Last Call: TV zwischen Deutsche Welle-Halbstünder und ARD-Quickie

Die Deutsche Welle hat ein schönes 26minütiges Feature über die 60er Jahre der Bundesliga produziertes. Die ausgegrabenen Archivaufnahmen sind sehenswert, das Tempo ist gut und sogar das Interview mit Uwe Seeler ist putzig geraten (“…kam Helmut Schön in die Kabine und sagt: ‘Damit du Bescheid weißt, heute abend trinken wir einen Whisky’. Ich sag: ‘Herr Schön, ich habe noch nie einen Whisky getrunken.’ – ‘Heute abend trinkst du Whisky mit mir!’“).

Spezial: 50 Jahre Bundesliga – Die 60er “Als die Liga laufen lernt aus der Reihe “Kick Off” von der Deutschen Welle.


Nicht nur in Deutschland geht die einheimische Fußball-Liga in wenigen Wochen in eine neue Rechteperiode. Auch die Premier League hat die TV-Rechte neu verteilt. Tschüß ESPN, Nein Danke Al-Jazeera, Hallo BT, Tach BSkyB, wir kennen uns ja schon.

BT hat sich 38 Spiele geholt (i.d. Regel für Samstag 13h45), während die restlichen 116 Live-Spiele bei BSkyB gelandet sind (die Samstagnachmittagsspiele dürfen in UK nicht übertragen werden). Welche Spiele BT zeigen wird, wird in den nächsten Wochen ausgewählt. BT hat an 15 Spieltagen den First Pick, aber BSkyB entscheidet an welchen 15 Spieltagen…

Was will BT mit den Premier League-Rechten? Sie wollen damit ihr Breitband- bzw. Triple Play-Angebot bewerben. Alle BT-Breitband-Abonnenten bekommen die zwei BT Sport-Sender gratis, während Satelliten-, Kabel- oder IPTV-Abonnenten anderer Betreiber, die Sender abonnieren müssen. Noch komplexer ist das Konstrukt bei BT Vision, einem Gemisch aus DVB-T und Breitband. Dort verdrängen die beiden BT Sport-Sender ausgerechnet zwei BSkyB-Sportsender von DVB-T-Plätzen ins Breitband.

BSkyB reagiert genau umgekehrt und bietet für alle Sport-Abonnenten BSkyB-Breitband gratis an.

Schwung kommt in die Geschichte, weil BSkyB in Großbritannien auch ein Breitband-Anbieter ist und daher BTs Aktionen als Angriff versteht. BSkyB rüstet auf und schraubt an seinem Sendeschema. BT und BSkyB eint, dass sie ihr Programm stark danach ausrichten, den Zuschauer per Audience bei sich zu halten. BT hat dazu einen ganzen Schwung an Liverechten eingekauft und wird eine Liveshow vor Studiopublikum produzieren. BSkyB jagt eine Fußballshow nach dem anderen über den Äther. In diese Richtung bewegt sich auch SKY Deutschland, bei denen für die kommende Saison ein großer von 14 Uhr bis 21 Uhr durchmoderierter Fußballblock angedacht war.

BSkyB wird seinen Premier League-Sender Sky Sports 1 am Samstag des ersten Spieltags so schalten, dass er für nahezu alle Briten ausnahmsweise gratis empfangbar ist (wird u.a. terrestrisch über Pick TV zu sehen sein)

Qu: Digitalspy.co.uk, Guardian


FOX Sports 1, die am 17ten August startende, neue Konkurrenz zu ESPN in den USA, gelang ein Abwerbe-Coup. Von ESPN konnte Bill Raftery abgeworben werden, der auf FOX Sports1 gemeinsam mit Gus Johnson College Basketball der Big East kommentieren wird. Raftery, ehemaliger Coach von Seton Hall (Big East), war seit 1982 für ESPN Analyst, zuletzt an der Seite von Sean McDonough und Jay Bilas als sehr, sehr launiges Trio. Einen Raftery nach 31 Jahren Arbeit für ESPN von Bristol loszueisen, ist eine weitere Kampfansage. Vom Wechsel zu FOX Sports 1 unberührt bleibt Rafterys Arbeit für CBS während der March Madness.

FOX Sports 1 hat dieses Jahr die TV-Rechte an der neuen Big East (formerly known as Catholic-7) erworben und wird mit Beginn der regular season im Januar, pro Spielzeit über 100 Basketball-Spiele der Big East übertragen.


Passend zu FOX Sports 1 gab es ein längeres Interview im Hollywood Reporter mit dem ESPN-Chef John Skipper.


Die ARD wird in ihrem Vorabendblock ab 9ten August freitags immer eine dreiminütige “Sportschau vor Acht” einführen, die auf die Bundesliga und andere Sporthighlighs vom Wochenende blicken soll. In 180 Sekunden. Na ja, mit Beginn der Wintersportsaison so zirka zweite Septemberwoche dürfte es dann “Bundesliga- und Biathlon-Vorschau” sein. Qu: ARD


Fokus Fußball auch am Donnerstag mit der #Link11 des Tages. Mit Links als Nachklapp zum ersten Pep-Training und weiterhin zum Confed-Cup über die Demos, den Umbau des Maracanas und das Untertauchen der FIFA. Warum geht Palop nach Leverkusen und die Auswirkungen des Ausschlusses von Fener und Besiktas.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Schönen Dank, lieber Hausherr, für das dw-Stück. Das bringt mich gerade nett in die Haiha. Auch wenn ich Deine Freude nicht komplett nachvollziehen kann: So ab der 10. Minute finde ich das eher konfus aus einem Füllhorn interessantem Material zusammen geschnitten. So oder so jedenfalls spannende Schnipsel. Ich finde das immer wieder interessant, wie wenig Macht der Kapitalismus in den 60ern über diese Gesellschaft gehabt zu haben schien (wie immer man das bewerten mag, so richtig nett war es unter dem Strich ja wohl eher nicht).

    Eine grundsätzliche Anmerkung: Gut, dass Du endlich das eine große Problem dieser Webpräsenz erkannt hast. Viel zu wenig Content in viel zu geringer Frequenz. Solltest Du also den Last Call jetzt zum Standard(!) machen, dann ergänze doch vielleicht im Titel den Wochentag. So wie im Screensport. Das erleichtert in den letzten Kommentaren oder bei mehreren geöffnete Tabs kolossal die Übersicht.

  3. #FirstCall: Alles was sternburg schreibt!

  4. eine wirklich sehr gelungene Doku die da DW gemacht hat, bin schon gespannt auf die 70er-Doku

  5. @sternburg: “konfus zusammen geschnitten” — das schmerzt, das schmerzt ;)

    Ich will dir deine Meinung gar nicht nehmen — ich kann dir nur versichern, dass wir uns viele (viele) Gedanken dazu gemacht haben, wie wir den Film bauen (wirklich viele).

    Die Schwierigkeit war zunächst, dass wir keinen Erzähler haben wollten — dies bedeutet natürlich auch, dass wir auf ein steuerndes Element verzichten mussten und die einzelnen Abschnitte in sich folgerichtig sein mussten — wir sind der Meinung, dass uns das gut gelungen ist — aber vielleicht liegen wir damit falsch.

    Zudem ist es natürlich immer schwierig, ein Jahrzehnt in 26 Minuten (diese Sendelänge ist bei uns festgelegt) einzupassen und dabei auch noch dem Anspruch gerecht zu werden, den Fußball auch im gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Kontext darzustellen.

    Ich freue mich aber, dass du offenbar zumindest nicht eingeschlafen bist!

    (Und freue mich natürlich auch über weitere Kritik — so oft kriege ich ja kein direktes Feedback zu den Sachen, die ich konfus zusammen schneide. Hatte ich schon von meinen Schmerzen erzählt?)

  6. Oh, und zu den nächsten Dokus: Die werden vom Stil her sehr unterschiedlich, die 70er (die ich auch mit verbrochen habe) sind zum Beispiel ganz anders, deutlich schneller erzählt und haben auch einen Sprecher.

    Und da haben wir auch eine Weile am 70s-Style gebastelt :)

  7. Ich weiß nicht ob sie das Red-Sox Spiel heute nochmal wiederholen. Also es läuft ja gerad ne Wdhlg. Aber falls ja, sollte man beim Ansehen dieser nicht zu spät einsteigen ;-).

  8. @Filmeschneider: Erst mal vielen Dank für die Antwort. Und wie schon gesagt, ich fand das unheimlich spannend. Meine Meinung ist also ausgesprochen positiv und auch ich freue mich auf die nächsten Folgen.

    Mein Eindruck war halt genau das: “ein Jahrzehnt in 26(!) Minuten einzupassen und dabei auch noch dem Anspruch gerecht zu werden, den Fußball auch im gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Kontext darzustellen” (also die Integration der Begriffe Frau und Umwelt in den Karneval). Und jetzt fassen uns mal alle bei den Händen und geben zu: Das kann ja wohl nicht klappen, oder? Ich hatte jedenfalls beständig den Eindruck, das eine oder andere Viertelstündchen mehr hätte der Sache gut getan. Oder die Beschränkung auf einen Aspekt.

    Es ist ja bekannt, dass die Arbeit bei einer Dokumentation meist das Einpassen eines Schwimmbeckens an Material in ein Schnapsglas von Sendung darstellt. Hier sah ich vor meinem geistigen Auge ganz besonders deutlich einen Filmeschneider, der verzweifelt versucht, wenigstens jeden seiner engsten Lieblinge irgendwie auftreten zu lassen. Tja, schade, aber Zwang ist Zwang.

    Konfus war jetzt weniger so gemeint (und so hätte ich es auch verstanden, klar, sorry insofern), dass ich mir im Nachgang den Ablauf vor Augen führte und der Meinung war, das hätte man aber so oder so besser machen müssen. Vielmehr hatte ich während des Anschauens mehrmals so einen “Häh, wo sind wir denn jetzt auf ein Mal?”-Moment. In denen ich erstmal Zeit brauchte um zu verstehen, worum es jetzt genau geht – und was das mit dem davor zu tun hat. Wenn man einerseits tatsächlich das ganze Jahrzehnt abbilden will und andererseits den sportlichen Anspruch hat, auf einen Erzähler oder sonstige Einordnung komplett zu verzichten, dann geht das wohl nicht anders. Die Reihenfolge wird wohl schon so genau richtig gewesen sein.

    Ist natürlich auch ein spannender und angenehm fordernder Ansatz. Aber es ist einem halt völlig anders gewohnt – gerade wenn man nicht bei einem Aspekt bleibt. Vielleicht wäre ein Untertitel wie “ein Jahrzehnt in Ausschnitten” oder so hilfreich. Oder schaue so was einfach früher am Tage. :)