PREMIERE macht mit Märchenstunde Schluß (Update)

[Update Fr 11h50: Am Ende den Blogeintrag um eine Einschätzung des Conference-Calls ergänzt]

(Danke an Forlan für den Hinweis auf die Pressemitteilung in den Kommentaren)

PREMIERE-Sprecher Torsten Fricke vor einem Monat über einen SPIEGEL-Artikel der über knapp eine Million Karteilleichen im Abostamm von PREMIERE spekuliert:

Natürlich sind unsere Zahlen korrekt. Und der ‘Spiegel’ zitiert auch korrekt unseren Finanzvorstand mit der Aussage, dass jedes Abo bezahlt wird. Also von wegen Märchenstunde”, teilte Premiere-Sprecher Torsten Fricke der SAT+KABEL in einer eMail am Sonntagabend mit.

Torsten Fricke zeichnet heute abend für eine Pressemitteilung verantwortlich, der folgendes zu entnehmen ist:

940 Tausend Abonnenten, die nach der alten Klassifizierung enthalten waren, wurden herausgerechnet. 606 Tausend davon wurden nicht mehr berücksichtigt, da diese nur aus Verträgen mit Geschäftspartnern resultieren und bisher nicht zu Abonnement-Aktivierungen geführt haben. Weitere 334 Tausend Abonnenten, die noch über eine Premiere Smartcard verfügen, wurden nicht mehr berücksichtigt, weil ihr Abonnement beendet ist und sie derzeit keine Zahlungen leisten.

Der neue CEO von PREMIERE Mark Williams macht Tabula Rasa und stellt die Zahlen und Bilanzen auf neue Füße. Was dabei herausgekommen ist, ist ein Debakel für sämtliche Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder der letzten Jahre, vermutlich bis tief in die Kofler-Zeiten zurück. Debakel ist dabei noch untertrieben. Mark Williams ist vermutlich dabei, das einzig richtige zu tun: alle schmerzhaften Meldungen konzentriert in kurzer Zeit abgeben und mit einer Stunde Null anfangen.

Ich kenne mich in Sachen Bilanz- und Börsenrecht nicht aus und weiß daher nicht ob rechtliche Konsequenzen für das börsennotierte Aktienunternehmen drohen, aber die bislang veröffentlichten Abonnentenzahlen haben schlichtweg nichts mit dem gesunden Menschenverstand zu tun.

Ein Blick in das gruselige Dokument namens Pressemitteilung:

Die Premiere AG veröffentlicht heute eine Prognose, wonach der EBITDA-Verlust für das Gesamtjahr 2008 EUR 40 Millionen bis EUR 70 Millionen beträgt. Dieses erwartete Ergebnis berücksichtigt nicht mögliche positive Einmaleffekte aus dem weiteren Verkauf von Free-TV-Übertragungsrechten an der Fußball-Weltmeisterschaft 2010.

Nochmal: PREMIERE hatte 2007 ein EBITDA von 83 Mio EUR (schwarze Zahlen) und in den ersten beiden Quartalen ein EBITDA von 2,8 bzw 14,0 Mio EUR. Jeweils schwarze Zahlen.

Jetzt rechnet prognostiziert man für dieses Jahr ein EBITDA von minus 40-70 Millionen, obwohl das dritte und vierte Quartal des Jahres die besten im Geschäftsjahr sind. Von plus 2/plus 14 auf minus 40-70 am Ende des Jahres??! Das ist ein buchhalterisches Blutbad!

Als Konsequenz der EBITDA-Prognose hat die Premiere AG Gespräche mit ihren Banken über die Restrukturierung von Kreditvereinbarungen aufgenommen und ist zuversichtlich, eine Einigung mit den Banken zu erzielen.

Ich habe vor einigen Tagen mit jemanden über die Programmstrategie von PREMIERE gesprochen. Halten die Geld für die Bundesliga-Rechte zurück? Es wurde verneint: PREMIERE habe überhaupt kein Geld. Dies scheint sich mit obiger Aussage zu bestätigen: der finanzielle Rahmen ist so eng, dass die neuen Prognosen zügige Gespräche mit Kreditinstituten erforderten.

Dann ging es an das Putzen des Abobestandes. Laut CEO Mark Williams hat man nun ähnliche Methoden zur Klassifizierung von Abonnenten verwendet wie “andere Pay-TV-Betreiber”, vulgo SKY Italia und BSkyB. Der SPIEGEL hatte vor einem Monat darüber spekuliert, dass es knapp eine Million Karteileichen geben würde. Teils bedingt durch die Vergabe von Prepaid-Karten FLEX, die nie genutzt wurden. Immer wieder liest man in Foren auch von PREMIERE-Sehern, die ihr Abo gekündigt hätten oder nicht bezahlen konnten, aber trotzdem weitersehen konnten.

So ließ sich Finanzvorstand Teschner vom SPIEGEL zitieren: Jedes Abo wird bezahlt.

Und so sieht es nach dem Reinigen des Abobestandes aus:
PREMIERE vor dem Putzen: 3,555 Mio Abonnenten in Q2/2008
PREMIERE nach dem Putzen: 2,376 Mio Abonnenten in Q2/2008

1,2 Mio Abonnenten Schwund zwischen alten und neuen Zahlen. PREMIERE spricht nun von 940.000 Abonnenten die rausgerechnet worden sind. Fast 1 Mio Abonnenten. Nada. In Luft aufgelöst. Hammer.

940 Tausend Abonnenten, die nach der alten Klassifizierung enthalten waren, wurden herausgerechnet. 606 Tausend davon wurden nicht mehr berücksichtigt, da diese nur aus Verträgen mit Geschäftspartnern resultieren und bisher nicht zu Abonnement-Aktivierungen geführt haben. Weitere 334 Tausend Abonnenten, die noch über eine Premiere Smartcard verfügen, wurden nicht mehr berücksichtigt, weil ihr Abonnement beendet ist und sie derzeit keine Zahlungen leisten.

Nochmal in Zeitlupe: eine Drittel Million Abonnenten waren in der Kartei noch drin, obwohl sie nicht mehr gezahlt haben. 600.000 Abonnenten wurden gezählt, weil sie bei irgendeinem Gewinnspiel eine FLEX-Karte geschossen hatten, aber nicht aktiviert hatten. Wie war das? “Jedes Abo wird gezahlt”?

Der Spruch des Finanzvorstandes Alexander Teschner rächt sich:

Alexander Teschner, Finanzvorstand der Premiere AG, hat sein Amt mit Zustimmung des Aufsichtsrats mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Mark Williams, CEO der Premiere AG, die Verantwortung für das Finanzressort.

Auch Teschner gehörte zu den Vorstandsmitgliedern die seit den Kirch-Zeiten bei PREMIERE sind. Nun bleiben noch Hans Seger und Carsten Schmidt.

Der ARPU wird derzeit bei 24 EUR geschätzt, bleibt also unverändert. Erstaunt hat mich die geringe Zahl an reelen FLEX-Kunden: nur 118.000 Abonnement. Das hört sich für mich nicht nach einer lohnenswerten Zahl für das Prepaid-Modell an.

Am 13.11. werden die Geschäftszahlen für das dritte Quartal (Ende Sept.) bekanntgegeben. Historisch gesehen handelt es sich immer um das zweitbeste Quartal im Geschäftsjahr.

Die PREMIERE-Aktie ist seit Anfang September auf dem Weg nach unten und inzwischen bei 9,27 EUR angelangt. Die Kursentwicklung des heutigen Tages war etwas besser als die des DAX, weswegen man erwarten muss, dass die Aktie morgen brutalst nach unten geprügelt wird. Wer weiß, vielleicht der richtige Zeitpunkt für Murdoch noch ein paar Papiere mehr zu kaufen oder gar die Übernahme zu machen…

Siehe auch RealityCheck.


[Update Fr 11h50]
Unmittelbar nach Veröffentlichung der Ad-Hoc-Mitteilung hat PREMIEREs CEO Mark Williams Analysten zu einer Telefonkonferenz eingeladen. Ein Mitschnitt ist bei info.premiere.de zu hören.

Mark Williams erklärte dass er bei seinem Amtsantritt sofort mit der Untersuchung der Zahlen anfing. Hauptaugenmerk war dabei die Kundenkartei, was deutlich macht, dass da schon seit längerer Zeit einige Leute die Zahlen nicht für koscher hielten und den Verdacht stärkt, dass die SPIEGEL-Geschichte bewusst lanciert worden ist, um Börnicke abzuschießen und den Weg für einen “eigenen Mann” freizumachen, der endlich den “Stall ausmisten kann”.

Williams war in sehr vielen Punkten nicht konkret. Teils weil er sich weigerte zurückzublicken und Stellungen zu den Prognosen von Börnicke zu nehmen, teils weil er noch keinen Überblick hatte, welche Informationen bereits öffentlich waren (z.B. die Namen der Banken bei denen PREMIERE in der Kreide steht), teils weil man mit der Analyse des Zahlenmaterials angeblich noch nicht soweit war. Deswegen auch der recht große “Zielkorridor” des EBITDA für 2008 von minus 40 bis minus 70 Mio EUR.

Auffällig zum Beispiel die Weigerung von Mark Williams zu erzählen, warum das EBITDA so massiv gesenkt worden ist: Geringere Einnahmen? Höhere Ausgaben? Oder eine genaue Aufschlüsselung welche Geschäftspartner in welchem Maße die Karteileichen verursacht habe.

Beiläufig erwähnte Williams dass die ARPU/Umsatz pro Kunde durch die Bereinigung von 16 EUR auf knapp 24 EUR steige. Das ist insofern erstaunlich, da der offizielle ARPU in Q2 bei über 23,- EUR lag. Woher jetzt die 16 EUR kommen, weiß ich nicht.

Keine Veränderungen sieht Mark Williams bei den Zahlen für PREMIERE Star und bei den Ausgaben für TV-Rechte.

Mark Williams ist optimistisch für die Zukunft. Bereits Q3 hat eine Steigerung der Abozahlen gesehen. Die Entscheidung des Kartellamts bezüglich der Bundesliga-TV-Rechte trifft PREMIERE nicht: “exclusivity is not critical” – neue Töne aus der Geschäftsleitung. Im Nebensatz klang an, dass Murdoch/News Corp für den Erwerb der Bundesliga-Rechte nicht in die eigene Tasche greifen werden, sondern PREMIERE die Finanzierung alleine übernehmen muss. Sämtliche verträumten Szenarien das Murdoch durch eigene Initiative versuchen wird die Rechte komplett und zügig zu kaufen, sind damit obsolet.

Williams sieht “many short-term opportunities” durch “better execution, more rounding offering of services and better marketing”, was auch immer dies konkret heißen mag. Williams verwies unzählige Male auf den 13.11., wenn die Quartalszahlen für Q3 offiziell bekanntgegeben werden.

Williams rennt die Zeit davon, denn Mitte November müssen die Weichen für das Weihnachtsgeschäft längst gestellt sein.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das ist ja ein Hammer. Ich erinnere an dieser Stelle gerne auch nochmal an ehemalige Aussagen von Börnicke, wonach man ja erheblich viel Finanzkraft im Rücken habe. Zum Glück wird da jetzt aufgeräumt. Und die DFL freut sich jetzt bestimmt noch mehr.

  3. Irgendwie hat das aber auch was positives für Murdoch er muß wenn er denn Laden übernimmt weniger Geld aus seiner Tasche holen.

  4. und ich habe immer gedacht das Hottel und Bars bei den Abonnentenzahlen nicht mit gerechnet werden Da sind doch auch nochmal von den 2,4 Mio locker 500000 bis 700000 Abon.!

  5. Wenn man sich die Entwicklung der Abozahlen seit dem Q4/2005 anschaut, fällt mir beinahe nur Abmahnfähiges ein…

  6. Die Flex Card wird doch auch absichtlich unattraktiv gemacht.
    Bevor man überhaupt was zu sehen bekommt ist man schon 12€ los. Dann liegt der Preis für ein Monatsabo bei 30€(ein Paket wohlgemerkt).
    Tagesticket fürs Sportportal 5€ an Buli Spieltagen 15€.
    Einzelspiele oder Sendungen sind ausser Premiere Direkt und PT…en nicht buchbar.
    Klopf, klopf, klopf, wer bitte soll sich das denn holen.
    Wenn ich ernsthaft sowas anbieten will, dann muss ich auch Preismäßig die Kirche im Dorf lassen. Kann ja ruhig ein bisserl teuerer sein als das normale Abo, aber gleich wucher? Kein Wunder für mich, dass es in D nur 118.000 gönnen.

  7. Noch ein Goodie:
    Im Sommer 2006 sind 650.000 Wholesale-Abos dazugekommen (ARENA).

    Seit Sommer 2006 ist nicht nur die Wholesale-Abo-Zahl um 88.000 gesunken, sondern AUCH die Zahl an eigenen Abos um 120.000 Kunden!!!

    PREMIERE hat es also nicht nur NICHT geschafft die ARENA-Abonnenten rüberzuziehen, sondern selber nochmal in einem größeren Maße geblutet.

  8. @TK:

    Nicht so ganz. Es gibt ca. 9.000 Sportsbars und laut Suche auf der PREMIERE HOTEL-Seite 2352 Hotels mit Abo.

  9. Tja die Premiere Entscheidungsträger hätten sich mal öfter vor den Computer setzen sollen und diese und ähnliche seiten lesen sollen.
    Dann wär ihnen vielleicht vor dem Verlust ihres Jobs ein Licht aufgegangen.

  10. Was positiv ist, dass PREMIERE jetzt erkannt hat, dass mit der Sparpolitik im Prinzip eigentlich das ganze nur noch schlimmer gemacht wurde. Es gab zwar auch schon vor den Einsparungen einen Rückgang, der sich aber durch Ausdünnung des Programms weiter verstärkt hat. Man wird deshalb hoffentlich zukünftig diesen Weg nicht mehr gehen. Denn eines ist klar: Programm wird schlechter, Abonnentenzahl wird geringer. Und das einzige was PREMIERE jetzt nicht braucht, sind weiter sinkende Abonnentenzahlen.

    Was auch klar sein dürfte, ist, dass der Bundesligaverlust PREMIERE damals richtig negativ zugesetzt hat. Und damals hat sich Kofler verspekuliert. Aber der ist ja rechtzeitig vom sinkenden Schiff gegangen.

  11. Und dann gibt es noch Journallisten Abo´s die auch nicht denn vollen Abo-Betrag zahlen.

  12. @ RealityCheck
    ..hätte ich nicht gedacht. Nur 9000 Sportsbar 2352 Hotels! Wenn ich überlege ich wohne in einer Stadt mit 220000 Einwohner und wenn ich da eine Sportbar suchen lasse..zeigt es mir 6 aber wir haben mind. 8 von denen ich weiß und auch schon drin war und von 2 die es mir anzeigt wusste ich noch nicht mal was d. h. unsere Stadt hat 10 statt 6!!!.
    Aber naja gut. Lag trotzdem mit meiner Schätzung weit weg.

  13. habe es an anderer stelle schon mal geschrieben – katharsis.

    interessant, dass der neue ceo nicht mal den ansatz eines dankes heuchelt. bei börnickes abgang durfte wenigstens noch der aufsischtratschef was piepsen. jetzt – “legt sein amt nieder”. ende…

    es wurde auch höchste zeit, dass diese lügerei mal auffliegt, resp. aufgeklärt wird.

    mir hat mal (über drei ecken) ein geschäftspartner erzählt, ein ex-premiere-mitarbeiter habe ihm gesagt, es würden nicht nur die hotels, sondern JEDES EINZELNE BETT in diesen hotels als eigenes abo gezählt. um es mit einem lieblingwort eines grimme-preis-prämierten prominenten angestellten des senders zu sagen “absurd”,

    ich schätze mal, dass das was da gerade passiert, der definitiv ultimative versuch ist, premiere (oder zumindest pay-tv in deutschland) noch zu retten.

    denn wenn es die murdoch-menschen nicht schaffen, dann kann man sich vorerst getrost vom bezahlfernsehen, zumindest in größerem stil, verabschieden.

    ich finde es aber durchaus mutig, dass der neue boss da so schnell und knallhart rasiert. aber anders geht es wohl nicht, wenn man sich die heutige mitteilung durchliest.

  14. der Name Premiere oder Premiere World steht doch in so einem negativen Licht,das man Premiere auch umbenennen müsste.Mit Kofler gings los und seiner beknackten TV Digital,dazu das reinnehmen von unsinnigen Programmen und das Streichen von original Kanälen wie Film 5,6 und 7…. da gibt es so viel negatives,da tun mir die Leute leid,die sich bei Premiere noch den Arsch aufreissen und vom eigenen Vorstand so gefickt werden^^

  15. ich meinte dank heucheln in zusammenhang mit der “amtsniederlegung” des alten finanzvorstandes.

  16. Doch jetzt muß Murdoch Nägel mit Köpfen machen bezüglich komplett übernahme.

  17. tja, was soll den die abozahlen in die höhe treiben. womit macht man bezahlfernsehn interessant?

    in meinen augen mit vielen angeboten.

    ich habe z.b. neben meinem gekündigten premiere “alles” abo noch ein unitymedia abo inkl. buli.

    da bekomme ich für 20euro monatlich mehr an sport und abwechslung geboten als auf premiere für 35euro.

    premiere vergrault die nfl, nhl und nascar schauer. die del fans werden mit einem spiel pro woche abgespeist. es wird gekürzt ohne ende.
    mein nachbar, kein sportfan hat premiere gekündigt weil er “zuviel geld für wiederholungen” zahlt.

    dann der schon erwähnte reinfall mit der flexkarte.

    premiere mitarbeiter die am telefon das blaue vom himmel lügen, null plan haben und dann das highlight mit der tagelangen besetzten hotline.

  18. Kann gut sein, dass Herr M. mit dieser brachialen Tour den Kaufpreis senken möchte, aber das Großreinemachen ist dennoch überfällig.

  19. Als ich eben beim Dortmund-Spiel die Bandenwerbung für SKY sah, dachte ich für Sekundenbruchteile: “Whoops, haben sie Premiere schon umbenannt?” ;-)

  20. UM lacht sich doch doppelt ins Fäustchen. Erst dem großen Premiere das wichtigste Spielzeug weggenommen, um dann Premiere nach einem Jahr fast komplett auszunehmen.

    Und viele haben beide Deals als “problemlos” eingestuft. ;)

    Der arme Murdoch/Aktionär. Ist morgen eigentlich die Börse offen – trotz Feiertag?

    Mal gespannt, ob da nicht noch die Finanzaufsicht ein Auge wirft – Stichwort Bilanzfälschung/-schönung!

  21. Als Freiberufler hat man die Feiertage nicht so drauf … Ist natürlich reiner Zufall dass die Ad-Hoc nach Börsenschluß und vor dem einzigen Feiertag weit und breit veröffentlicht worden ist, so das ganz entspannte drei Tage bis zum nächsten Börsentag liegen.

  22. @ dogfood:

    morgen ist ein regulärer handelstag… habe mal nachgeguckt und es ist morgen regulärer Handel!

  23. Richtig, trotz dem Nationalfeiertag sind unsere Börsen geöffnet… und da bin ich aber wirklich mal auf den Kurs gespannt ;-)

  24. Das ganze ist auch für die DFL m.E. eine Hiobsbotschaft. Premiere ist der einzige Abnehmer für die Rechte und offensichtlich mehr als klamm.

    Da die Bundesliga das Zugpferd für Premiere ist, muss sich jetzt auch die DFL fragen lassen, wie viel Fans tatsächlich bereit sind, für das Angebot zu zahlen. Nämlich ein paar Hunderttausend weniger als angenommen.

    Da kann Seifert noch so viele Super-Sonntage ausrufen, der Wert der Rechte hat sich mal kurz um ein paar Zehnmillionen nach unten korrigiert.

  25. Bei Lang und Schwarz vorbörslich derzeit -12.96%. Bid 6.80 Ask 7.30.

  26. Glücksritter ahoi… in Berlin wird mit -24,34% gestartet :-O

  27. Kommt noch schlimmer: um 09:18 Uhr bei -50,27% auf 4,61 €.

  28. Xetra Realtime: 3,89 EUR -58,04%
    Blutbad.

  29. wie Dülp schon sagt, keine guten Nachrichten für die DFL. Wenn Premiere im Grunde pleite ist, und dazu noch gut 1 Million Abonnenten weniger hat, als bisher behauptet, wo soll dann das Geld für die BuLi-Rechte herkommen ?

    Andererseits würde Premiere eine zweite Rechteperiode ohne die BuLi wohl nicht überstehen, also hat man m.A. nach überhaupt keine Wahl. Die
    BuLi-Rechte müssen her.

    Da kann man wirklich nur hoffen, dass Kollege Murdoch Premiere eine Rosskur verschafft

  30. Murdoch hat doch jetzt 50% gespart. die kann er in Inhalte stecken.

  31. @vokoun
    Es wurde nicht grundsätzlich die 2. DEL-Partie/Woche gestrichen. Das ist nur temporär im September/Oktober so. Die DEL hatte schon immer einen Vertrag über eine Gesamtanzahl von Spielen, nicht x Spiele pro Spieltag.

    Die DEL müsste sich sowieso mal neu orientieren. Man überträgt jetzt schon seit Jahren nur höchstens 1 Spiel/Runde. In Zeiten von Web-TV wäre vielleicht auch mal ein Schritt Richtung mehr Übertragungen notwendig. In Tschechien z.B. werden mittlerweile fast alle Spiele der Liga im Internet bzw. IP-TV übertragen.

    Informationen, die den Kurs beeinflußen, werden absichtlich nach Börsenschluß bekanntgegeben. Dadurch haben Insider grundsätzlich keine Vorteile, alle Marktteilnehmer sind bei Börsenbeginn gleich informiert.
    Die Bereinigung der Abozahlen könnte ein kluger Schachzug von Murdoch sein. Durch den Neuanfang sackt der Börsenkurs auf Dauer ab, so daß Murdoch nach 3 Monaten ein wesentlich niedrigeres Übernahmeangebot machen kann als es jetzt vorgeschrieben wäre. Der Absturz des Kurses innerhalb weniger Tage bringt nichts, da das Übernahmeangebot mindestens dem Durchschnittspreis der letzten 3 Monate entsprechen muß.

  32. Mal abgesehen davon:

    Williams spricht ja davon, dass man Geld in Form von Krediten von Banken braucht. Aber welche Bank gibt derzeit Kredite?

    Das ist für mich das eigentlich nachdenkliche.

  33. Ich schreib gleich hier noch ein Update, weil ich mir gerade den Conference-Call angehört habe. Williams spricht nicht davon das mehr Kredite gebraucht werden. Es geht eher um Umschuldung bzw. andere Zeithorizonte.

  34. […] PREMIERE macht mit Märchenstunde Schluß […]

  35. @jochen,
    das die del dringend was machen muss ist klar.

    das dies temporär ist, war mir bekannt. ändert aber nichts an der tatsache das schmalhans küchenmeister nicht gerade ein zugpferd in sachen wir übertragen viel ist.

    ok, viel aber davon wenig ;-)

  36. Deine Überschrift wird seit gestern wahrscheinlich in Unterföhring in der Lobby als neuer Leitspruch aufgehangen. (etwas abgewandelt vielleicht)

    Schluss mit Märchenstunde, Schluss mit den Ausreden, ab jetzt machen wir hier Pay-TV!

    Und eigentlich können sich alle nur freuen. Wir Konsumenten werden bald die Möglichkeit haben echtes Pay-TV zu abonnieren, mit vielen sinnvollen Inhalten. Die Marktteilnehmer (Rechteverkäufer) reiben sich wahrscheinlich eher die Hände, denn nun kann man mit vernünftigen Managern reden. Vielleicht wird es keine Riesenerlöse geben in der nächsten ‘Zeit, aber die Inhalte werden gekauft und versendet. Basketball, Eishockey etc. wird wahrscheinlich mittel- bis langfristig wieder zu “Sky Deutschland” kommen. Mit ESPN müssen dann noch Koop-Verträge geschlossen werden (NBA anyone?).

    Ich bin gespannt und beeindruckt zugleich. Ein so konsequenter Schnitt kann in so einem maroden Unternehmen nur gut sein.

    PS: Hat Kofler noch Anteile? Dann wäre sei Anteil auch nur noch nur noch 40% Wert, lustig. BTW fände ich eine langfristige Beteilung der scheidenden Manager (CEO) am Unternehmenserfolg (oder Misserfolg) für sinnvoll. Wenn ein Unternehmen sich trennt vom Chef, dann soll er seine Abfindung erhalten, diese aber nur unter Vorbehalt. Nach 3 und 5 Jahren wird dann geschaut wo das Unternehmen durch seine Entscheidungen gelandet ist und dann abgerechnet. Dann würden sicher manche Entscheidungen anders ausfallen. Aber das ist zugegebenermaßen ein generelles Wirtschaftsproblem.

  37. Ohne mich zu weit aus dem Fenster zu lehnen – die logische Schlussfolgerung kann gerne jeder selber anstellen – aber an überhöhten Abozahlen, während der Erlös stimmt, hat man als Unternehmen nur ein Interesse, wenn man einen Käufer anlocken und sich selbst schnell vom Acker machen will. Der Kundenstamm ist das wichtigste Asset eines Pay-TV-Unternehmens, noch vor den Rechten.

  38. Ich werfe noch ein fröhliches alles außer astrein in die Runde ;-)

    @RC: bisher ist ja anscheinend erstmal nur klar, daß die Kundenzahlen nicht stimmten – und nach der Überprüfung nach unten korrigiert wurden.

    Zum Erlös ist nur bekannt, daß die Erwartung unten korrigiert werden muß…

  39. Katja Dofel/n-tv hat – ohne es zu entschuldigen – einen nicht uncleveren Vergleich gewählt: Zeitschriftenverlage würden ähnlich vorgehen und mit Frei- und Bordexemplaren ihre Auflagen auch künstlich aufblähen.

  40. Kleines Zahlenspiel:

    3.555.000 * 16 ~~ 2.376.000 * 23 ~~ 57 Mio
    3.555.000 * 23 == 81,8 Mio
    81,8 – 57 = 24 Mio
    Falls ARPU pro Quartal berechnet wird(?) kommt man mit 2 ausstehenden Quartalen auf einen Ausfall von ~45 Mio.
    Nimmt man das erste halbe Jahr dazu, sind es nochmal 45, da gehen aber knapp 18 “eingenommene” wieder weg, bleiben 72. Wir landen erstaunlicherweise im oberen Zielbereich des Korridors.

  41. ARPU kann doch eigentlich nur monatlich gemeint sein, oder? Gibt ja kein Paket unter 20 €, aber wesentlich teurere und die Flexkunden fallen ja auf Grund nicht vorhandener Masse nicht so ins Gewicht, dass sie den Schnitt auf 8 € pro Monat (vom Quartal ausgehend) senken könnten.

  42. Es gibt übrigens einen interessanten “Kollateralschaden” aus den Zahlen, der der DFL wiederum in die Hände spielt: die Zuschauerzahlen.

    PREMIERE lässt die Zahlen über eine GfK-Tochter mit einem eigenen Panel ermitteln, d.h. die ermittelten Zahlen sind vermutlich nicht manipuliert.

    Wenn die Bundesliga nun konstant für 1,0 bis 1,3 Mio Zuschauer sorgt, dann sind das bei einem Kundenstamm von 2,4 Mio mal knapp die Hälfte aller Abonnenten die zuschaut, und nicht “nur” ein Drittel.

    Nachklapp, die Zweite: die SZ schlägt nun zu.

    Allem Anschein nach wurden die Murdoch-Leute aufgeschreckt durch die Recherche einer Zeitschrift. Ein alter Premiere-Vertriebsbericht kreist im Markt und impliziert offenbar, dass die Abonnentenzahlen schon vor dem Börsengang Anfang 2005 überhöht waren. Damals gelang dem geschäftsführenden Gesellschafter Georg Kofler trotz jahrelanger Verluste das Kunststück, von freien Aktionären viel Geld für sein Premiere zu bekommen. Nun werden im Umfeld der Firma Klagen erwartet, da zum Beispiel Werbekunden im Vertrauen auf die vielen Kunden Spots schalteten.

    Wie ging das Manipulieren der Abo-Zahlen per FLEX-Karten?

    Zum Beispiel, indem Premiere für zwei Millionen Euro Anzeigen in einer Zeitschrift schaltet, und diese Zeitschrift wiederum im Gegenzug für zwei Millionen Euro sogenannte “Flex”-Cards kauft, mit denen man einzelne Premiere-Filme bestellen kann. Das wurde in diesem Fall als 200.000 Abonnenten gezählt. Leider aber ergab sich kein Umsatz. Es floss nicht ein müder Euro.

    Über das was RealityCheck oben angedeutet hat:

    Nach dem Verkauf eigener Premiere-Aktien ist [Börnicke] – wie andere Vorstände auch – Millionär. Den Vogel aber schoss der einstige Drahtzieher Kofler ab, der mit einem Kapital von offenbar mehr als 100 Millionen Euro nun eifrig in Firmen investiert, die sich mit Energieeffizienz beschäftigen.

  43. Wenn da wirklich was kommt, dann war’s das mit den Investitionen ins Weihnachtsprogramm.

    Aber Kofler und Börnicke haben Kirch’s Steilvorlage mächtig genutzt, Respekt. Kirch hätte das nicht besser machen können.

    Mal gespannt, was da noch kommt!

  44. Oh, in der ersten Version des SZ-Artikels hat man die Zeitschrift noch beim Namen genannt. ;)

  45. Euro am Sonntag News: Premiere will gegen Ex-Vorstände juristisch vorgehen / Rückzug von der Börse?

    http://www.finanzen.net/eurams/nachricht/Premiere_will_gegen_Ex_Vorstaende_juristisch_vorgehen_788722

  46. In der nächsten Version des Artikels, die wohl auch morgen in der Printversion stehen wird, nennt die Süddeutsche nun den Focus wieder beim Namen.

    Amüsant:

    Wie das geht? Zum Beispiel, indem Premiere 2007 für mit der Focus-Gruppe kooperierte; es erschienen Anzeigen für den Spartenkanal Focus Gesundheit im Magazin Focus, der Partner wiederum bot den Lesern im Gegenzug für den Mediawert TV-Abonnements an. Man habe so eine Option auf rund 190000 Abonnenten gehabt, sagt ein Focus-Sprecher, diese aber bei weitem nicht ausgenutzt.

    Das kommt einem vor wie ein Serienkiller, der entdeckt werden will.

  47. I’m shocked, shocked to find that number exagerating is going on in here!

    Ich kann mir beim besten Wllen nicht vorstellen, wo Premiere die neuen Kreditlinien hernehmen will, bei diesen Zahlen. OK, vielleicht die BayernLB. Standortrettung. Und bei der BayernLB wäre es eh schon wurscht.

    Allerdings kann ich nicht glauben, dass es denen erst jetzt auffällt. Diese Aktionen zur Fälschung der Zahlen sind noch nicht so arg lang vorbei. Entweder waren Murdochs leute vollkommen blind, oder sie haben es weiter laufen lassen. So oder so sind das keine guten Ideen, wenn man mit so einem Zahlenwerk bei einer Bank Geld haben will. Aber mit Insolvenz hat Premiere ja durchaus Erfahrung.

  48. Ich habs da wie Don alphonso schreibt die Murdoch Leute können doch nicht so blind gewesen sein als sie die Bücher überprüft haben. Ich glaube das die ganze sache gewollt ist (Kurssturtz der Aktie) das man denn Laden so günstig wie möglich übernehmen kann.

  49. Stellt sich dann die Frage: warum zu diesem Zeitpunkt? Warum einen Führungs- und Strategiewechsel der mitten in das umsatzträchtigste Quartal reingeht? Warum zu einem Zeitpunkt, der gerademal so noch bis zur Vergabe der Bundesliga-Rechte reinreicht? Warum zu einem Zeitpunkt zu dem man bereits ein Quartal mit positiven Zahlen (Q3 im November) haben wird, statt es nach den gewohnt schlechten Q1 und Q2 zuzuschlagen?

    Ich sehe nicht dass der Zeitpunkt taktisch gut liegt. Kann mich natürlich irren.

  50. Und zusätzlich kommt noch das man die Premiere Aktie von der Börse nehmen will (habs irgendwo gelesen).Kann aber auch sein das Murdoch zweigleisig fährt sprich das er Premiere an die Wand fahren läßt und auf der anderen seite die Bundesliga Rechte über eine ander Firma sichert und sie dann später bei Premiere laufen läßt. Nur mal so aus der Luft gegriffen !

  51. Es steht in einem Vorabbericht der “Euro am Sonntag”. Es steht dort nicht das man von der Börse *will*, sondern diesen Schritt *erwägt*. Es ist auch keine offizielle Äußerung, sondern ein Gerücht das “Euro am Sonntag” aufgreift.

    Die gleiche “Euro am Sonntag” schreebt auch, dass man rechtliche Schritte gegen Börnicke & Co. erwägt. Ich brauche, glaube ich, hier niemanden erzählen, wieviele Verbände und Unternehmen in den letzten Monaten andere Verbände und Organisationen lauthals verklagen wollten, es aber dann doch nicht gemacht haben… Also abwarten was am Ende wirklich passiert.

  52. @dogfood . Dann warten wir mal ab.

  53. Die Focus-Vorabmeldung ist da.

    Daher schonmal ein Nachtrag zu meinem Kommentar hier. Es sind demnach neben ca. 9.000 Sportsbars noch 11.750 Hotelzimmer, macht also roundabout 20.000 B2B-Abos.

    Kofler Georg wäscht seine Hände nun in Unschuld, wobei seine Aussage zumindest bei den 334.000 Ex-Kunden, die noch als Abonnenten verbucht wurden, gelinde gesagt eine Frechheit ist.

    Nach dem Eingeständnis falscher Kundenzahlen und dem Aktienabsturz beim Pay-TV-Sender Premiere hat Ex-Vorstandschef Georg Kofler bestritten, dass unter seiner Führung falsche Zahlen veröffentlicht wurden. „Jeder Euro, den wir ausgewiesen haben, ist auch erwirtschaftet worden“, sagte Kofler dem Nachrichtenmagazin FOCUS. Im Umgang mit Abonnentenzahlen gebe es zwei Strategien: Entweder „viele Kunden mit einem geringen durchschnittlichen Pro-Kopf-Umsatz zu gewinnen“ – dafür habe er sich entschieden – oder „wenige Kunden mit einem hohen Pro-Kopf-Umsatz auszuweisen“. Dies sei offenbar die Philosophie des neuen Managements.

    Ex-Kunden sind nach beiden Strategien keine Abonnenten. Außerdem hat diese Geschichte doch nichts mit dem ARPU zu tun, sondern nur, dass Abos verbucht wurden, obwohl niemand damit schauen konnte.

  54. 9.000 Sportsbars: also jetzt mal abgesehen davon, dass man allein beim samstäglichen Spaziergang durch Wedding wohl an deutlich mehr als 9000 Kneipen/ Bistros/ Dönerimbissen vorbeikommt, in denen – ganz ohne “Premiere-Sportsbar”-Schild – die Bundesliga läuft (höhö), erscheint auch mir diese Zahl eher zu tief. Ich weiss nicht, wie das anderswo aussieht, aber allein im für gute Zahlungsmoral bekannten Berlin würde ich die Zahl an Gaststätten, die ein solches Sportsbarschild ihr eigen nennen, auf mindestens mehrere Hunderte schätzen. Das ganze völlig subjektiv handgestoppt, ist klar, aber nur 9.000 im ganzen Land?

    Vergleich: Zeitschriftenverlage würden ähnlich vorgehen und mit Frei- und Bordexemplaren ihre Auflagen auch künstlich aufblähen.

    Das erscheint mir aus zwei Gründen kein sinnvoller Vergleich. Zunächst ist beim werbeabhängigen Printjournalismus die Zahl der Leser viel entscheidender als die Zahl der Käufer. Und wenn ein Anzeigenverkäufer seinem Kunden etwas von 500.000 Lesern erzählen kann, obwohl das Schmierblatt bloß von 50.000 Leuten gekauft wird, so ist niemand zu Schaden gekommen. Und deshalb wird m.E. (zugegeben, genau wissen tue ich das nicht) dieses ganze Probe-, Frei- und Bordzeugs auch nicht den Abozahlen, sondern ebend nur der Auflage zugeschlagen.
    Damit bleibt es aber eine zulässige unternehmerische Maßnahme (deren Sinn und Wichtigtuereinähe man natürlich so oder so sehen kann) – ganz anders als die Schönung der Abozahlen eines Senders, der primär von diesen Abos lebt.

  55. Es kommen noch mehr Details zu tage:

    Zudem habe der Pay-TV-Betreiber im Dezember 2004 15 000 Abonnementpakete an die HypoVereinsbank geliefert, schrieb das Magazin. Ob alle Pakete von den Angestellten angenommen wurden, habe die Bank jetzt nicht kommentieren wollen. Damals habe sie 19 000 Mitarbeiter gezählt. Demnach sei rechnerisch rund 80 Prozent von ihnen ein Premiere-Abonnement angeboten worden.

    Mit dem Geschäft habe die Bank geholfen, die Zahlen desjenigen Unternehmens aufzupolieren, dessen Aktien sie wenige Wochen später als Konsortialführer beim Börsengang verkaufte.

    Quelle: Kofler will mit falschen Premiere-Zahlen nichts zu tun gehabt haben

    Die ganze Geschichte stinkt zum Himmel. Das Kofler damit nix zu tun haben, ist auch verständlich. Nur wo kommen die ganzen Abonnenten dann her.

  56. Ich glaube, dass 2008er EBITDA ist zum Gutteil ein Opfer der geplanten Werbemaßnahmen, schließlich wollte man, nach der Aussetzung im Sommer und dem Tausch der Smartcards, im Weihnachtsgeschäft noch mal richtig nachlegen. (re: 10 Millionen Kunden, aber pronto!)

    Gleichzeitig dürften mit der neuen Bundesliga-Saison auch die Sublizenzen teurer geworden sein, arena hatte damals IIRC ebenfalls gestaffelte Rechtekosten über die 3 Jahre mit der DFL ausgehandelt.

    Daher finde ich die negative EBITDA-Erwartung fürs Gesamtjahr nicht überraschend, noch schockierend, eher bedenklich sind für mich die vergleichsweise großen Korridore, obwohl man diese wohl schlicht dem Unterschied zwischen best-case und worst-case bei der Kundengewinnung zuschreiben könnte.

    – – –

    Persönlich finde ich diese Börsenfixierung auf die Zahl der Abonnenten sowieso weit übertrieben. Am Ende macht es keinen Unterschied, ob man mit 50 oder 80 Millionen Kunden Geschäfte macht, es zählen die Geschäftsergebnisse. In diesem Zusammenhang kann ich übrigens auch der von RC zitierten Aussage Koflers folgen.

    Das eigentliche Problem Premieres liegt IMHO nicht in der Abozahl – 2 Millionen, 3 Millionen, 10 Millionen, wen interessiert’s? – sondern im eigentlichen Geschäftsmodell. Ich habe in den letzten 15 Jahren kein Anzeichen dafür erkennen können, dass sich ein Pay-TV in Deutschland dauerhaft profitabel betreiben lässt.

    So gespannt ich auf die Ideen eines Mark Williams bin, so skeptisch bin ich ob seiner Erfolgschancen, als x-ter Premierechef nun tatsächlich den Stein der Weisen zu finden.

  57. Also ganz so ohne sind die korrigierten Abonnentenzahlen schon deswegen nicht, weil sie u.a. zeigen wie ineffektiv die FLEX-Karten sowohl für PREMIERE als auch dem Geschäftspartner sind. Wenn letztendlich nur ein Bruchteil der vertriebenen FLEX-Karten wirklich aktiviert wurde, ist das für beide Seiten mau. Ich zitiere aus dem 2006er-Geschäftsbericht, in der über die strategische Schlüsselposition von FLEX gesprochen wurde:

    PREMIERE FLEX ist als Ergänzungsprodukt zum Kerngeschäft mit Programmabonnements positioniert. Mit dem neuen Angebot will Premiere neue Zielgruppen ansprechen. Die Ergebnisse der Premiere Marktforschung und die Erfahrung aus anderen Branchen zeigen, dass viele Menschen eher bereit sind, ein Produkt zu nutzen, wenn sie keine längerfristige Vertragsbindung eingehen müssen. Durch die eindeutige Preisdifferenzierung zu Nach Auffassung von Premiere stärkt PREMIERE FLEX auch die Attraktivität der Premiere Receiver-Plattform […]

    PREMIERE FLEX öffnet Premiere darüber hinaus die Türen zu neuen Vertriebsformen und Vertriebspartnern. Kreditkartenzahlung und moderne E-Loading-Systeme bilden die Voraussetzung dafür. Beispielsweise bietet der Partner Penny an über 2.000 Verkaufsstellen PREMIERE FLEX Guthaben über unkomplizierte E-Loading-Systeme an. Nach Auffassung von Premiere wird das Unternehmen durch das neue Prepaid-Angebot längerfristig für Vertriebspartner interessant, die Premiere bislang nur aktionsweise an wenigen Tagen vermarktet haben. Als weitere Vorteile des Prepaid-Konzepts erwartet Premiere eine kontinuierliche Präsenz an neuen Verkaufsstellen in Deutschland und Österreich sowie ein fortlaufendes Interesse der Partner an der Vermarktung von PREMIERE FLEX Guthaben

    Für diese Partner ist es schon interessant ob es 730.000 FLEX-Kunden oder 120.000 FLEX-Kunden gibt.

    re: “Ich glaube, dass 2008er EBITDA ist zum Gutteil ein Opfer der geplanten Werbemaßnahmen, schließlich wollte man, nach der Aussetzung im Sommer und dem Tausch der Smartcards, im Weihnachtsgeschäft noch mal richtig nachlegen.”

    Begrenzt.
    Vetriebskosten 2005 pro Quartal: 37 Mio EUR.
    2006 pro Quartal: 30 Mio EUR.
    Vertriebskosten in Q2/2008: 20 Mio EUR.

    Wenn man also für Q3 und Q4 den Hahn aufdreht, auf sagen wir 40 Mio EUR, wäre das ein Mehraufwand von 2×20 EUR, also 40 Mio EUR die sich da niederschlagen.

    Der EBITDA rauscht aber von 2,8 + 14,0 (also: 16,8 Mio) im ersten Halbjahr um 56 bis 86 Mio ins Minus um bei -40 bis -70 Mio zu landen.

    Am Ende macht es keinen Unterschied, ob man mit 50 oder 80 Millionen Kunden Geschäfte macht

    Es macht aber einen Unterschied, wenn du den Leuten glauben machst, dass du seit Q4/2005 auf knapp gleichen Abozahlen geblieben bis (von 3,5 auf 3,5Mio), oder ob du in Wirklichkeit ein Drittel deiner Abonnenten verloren hast (von 3,2 auf 2,4Mio).

    Kofler und Börnicke sind mit stagnierenden Abozahlen an die Öffentlichkeit getreten, während PREMIERE real 1,1 Million Abonnenten verloren hat.

  58. Ich hab mal die Abozahlen alt und neu abgeglichen. Es ist im Grunde genommen eine Bestätigung, dass der Schmu unter Kofler und vermutlich in Reaktion auf den Verlust der Bundesligarechte angefangen hat und NICHT mit den FLEX-Karten! Die FLEX-Karten, ein Jahr nach dem Bundesliga-Desaster eingeführt, haben nur die zweite von drei Kündigungswellen abgefedert.

    In Q1/2006, dem ersten vollen Quartal nach der DFL-Entscheidung, hat PREMIERE einen Verlust von 44.000 Kunden bekanntgegeben. Real waren es aber 106.000.
    Q2/2006: -80.000, real: -103.000
    Q3/2006: -70.000, real: -367.000, FLEX noch nicht eingeführt!
    Q4/2006: +36.000(!), real: -136.000
    Q1/2007: +51.000, real: -148.000
    Q2/2007: +12.000, real: -54.000
    Q3/2007: +58.000, real: +41.000 (ARENA-Deal)
    Q4/2007: +119.000, real: -1.000
    Q1/2008: -29.000, real: -84.000
    Q2/2008: -66.000, real: -74.000

    Kann man damit wirklich durchkommen?

  59. (1) FLEX

    Dass Flex kein Erfolg sein würde, konnte man sich bei den Konditionen an den Fingern einer Hand abzählen, was natürlich das Zählen jeder Flex Karte im Feld nicht koscherer macht. Was die Partner angeht, so haben sie durch die geringe Zahl der tatsächlich benutzten Karten vielleicht einen Nachteil durch entgangene Umsatzbeteiligung, aber die dürfte im Vergleich zur Platzierung der Karte sowieso nur die Sahne zum Kuchen sein.

    Für mich persönlich haben nicht aktivierte Flex-Karte nichts in den Abozahlen zu suchen, nur um das ganz klar zu sagen.

    (2) EBITDA

    Premiere hat im letzten Quartalsbericht 40 Millionen Euro brutto für’s zweite Halbjahr allein an Werbeausgaben angekündigt, damit würde man 2008 mit ~57 Mio € abschliessen, im Vergleich zu 25,1 Mio € für 2007 und 13,4 Mio € in 2006.

    Dazu kommen dann noch die von mir erwähnten, steigenden Lizenzkosten für die Bundesliga, die Kosten für den Kartentausch und die Einführung und der Unterhalt des zweiten Verschlüsselungssystems.

    Wirft man das nun zusammen mit der von Dir aufgelisteten Aboentwicklung in den vergangenen Q3/Q4 zusammen, die IMHO keine Hoffnungen auf zusätzliche Umsätze bei gleichzeitig steigenden Hardware- und Verwaltungskosten erwarten lassen, so finde ich das Verbrennen von 55-85 Mio € im H2/2008 wie gesagt nicht komplett überraschend.

    Man könnte auch sagen, dass das Fehlen jeder Projektion für 2008 in den vergangenen Geschäftsberichten wohl nicht ganz grundlos erfolgte, und im Zweifel mehr gehobene Augenbrauen verdient hätte.

    (3) Zahl der Abonnenten

    Wo liegt denn der Unterschied, aus Investorensicht betrachtet, zwischen einem Unternehmen, das ein Ergebnis bei steigender Kundenzahl erzielt, im Vergleich mit einem Unternehmen, welches dieselben Ergebnisse bei sinkender Kundenzahl erzielt?

    Ich würde darin höchstens ein Problem sehen, wenn die fallende Kundenzahl einstellig würde, und dann auch nur durch die steigende Abhängigkeit von jedem einzelnen Kunden, aber hier reden wir in beiden Interpretationen von Millionen von Kunden.

    (4) Kann man damit wirklich durchkommen?

    Ich denke schon, zumindest solang die veröffentlichten Bilanzen im Sinne des Gesetzes richtig und vollständig waren. Ich glaube nicht, lasse mich aber gern eines Besseren belehren, dass die Zahl der Kunden überhaupt zum Pflichtteil der Ergebnismitteilungen zählt, geschweige denn dass für den Begriff Abonnenten eine hieb- und stichfeste Definition existiert.

  60. Und wieder einer weniger, war nur 3 Monate dabei:

    Premiere-Marketing- und Vertriebsvorstand Oliver Kaltner geht

    http://www.faz.net/d/invest/meldung.aspx?id=86220618

  61. Was da bei Premiere in der Vergangenheit abgelaufen sein muss, das stinkt wirklich zum Himmel. Auf der anderen ist es fast erstaunlich, wie Kofler & Co. nach Verlust der Buliga-Rechte und den Piraterie-Problemen – mit vielen oder wenigen Subscribern – trotzdem noch so viel Umsatz erzielen konnte. :-)

    Was mir nach der Ad-Hoc-Mitteilung allerdings etwas zu denken gibt, ist, dass der neue CEO Mark Williams nur noch von Kunden mit Laufzeitverträgen (monatliche Zahlweise), Flex-Kunden und Wholesale-Subscribern spricht. In welcher Kategorie tauchen eigentlich die zahlreichen Erwerber von Programmgutscheinen für 12 Monate auf, die sich allein in meinem Umfeld viele Leute zugelegt haben, um Premiere günstiger und doch legal zu bekommen? Diese Kunden haben noch kein Premiere-Laufzeitabonnement und werden vom neuen Management deshalb im Moment nicht gezählt. Sobald allerdings die 12 Monate abgelaufen sind, wird aus dem Programmgutschein ohne Kündigung automatisch ein reguläres Abonnement. Wenn ich bedenke, wieviele meiner Freunde diese Gutscheine gekauft haben (weil sie schon einen Receiver hatten), könnte also ein nicht unwesentlicher Teil der 600.000 nicht mehr gezählten Kunden (“lt. Premiere durch Geschäftspartner vermittelt”) Monat für Monat zu echten Laufzeitkunden werden. Dies könnte auch den angekündigten Anstieg der Abonnenten im dritten Quartal erklären, der vor dem Hintergrund anhaltender Piraterie eigentlich nicht hätte eintreten dürfen. Dies hätte vielleicht zur Folge, dass in den kommenden Monaten 100.000 bis 200.000 Abonnenten ohne Mehraufwand hinzu kommen. Sollte dies tatsächlich so sein, dann muss man es schon fast als fahrlässig ansehen, wenn diese eher positive Information dem geplagten Premiere-Aktionär vorenthalten wird. Immerhin dürften sich nach der Mitteilung in den letzten zwei Wochen ca. 40% der alten Aktionäre frustriert von Premiere-Aktien getrennt haben. Dieser kleine Unterschied hieße für Premiere bei 24 Euro mtl. ARPU jedoch bis zu 60 Mio Euro mehr oder weniger EBITDA im gesamten Geschäftsjahr – also Gewinn statt Verlust.