Screensport am Dienstag

1. Eis, Baby

Vor dem dritten Titelgewinn in Folge steht RB München eigentlich schon seit Saisonbeginn. Die Dominanz der Münchner in der Hauptrunde und in den Playoffs, ließ alle einen Durchmarsch auch im Finale. Die Eisbären machten einen Strich durch die Rechnung und holten das erste Spiel in München. Dann gewann München drei Spiele in Folge und dreht die Serie auf 3–1 und lud zu Spiel 5 in die Olympia-Eishalle in München ein… München in Fünf?

Spiel 5 wurde Legende. Die Eisbären gingen in München 3:1 in Führung. Mit 4:2 bog man in das Schlussdrittel ein. Binnen sieben Minuten schoss sich München auf 4:4 heran, Berlin antwortete 20 Sekunden später und erhöhte auf 5:4. Sechs Minuten vor Ende dann der Ausgleich durch Aucoin. Es ging in die Overtime, die die Eisbären nach 76 Sekunden durch MacQueen für sich entschieden – in einer Partie in der auch nahezu alle statistischen Werte ausgeglichen waren.

Zum letzten Mal Berlin in der Finalserie heißt es heute zu Spiel 6. Das Spiel gibt es exklusiv auf Telekom Sport mit Face-Off ab 19h30 und Vorberichten ab 19 Uhr.

2. Identitätskrise im Halbfinale

Das unbekanntere CL-Halbfinale ist Liverpool – Roma heute ab 20h45. Beide trafen zuletzt 2001/02 in der CL aufeinander, in der unsäglichen Zwischenrunde und standen sich 1984 im Finale (Europapokal der Landesmeister) gegenüber, wo Liverpool per Elfmeterschießen gewann.

Liverpool ist dank Klopp und Premier League-Affinität in Deutschland ein bekannter Fleck der Fußball-Landkarte. Die Roma erzeugt hierzulande nur ab und zu ein Radar-Echo (z.B. als Francesco Totti vor elf Monaten in einer ergreifenden Feier verabschiedet wurde oder als man gestern freudestrahlend den neuen Trikotsponsor herzeigte).

Dank 3:0-Sieg gegen Barçelona zur römischen Schizophrenie, denn die Roma wird dadurch für etwas gehalten, was sie nicht wirklich ist. Es ist die erste Saison der Roma unter Trainer Eusebio Di Francesco. Ähnlich wie einst Klopp in Mainz, galt der intelligente Di Francesco in Sassuolo schon längere Zeit als kommender Trainer der zu höheren Dingen berufen war. In diesem Sommer folgte der Wechsel zur Roma, wo er 2001 als Mittelfeldspieler Meister wurde. Der als Trainer eher defensiv eingestellte Di Francesco stieß zu einem eher offensiv ausgerichteten Kader. Die Roma ist unter Di Francesco nicht die Offensivmaschine, die alle Gegner 3:0 wegballert. Di Francesco und die Roma sind noch auf der Suche nach dem Mittelweg und haben dadurch unter der Saison zu viele Punkte liegen gelassen.

Offensiver Scheinriese wird die Roma auch durch eine Reihe von bekannten Offensivspielern: Dzeko, El Shaarawy und der offensive linke Flügelspieler Kolarov. Klingt gut, aber die Roma schoß ein Drittel weniger Tore als Juve oder Napoli. Ohne Salahs Vorlagen, sank Dzekos Torausbeute von 39 Pflichtspieltoren auf „nur“ 20.

Auf der Suche nach seiner Identität tut sich aber spannendes in Rom. Während alles auf die teure Neuverpflichtung, den tschechischen Stürmer Patrik Schick (22) schaute (ein komplizierter Leihvertrag mit Kaufoption von Sampdoria), der aber kaum ein Bein auf die Erde bekommt, ist es seit dem Jahreswechsel der kleine, bullige türkische Irrwisch Cengiz Ünder (20), der der Roma-Offensive eine neue, unberechenbare Note gibt – wenn auch häufig noch nur als Joker.

Liverpool und Roma eint, dass sie am Wochenende ihre Top-Spieler bei den Liga-Einsätzen geschont haben. Der Ex-Römer Mo‘ Salah holte am Wochenende den Preis des Premier League-Spielers der Saison ab.

Liverpool und Roma eint zudem, dass sie eine recht vorwärtsorientierte Verteidigung spielen. Mit Salah und Dzeko haben sie sehr profilierte Stürmer. Beide Teams gehen zum Spielaufbau gerne über die Flügel. Beide haben ein kompaktes, physisches Mittelfeld, Millner, Henderson, Oxlade-Chamberlain vs Strootman, De Rossi und Nainggolan.

Bonus: Heute 20h45 auf SKY Sport. SKY Sport bringt ab 18h30 ein einstündiges „Wontorra“-Spezial mit Jürgen Klopp und nach dem Spiel, ab 23h45, eine einstündige Doku über Ultras. In dem frisch abgedrehten dritten Teil von Klaus Fiedler, geht es um das Thema Mitbestimmung im Klub.

Stuff Happens.

Den letzten TV-Hype abschöpfen: die Ligue 1 (und Ligue 2) in Frankreich werden nach Informationen von TV Sports Market und der L‘Équipe in den kommenden Wochen die Ausschreibung für die Rechteperiode Sommer 2020 bis Sommer 2024 starten.

Größere Anstosszeiten-Verschiebungen sind für den neuen Spielplan angedacht.

  • Statt fünf bis sechs Spiele, soll nur noch ein Spiel am Samstagabend stattfinden.
  • Der Mehrheit der Spiele soll nicht mehr am Samstag, sondern am Sonntag ausgetragen werden.
  • Am Sonntag wird es eine neue 13 Uhr-Anstosszeit für den asiatischen Markt geben.

Hintergrund: Man will noch die letzten Ausläufer der Plattform-Kriege der alten Tage zu erwischen, bevor der Markt durch Streams und globale Player neu gemischt wird. Aber ist es für den französischen Ligaverband schon zu spät?

  • Man versucht ein Wettbieten zwischen Canal+ gegen BeIN Sports gegen den Neuling SFR Sports/RMC Sports/Altice anzustossen.
  • Canal+ und BeIN Sports haben zuletzt ihr Kriegsbeil begraben.
  • SFR Sports/RMC Sports/Altice haben zuletzt den Versuch aufgegeben, über ihr Sportpaket SFR-Triple Play (Telefonie, Kabel, Online) zu verkaufen und haben die Verbreitung ihrer Sportprogramme auch außerhalb ihrer Plattform begonnen.
  • Für die neuen Online-Player wie Amazon, Google oder Facebook scheint es noch zu früh.

Möglicherweise hat der Ligaverband den falschen Zeitpunkt ausgesucht: zu spät um von dem Drei-Fronten-Krieg der Pay-TV-Plattformen zu profitieren, zu früh um vom Einstieg der globalen Stream-Player zu profitieren.


Die Kadernominierung bei ARD und ZDF für die bevorstehende WM in Russland, war weitgehenst überraschungsfrei. Aufgrund der großen Distanzen der Spielorte, wird man zum einen mit mehr Kommentatoren arbeiten und zum anderen aus Deutschland statt Moskau moderieren. ARD und ZDF werden dazu ein gemeinsames Studio in Baden-Baden beziehen.

Bei der ARD werden sich Alexander Bommes und Matthias Opdenhövel durch die Moderationen kalauern. Die Experten an ihrer Seite haben mit Thomas Hitzlsperger und Hannes Wolf einen kräftigen VfB-Einschlag. Dazu kommt U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. Kommentatoren sind Steffen Simon, Gerd Gottlob, Tom Bartels und als neue Nummer 4 Florian Naß. Gerhard Delling steht wieder vor dem Nationalmannschaftsquartier.

Im ZDF moderieren Oliver Welke und Jochen Breyer. Experten sind Holger Stanislawski und Urs Meier. Gesucht wird noch ein dritter Experte, nach dem Sebastian Kehl nur wenige Stunden vor der Präsentation aufgrund eines neuen Jobs beim BVB absagen musste. Die Kommentatoren sind Béla Réthy, Oliver Schmidt, Claudia Neumann und Martin Schneider. Katrin Müller-Hohenstein steht auch bei dieser WM mit ihrer Tüte voller Badelatschen vor dem Nationalmannschafts-Quartier.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp