Screensport am Mittwoch: MLB plus Eurosport = DAZN-Klon

Moin. Da ich erst jetzt am Morgen mir Spiel 6 der MLB World Series ansehe, kenne ich das Ergebnis nicht (ich werde bis zum Abmarsch gen Kunden eh nur die ersten anderthalb Stunden sehen). Bitte entnehmen Sie der Tagespresse, ob es heute Nacht ein Spiel 7 in den World Series gibt.

Mehr Drama würde nicht gehen: die einen warten seit 68 Jahren auf den Titel und die anderen warten seit 108 Jahren und nun könnte die Serie auf ein Game 7 zu gehen. Mehr Must-See-TV im Baseball dürfte es nicht geben.

Falls Spiel 7: heute Nacht, ab 1h08 auf SPORT1 US.

Wegen dem, aus Gründen, etwas lang gewordenen Screensport Zwo, geht es im Schnelldurchgang durch den restlichen Sport.

Im Handball ist heute Auftakt der EM-Qualifikation. SPORT1 zeigt vor der CL Deutschland – Portugal ab 19 Uhr. Ab 18 Uhr gibt es im Stream auf tv.sport1.de die Auslosung zu der nächsten DHB-Pokal-Runde.

Im Basketball stehen heute wieder etliche europäische Wettbewerbe an. Ab 18 Uhr gibt es drei Spiele mit deutscher Beteiligung in der neuen Basketball-Champions League, auf DAZN. Frankfurt bei Domzale ab 18h, Oldenburg bei Radom ab 18h30 und ab 20h Ludwigsburg zuhause gegen Szolnoki Olaj.

Im Eurocup gibt es heute nur ein Spiel mit deutscher Beteiligung, das ab 20 Uhr auf Telekom Basketball und ProSieben MAXX gezeigt wird: ALBA gegen Rytas Vilnius. EURO2 bringt darüber hinaus ab 19h15 einen Doubleheader aus dem Eurocup.

In der Fußball-Champions League treten heute Leverkusen in Wembley gegen Tottenham und der BVB zuhause gegen Sporting an.

Leverkusen wartet nach drei Unentschieden auf den ersten Sieg in einer engen Gruppe, in der alle Teams nur zwischen zwei und fünf Punkte und keiner mehr als einen Sieg auf dem Konto haben.

Kann der BVB heute gegen Sporting gewinnen, ist man vorzeitig für die Playoffs qualifiziert.

In Gruppe G kann man ein Auge auf das Fernduell zwischen #2 Kopenhagen (4 Punkte) und #3 Porto (4 Punkte) werfen. Stale Solbakkens Kopenhagen empfängt Leicester und Porto empfängt Club Brügge.

Wie in Gruppe F, könnten auch in Gruppe H bereits am 4ten Spieltag alle Messen gesungen sein, wenn heute Juventus gegen Lyon und Sevilla gegen Dinamo Zagreb (0 Tore, 0 Punkte) gewinnen.

Screensport Zwo

Eurosport – In einer Pressemitteilung der Eurosport-Mutter Discovery Communications kündigt Discovery ein Joint Venture mit dem Streamdienstleister BAMTech (früher: MLB Advanced Media) an (Dank für den Hinweis an @kleeburger). Eine Beteiligung von Discovery an BAMTech scheint nicht Bestandteil des Deals zu sein.

Frucht dieser Kooperation wird ein BAMTech-Ableger in Europa sein, BAMTech Europe. BAMTech soll OTT-Plattformen (Stream-Plattform) für TV-Sender und Sportverbände/Ligen produzieren. Der erste Kunde wird Eurosport Digital werden.

Im Laufe des nächsten Jahres wird der Eurosport-Player in seiner jetzigen Form weggeschmissen und durch eine Plattform von BAMTech (bekannt durch MLB TV und NHL TV) ersetzt werden.

Zusätzlich will BAMTech Europe alleine und gemeinsam mit Eurosport Sportrechte erwerben um sie entweder auf eigenen Stream-Plattformen oder dem neuen Eurosportplayer zu verbreiten.

Gucken wir uns drei Aspekte an. Punkt 1: Eurosport. Eurosport müht sich seit 1-2 Jahren verstärkt darum, den Eurosport-Player nach vorne zu bringen. Es gab einen Relaunch. Es wurden und werden Stream-only-Rechte eingekauft. Ich finde den Player eigentlich ganz gefällig. In der Optik ist er originell. Es gibt bei den Funktionalitäten einige gute Ideen. Aber die Basics wie die Auffindbarkeit von Sport, sind suboptimal.

Mit dem Aufschlagen der OTT-Plattform DAZN wurde auch die Promotion des Eurosport-Player noch einmal verstärkt – zuletzt durch einen 99-Cent-Probemonat. Vor zwei Monaten wurde aber der ehemalige Digital-Chef der BBC, Ralph Rivera, verpflichtet. Dies und das nun geplante Joint Venture mit BAMTech zeigt, dass Discovery mit dem Eurosportplayer und der Eurosport Digital-Abteilung nicht zufrieden ist und ihnen auch keine substantielle Verbesserung mehr zutraut.

Stattdessen fängt man mit externe Hilfe von vorne an. Das Timing ist sportlich, denn die neue Eurosport-Player-Plattform muss spätestens im Winter 2017/18 voll belastbar sein, wenn die Olympischen Winterspiele im Eurosport-Player verwertet werden. Perform zeigt gerade, das selbst ein Jahr Vorlauf nicht ausreichen können, um am Ende mit einer runden Plattform und einem überzeugenden Konzept da zu stehen. Aber einen sehr viel etablierteren und erfahreneren Player im Stream-Bereich als BAMTech, kann es nicht geben.

Der Umstand, dass die Pressemitteilung explizit vom Rechtekauf und Plattform für Verbände/Ligen/Events spricht, unterstreicht die Aggressivität des Discovery-Moves.

Perform Group: ich bin nicht davon überzeugt, dass DAZN, die Consumer-Streamplattform der Perform-Group, ein Erfolg und ein nachhaltiges Geschäftsmodell ist (sofern man „hübsche Braut hochpäppeln und in 3-4 Jahren zum Verkauf anbieten“ nicht als nachhaltiges Geschäftsmodell ansieht). Sie hat aber den Status Quo durchbrochen und den Markt in Bewegung gebracht.

Das Discovery/BAMTech-Joint Venture scheint zwei Angriffsvektoren zu kennen, die die Perform Group betreffen. Auf Konsumenten-Ebene soll der Eurosportplayer an Kampfgewicht zulegen und damit gegen DAZN positioniert werden. Würde es Eurosport gelingen, lägen die Vorteile bei Eurosport, weil sie eine etablierte Marke sind und eine sehr gute Fernsehpräsenz mit Leuchtturm-Rechten haben – wie zum Beispiel Olympia.

Der Umstand, dass die Discovery/BAMTech-Pressemitteilung explizit auch noch Sportligen/-verbände und Events anspricht, um ihnen eine Plattform zu geben, deutet darüber hinaus an, dass man auch den B2B-Markt (Business-to-Business) anpeilt – dort wo die Perform Group präsent ist und zuletzt mit WTA und FIBA sehr langfristige Verträge für Streamplattformen und Produktion abgeschlossen hat. Und der Marsch der Verbände gen Streamplattform hat erst begonnen.

Der dritte Aspekt ist BAMTech. Es begann als Digital-Ableger der US-Baseball-Profiliga MLB u.a. zur Verwertung der regular season-Spiele der MLB außerhalb der TV-Heimmärkte. Es wurde ein derartiger Erfolg, dass MLB Advanced Media ausgebaut wurde. Die Streamkapazitäten wurden TV-Sendern und anderen Sportereignissen angeboten, z.B. ESPN, HBO und WWE. 2014 machte MLBAM 800 Mio US$ Umsatz.

MLBAM ist so erfolgreich gewesen, dass 2015 daraus BAMTech abgesplittet worden ist, als Dienstleister für Non-MLB-Partner. Zeitgleich ging BAMTech eine Kooperation mit der NHL ein. BAMTech erwarb für 100 Mio US$/Jahr die Streamingrechte der NHL. Die NHL bekam wiederum 10% an BAMTech. Für BAMTech war es der erste Rechteerwerb.

Diesen Sommer erwarb der Disney-Konzern (Mutter von ESPN) 33% Anteile an BAMTech um gemeinsam mit BAMTech eine an ESPN angeflanschte OTT-Plattform zu entwickeln.

Nach der NHL und Disney/ESPN hat sich BAMTech mit Discovery/Eurosport also einen nächsten großen Partner angelacht und da die Partnerschaft mit Discovery anscheinend nicht die Abgabe weiterer Anteile an BAMTech umfasst, sieht der Deal für BAMTech sogar recht günstig aus – dafür, dass sie nun Fuß auf den europäischen Markt setzen können.

Eigentlich fehlt noch ein vierter Punkt: was machen die anderen europäischen Medienkonzerne, die sich stark mit Sport-Content auseinandersetzen. BeIN Sports ist nicht präsent und lagert die Streamproblematik an die Perform Group aus. Und die Sky-Gruppe? Was macht der Sky-Konzern eigentlich in diesem Bereich? Wirklich nichts?

Tennis – Anscheinend zur Verblüffung von ARD und ZDF waren die kurzfristig und ungewohnt programmierten Tennis-Übertragungen der WTA-Finals mit Angelique Kerber kein „Quotenerfolg“.

Zwar standen die Sendetage fest. Die Termine der Ansetzungen (10h, 13h30, 16h) wurden aber erst kurzfristig bekanntgeben. Die ARD hat zudem das erste Match auf ONE verschoben. Am Wochenende sahen knapp 850.000 Zuschauer das Halbfinale und das Finale 1,63 Mio Zuschauer. Im Vergleich zur jahrelang etablierten DTM lagen die Quoten damit bzgl. des Halbfinals knapp unter Augenhöhe und bzgl. des Finals deutlich drüber.