Play-Listen-View, Woche 28: StartUp

Die fast-wöchentliche Freitags-Kolumne Play – Listen – View wird von mir heute (und vielleicht auch in Zukunft) in einen gesonderten Blogeintrag ausgelagert. Sie nimmt inzwischen mehr Platz und Zeit in Anspruch, als ursprünglich geplant.

Listen

Am letzten Wochenende dachte ich noch harmlos, ich könnte da mal ein paar Folgen weghören und dann sog es mich so tief rein, dass am Montag der Status „Binge-Listening“ erreicht war.

Die Rede ist von Gimlet Medias Podcast-Serie StartUp. Wie der Name schon sagt, bringt die Podcast-Reihe Reportagen über StartUps und ihre Akteure. Die Reportagen sind mitunter recht clever gemacht und daher unterhaltsamer als man StartUp-Journalismus von den üblichen verdächtigen in Deutschland oder den USA kennt.

Die Season 4, die letztes Jahr begann, wurde in zwei Teile unterteilt. Der eigentliche Knaller war der zweite Teil der Season, ab Episode 4: Dov Charney‘s American Dream.

The story of an entrepreneur who built a widely recognized business, lost it all, and is now starting over—from scratch.“. Klingt wie übliches Startup-Geseiere, handelt aber von Dov Charney, dem Mann des Multi-Millionen-Textil-Unternehmens American Apparel, der das Unternehmen erfand, hochzog und gegen die Wand fuhr.

Der Einstieg: der gescheiterte und am Boden liegende Charney versucht ein neues Textilunternehmen aufzubauen, geht zu FedEx um Dokumente zu verschicken. Dort trifft er auf Ara, der früher als Businesskunde T-Shirts von American Apparel gekauft hat und Dov Charney wieder erkennt. Ara schwärmt minutenlang vor Dov und den Mikros von StartUp über die einstige fantastische Textilqualität der Shirts von American Apparel und wie die neuen Chefs die Produkte inzwischen schlechter machen würden. Charney zeigt ihm darauf hin Shirts seines neuen Unternehmens und Ara gerät wieder in Begeisterung. Minuten später wünscht Ara Dov viel Erfolg und man verabschiedet sich.

[Off]: Ara leaves and we move ahead in line. Dov bounces on his toes, he seems lighter, pleasantly surprised. It’s such a coincidence, that I can’t help but ask the question:

[Reporterin]: Did you plant that guy?

[Charney]: I planted him here. I had to pay him some money because of you.

Es war ironisch gemeint. Charney hat Ara nicht bezahlt. Ara war authentisch. Es macht aber deutlich, wie schwer Dov „zu lesen ist“ und wie anders er tickt.

Sieben Folgen lang wird mit zahlreichen Interviews die Biographie von Charney und des von ihm fast sektenartig geführten Unternehmens American Apparel nachgezeichnet.

Die Reportage über Charney und American Apparel entfaltet u.a. deswegen ihre Gravitas, weil sie nicht gleich den großen Hammer schwingt, sondern im Kleinen anfängt. Der Aufstieg von Charney wird immer wieder mit den jetzigen Versuchen des Wiedereinstiegs von Charney kontrastiert.

Nach vier, fünf Episoden begreift man wie Dov Charney tickt und was für eine Weltsicht er hat. Und zu diesem Zeitpunkt fällt der Hammer in Form zahlreicher Vorwürfe der sexuellen Nötigung, schwerwiegenden charakterlichen Problemen und massiver geschäftlicher Fehlentscheidungen. Es wird deutlich, warum ein Dov Charney die Vorwürfe der sexuellen Nötigung nicht nur abstreitet, sondern schlichtweg nicht versteht.

Dieses Konzept von Gimlet/StartUp ist riskant gewesen, weil die schwerwiegenden Vorwürfe an Charney in den ersten vier Episoden nur angedeutet, aber nie konkret erwähnt werden. Gimlet/StartUp setzte sich dadurch dem Vorwurf der Verharmlosung aus. Ich kann diesen Vorwurf nachvollziehen, da die Folgen jeweils im Wochenabstand erschienen sind. Aber in kurzer Abfolge, als Block gehört, führt diese redaktionelle Strategie dazu, dass man viel besser die Mechanismen hinter den Kulissen erkennt.

