Floyd Mayweather vs. Sugar Shane Mosley

Daniel Ponce de Leon – Cornelius Lock

EIn Kampf im Featherweight um den WBC Latino Title. Der Mexikaner Daniel Ponce de Leon (38 Kämpfe, 2 Niederlagen, 32 KOs) gegen den älteren Cornelius Lock (19 Kämpfe, 4 Niederlagen, 1 Unentschieden, 12 KOs), der zudem eine um 7cm größere Reichweite hat. Beide Kämpfer sind Rechtsausleger.

Ponce de Leon mit dem typischen mexikanischen Stil: Vorwärtsgang einlegen und losschlagen. Ponce de Leon mit vielen Körpertreffern. Lock verschanzt sich ersteinmal hinter seine Deckung und setzt auf gelegentliche Konter.

Der Kampf hatte keine speziellen Höhepunkte, sondern eher langsame Änderungen seiner Charakterik. Ponce de Leon arbeitete sich an Lock ab. Ab der vierten Runde stellte sich Lock Ponce de Leon entgegen, versuchte seine Position zu halten und übernahm für 2-3 Runden die Initiative im Kampf. Ponce de Leon fing sich in der vierten Runde ein Cut unter dem linken Auge ein, der ihn stark zu beschäftigen schien. Ponce de Leon wischte sich immer wieder mit der linken Hand über das Auge, doch nach zwei Runden bekam die Ringecke den kleinen Cut unter Kontrolle und Ponce de Leon versuchte zu seiner “Vorwärtsgang”-Linie zurückzukehren.

Beide Boxer neutralisierten sich, aber Lock für meinen Geschmack immer wieder mit den besseren Quality-Shots, mit rechten und linken Haken. Unterm Strich das Fleißkärtchen für Ponce de Leon, aber die Runden an den intelligenter und dosierter schlagenden Lock.

Die Kampfrichter gaben den Kampf kurioserweise 96:94, 97:93 und 96:94 zugunsten von de Leon, die US-Kommentatoren gaben den Kampf beide zugunsten von Lock (einer sogar 97:93 zugunsten von Lock).

Saul Alvarez – Jose Miguel Cotto

Der rothaarige blutjunge 19 Jahre alte Mexikaner Saul Alvarez (31-0-1, 23KOs 32 Kämpfe als 19jähriger!) gegen den Bruder vom “bekannten” Cotto (Miguel Angel Cotto) Jose Miguel Cotto (31-1-1, 23KOs) im Weltergewicht.

Jose Miguel Cotto konnte nach anderthalb Minuten mitten in einem linken Haken von Alvarez einen Konter mit der linken Gerade reinsetzen und Alvarez wurde schwer durchgeschüttelt. Ohne dass der Ringrichter unterbrach, verschanzte sich Alvarez sofort hinter seiner Deckung und zählte seine Restbestände Bewusstsein noch zusammen und stakste mit wackeligen Schritt aus der Ecke raus. Cotto boxte weiter ohne Alvarez einem blinden Schlaghagel auszusetzen.

Alvarez rettete sich in die Rundenpause. Die zweite Runde wurde verhalten geführt. Alvarez mit Reichweitenvorteile. Cotto traute sich nicht so recht an die kurze Distanz. Alvarez deutet mit einer Rechts-Links-Kombination seine Gefährlichkeit an, ehe sieben Sekunden vor Schluß aus heiterem Himmel ein rechter Haken von Alvarez bei Cotto einschlägt, der gerade beschäftigt war, seinen rechten Schwinger nach einem Luftloch wieder einzufangen. Cotto muss mit einem Handschuh zu Boden und wird folgerichtig kurz angezählt. Obwohl Cotto im Gegensatz zu Alvarez in Runde 1 nicht angeknockt wurde, geht die Runde aber mit 10:8 zu Alvarez.

Es war ein sehr offensiver Kampf und beide mit genügend Bums im Handschuh um den Gegner umzurüben. Das Deckungsverhalten beider Boxer war eher so lala. Die Runden wurden meistens zwei Minuten lang schaumgebremst mit einigen Körpertreffern geführt, ehe die beiden Boxer versuchten durch eine Schlußoffensive die Punkte auf den Zettel der Punktrichter zu machen. Alvarez mit den besseren Schlägen, Cotto mit der offeneren Deckung, guten Nehmerqualitäten, aber zunehmend mehr Luftlöchern. Die Runden gingen daher langsam, aber sicher zugunsten von Alvarez.

Cotto wurde ab der achten Runde schnell müde. Die Konsequenz kam in der neunten Runde, als Alvarez Cotto in der Schlußminute so müde gekämpft hatte, das Cotto nur noch in den Seilen hing und ungefähr zehn Schläge auf den Kopf nahm, ohne die Deckung hochzuziehen. Der Kampf wurde abgebrochen. 24ter KO für Saul Alvarez.

Floyd Mayweather – Shane Mosley

Der Hauptkampf war das Aufeinandertreffen von zwei Größen des Weltergewichts: Floyd “Money” Mayweather (40-0, 25 KOs) gegen den eine halbe Generation (5 Jahre) älteren “Sugar” Shane Mosley (46-5, 39 KOs). Beide ähnlich schwer, ähnlich groß und mit ähnlicher Reichweite gesegnet.

Ringrichter war Kenny Bayless. Es gab während der Vorkämpfe einen interessanen Einspieler der zeigte wie Bayless knapp eine Stunde vor dem Kampf Mayweather über die Regeln belehrte. Dachte ich bislang, sowas wäre eine kurze Belehrung (“12 Runden, im Stehen wird nicht angezählt” etc…) ist es tatsächlich ein längerer Vortrag des sehr lebhaften Bayless gewesen, der ausführlich auf seine Auslegung und seine Kommandos einging: “wenn ein Arm eingeklemmt ist, dann gebe ich nicht sofort ein Breakkommando, sondern gebe dem Kämpfer die Chance sich aus der Situation zu befreien. Nach einigen Sekunden folgt ein erster Klaps auf den Rücken und wenn dann nicht …” Interessant war auch zu sehen wie Bayless versuchte in diese Belehrungen Pep reinzubringen, in dem er mit ausschweifenden Gesten und Mimik sich sehr agil vor Mayweather bewegte, so das Mayweather gar nicht anders konnte als seine Aufmerksamkeit auf Bayless zu richten.

Ein Kampf mit Startschwierigkeiten weil Floyd Mayweather nicht rauskommen wollte. Während Shane Mosley bereits drei Minuten im Ring wartete, weigerte sich Mayweather aus der Umkleidekabine zu kommen, solange nicht seine komplette Einlaufshow mit Sängern (The O’Jays im Playback?) und Zirkusakrobaten vorgelaufen sei.

Im Vorfeld gingen die Wetten klar zugunsten des jüngeren Mayweathers, ehe in den letzten Tagen verstärkt auf Mosley gesetzt wurde.

Eien sehr verhaltene erste Runde. Beide Kämpfer mit sichtlich viel Respekt voreinander. Beide mit großer Distanz zueinander und sobald sie sich nahe kamen, wurde schnell geklammert. Für mich ging die Runde an Mosley, der 2-3mal besser durchkam. Unentschieden wäre auch okay.

Zweite Runde. Ein verhaltener Start. Mosley versucht in Mayweather rein- und schnell wieder rauszugehen. Beim dritten oder vierten Versuch landet er einen schweren Treffer. Mayweather klemmt sofort Mosley ein um Zeit zu gewinnen und nimmt danach seine Deckung sehr viel höher als vorher. Eine halbe Minute später legt sich Mosley den weiterhin sehr passiv, durch die Schlagwirkung eingeschüchtert wirkenden Mayweather zurecht und landet einen krachenden rechten Haken um die Doppeldeckung vorbei. Mayweather zeigt Wirkung und knickt in den Beinen ein. Mosley setzt nach, Mayweather hängt in den Seilen, versucht mit Heumacher Mosley auf Distanz zu halten, klammert und versucht irgendwie über die Zeit zu kommen. Klare Runde an Mosley. Mayweather wirkt in der Ringpause abgelenkt, hört nicht auf seine Betreuer.

Dritte Runde. Die Prügel von Mosley war ein Wake Up-Call für Mayweather, der nun die Initiative übernimmt, versucht Schläge zu setzen. Mosley beschränkt sich auf sehr aktive Fußarbeit, tänzelt um Mayweather herum, aber seine Versuche wieder an Mayweather heranzuspringen, scheitern, weil Mayweather diesmal schnell genug auf den Füßen zurückweicht. Der Stil den Mosley zeigt, dürfte sehr viel kraftaufwändiger und über die Runden nicht zu halten sein. Mayweather landet einige kraftvollen Geraden und holt sich damit die Runde.

In der vierten Runde bleiben beide Boxer wieder auf Distanz. Mosley abwartend, am Ende der Runde die Deckung runternehmend um Mayweather zu locken. Mayweather versucht schnell rein rauszustoßen und wenn er Mosley in die Nähe der Seile getrieben hat, ihn dort mit schnellen Kombinatioen festzunageln. Mayweather landet immerhin einige Treffer und kann so die Runde mitnehmen. 38:38.

Nach zwei abgebenen Runden bemüht sich Mosley in Runde fünf zu punkten: geht nach vorne, versucht bei Mayweather Schläge zu landen, aber Mayweather packt all seine Qualitäten als Defensivboxer aus: flink auf den Füßen und im Oberkörper, kann er den Vorstößen von Mosley ausweichen und selber versuchen Konter zu setzen. Mosley wirkt zum ersten Mal ratlos, weil er Mayweather nicht vernünftig vor die Handschuhe bekommt. Mayweather mit dem clevereren Boxen. 48:47.

Die Runde sechs schreibt die fünfte Runde weiter fort. Mosley versucht ranzukommen, aber Mayweather hält nicht nur die Distanz, sondern kommt auch mit gefährlichen Kontern durch, die Mosley sichtlich aus der Puste bringen. Mosley wirkt als würde er allmählich an die Limits seiner Kondition kommen: der Mund weit geöffnet, die Bewegungen nicht mehr so fest. 58:56.

Runde sieben. Dito. Mosley hat Probleme die Distanz zu verkürzen und wenn er sie verkürzt, ist er zu langsam, zu zögerlich um Schläge anzusetzen und fängt sich wirklich massive Konter ein, teilweise in der Rückwärtsbewegung voll durchgezogene rechte Geraden. Dieser Kampf scheint nur noch in eine Richtung zu gehen. Mosleys Gesicht wirkt immer verzerrter und er hat Probleme Luft zu bekommen. Mosley wirkt müde und es sieht nicht so aus, als würde er über die volle Distanz gehen können. 68:65.

Kuriosium in der achten Runde. Der frustrierte Mosley wirft Mayweather in die Seile und bekommt dafür von Bayless eine Verwarnung (“hard warning”). Mosley würde dies gerne mit Bayless und Mayweather verbal ausdiskutieren. Mayweather legt kein Wert auf Worte und schlägt weiter. Mosley bekommt zentral eine ins Gesicht und breitet ob der mangelnden Diskursbereitschaft verblüfft die Arme aus. Während der Kampf weitergeboxt wird, schreit Mayweather Mosley an um sich zu erklären. Mayweather bringt wieder erstklassige Konter an. Das Publikum feuert Mosley an. 78:74.

Runde neun. Mosley bekommt zweite Luft, wirkt plötzlich agiler, lebendiger, hibbelt umher. Nach zwei Minuten serviert der stoisch wirkende Mayweather wieder eine knackige Gerade mitten ins Gesicht und daraufhin kehrt Ruhe und Müdigkeit bei Mosley ein. Mosley gelingt es nicht gegen Mayweather in die richtige Schlagdistanz zu kommen. Seine Schläge verrecken Zentimeter vor Mayweather. 88:83.

In der zehnten Runde verliert Mayweather vor dem wieder müde wirkenden Mosley den Respekt, läßt den Infight zu, kommt aber auch in diesen körperlich engen Situationen besser zurecht. Landet Schläge und Mosleys Gesicht ist deutlich von der schieren Zahl von Mayweathers Gesicht gezeichnet. Mosley wirkt nicht so, als hätte er noch den Punch zum Knockout. Für ihn kann es nur darum gehen über die volle Rundenzahl zu gehen. 98:92.

Zur Runde elf gibt es nicht viel zu sagen. Mosley versucht sein Ding durchzuziehen um durchzukommen. Mayweather beschränkt sich auf das nötigste, setzt 1-2 Schläge, ausreichend um die Runde mitzunehmen. 108:101.

Vor der zwölften Runde wird noch auf Mosley eingeredet, während der sehr zuversichtlich aussehende Mayweather von seiner Ecke alleine gelassen wird. Die Fitness von Mayweather nach zwölf Runden ist schlichtweg verblüffend. Immer noch schnell auf den Füßen, schnell im Oberkörper und schnelle Hände. Mosley bekommt keine Treffer angesetzt. Zu schlapp, überhaupt nicht auf die richtige Distanz bekommend. Auch die letzte Runde geht an Mayweather. 118:110.

Die Kampfrichter geben: 119:109, 119:109, 118:110 für Mayweather.

Es war ein sehr fairer und technisch hochwertiger Fight, auch wenn Mosley für nicht mehr als 3-4 Runden Briketts im Ofen hatte. Beide Boxer zeigten auch nach dem Kampf sehr viel Klasse und beglückwünschten sich. Mehr von.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. danke für die tollen zusammenfassungen des kampfabends. habe mich bei der ankündigung geärgert es – in ermangelung von pay-tv – zu verpassen und bin nun top informiert!