Nachklapp zur 7. Sportkonferenz des DLF

Moinsen. Ich bin heute morgen noch etwas verpeilt – die Diskussionsrunde in Köln dauerte zwar nur drei Stunden (MP3 der Veranstaltung), aber natürlich gab es danach noch die drei Gs: Gespräche, Getränke und Gurrywurst. Ich bin erst kurz vor vier Uhr wieder im Hotel aufgeschlagen, zweiundzwanzigeinhalb Stunden nach dem ich in Hamburg aufgestanden bin.

Der gestrige Tag fühlte sich prompt wie ein einziger Verkehrsunfall an. Mein Dank gilt der Kirchengemeinde aus Aachen, die sich im Zug in den vier Sitzreihen hinter mir platzierte und von Dortmund bis Hamburg-Harburg in einem Zug (no pun intended) durchquatschte und weiterer Dank gilt der Deutschen Bahn, die im Rahmen ihres Wagenreihenfolgen-Bingos das Bistro genau am anderen Ende des Zuges platzierte.

Jetzt, mit der ersten Koffein-Aufnahme des Tages, versuche ich wieder halbwegs meine Synapsen auf Schlagzahl zu bringen.

Die Sportkonferenz in Köln hat mir Stoff zum Nachdenken gegeben – auch was meine eigene Rolle angeht. Aber es gilt halt wie immer: es gibt ein großes Delta zwischen dem, was ich gerne tun würde und dem was ich zeitlich tun kann – mein Geld verdiene ich schließlich woanders.

Zu dem grundsätzlichen Thema der Sportkonferenz „Erdrückt die Fußballblase die anderen Sportarten“ habe ich viel zu sagen – allerdings finde ich nie Zeit, dies irgendwie in eine Struktur zu bringen. Meistens sprudelt es bei mir eher in Form eines Assoziationsblasters heraus. Wenig strukturiert und wenig kongruent.

Während bzw nach der Sportkonferenz machte ein Zitat von mir die Runde: „Spüre Provinzialität bei Handball, Basketball und Eishockey“. Wie immer gilt die Grundregel: Kontext, Baby!

Mein Vorwurf der Provinzialität bezieht sich auf ein Problem, dass ich in den Ligen hinter dem Fußball sehe: ein Fokus auf das „eigene Team“ von BBL-, HBL- und DEL-Fans und ein fehlendes Interesse an der Liga im Gesamten. Auf Seiten der Broadcaster wird zu sehr auf das Einzelspiel und zu wenig auf den gesamten Spieltag und damit der Ligasituation eingegangen. Es interessiert keinen Füchse Berlin-Fans, wie die Partie Göppingen – Hüttenberg ausgeht und was die Trainersituation in Ludwigshafen gerade macht.

Ich sehe Liga und Broadcaster in der Pflicht da gegenzusteuern, um im Rahmen der Einzelspiel-Übertragungen, verstärkt auf Parallelspiele oder weitere Spiele des Spieltags hinzuweisen.

Das bloße Vorlesen von Ansetzungen vor einer Übertragung oder von Ergebnissen nach den Übertragungen ist zu wenig. Es fehlt „Fleisch“, eine Einordnung und Bewertung von kommenden Spielen des Wochenendes oder was war.

Es sind teilweise nur kleine Gesten, die die Situation schon verbessern können. So war es vor zwei Wochen ein smarter Move von Michael Körner oder Stefan Koch in der Endphase des schon vorzeitig entschiedenen Spiels Oldenburg – Ulm darauf hinzuweisen, dass im Parallelspiel Bremerhaven – Bayern gerade erst das vierte Viertel begonnen habe und Bayern nur drei Punkte vorne war und damit noch eine Überraschung möglich war. Werbung für das Parallelspiel auf der anderen Einzelspiel-Option.

Das sind die kleinen Moves, die über ein Einzelspiel hinaus, dem Zuschauer etwas mehr Kontext für den Spieltag und Parallelspiele geben.

Also: „Provinzialität“ im Sinne von: „Fokus auf das eigene local team bei gleichzeitiger Ignoranz der Gesamtsituation in der Liga“ und nicht als Argument gegen „Kleinstadt-Teams“ oder „Bratwurst in der Halle“.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp