ausstrahlung habe ich vom kleinen Manning bislang nur 1-2 mal in der NFL gesehen.

Eine starke Offense Line gab ihm allen Schutz und blockte den Weg für RB Jacobs frei. Dazu kam, dass die Redskins-Defense durch einige tiefe Pässe auf WR Burress verschreckt wurde, als deutlich wurde, dass das Backfield, teilweise durch Verletzungen bedingt, nicht die Qualität hatte, um die Receiver in Manndeckung auszuschalten. Folgerichtig kam der Pass Rush schnell nur noch durch die OL und mit den vier Mann hatte die Giants-OL keine Probleme mehr.

Wenn Washington im Ballbesitz waren, sah das für die Redskins auch nicht besser aus. Von einem geschwächten Giants-Pass Rush nichts zu sehen. Nach dem Karriereende von Michael Strahan und der Verletzung von Osi Umenyiora sah die neuformierte DL so aus:
#97 Kiwanuka – #98 Robbins – #96 Cofield – #91 Tuck

Tuck spielte bereits in den letzten Jahren immer Defensive End wenn Umenyiora in die Linebacker einrückte. Nach der Verletzung von Umenyiora war sehr schnell der Masterplan, den LB Kiwanuka nach vorne in die DL zu ziehen. Kiwanuka soll von Hause aus diverse Eigenschaften eines Defensive Ends mitgebracht haben.

Der Pass Rush der Giants war Gift für die Redskins, die spektakulär überfordert wirkten. Die Pocket um QB Jason Campbell herum, kollabierte binnen Sekundenbruchteilen. QB Campbell, eh noch wie ein Rookie wirkend, rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn in der Pocket um her und warf die Bälle sonst wo hin. Die Redskins-Offense war in der ersten Hälfte nicht mehr als einige Läufe über RB Portis. Das Ergebnis zur Halbzeit: 16:7-Führung für die Giants, 241yds zu 51yds für die Giants. QB Campbell 2 von 6 für 25yds.

Der eigentlich Knick im Spiel passierte nach dem ersten Viertel. Die Giants dominierten das erste Viertel so massiv, dass sie danach die Zügel schleifen ließen und ihr Spiel an Intensität nachließ. Sie versäumten es den Sack zuzumachen. Die Patriots aus der letzten Saison hätten noch ein Viertel durchgespielt und zirka 40 weitere Punkte auf das Scoreboard gemacht.

Redskins kommen mit blauen Auge davon …

Das zweite Viertel war aus Sicht der Redskins eine Konsolidierung. Die Giants ließen locker und ein 50yds-Kick Off-Return kurz vor der Two Minute-Warning bis an New Yorks 45yd-Line gab den Redskins die beste Startposition des Tages. Drei Läufe von Portis und zwei Pässe von Campbell später gab es den Touchdown (12yds-Pass auf WR Moss) zum 7:16.

Der Faden war aber bei den Giants endgültig gerissen. Sie fanden auch in der zweiten Halbzeit nicht wieder zum Spiel des ersten Viertels zurück und je bewusster sie sich dessen wurden, desto negativer spielten sie. QB Manning wurde nervöser, die Pässe sahen schwächer aus, sein Verhalten in der Pocket wurde unsouveräner. Die Giants konzentrierten sich immer mehr darauf mit Läufen Zeit auf der Uhr zu verbrennen. In den letzten zehn Spielminuten warf Manning nur noch zwei Pässe.

… aber nicht zurück

Es war vorallem einer harmlosen Redskins-Offense zu verdanken, dass das Spiel nicht völlig kippte. In der zweiten Hälfte kamen die Redskins nur in zwei Drives überhaupt in die Giants-Hälfte. Beste Feldposition war die Giants 32yd-Line bei auslaufender Spielzeit.

Die NY Giants gewannen 16:7 gegen die Redskins.

Die Redskins sind mit einem umgekrempelten Trainerstab in die Saison gegangen: Jim Zorn als neuer Headcoach, Sherman Smith als Offense Coordinator-Novize und Greg Blanche als beförderter Defensive Coordinator. Jim Zorn will mit Sherman Smith die West Coast-Offense bei den Redskins einführen.

Das erste Spiel dürfte die Befürchtungen bestätigt haben, dass QB Campbell kein Spieler für die West Coast-Offense ist. Man muss die Defense lesen, man muss relativ zügig die Bälle werfen, man muss den Receivern vertrauen, dass sie zu den Positionen laufen, wo sie erwartet werden. Und man darf sich nicht durch den Pass Rush irritieren lassen. Egal wie die Pocket um einen herum kollabiert, da der Fokus auf dem schnellen Pass-Spiel liegt, muss man sich sehr flüssig, aber mit kleinen Bewegungen in der Pocket umherbewegen, statt wie ein Huhn vom rechten Tackle zum linken Tackle und wieder zurück zu sprinten.

Wenn Campbell in dem ersten Viertel etwas gezeigt hat, dann eine schnell einsetzende Kopflosigkeit. Erst im Two-Minute-Drill zur Halbzeit zeigte er mit einem konsistenten Spielplan einen gewissen Rythmus. Aber das Handling der Play Clock, die Langsamkeit mit der er das Team in die Startformation stellt, das alles deutet an, dass Campbell die nächste Qualitätsstufe als QB in Washington nicht erreichen wird. Campbell stagniert und das auf nicht besonders hohen Niveau.

Im Hinterkopf müssen sich die Redskins jetzt schon mit der Frage beschäftigen, wer das Team in 1-2 Jahren führen soll. QB Colt Brennan ist als Run’n’Shooter in Hawaii auch eher ein komplementäres Offensesystem gewöhnt gewesen.

Die Giants zeigten sich in einer Form mit der sie das Potential zum Divisionssieg haben. Sofern es Headcoach Tom Coughlin das gestern gezeigte Maß an Selbstzufriedenheit aus dem Team eliminiert. Dem vorgestrigen Spiel nach zu urteilen, haben die Redskins nichts mehr mit den Playoffs zu tun.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Kiwanuka hat meines Wissens im college End gespielt und wurde erst von den Giants zum Linebacker umgeschult.

    Das Clock Managment(wurde sogar von madden erwähnt) im 4ten viertel durch die Redskins war desaströs.
    Mit ca 6 min auf der Uhr und 9 Punkten Rückstand kam man tief in der eigenen hälfte in Ballbesitz.
    Doch statt sich zu sputen bildete die Skins offense nach jedem Spielzug erstmal gemütlich einen Sitzkreis um die Probleme auszudiskutieren.
    Die Folge war das man nach einem Punt den Ball erst wiederbekam als es eigentlich schon unmöglich war noch zweimal zu punkten.
    Und selbst beim Spiken des Balles vergeudete man 5 sek.
    Wenn Zorn so weiter macht wird es keine zweite saison unter seiner Führung geben und das Thema West Coast Offense könnte sich auf diesem Wege erledigen.
    Mr Snyder dürfte angesichts des meisterhaften Gameplans der Giants Defense sowieso gefragt haben, warum er nicht Spagnolo als Headcoach verpflichtet hat.

  3. Ich weiß sowieso nicht warum Zorn verpflichtet worden ist. Gibbs, Saunders und Williams waren schon weg. Warum hat man Zorn überhaupt erst als OffCoord. angeheuert? Offensichtlich ist Zorn noch nicht einmal Plan B oder C gewesen.

  4. In einer der ESPN-Brüllshows gestern abend wurde Zorn mit den Worten zitiert, der QB hätte ohne 2-Minute-Drill-Plan gespielt, weil in der Pre-Season zu wenig Zeit war, so etwas zu lernen. So eine Aussage lässt noch mehr Befürchtungen aufkommen als das Spiel an und für sich.