WM2010-Heft: Sport BILD WM 2010-Sonderheft

Sport BILD-WM-Sonderheft

4,90 EUR, 246 Seiten DIN A4

Redaktionsschluss: 7. Mai

Goodie: Spielplan-Poster (Größe: DIN A1)

Fast business as usual beim Sport BILD-WM-Sonderheft: gleicher Heftumfang wie 2006, einen Euro billiger, aber dafür auch eine “Gratis-DVD” ärmer (soviel zum Thema ‘gratis’). Im Vergleich zu anderen WM-Sonderheften, fällt das billig wirkende Papier auf – allerdings fährt auch kein anderes Sonderheft Telefonbuchdicke auf.

Das Shooting der Nationalspieler
ruft tatsächlich alle drei vorhandenen
Gesten ab: Ballhalter, Fighter und
Zeigefinger auf dem Adler.
Ausnahmen wie Beck,
sind anscheinend per
Photoshop reinmontiert worden

Teamportrait Algerien

Teamportrait Algerien

Das Spielplanposter

Das Spielplanposter wird von
einer Bank gesponsort, weswegen
die Rückseite eine auf A1
aufgeblasene Anzeige ist

Für das 2010er-Heft hat man beim Heftaufbau die Blaupause von 2006 genommen, mit leicht verändertem, luftigeren Layout: auf den ersten knapp 25 Seiten eine große Bilderstrecke, ein Artikel über das Land Südafrika, Tipps dreier deutscher Alt-Weltmeister (Eckel, Bonhoff, Berthold) und sieben Formel-1-Fahrer, die BILD-üblich natürlich “Stars” sind. Hinten auf knapp zwanzig weiteren Seiten Statistiken (die vorigen WM-Turniere) und Service (Turniermodus, WM im TV). In der Mitte befindet sich neben einem Riesenposter mit Spielplan, noch ein von einem Wettanbieter gesponsortes WM-Tippspiel bei dem Lothar Matthäus schon mal fröhlich vorgetippt hat (Deutschland: 3:1 gg Australien, 1:1 gg Serbien, 0:1 gg Ghana)

Die große Strecke in der Mitte nehmen die Teamportraits ein (“alle Teams” hrchrchr…), wobei die Gruppe D mit der deutschen Mannschaft vorangestellt wurde und die deutsche Mannschaft wie 2006 sechszig Seiten spendiert bekommt, u.a. mit längeren Portraits einiger (elf) Spieler, Präsentation des Mannschafthotels, etc…

Alle anderen WM-Mannschaften bekommen je zwei Doppelseiten gestellt. Der frühe Redaktionsschluss stinkt natürlich. Hier reichte der Redaktionsschluss aber immerhin noch um den von Löw vorgestellten 27er-Kader einzubauen.

Die Qualität der Artikel schwankt. Das kann man an Berries Boßmann festmachen. Eine zweiseitige Einführung zum Land Südafrika ist ganz okay, wenn man sich vor Augen hält, dass man die Sport BILD und nicht den ECONOMIST oder SPIEGEL in Händen hält. Im Interview mit Joachim Löw werden gute und korrekte Fragen gestellt. Dass Löw inzwischen anscheinend quer durch alle Medien seine Statements auf inhaltsleere und null espritversprühende Aussagen beschränkt, kann nicht Boßmann vorgeworfen werden (und läßt mich Böses bzgl. Löw und die WM ahnen, aber das wird vielleicht ein anderer Blogeintrag).

Aber man Boßmann einen üblen Artikel über die Sicherheitslage in Südafrika vorwerfen. Boßmann nimmt ausgerechnet den Mord an dem rechtsextremen Burenführer Eugene Terre’Blanche zum Aufhänger, um die Gefahr von politisch motivierten Gewaltakten zu beschwören (“Einheimische Politiker befürchten ein Aufflammen der Rassenkonflikte und Gewalttaten“). Ausführlich geht Boßmann auf die Drohungen der Terre Blanche-Anhänger ein. Hier zum Vergleich der ECONOMIST zu Terre’Blanche und den Befürchtungen über Gewaltausschreitungen:

He was beaten to death last week, allegedly by two black farmworkers. The murder has sparked fears of renewed racial violence in South Africa. But the motive was apparently personal: unpaid wages and, one imagines, a less than agreeable management style.

aus “Eugene Terre’Blanche”, Obituary, Economist, 8.4.2010

Südafrika hat ein Kriminalitätsproblem – die Kriminalität ist aber nicht rassistisch motiviert. Sie entsteht durch durch Armut und Gesellschaft, nicht durch eine aktuelle Konfrontation Weiß gegen Schwarz. In dem Monat zwischen Mord an Terre’Blanche und dem Redaktionsschluß, war nichts von einem Anstieg extremistischer Gewalttaten zu merken. Hier zeichnete Boßmann deshalb ein falsches Bild – vielleicht weil spinnerte Nazis sich spektakulärer anhören, als einfache Straßenkriminalität.

Schwankende Qualität am Beispiel Boßmann . Schwankende Qualität beim Sport BILD-Sonderheft. Gute Portraits der deutschen Nationalspieler. Aber die Texte zu den WM-Mannschaften hängen sich häufig nur an einer Person auf und zeichnen nur selten ein hinreichend komplettes Bild der Mannschaft, und wie die Mannschaft auf dem Feld auftritt. Bei Texten z.B. zu Neuseeland, behilft man sich mit dem Abfragen von einigen Statements bei Wynton Rufer und strickt den Rest des Artikels um Wikipedia-Wissen und statistischen Eckdaten rund um Spieler und Qualifikation. Bei Japan das Problem in der Abwehr zu verorten, halte ich nach meinen Eindrücken aus der Vorbereitung für falsch und weist vielleicht darauf hin, dass die Einschätzungen der Teams weniger aus eigener Anschauung geschrieben worden sind, sondern mehr aus Allgemeinwissen, Versatzstücken und Statistiken/Ergebnissen hochgerechnet wurde.

Man kann über den inhaltlichen Mehrwertes des Heftes streiten. Es läßt sich aber gut durchlesen und das Layout ist lebhaft, ohne billig zu wirken. Ist das Heft ein “Essential” für die eigene WM-Vorbereitung? Nein. Unterhält das Heft, wenn man auf einer längeren Fahrt seine Unterhaltungselektronik vergessen hat und der kleine Bahnhofskiosk gerade auf hat? Ja.

Das Hauptkaufargument des Sport BILD-Sonderheftes sind die ersten knapp 80 Seiten, mit dem Schwerpunkt deutsche Nationalmannschaft.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Das ZDF vergleicht Kicker, SpoBi, 11 Freunde und das Heft vom Transfermarkt: http://wmlive.zdf.de/ZDFsport/inhalt/23/0,5676,8076887,00.html

  3. OMG… Link angeklickt. Gewundert. Refresh. Auch nicht mehr zu sehen.
    “Oh, ein Video außerhalb der Mediathek?” Flash aktiviert. Refresh.
    Ne, kein Video: 4 kurzgefasste Seiten Text – als Flash m(

  4. Ich habe in das Sportbild-Sonderheft im Zeitschriftenladen reingeschaut. Ist optisch ganz nett aufgebaut. Allerdings habe ich erhebliche Zweifel an dem korrekten Infoghalt der Mannschaftsvorstellungen. Dazu ein Beispiel: Bei jeder Mannschaft wird der jeweilige Superstar kurz vorgestellt. Bei Australien ist das laut SportBild Scot McDonald vom FC Middlesbrough. Komisch nur, dass er zwar zum vorläufigen Aufgebot von Australien, dann aber vom australischen Trainer aussortiert wurde und somit nicht im 23-köpfigen WM-Kader landete. Sieht für mich nach schlampiger Recherche aus.

  5. hi, i wanna buy a phone under 20,000 rs with 8mp+ camera, hd jam, ram 2gb m faculty to 32 or 64 gb and also front camera.