Screensport am Donnerstag

Moinsen. Der College-Sport ist heute in den USA in aller Munde. Neben der heute beginnenden NFL-Draft, veröffentlichte gestern eine Kommission Verbesserungsvorschläge rund um den College Sport, Schwerpunkt College Basketball. Ersteres gibt es hier gleich oben, Zweiteres, also den Kommissionsbericht, gibt es in der unteren Hälfte des Blogeintrags.

1. NFL-Musterung.

Heute beginnt NFL-Draft, die dreitägige Veranstaltung in der die 32 NFL-Teams über 7 Runden neue Football-Spieler aus den US-Colleges in ihr Team wählen.

Erstmals ist die Draft ein Stadionbesuch. Die Draft findet im AT&T Stadium der Dallas Cowboys in Arlington statt. Eine weitere Neuerung findet in den USA als Konsequenz des neuen FOX-TV-Vertrages für die Donnerstagsspiele statt. FOX wird heute und morgen in der Prime-Time die Draft-Berichterstattung des NFL Networks übernehmen und damit bekommt erstmals ESPN mit seiner umfangreichen Berichterstattung, fette Konkurrenz durch einen Sender mit höherer Reichweite.

Es ist interessanter Quarterback-Jahrgang mit bis zu sechs Quarterbacks, die in der ersten Runde weggehen könnten. Mit Sam Darnold/USC und Josh Rosen/UCLA gibt es zwei spielintelligente, präzise Quarterbacks, denen allgemein das Label „Franchise-QB“ angeheftet wird – Blaupause Peyton Manning/Tom Brady.

In die Kategorie „waffenscheinpflichtiger Wurfarm“ fallen Josh Allen/Wyoming und Baker Mayfield/Oklahoma – bei denen man es aber Abstriche in Bereichen wie Spielintelligenz, Präzision oder Beweglichkeit machen muss. Mehr bei Allen als bei Mayfield, der wesentlich kompletter erscheint. Aber bei Mayfield steht das Fragezeichen inwieweit er von einer auf ihn zugeschnittene Sooners-Offense, dem großen Sooners-Arsenal an Receivern und notorisch schwachen Big12-Pass-Defenses profitierte.

„The Odd Man“ in den Top 6 ist QB Lamar Jackson/Louisville, der zum Typus der super-mobilen Quarterbacks gehört, dessen Beine ebenso gut wie die Arme entwickelt sind – Schublade Michael Vick/Cam Newton/RG III, auch was die potentielle Halbwertszeit seiner Karriere angeht.

Zwischen den Stühlen sitzt Mason Rudolph/Oklahoma State, der von allem ein bisschen hat. Aber wie es halt mit so einem Allrounder ist: sie leisten gute Arbeit, fallen aber durch den Rost, wenn nach dem präzisesten Passer, dem beweglichsten Quarterback oder dem stärksten Wurfarm gesucht wird.

Fraglich ob der Top-Pick an einen QB geht, denn trotz der guten Auswahl, gilt RB Saquon Barkley als der mit Abstand beste Athlet in dieser Draft und Pro-Bowler in spe.

Nicht nur Angebot, sondern auch Nachfrage bestimmen die Draft. Konkret: welches Team kommt wann dran und welche Position will es füllen. Diese Draft schaut alles auf die Cleveland Browns, die letzte Saison einmal mehr das schlechteste NFL-Team gewesen sind und somit an erster Stelle draften. Aber in einem Trade mit Houston haben sich die Browns auch noch den 4ten Pick gesichert! Und in der 2ten Runde morgen, kommen sie an erster, dritter und letzter Stelle.

Mehr gab es noch nie in Deutschland ProSieben MAXX übertragen auch diese Saison die Draft des ersten Tages live im Free-TV ab 1h50 mit Patrick Esume, „Icke“ Dommisch und Nils Müller.

Das NFL Network, live auch vie DAZN zu sehen, startet ab 19 Uhr MESZ mit seiner Live-Vorberichterstattung – Analysen gibt es bereits ab 16 Uhr MESZ. Die eigentliche Übertragung aus Arlington beginnt um 2 Uhr. Diese Übertragung gibt es auf DAZN nicht nur im Rahmen des NFL Network-Kanals, sondern als weiteren, eigenständigen Stream, der dann in den nächsten Tagen auch on demand abgerufen werden kann.

Darüber hinaus wird auch derdraft.de wieder die Draft begleiten. Vorab gibt es Podcasts zu den einzelnen Positionen und zu den Teams der AFC und NFC (Übersicht mit allen Links). Zusätzlich wird an den kommenden drei Tagen die Draft live via YouTube kommentiert. Heute ab zirka 1h30 gesellen sich zu Roman John und Christian Schimmel Jan Weckwerth und Julian Barsch. Morgen ab ca 0h45 mit Mattis Oberbach und Martin Senfter und am Samstag ab ca. 17h45 mit Jan Weckwerth und Martin Senfter.

2. Eis, Baby

Gestern ging in der NHL die letzte Conference-Quarterfinal-Serie zu Ende. Heute geht es gleich mit zwei Semifinal-Serien weiter. Im Osten ab 1 Uhr (auch SPORT1 US) Washington – Pittsburgh und ab 4 Uhr aus dem Westen Vegas – San Jose.

Während die Serie im Osten zwei Wackelkandidaten gegeneinander antreten lässt, die mit ihren Viertelfinal-Gegnern mehr Probleme hatten, als ihr Kader eigentlich vermuten ließ, treffen im Westen zwei Teams aufeinander, die ihre Serien mit Sweeps durchbrachten und seit acht bzw neun Tagen spielfrei sind.

Bei den Golden Knights bin ich gespannt, wie lange sie noch auf der Euphorie ihrer ersten NHL-Saison reiten können. Die Vegas-Spiele waren merkwürdig: souverän und autoritär, aber alle vier Spiele wurden auch nur mit jeweils einem Tor Unterschied gewonnen – viel weniger deutlich, als die potente Vegas-Offense in der regular season zeigte.

Bonus: Spiel 7 gestern in der NHL. Spiel 7 heute in der DEL. Ab 19h30 RB München – Eisbären exklusiv auf Telekom Sport (SPORT1 zeigt nach 23 Uhr eine fünfminütige Zusammenfassung). In Berlin wird es in der Mercedes Benz-Arena ein Public Viewing geben.

3. Sonstso

  • Fußball mit den Europa League-Halbfinal-Hinspielen ab 21h05. Wengers Abschiedstour continued: Arsenal – Atlético. Das ist eigentlich die Form von Zecken-Gegner, an dem Arsenal zu zerschellen pflegt. Parallel: Olympique Marseille – RB Salzburg, eine Neuauflage aus den Gruppenspielen, als man sich in Marseille 0:0 und in Salzburg 1:0 trennte.

  • Neuauflage auch im dänischen Fußball-Pokal zwischen Brøndby IF – FC Midtjylland ab 18h30 (DAZN). Erst vor einer Woche trafen die derzeit beiden besten dänischen Teams in der Liga aufeinander. Brøndby gewann auswärts 3:2.

  • Nach den Frauen, startet heute das Männer-Finale in der deutschen Volleyball-Bundesliga. Ab 20 Uhr auf Sportdeutschland.tv Friedrichshafen – Berlin Volleys, Spiel 1 der Best of Five-Serie.

4. Stuff happens.

Sie bleiben Schein-Amateure. Gestern stellte die ehemalige US-Außenministerin Condoleezza Rice Ergebnisse einer Untersuchungs-Kommission für College Basketball vor, die Verbesserungsvorschläge zum aktuellen Regelwerk machen sollte, um die Korruption im College Basketball zu bekämpfen.

Dabei geht es nicht um Korruption im Sinne von „Spielmanipulation“, sondern um Schmiergeldzahlungen und verdeckte Zuwendungen von Sportartikelfirmen und Agenten an Coaches und Spieler, in einem Sport, der sich offiziell noch für einen reinen Amateursport hält.

Und obwohl inzwischen TV-Stationen Milliardensummen für die Übertragungsrechte im College Basketball zahlen und die namhafteren Colleges mit Millionensummen ein Wettrüsten ihrer College Basketball-Programme angefangen haben, will die Kommission weiter am Amateur-Status des College Basketballs festhalten.

Diese Frage entpuppte sich als Schwachpunkt des gestern vorgestellten Kommissionsbericht. Rice schob ein aktuelles Gerichtsverfahren als Vorwand vor, nicht detaillierter diese Frage untersucht zu haben und beließ es nur bei vagen Vorschlägen, dass bezüglich einer etwaigen Entlohnung der Basketballer eigentlich noch Spielraum wäre.

Das aktuelle Gerichtsverfahren ist der „Jenkins Case“, der im Dezember beginnen wird. Der College Football-Spieler Martin Jenkins prozessiert gegen die Amateur-Regel der NCAA, die die Entlohnung von College-Sportlern auf Stipendien und Studentenbuden beschränkt. In dem Prozess geht es um die Einordnung der Colleges und der NCAA als „Kartell“ und um eine individuelle Entlohnung der studentischen Spieler, basierend auf ihren Marktwert und dessen, was die ausgewählte Uni zahlen will bzw. kann.

Der offensichtlich weitreichendste Vorschlag der Kommission ist die Entfernung der „One-and-Done“-Regel. Sie schreibt vor, das NBA-Spieler bei der Draft mindestens 19 Jahre alt sein müssen und mindestens ein Jahr seit dem High School-Abschluss vergangen sein muss. Dies bedeutet für angehende NBA-Talente mehr oder weniger automatisch: ein Jahr auf dem College abdrücken und dort auf hohem Niveau spielen, statt in der schwächeren NBA G-League/D-League. Colleges und Kentucky oder Duke sind berüchtigt, ganz gezielt diese „One-and-Done“-Spieler abzugreifen, die nach nur einer Saison bereits wieder weg sind. Einerseits kannst du um diese Spieler herum langfristig kein Team aufbauen. Andererseits handelt es sich dabei um jene Sorte von Spieler, die es in die NBA drängt, weil sie dort Ruhm und Reichtum erwartet, also besonders hochwertige Talente.

Diese „One-and-Done“-Regel die diese „Schein-Studenten“ in die Teams bringen, soll laut dem Rice-Report abgeschafft werden. Problem: die NCAA hat keine Handhabe dafür. Das Regelwerk liegt alleine in der Verantwortung der NBA und der Spielergewerkschaft NBPA. Aber selbst die NBA könnte ein Interesse an der Abschaffung dieser Regel haben, um die hauseigene Nachwuchsliga G-League zu stärken. Eine Änderung wird aber vor Auslaufen des Manteltarifvertrages zwischen NBA und NBPA 2020 nicht möglich sein.

Der zweite Vorschlag mit potentiell weitreichenden Implikationen, dreht sich rund um die Sommer-Turniere die von Colleges und Sportartikelfirmen veranstaltet werden, um High School-Talente für Colleges und NBA zu sichten (AAU Tournaments).

Die NCAA soll einige dieser Sommer-Turniere offiziell zertifizieren. Coaches sollen nur diese offiziellen Turniere besuchen dürfen. Sportartikelfirmen sollen finanzielle Transaktionen rund um diese Turniere offenlegen. Hehehe… ja, nee klar. Großes Indianer-Ehrenwort von Coaches und Sportartikelfirmen…

Weitere Vorschläge der Kommission:

  • Spieler sollen sich für die NBA Draft melden können und bei nicht erfolgter Draft trotzdem für Colleges spielberechtigt sein.
  • Spieler sollen mit offiziell lizenzierten Spieleragenten reden können
  • Spieler sollen für akademische Erfolge entlohnt werden
  • Schärfere Sanktionen bei Verstößen

Ménage-à-trois: in den Verkauf von 21st Century Fox (21CF) an Disney ist wieder Musik rein gekommen. Der US-Medienkonzern Comcast (NBC) hat am Mittwoch ein offizielles Übernahmeangebot für die Sky plc über 25,1 Mrd Euro abgegeben, satte 4,6 Mrd Euro mehr als 21CF geboten hat.

Um sein bisheriges Angebot an Sky aufzustocken, führt die 21CF Gespräche mit Disney. Laut Financial Times hat Disney deutlich gegenüber 21CF signalisiert, dass es eine Übernahme von Sky für einen strategisch wichtigen Punkt im Rahmen der Übernahme der 21CF durch Disney hält.

Vor einigen Monaten versuchte Comcast bereits eine Übernahme der 21CF selber. Die Gespräche mit Rupert Murdoch wurden aber beendet, weil man sich nicht über eine Entschädigungszahlung einigen konnte, für den Fall dass US-Behörden der Übernahme nicht zustimmen würden.

Nächste Woche will die britische Wettbewerbsaufsicht das Kulturministerium informieren, ob es die von 21CF vorgeschlagenen Maßnahmen zur Wahrung der redaktionellen Unabhängigkeit des Nachrichtensenders Sky News für ausreichend hält und seine Einwände gegen eine Übernahme durch 21CF zurück zieht. Comcast hat am Mittwoch erklärt, sich bei einer Übernahme auf fünf Jahre bindend zu verpflichten, keine britischen Zeitungen zu übernehmen.


Spanien bleibt in den Regalen liegen. Während Perform/DAZN Deutschland/Schweiz/Österreich sehr schnell zugriff, tut sich La Liga in anderen Ländern schwer, die Medienrechte unterzubringen.

Nicht nur in Italien soll der Verkauf schleppend laufen. In Großbritannien blieben lt. Advanced Television die bisherigen Gebote von von Sky UK und BT Sports weit unter den bisherigen Summen. Zahlte Sky UK bislang 18 Mio Euro/Saison, sollen Sky UK und BT Sports bislang nur 5 Mio Euro/Saison angeboten haben – weit unterhalb der Zielmarke von 25 Mio Euro.


Nächster Baustein für die AAF: die Alliance of American Football, eine für 2019 geplante, neue semi-professionelle Frühlings-Football-Liga, hat gestern Details zu der zweiten Franchise bekannt gegeben. Atlanta, Turner Field (das ehemalige Stadion der Braves), Headcoach wird der Ex-Vikings-Coach Brad Childress. Clever: als Offense-Coordinator holt man sich den ehemaligen Falcons-Heroen Michael Vick.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp