Screensport am Freitag

 Moin. In der Nacht gab es die erste Runde der NFL-Draft. Einerseits gab es einiges an Spektakel mit Trades und ein relativ offenes Feld für die Picks. Auf der anderen Seite: eben weil so vieles offen war, fehlte es an den ganz spektakulären Entscheidungen. Baker Mayfield wurde von nahezu allen Pundits des NFL Network in den Stunden vor der Draft als Top-Pick prognostiziert.

Während gestern Abend in der NFL Network-Vorberichterstattung die Quarterback-Profile rauf- und runtergerattert wurden, las ich mir die ganzen Quarterback-Trades vom März durch, die komplett an mir vorbei gegangen sind. Die Vikings, die keinen ihrer drei QBs aus der Vorsaison behalten haben, sondern auf Redskins Kirk Cousins und Broncos Trevor Siemian setzen. Washington, die sich als Cousins-Ersatz Alex Smith aus Kansas City geholt haben. Case Keenum, der zu den Broncos weiter gewandert ist, Sam Bradford, der bei den Cardinals angeheuert hat und Teddy Bridgewater, der sich bei den Jets versucht.

Was mich vor diesem Hintergrund wütend macht, ist ein Name der nicht auftaucht: Colin Kaepernick. Seit Frühjahr 2017 ohne Verein. Es ist eine Schande für die NFL und für ihre 32 Teams, dass dieser Mann, ohne jedwede sportliche Rechtfertigung, nicht bei einem Klub unterkommt. Es ist die unausgesprochene Abstrafung für den Auslöser der Hymnen-Proteste.

Es ist widerlich, dass ein Land zwar eine Person wie Donald Trump im Präsidentenamt aushält, aber aus politischen Gründen oder aus Furcht vor negativen Reaktionen, keinen Colin Kaepernick bei seiner Berufsausübung erträgt.

1. HH.

H wie #5 Hoffenheim gegen H wie #13 Hannover. Hoffenheim strebt, u.a. nach der Demontage von Leipzig, nach oben, gen Champions League-Platz, wo derzeit das seinerseits demontierte Leverkusen sitzt. Zwei Punkte trennen Hoffenheim und Leverkusen.

Für Hannover geht es nach unten. In der Formtabelle der letzten sechs Spiele sind sie die zweitschwächste Mannschaft. Sechs Punkte und, noch wichtiger, drei Mannschaften, liegen zwischen H96 und dem Abstieg. Aber man hat auch schon niedersächsische Rösser vor Apotheken kotzen sehen…

Das Feld für einen Kollaps ist bereitet. Kind gegen H96-Fans. Kind gegen „HH“ Horst Heldt, der zum zweiten Mal binnen nur 14 Monaten, den Verein verlassen will, aber bleiben muss. Und ausgerechnet jener wechselwillige Horst Heldt, soll nun einen Kader zusammenhalten, in dem es nur so vor Wechselwilligen strotzt, inklusive eines Trainers Breitenreiter, dem ein Drang nach Frankfurt nachgesagt wird?

2. BBL

Drittletzter Hauptrunden-Spieltag in der BBL mit fünf Spielen ab 19 Uhr und vier Spielen ab 20h30. Drei bis fünf Brennpunkte bietet die Tabelle. Unten wird der zweite Absteiger gesucht. Über den Strich stehen die #16 Gotha Rockets mit 7 Siegen und unterm Strich stehen die #17 Eisbären Bremerhaven mit 7 Siegen. Beide haben um 19 Uhr schwere Gegner: Gotha auswärts in Bamberg und Bremerhaven zuhause Ulm.

Kampf um die Playoff-Plätze. Ulm und Gießen kommen da vermutlich nicht mehr heran. Das Restprogramm von #9 Würzburg (17 Siege), #8 Frankfurt (18 Siege) und #7 Oldenburg (19 Siege) ist ungefähr gleich schwer – mit der Pointe das Frankfurt und Oldenburg am letzten Spieltag, dem Dienstag, direkt aufeinandertreffen. Heute um 19 Uhr: #9 Würzburg in #3 Ludwigsburg und #8 Frankfurt bei #2 ALBA. Um 20h30 #7 Oldenburg zuhause gegen #15 Göttingen.

Playoff-Trostpreis: Heimrecht (Platz #4) und das Aus-Dem-Weg-Gehen von Bayern und ALBA (Platz #5 und #6). #4 Bayreuth (20 Siege), #5 Bonn und #6 Bamberg (je 19 Siege). Bamberg hat das einfachste Restprogramm. Bonn wird mit dem Spiel gegen die Bayern vermutlich noch mindestens ein Spiel abgeben und Bayreuth hat noch gegen Ludwigsburg und das Franken-Derby gegen Würzburg zu spielen. Alle drei haben es heute mit eher einfachen Gegnern zu tun. Um 19h #4 Bayreuth beim #14 MBC und #6 Bamberg zuhause gegen #16 Gotha. Um 20h30 #5 Bonn zuhause gegen #12 Braunschweig.

Oben wird es um Platz 1 nur noch spannend, wenn die Bayern stolpern – was heute vermutlich nicht pasieren wird. #1 Bayern um 20h30 beim Tabellenletzten #18 Tübingen und um 19 Uhr #2 ALBA zuhause gegen #8 Frankfurt mit deutlich mehr „Upset-Potential“.

3. NHL.

Heute startet im Westen die zweite Conference-Semifinal-Serie: Nashville Predators – Winnipeg Jets, hierzulande ab 2 Uhr auf DAZN zu sehen. SPORT1 US zeigt das Spiel zeitversetzt ab 6h25.

Nashville hatte im Viertelfinale mehr Schwierigkeiten mit den Colorado Avalanche als erwartet und setzte sich „nur“ in sechs Spielen durch. Die Predators schienen gegen ihre eigentliche DNA zu spielen. So gesehen, steckte in den Winnipeg Jets im Viertelfinale gg Minnesota (4–1) mehr Nashville als in Nashville.

Die Serie wird möglicherweise erst in Spiel #3 und #4 spannend, wenn man nach Winnipeg kommt. Der Bell MTS Place und die „White-Outs“ der Jets sind in Sachen Heimvorteil ganz weit oben anzusiedeln und gepaart mit der Physis der Jets, dürfte den Preds da der eine oder andere Mundschutz flöten gehen.

4. Gib mir Sieben.

Ganz früh am Morgen beginnt der erste Tag des Rugby Sevens-Turnier in Singapur. Es ist die achte von zehn Stationen der World Rugby Sevens-Serie.

Die Commonwealth Games, die dazu geführt haben, dass beim traditionellen Hong Kong-Sevens zahlreiche Teams nur mit der zweiten Garnitur spielten (Kenia wurde Zweiter), sind zu Ende. Damit geht oben der Zweikampf zwischen Südafrika und Fiji weiter, bei dem es schon einige Stolperer bräuchte, damit von hinten Neuseeland sich noch einschalten könnte.

Unten wird der Absteiger gesucht. Nach sieben Turnieren hat Russland nur 19 Punkte und schon elf Punkte Rückstand auf Wales. Spanien, die einen geteilten 7ten Platz in Hong Kong holten, dürften mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.

Russland spielt in der Gruppenphase gegen eben erwähntes Spanien und den Leader Fiji und Japan. Wales spielt in Gruppe D gegen Schottland, Australien und den Dritten der Gesamtwertung, Neuseeland.

DAZN überträgt den gesamten ersten Tag (auf deutsch) ab 4h50. Der erste Tag wird gegen 14h45 abgeschlossen.

5. Stuff Happens.

Der eine hat ein Stadion. Der andere hat Geld. Die US-Geschäftsmann Shahid Khan, Besitzer des NFL-Teams Jacksonville Jaguars und des Londoner Fußballklubs Fulham hat der klammen englischen FA ein 690 Mio Euro-Angebot für das Wembley Stadium gegeben.

Die englische FA schleppt noch ein Schuldenberg von 160 Mio Euro aus dem Umbau des Wembley-Stadion mit sich. Das Khan-Angebot sieht zudem vor, dass die englische FA die Hospitality im Wembley Stadium behält, dessen Wert auf ca. 345 Mio Euro taxiert wird.

Es ist die Rede davon, dass FA-Cup-Finale und Halbfinals im Wembley Stadium bleiben würden – in dieser Aufzählung fehlen aber weitere Standards wie das Community Shield, Ligapokal-Finale, Football League Trophy und Football League-Play Offs.

Khan wiederum betont, mit Fulham in Craven Cottage zu bleiben und Wembley auch weiterhin den englischen Nationalteams (kostenfrei?) zur Verfügung zu stellen. Und die Jacksonville Jaguars? Es riecht nach dem ersten Schritt von langfristigen Vorbereitungen für einen Umzug der Franchise nach London. Die NFL hat sich verbal auf eine London-Franchise für 2023 comitted.

Aber in ihren Statement tun die Jaguars alles, um den Verdacht eines Wegganges aus Jacksonville zu zerstreuen. Es gehe vielmehr um die Stärkung der Jaguars ihrer Position beim alljährlichen „Heimspiel“ in London, welches knapp 11% ihrer „lokalen“ Einnahmen darstellt (Hmm… Rechenexempel: 100% durch acht Heimspiele = 12,5%. Oder doch inkl. Preseason zehn Heimspiele? Sind da 11% viel?)


Der eine hat den Sport. Der andere hat die Augenpaare. Die Perform Group und NBA haben ein Kooperationsabkommen abgeschlossen. Die Perform Group soll für mehr als 15 internationale Märkte, u.a. Argentinien, Australien, Indien, Japan, Mexiko und Spanien, die offizielle NBA-Website produzieren und den NBA League Pass auch über DAZN vermarkten (wird NBA TV zu DAZN kommen?)

Für die lokalen nba.com-Varianten für Argentinien und Mexiko passiert dies über einen in Buenos Aires beheimateten „Senior Editor“, der gemeinsam mit drei bis vier „Content-Produzenten“ fleißig vor sich hinschreibt, übersetzt, koordiniert und veröffentlicht. Zu verdanken haben wir diese Beschreibung übrigens einer frisch abgelegten Stellenanzeige


Der eine hat den Sport. Der andere hat die Augenpaare doch nicht. Nach drei Übertragungen im April, erweisen sich die MLB-Streams auf Facebook doch nicht als Heiliger Gral zur Altersauffrischung der MLB. Die Streams haben bislang nur 65.000 bis 85.000 „concurrent viewers“ („gleichzeitige Zuschauer“) angelockt. Der Philadelphia Inquirer mäkelt, dass dies weitaus geringer als die Zuschauerzahlen im TV ist. Der Vergleich mag aufgrund des anderen Mediums und der anderen Zählweise nicht fair sein. Aber es fällt nicht schwer, zu jeder Tag- und Nachtzeit auf Twitch einen Fortnite-Stream mit 20.000 Zuschauer zu finden, den jemand von seinem PC aus produziert. So gesehen, wirken 65.000 für ein Spiel einer milliardenschweren Profiliga sehr dünn.


Der eine hat den Sport. Der andere die Streamplattform. Die NFL und Amazon verlängern ihre Partnerschaft um zwei Jahre. Amazon Prime und, neu, Twitch werden auch 2018 und 2019 alle elf NFL-Spiele aus dem Thursday Night-Paket weltweit streamen. Amazon konnte sich damit u.a. gegen YouTube, Verizon und Twitter durchsetzen. Diese Saison sollen auch interaktive Features hinzukommen.

Zeitgleich mit der NFL-Meldung gab Amazon eine Erhöhung der Amazon Prime-Jahresgebühr in den USA von 100 US$ auf 120 US$ bekannt – beginnend ab dem 11ten Mai.


Der eine spricht vom Boxen als Wunschsportart. Der andere hat Boxen. Während bei SKY Deutschland Boxen entweder nur in den feuchten Träumen von Carsten Schmidt (und früher Burkhard Weber) oder als PPV-Vermarktungsdienstleistung für ran FIGHTING vorkommt, holt sich DAZN ein schlagzeilenträchtiges Box-Event nach dem Anderen. Neu: in knapp zehn Tagen aus London Tony Bellew gegen David Haye – im normalen DAZN-Abopreis inkludiert.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp