NFL Preview 2009, Teil 2

Seattle Seahawks – St. Louis Rams

Zumindest ein halber Generationswechsel steht für die Seahawks an, nachdem Headcoach Mike Holmgreen sich in den Ruhestand zurückgezogen hat. Ich hege kein großes Vertrauen in seine Nachfolgemannschaft. Headcoach Jim Mora und OffCoord Greg Knapp haben m.E. schon die Atlanta Falcons in Grund und Boden gewirtschaftet haben, als sie das Team am Talent von Michael Vick vorbeigecoacht haben.

Mora und Knapp bekommen eine Mannschaft vor dem Umbruch. QB Matt Hasselbeck hat noch 2-3 Jahre in den Knochen und bekommt mit WR Houshmandzadeh einen neuen und vielleicht verlässlichereren Go To-Guy als z.B. Bobby Engram.

Mit der Entlassung von RB Shaun Alexander im letzten Jahr, wurde der erste Schritt zum Neuaufbau des Laufspiels gemacht. Auf dem Papier hört sich das Duo aus Arbeitstier Julius Jones und Short-Yardage-Back TJ Duckett gut an, aber 700yds für den einen und 180yds für den anderen, dürfte dann doch unter den Erwartungen gelegen haben. Ob der neu verpflichtete RB Edgerrin James noch mehr Saft hat, ist angesichts seiner letzten Jahre in Arizona fraglich.

Mora und Knapp müssen das Laufspiel noch mehr in Schwung bringen und allmählich einen Nachfolger für Hasselbeck vorbereiten.

Das können sie in relativer Ruhe tun, denn die NFC West dürfte zu einer der entspanntesten Division gehören, denn abseits der Arizona Cardinals sind alle Franchises im Neuaufbau. Die St. Louis Rams versuchen es nach 3-13 und 2-14-Saisons in den letzten zwei Jahren mit einem neuen Trainer. Steve Spagnuolo hat in seiner Bio vorallem zwei Jahre DefCoord bei den NY Giants stehen. Sehr viel mehr kann er aber nicht vorzeigen, denn bei den Rams ist Schmalhans angesagt. An neuen Spielern wurden vorallem zwei teure Spieler für die Secondary und ein neuer Center unter Vertrag genommen.

Die Rams müssen also weiter mit Marc Bulger als Spielmacher hinterm Center leben. Bulger ist ein solider QB, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. “Rahmenbedingungen” heißt in dem Fall, dass Bulger eine gute OL braucht und ein funktionierendes Laufspiel um entlastet zu werden. Er reagiert sehr sensibel auf Pass Rush, wirft dann nicht nur in dem Augenblick schlechte Pässen, sondern schaukelt sich in seiner Verunsicherung zu immer schlechteren Pässen und Entscheidungen auf.

Das große Fragezeichen der Saison bei den Rams wird sein, was Defensivspezialist Spagnuolo in der Offense anrichten kann.

NY Giants – Washington Redskins

Das große Thema der Offseason bei den Giants war der Schuß ins Knie durch den Schuß in den eigenen Oberschenkel. Ein solcher Schuß führte bei WR Plaxico Burress zu einem Gerichtverfahren wegen unerlaubten Waffenbesitz und der Entlassung im April. Nach dem Abgang von WR Toomer stehen die NY Giants ohne erfahrenen WR und ohne Deep Threat da.

Der Weggang von Spagnuolo als DefCoord wird durch die Beförderung des LB-Coach Bill Sheridan kompensiert. Auf der Plus-Seite steht die Rückkehr von DE Umenyiora, der die komplette 2008er-Saison mit Knieverletzung ausfiel.

Unterm Strich haben die Giants damit nur wenige Baustellen, aber diese Baustelle bei den Receivern, kann noch Kopfschmerzen bereiten.

Die Redskins sind schwer einzuschätzen. Einerseits haben sie teilweise massiv eingekauft (DT Haynesworth, G Dockery, CB Hall) und Spieler gekickt (CB Springs, DE Taylor). Andererseits gären zwei Probleme ungelöst vor sich hin. In der Offseason haben die Redskins Verhandlungen mit QB Jay Cutler über einen Trade begonnen und damit klar gemacht, dass sie die Entwicklung des jungen QB Jason Campbell als ungenügend ansehen. Cutler konnte nicht geholt werden, aber alle neuerlichen Versicherungen, dass Campbell wirklich ihr Mann der Zukunft ist, klangen hohl, obwohl Campbell 2008 einen Schritt gen Fehlervermeidung gemacht hat.

Unklar ist auch wie sehr der Locker Room noch hinter Headcoach Jim Zorn steht. Im Dezember rasselten Zorn und RB Clinton Portis aufeinander. Kritisiert wurde, dass Zorn so täte, als würde die Mannschaft nur wegen Zorn gewinnen, aber bei einer Niederlage das Team schuld wäre.

Ist dieser Konflikt noch vorhanden, wird es beim letzten Platz in der NFC East bleiben.

Arizona Cardinal – San Francisco 49ers

Der Super Bowl-Teilnehmer aus Arizona musste in erster Linie den Abgang von Coaches verkraften. DefCoord Clancy Pendergast ging mit OffCoord Todd Haley nach Kansas City. Billy Davis wurde Nachfolger von Pendergast, während der Job des OffCoordinators aufgeteilt wurde: Russ Grimm für das Laufspiel und Mike Miller für das Passspiel.

Mal sehen inwieweit diese Coach-Umstellungen die Startformation etwas öffnen. Nach dem Abgang von RB Edgerrin James ist hinter RB Hightower ein Platz freigeworden um Rookie-RB Beanie Wells langsam heranzuführen. QB Kurt Warner hängt ein weiteres Jahr dran und für QB Matt Leinart heißt es wieder ein weiteres Jahr warten… aber mit dem Weggang von Haley soll Warner einen Fürsprecher verloren haben.

Divisionsgegner San Francisco 49ers versucht sich an einem Philosophiewechsel. Headcoach Mike Singletary will die 49ers so kernig spielen lassen, wie der Headcoach antritt und das heißt in erster Linie: RB Frank Gore, in zweiter Linie RB Frank Gore und in dritter Linie RB Frank Gore. Nach dem Abgang des für komplexe Pass-Spielzüge bekannten OffCoord Mike Martz, wurde lange nach einem Nachfolger gesucht und dann in Jimmy Raye gefunden – zuletzt RB-Coach bei den Jets. Die Offense soll lauflastiger werden und Gor auch verstärkt Anspielstationen für kurze Pässe werden.

Geschuldet ist dies dem Umstand dass man zwar viele Quarterbacks hat, aber keiner reißt die Leute richtig vom Hocker. Dazu kommt, dass mit Raye nun der siebte OffCordinator in sieben Jahren angeheuert wird. Kein Material für das Passspiel plus Back to the Basics um dem Problem der ständig wechselnden OffCoord Herr zu werden.

Green Bay Packers – Chicaco Bears

Dies war eine dezent enttäuschende Saison für die Packers, denen die Spiele im Spätherbst aus der Hand geglitten sind (5 Niederlagen in Folge) und nur mit 6-10 abgeschlossen haben. In der Offseason wurden fast alle Coaches im Defense-Bereich gefeuert und als neuer OffCoord Dom Capers verpflichtet. In der Offense hatte QB Aaron Rodgers trotz mitgeschleppter Schulterverletzung ein eher gutes Jahr. Was wirklich in der letzten Saison das Problem gewesen ist, ließ sich nur schwer greifen.

Nach den Enttäuschungen Orton und Grossman, wurden für gutes Geld (oder besser: hochkarätige Draft-Picks) aus Denver-QB Jay Cutler geholt, der endlich die Pass-Offense beleben soll. Auf der Defense-Seite gab es letzte Saison einen überraschenden Einbruch festzustellen, auf den Headcoach Lovie Smith mit der Entmachtung von DefCoord Bob Babich reagierte. Die Plays werden nun wieder von Smith selber angesagt.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. 49ers:
    „Geschuldet ist dies dem Umstand dass man zwar viele Quarterbacks hat, aber keiner reißt die Leute richtig vom Hocker. Dazu kommt, dass mit Raye nun der siebte OffCordinator in sieben Jahren angeheuert wird.“

    Entschuldigung, aber das hängt doch zusammen.

    Ist es Zufall, dass die meisten hoch gedrafteten QB-Flops in den letzten Jahren bei Teams passiert sind, die dauernd ihre Offense Coordinators gewechselt haben (Couch/CLE, Smith/SF, Harrington/DET, vllt Russell/OAK)? Floppen die QBs, weil die Coaches jedes Jahr wechseln, oder wechseln die Coaches, weil die QBs floppen?

    Wenn du einen jungen QB hast ohne gute Offense Line, dann ist das per se schon einmal eine miserable Ausgangslage. Jetzt feuern die Teams am Ende jeder Saison den Offense Coordinator, anstatt an der O-Line (die in ca. 90% der Fälle das Grundsatzproblem darstellt) zu arbeiten.

    Dann kommt ein neuer OffCoord mit neuem System. Und das Jahr darauf das gleiche. Und da soll ein junger QB mit eh schon schwankenden Leistungen sich sinnvoll entwickeln?

    Diese andauernden Trainerwechsel kann ich einfach nicht verstehen. Wenn man nach drei Jahren sieht, es geht nicht, okay. Aber +/- 25 Owner haben diese Geduld in der NFL nicht. Die anderen 5-7 stauben die Pokale ab.

  3. Re: “Entschuldigung, aber das hängt doch zusammen.”

    Natürlich hängt es häufig zusammen. Aber auch ohne wechselnde Coaches oder Coordinators muss man bei den 49ers konstatieren, dass die von ihnen ausgewählten QBs nicht so aussehen, als würde da viel Potential hinterstecken. Kein Name, auch nicht der von Alex Smith als er zu den 49ers gekommen ist, löst “Fantasien” aus, wie QBs anderenortes. Das jeder Coach und Coordinator in den letzten Jahren einen eigenen QB statt den Stammhalter bevorzugt, hat eben dann auch viel mit der Qualität des Stammhalters zu tun.

  4. Kein Quarterback muss Fantasien auslösen, wenn er in die NFL kommt, um später mal gut zu sein. Die Vorschusslorbeeren machen noch lange keinen brauchbaren QB. Es sind auch nicht wenige QBs groß rausgekommen, bei denen kein Mensch es erwartet hätte.

    Und gehypte à la Leinart haben es nicht geschafft, obwohl sich die Cards mit ihm schon vor Jahren in der Superbowl gesehen haben. Ich würde einen QB nicht daran messen, welche Fantasien er bei Fans und Journalisten auslöst, sondern wie man ihn aufbaut. Zwei Jahre Zeit geben, im dritten Jahr dann bewerten.

    Smith hatte sicher etwas Pech, als er in Norv Turner den Coordinator verloren hat, der ihn zu einem recht ordentlichen Starter gemacht hat. Trotzdem, die 49ers haben keine klare Linie. Mal kam Pass-Freak Mike Martz (!), dann musste der gehen, weil sie jetzt nur noch monstermäßig laufen wollen. So verheizt man selbst den besten jungen Quarterback. Meine Meinung.

  5. Alex Smith ist meiner Meinung nach eines dieser Scouting/Combine Produkte. Er hat nur ein Jahr im College gespielt ist dabei nur auf drei(wenn überhaupt) bessere Teams gekommen(BYU, Pitt und Arizona), der Rest waren Gegner die Utah daran hindern in einen BCS Bowl zu kommen. Er ist groß und hat einen guten Wufarm und wenn ich mich recht entsinne hatte er eine tole combine. Swups war er aufeinmal der Größte. Ich hab damals mich etwas näher mit Rodgers beschäftigt, der mir persönlich besser gefiel. Keine Ahnung was die 49ers dazu gebracht hat Smith anstelle von Rodgers zu draften. Smith hat dann noch Pech gehabt, dass die situation in San Fran nicht optimal war, aber ich glaube er hätte sich nirgendwo durchgesetzt. Ich bin kein Scout, aber dennoch werde ich nie verstehen(gerade bei QBs) wie man Größe, Armkraft vor Spielverständnis stellen kann. Joe Montana, Tom Brady und viele mehr haben bewiesen, dass andere Qualitäten manchmal weitaus höher zu bewerten sind. Man kann mit den Statistik Monstern einen guten Griff machen, keine Frage aber sie entäuschen doch auch sehr oft, und wenn sie dass tun, dann richtig.

  6. TJ Duckett wurde von den Seahawks bereits wieder gecuttet

  7. Dom Capers wurde ist Def. Coordinator bei den Packers

  8. Und da isses schon, das erste Blackout…
    Na, und wer war’s? Das war ja soooo klar ;)

    http://sports.espn.go.com/nfl/news/story?id=4500240