WM2010-Qualifikation Japan – Australien

Wie sind die Australier eigentlich an die Tabellenspitze der Asien-Gruppe 1 gekommen? Wie haben sie es geschafft in vier Spielen keinen Gegentreffer zu bekommen? Das Spitzenspiel in Gruppe 1 heute vormittag, zwischen den beiden ungeschlagenen Teams der Gruppe, Japan und Australien, ging 0:0 aus.

Die Australier haben in Japan nichts anbrennen lassen (wundere mich immer noch, das Oliver Forster bei all seiner Plauderei, diesen Brüller nicht gebracht hat), aber das ist gleichzeitig das Positivste was man von den Jungs in Gelb-Grün sagen kann. Der Rest war negativ. Das fing mit der Einstellung an: abgesehen von den Anfangsminuten, als man versehentlich sich Richtung japanisches Tor bewegte, waren die Australier mit jeder Faser ihres Körpers auf ein Unentschieden eingestellt. Mit elf Mann haben sie ihre eigene Hälfte verbarrakadiert und zeigten sich gegen schnelle Japaner so hölzern, als hätte man elfmal Jürgen Kohler geklont. In diversen Olympischen Sportarten hätte es Bestrafung wegen Passivität gegeben.

Interessant ist hingegen was die Japaner kicken. Seit 2007 wird die japanische Nationalmannschaft wieder von einem Japaner trainiert (davor 9 Jahre lang: Troussier, Zico, Osim). Unter Takeshi Okada sah man gegen Australien immer noch die intensiv spielenden Japaner, der Wusel-Faktor ist aber bei weitem nicht mehr so hoch wie früher. Man spielt im Vergleich zu früher direkter und stärker über die Flügel, bis zur Grundlinie, allerdings dann weniger um irgendwelchen 1m40 großen Mittelstürmer die Flanke auf dem Kopf servieren. Die Bälle werden meistens flach oder halbhoch, aber mit Zug reingebracht. Von den Seiten oder zentral rücken Spieler in den Rücken der Verteidigung nach.

Die Australier hatten alle Mühe das Gegentor zu verhindern, aber so schlaksig es aussah: sie haben es geschafft. Die Japaner haben sich einen Wolf gespielt, fielen dann mit ablaufender Spielzeit immer mehr in ihrem alten Wusel-Modus zurück, suchten das Dribbling gegen die Australier, aber die Kondition reichte nicht mehr um sich durchzusetzen. Und so gab es in der Schlußviertelstunde eigentlich wirklich nur noch eine einzige Torchance, als ein Japaner halblinks aus kurzer Distanz abzog und der Ball von einem Australer nur knapp neben das Tor gelenkt wurde, während Torwart Schwarzer in die andere Ecke gehüpft ist.

Es könnte nicht unspannend sein, was Okada mit seinen Jungs anstellt, wenn er sie mal für sechs Wochen Vorbereitung zusammenzieht.

Der Rest

Zuvor gewann Bahrain durch ein Tor kurz vor Spielende in Uzbekistan 1:0. Na je vier Spielen auf dem Konto, liegen Australien (10Pkt) und Japan (8Pkt) deutlich vor den Emiraten Bahrain (4 Pkt) und Qatar (4Pkt). Uzbekistan abgeschlagen (1Pkt). Platz 1 und 2 qualifizieren sich für die WM, Platz 3 darf auf Qualifikation über zusätzliche Playoffs hoffen.

In der anderen Gruppe trennten sich Iran und Südkorea 1:1 und Nordkorea gewann gegen Saudi Arabien 1:0. In Gruppe 2 ist mehr Pfiff drin: Südkorea (8Pkt), Nordkorea (7Pkt), Iran (6Pkt), Saudi Arabien (4Pkt). Nur die Vereinigten Arabischen Emirate (1Pkt) sind dann wirklich abgeschlagen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. JPN-AUS: Ich konnte leider nur die letzten 10 Minuten vom Spiel sehen, aber dass die Australier reinen Ergebnisfußball bieten würden, war eigentlich klar, denn der eine Punkt ist Gold wert. Jetzt müssen sie nur noch ein paar Punkte aus den Heimspielen gegen Usbekistan und Qatar holen, dann sind sie durch. Das Schlüsselspiel für Australien dürfte das 1:0 in Bahrain gewesen sein, da haben sie das Tor quasi mit dem Schlusspfiff erzielt.

  3. Ich war teilweise begeistert von Japan. Sie haben zwar immer noch das Problem, dass alle Knipser des Landes anscheinend am Münchner Marienplatz rumstehn ( sorry, das musste jetzt sein) aber ich war trotzdem ziemllich beeindruckt.

  4. also als KSC Fan kann man nur bei Spielen der australischen Nationalmannschaft den Kopf schüttlen, wer spielt: Joshua Kennedy, Mr. absoluter Chancentod beim KSC, aber wird hat das erste Tor der WM Geschichte Australiens in Asien geschossen und weitere Tore: Kennedy, wieso blüht er bei Australien so auf und beim KSC ist er höchstens Regionalliga (ab heur sogar 4.Liga) hat er auch das Poldigen?
    Beim KSC wirds wohl nix mehr, beim Trainer ist er so was von unten durch

  5. Kleine Korrektur: Die beste Chance der Japaner war eine “Co-Produktion” der beiden Wolfsburger Hasebe und Okubo. Hasebe nimmt die Flanke auf halb-links direkt und derjenige, der unfreiwillig zwischen Ball und Tor steht ist eben jener Okubo, der den Ball nebens Tor lenkt. Ist mir immer noch ein Rätsel (nicht wegen dieser Szene), was Magath mit dem will…
    Zweitbeste Chance hatte wohl Endo mit dem Kracher aus der zweiten Reihe. Ansonsten war er aber blass. Nakamura bemüht, teils auch mit grandiosen Pässen, aber das hilft ja nicht, wenn sie keiner verwerten kann.

    Es bleibt dabei: Was Japan fehlt ist ein echter Knipser. Oder am besten gleich zwei. Einer, der auch mal gegen die körperliche Präsenz der großgewachsenen Abwehrspieler halten kann. Daneben kann dann gerne einer der wuseligen Stürmer spielen, die sie zuhauf in ihren Reihen haben…

  6. Beeindruckend finde ich das was die Nordkoreaner da Spiel für Spiel zeigen. Die rennen sich die Lunge aus dem Leib und zeigen dazu auch noch nett anzusehenden Fussball. Nur leider reicht die Kraft nie für 90 Minuten. Aber die können halt nicht anders.

  7. Wie ist das eigentlich mit Nord- und Südkorea in einer Gruppe? Spielen die tatsächlich je einmal in Nord- und Südkorea gegeneinander?

  8. In jüngster Vergangenheit wurden die Spiele bei Heimrecht von Nordkorea gerne mal nach China verlegt, weil sich Nordkorea geweigert hatte die südkoreanische Flagge aufzuhängen und die Hymne zu spielen.

    Wie es bei den Spielen mit südkoreanischem Heimrecht aussieht weis ich nicht.

  9. Nord- und Südkorea waren schon in der 3. Quali-Runde in einer Gruppe. Die Nordkoreaner haben sich geweigert, die südkoreanische Flagge zu hissen und die Hymne zu spielen, deshalb wurde ihr Heimspiel nach Shanghai verlegt. Das andere Spiel fand ganz normal vor 48.000 Zuschauern in Seoul statt. Jetzt (also in der 4. Runde) wird es wieder genauso gehandhabt.

    Das erste Spiel in Shanghai hatte laut Wikipedia 20.000 Zuschauer, das zweite nur 3.000.

    http://en.wikipedia.org/wiki/2010_FIFA_World_Cup_qualification_-_AFC_Stage_4#cite_note-2

  10. So wie ich den Eurosport-Kommentator beim koreanischen Derby der vierten Runde in Schanghai damals verstanden habe, wurden die Preise für die Eintrittskarten enorm erhöht, um zu verhindern, dass zuviele südkoreanische Fans mit anreisen. So hatte man bei 3000 Zuschauern immerhin noch ein Spiel vor “neutraler Kulisse”. Die 20000 Fans aus der Runde zuvor kamen wohl mehrheitlich aus Südkorea.