Und das betrifft nicht nur die Weltsicht von Charney, sondern auch die Haltung der Investoren und Aufsichtsratsmitglieder: wer wann wieviel wissen und sehen will oder lieber ignoriert.

Den einzigen Vorwurf den ich Gimlet/StartUp machen wollen würde, ist die fehlende Sicht über den Tellerrand. Ich hatte mich, ohne vom Produktionsdatum zu wissen, gefragt, wie die Folgen ausgefallen wären, wenn damals schon die zahlreichen Fälle der sexuellen Nötigungen bei FOX News bekannt gewesen wären – stellt sich heraus: sie waren schon bekannt. Da hätte ich mir mehr Sendeminuten zur generischen Problematik von „hierarchisch veranlasster sexueller Nötigung“ in Unternehmen gewünscht.

Diese sieben Folgen haben aber bei mir auch fünf Tage nach Hören der letzten Episode, bei mir einen Wirkungstreffer hinterlassen.

Bei SoundCloud sind alle sieben Episoden gelistet (insgesamt fünfeinhalb Stunden).

Bei Gimlet Media gibt es eine Liste aller Episoden, allerdings ungeordnet, aber dafür mit Transkript.

Wer ganz sicher gehen will, lädt sich die SoundCloud-Files runter – denn wer weiß wie lange es Soundcloud und damit die Dateien noch geben wird (wer jetzt noch ernsthaft seine Podcast-Files nur auf SoundCloud ablegt, ist angesichts der wackeligen finanziellen Zukunft, ein Idiot)


View

Ich war bzw. bin immer noch erkältet. Daher habe ich die letzten Tage ein „Schonprogramm“ aufgefahren. Nach Feierabend habe ich nur noch die Füße hochgelegt und TV gesehen und Hühnersuppe & Zitronen/Honig-Tee getrunken.

Am Wochenende bin ich dabei an Streams des Spiels „PlayerUnknown‘s Battlegrounds“ (PUBG) hängengeblieben und suche seitdem Abend für Abend nach neuen Streams.

Sehr viel Freude machten mir dabei die Streams des Berliners Max „DiePrototypen“. Max spielt jeden Tag stundenlang PUBG gemeinsam mit Freunden in Vierer-Teams – es gibt kaum ein Team, dass die Sache so entspannt und relaxt angeht.

PUBG eignet sich IMHO hervorragend für Übertragungen. Es ist ein Ballerspiel, bei dem nach dem Vorbild von „Battle Royale“, 100 Spieler mit Fallschirm über eine 8x8km große Insel abspringen. Auf der Insel finden sie Waffen, Munition und Rüstung und es gewinnt derjenige, der als letztes überlebt.

PlayersUnknown, hat in diesem Spiel, das derzeit noch im Early Access-Status ist, sich aber schon mehrere Millionen Male verkaufte, einen sehr cleveren Mechanismus eingebaut, der für die richtige Balance und Spannung im Spiel sorgt:

Es gibt ein tödliches elektro-magnetisches Feld, dass sich im Laufe einer Spielrunde zusammenzieht und dadurch das Spielfeld auf der Insel immer wieder verkleinert – bis nach zirka einer Dreiviertelstunde nur noch ein Radius von 20 Metern spielbar ist.

In der Schlussphase tritt daher die Frage in den Vordergrund, wo du dich positionierst, wann du dich aus der Deckung begibst, wann du losrennen musst. Es ist Drama wenn hinter dir das tödliche Elektrofeld näher kommt und du weißt, dass du jetzt eigentlich losrennen musst, um zu überleben, aber vor dir nur offenes Feld ist und sich vermutlich links und rechts in den Wäldern und Anhöhen die Gegner darauf warten, dich ins Visier zu nehmen.

Insbesondere die Spiele mit Zweier- und Vierer-Gruppen machen Spaß, da man die Teamkommunikation und das Agieren als Team gut mitbekommt.

Einzige Schwäche des Spiels ist die Loot-Phase zu Beginn des Spiels (plündern der leeren Häuser um an Waffen, Munition, Rüstung zu kommen). Wenn die Gruppe alleine in ihrem Gebiet ist und in Ruhe looten kann, dauert es 15–20 Minuten bis Schwung reinkommt.

PUBG-Streams lassen sich problemlos auf YouTube und auf Twitch finden. Auf Twitch ist es derzeit fast permanent das an #2 gerankte Spiel.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp