Screensport am Dienstag: Basketball, Fußball, Federer – Zverev

Eine Tradition ist zu Ende gegangen. Der erste Dienstag nach Saisonbeginn war seit 2008 immer der Termin für den College Basketball-Tip-Off-Marathon. ESPN übertrug 24 Stunden College Basketball-Spiele non-stop. Es begann mit Ostküsten-Spiele, ging nach Westen und hüpfte schließlich nach Hawaii rüber, wo die Spätspiele zur nachtschlafenden Ostküstenzeit liefen. Ab 6 Uhr begannen dann wieder die ersten Ostküstenspiele und diese Frühspiele waren vor allem für kleinere Colleges die große Chance Präsenz im landesweiten TV zu bekommen. Die Studenten machten daraus Parties und die Nacht durch und die Spieler haben das Event einmal im Jahr trotz frühes Aufstehen, auch ganz gut verkraftet.

Aber schon in den letzten 1–2 Jahren war bei ESPN nachlassender Enthusiasmus zu bemerken. Die Löcher zwischen den Übertragungen am Tag, wurden immer größer. Im Sommer beschloss man den Stecker zu ziehen.

ESPN kommt dabei eine zweite Entwicklung gelegen: Top-Teams lassen sich immer stärker auf Top-Spiele früh in der Saison ein. Gab es früher im Spätherbst ein halbes Dutzend von hochklassig besetzte Turniere, weiß man inzwischen nicht mehr, was man sich noch angucken soll.

Inoffizieller Nachfolger für den Marathon wird „PK80“, anläßlich des 80ten Geburtstag von Nike-Gründer Phil Knight, mit sage und schreibe 16 Teams, von denen die meisten zur allerobersten Kategorie gehören. Der Termin ist aber nicht nachvollziehbar: vom 23ten bis 26ten November – das lange Thanksgiving-Wochenende, das eh schon mit NFL- und College Football-Rivalry-Games überfüllt ist.

Überbleibsel vom Marathon ist das „Champions Classic“-Turnier, das heute im Chicagoer United Center ausgetragen wird. Der Double Header ist entsprechend auf SPORT1 US (und wie über 3.500 weitere Spiele, no shit!, im ESPN-Player) zu sehen. Er vereint vier der Top 5 aus den Preseason-Top25-Rankings.

Ab 1h00 #2 Michigan State Spartans – #1 Duke Blue Devils und ab 3h30 #4 Kansas Jayhawks – #5 Kentucky Wildcats.

Alle vier Teams gewannen ihre ein bis zwei Spiele seit Start der regular season und alle vier Teams werden weiterhin von ihren bekannten Coaches trainiert: Michigan State seit 23 Jahren von Tom Izzo, Duke seit 38 Jahren von Mike „Coach K“ Krzyzewski, Kansas seit 15 Jahren von Bill Self und Kentucky seit nur 9 Jahren von John Calipari.


Basketball europäischer Provenienz gibt es schon früher. ALBA (4–1) beginnt die EuroCup-Rückrunde ab 20h05 beim Tabellenletzten Partizan (1–4) (Telekom Sport). Für ALBA ist es das dritte von vier Auswärtsspielen binnen zehn Tagen (Bilbao, Bayreuth, Belgrad, Boldenburg)

DAZN zeigt die Basketball-Champions League, heute mit zwei deutschen Teilnehmern. Ab 20 Uhr Riesen Ludwigsburg – Gaziantep Basketbol. 4–1 gegen 2–3. Ludwigsburg reitet derzeit auf eine Welle des Erfolgs mit fünf BBL-Siegen und drei BCL-Siegen in Folge.

Ab 20h30 Venedig – Bayreuth. Es hört sich wie ein Kulturfestival an und ist doch nur das Spitzenspiel aus Gruppe C. Venedig mit einer Bilanz von 4–1 und Bayreuth 3–2. Bayreuth zuletzt in der BCL mit zwei Niederlagen am Stück.

Tennis: ATP-Finals

Zweiter Spieltag der Boris Becker-Gruppe bei den ATP Finals in London. Dumm gelaufen für SKY. Heute ab 21 Uhr Federer gegen Alexander Zverev. Beide gewannen ihren ersten Matches am Sonntag – dummerweise treten sie während des Fußball-Freundschaftsspiel in der ARD an… Die Nachmittagspartie ab 15 Uhr: Cilic gegen Sock.

Sektion Leder

Italien hat es gestern aus der WM-Quali rausgekachelt. Heute steigt das letzte WM-Quali-Playoff-Spiel in Europa: Irland – Dänemark ab 20h45 auf DAZN. Beide spielten 0:0 im Hinspiel.

Auf U21-Ebene wird ein Spieltag der U21-EM-Quali ausgespielt. Spätestens mit der 1:3-Niederlage in Norwegen vor einigen Wochen, kann Deutschland die Quali nicht mehr per Autopilot erledigen. Man ist auf Platz 2 und damit einem Quali-Playoff-Platz gerutscht.

Heute ab 18h30 Israel – Deutschland auf SPORT1. Gewinnt Israel, rutscht der DFB gar auf Platz 3.

Stuff happens

Der aktuelle TV-Vertrag zwischen dem Welthandballverband IHF und TV-Vermarkter BeIN Sports geht in wenigen Tagen mit dem Start der Frauen-Handball-WM in Deutschland, in die letzte Runde. In Deutschland sind die Rechte noch nicht vergeben, aber BeIN Sports ließ sich breitschlagen, eine Übertragung via (unverschlüsselte) deutsche Satellitensender durchzuwinken – theoretisch sollte damit ein Szenario wie bei der Männer-WM ausgeschlossen sein, als ARD, ZDF und SPORT1 wg. ihrer unverschlüsselten Satellitenverbreitung nicht durften, SKY aus Kostengründen nicht wollte und am Ende nur ein Stream des DHB-Sponsors DKB übrig blieb.

Aber Stand Ende letzter Woche, waren die Rechte in Deutschland noch nicht vergeben. Auf der DLF-Sportkonferenz klagte ARD-Mann Axel Balkausky, dass es ja jetzt sowieso „eigentlich“ viel zu spät sei. SPORT1 sollte bzgl. des Zeitpunktes schmerzfrei sein, da sich in Unterföhring schnell ein Kabinchen zum kommentieren finden ließe – frägt sich nur, ob SPORT1 überhaupt noch Sendeplätze im Dezember-Programm hat…

Am Ende dürften alle Beteiligten froh sein, dass der dreijährige TV-Vermarktungsvertrag für die Männer- und Frauen-Weltmeisterschaften mit BeIN Sports endlich ausläuft. BeIN Sports dürfte seine 80 Millionen Euro Rechteausgaben kaum refinanziert bekommen haben – so wie man ausgerechnet den lukrativen deutschen Handballmarkt in der Vermarktung gegen die Wand gefahren hat. Der IHF ging mit Deutschland ein wichtiger Sponsorenmarkt flöten. Und der DHB war ausgerechnet mit den Leuchtturm-Events, den WMs, zuhause kaum zu sehen.

Nachfolger von BeIN Sports wird MP & Silva, meldet SPONSORs. Der neue Vertrag gilt für die Weltmeisterschaften 2019 bis 2025 – also sechs Jahre. Es ist nicht bekannt, ob die IHF eine „Deutschland-Klausel“ eingebaut hat, die MP & Silva zum Schlucken einer Free-TV-Ausstrahlung via Satellit zwingt, aber gerüchteweise soll die IHF Wert darauf gelegt haben, dass der neue Vermarkter die IHF-Interessen in Schlüsselmärkten wie Deutschland und Frankreich berücksichtigt.

Apropos Katar. Wenn es nicht „The Intercept“ wäre, die einen guten Ruf genießen, würde man den Artikel als Räuberpistole abtun: Leaked Documents Expose Stunning Plan to Wage Financial War on Qatar — and Steal the World Cup. Der Titel fasst die Quintessenz des dreizehn Bildschirmseiten langen Artikels gut zusammen.

Im eMail-Ordner des Botschafters der Vereinigten Arabischen Emirate in den USA, wurde der Plan einer luxemburgischen Privatbank gefunden. Der Plan sieht vor, Katar in eine Finanzkrise zu stürzen und Katar damit zu zwingen, die WM 2022 abzugeben. Allerdings ist der Plan derart hanebüchen ausgearbeitet, dass Bloombergs Matt Levine nicht anders konnte, als kübelweise Häme und Spott in seiner Kolumne niederzuschreiben.

Honestly, it’s great, I love it. The payoff is that Qatar’s CDS will be so wide, or whatever, that it will lose the right to host the 2022 World Cup, because FIFA — which has kept the World Cup in Qatar despite evidence of corruption in the bidding, evidence of slave labor in the construction of stadiums, and the fact that it will have to be held in the winter because Qatar is too hot in the summer — will be swayed by Qatar’s bond prices […]

I don’t exactly understand what the payoff for the bank could be from pitching a scheme as silly as this one, but it must have been fun to write.

aus: “Control the yield curve, control the future” – Bloomberg View „Money Stuff“ von Matt Levine

(Und da hat sich Levine nur warm geschrieben … ich empfehle in der Kolumne weiter unten die Story zu McKinseys arabischen Geschäften…)

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp