Screensport am Donnerstag

Moin. Unterwegs gen volles Sportwochenende, wird heute in den nächsten Gang geschaltet. Es gibt heute viele Themen in Screensport. Daher in angemessener Kürze (YMMV)…

1. Und es beginnt heute…

Die 106te Saison der Canadian Football League. Ab 2h30 das Duell aus der Western Conference Winnipeg Blue Bombers – Edmonton Eskimos.

Mehr Pässe. Canadian Football ist eine passlastigere Variante von American Football. Das Spielfeld ist größer (110 statt 100yds). Die Endzonen sind größer (20 statt 10yds tief). Es gibt nur drei statt vier Downs. Und man kann einen Punkt („Rouge“ oder „Single“) erzielen, in dem man beim Kickoff den Ball durch die Stangen kickt oder beim Return den Gegner in der Endzone festnagelt.

CFL. Die Liga besteht aus 9 Teams: vier im Osten (Ottawa, Montréal und im Großraum Toronto: Toronto und Hamilton) und fünf im Westen (Winnipeg und Saskatchewan in Regina in der Mitte und im Westen Calgary, Edmonton und die BC Lions in Vancouver). Sechs Teams gehen in die Playoffs. Dabei handelt es sich um die Top Zwei aus dem Osten und Westen und dann die zwei weiteren besten Teams, egal ob aus Ost oder West.

2018er-Variante. Die Toronto Argonauts gehen als Titelverteidiger, als Grey Cup-Gewinner, in die Saison. Die Saison wird ab dieses Jahr über 21 Wochen ausgespielt, da die Teams eine dritte Bye-Week bekommen.

Personal. NFL- und College Football-Fans werden einige interessante Namen wieder finden.

  • Johnny Manziel – Der College Football-Star kehrt nach seiner gescheiterten NFL-Karriere (2014er-Erstrunden-Pick in Cleveland) und zwei Jahren Pause (u.a.: Studium, Vorwürfe häuslicher Gewalt, Drogeneinnahme, Diagnose auf bipolare Störung), wieder in den Profi-Football zurückkehrt.

    Manziel ist Starting Quarterback der Hamilton Tiger-Cats. Eigentlich erfüllt er das Profil eines CFL-Quarterbacks nur zu Hälfte: gebraucht werden wurfgewaltige Quarterbacks, die aber sehr viel mobiler sein müssen, als in der NFL. Mobil und Wurfarm kann Manziel, aber ob es präzsie genug werden wird? Spannend wird die Geschichte mit seiner Pass-Qualitäten durch…

  • June Jones – …übernahm die Ti-Cats Mitte letzter Saison (Bilanz: 6–4). Kein Headcoach im Football jeglicher Couleur steht derart für vertikales Passspiel wie June Jones. Erinnert sei an seine Run‘n‘Shoot-Offense in Atlanta oder seine Zeit bei den Hawaii Rainbow Warriors

  • Mike Sherman – Der einstige Green Bay Packers-Coach von Brett Favre kehrt nach vier Jahren Pause zum Profi-Football zurück und trainiert die Montreal Alouettes. Mit Jones und dem Marc Trestman in Toronto, ist er aktuell der dritte Ex-NFL-Coach in der Liga … und alle drei sind in der Eastern Conference.

Das erste Spiel von Manziel ist am Samstag, ab 1 Uhr in Calgary. Shermans Allouettes spielen am Samstag ab 4 Uhr.

Wo zu sehen? Alle Spiele gibt es hierzulande über das kostenpflichtige Streaming-Angebot von cfl.yaretv.com zu sehen (Desktop- und Mobile Browser, Airplay- und Chromecast-fähig). Der Jahrespass kostet 80 US$, der Follow-your-Team-Pass kostet 37 US$ und das Einzelspiel 3US$ pro Spiel. Die Übertragungen sind eine 1:1-Übernahme von TSN und steigen i.d.R. knapp 5–10 Minuten vor Spielbeginn ein.

2. Aber eigentlich beginnt ja heute…

Heute ist der erste Tag der US Open in der Geschmacksrichtung Golf. Die US Open werden in Shinnecock Hills ausgetragen, auf Long Island, der Halbinsel östlich von New York City.

Schwer, weil zu schnell. Zuletzt trug man die US Open dort 2004 aus. Die 2004er-Ausgabe ist berüchtigt dafür, dass sie durch zu trockenes Gras, so schnelle Grüns hatte, dass das siebte Loch am Schlusstag von den Spielern als „unspielbar“ beurteilt wurde. Nicht ein einziger der 66 Spieler schaffte am Schlusstag auf dem 7ten Loch Par zu spielen. Von den Top Ten schaffte nur ein Spieler am Schlusstag über alle 18 Löcher Par.

Bleibt schwer. Shinnecock Hills ist trotz Verlängerung um 449yds ein Par 70-Kurs geblieben. Es spricht im Vorfeld einiges dafür, dass Shinnecock Hills und die Ausrichter, die US Golf Association, den Ruf als schwierigstes Major des Jahres, wahren wollen.

Die Spieler gehen heute ab 12h45 MESZ auf den Kurs. Martin Kaymer startet als einziger deutscher Teilnehmer in einem Flight mit Henrik Stenson und Adam Scott ab 19h47 MESZ, zeitgleich mit Tiger Woods (mit Justin Thomas und Dustin Johnson), der nach 2015 wieder zu einer US Open zurückkehrt.

Sky überträgt: im Fernsehen von 17h30 bis 1h30 und im kostenlosen Livestream auf skysport.de bereits ab 13 Uhr bis 0h30.

3. … und dann war da ja noch…

Die Fußball-WM. Heute ist der Ankick zum Eröffnungsspiel Russland – Saudi Arabien ab 17 Uhr in der ARD. Vorberichte gibt es ab 15h10 und die Eröffnungsfeier ab 16 Uhr.

Mit Russland und Saudi Arabien treffen die beiden schwächsten WM-Teilnehmer per FIFA-Ranking aufeinander: #70 Russland gegen #67 Saudi Arabien. Zum Vergleich: schlechtestes Ranking 2014: #62 Australien, 2010: #105 Nordkorea, 2006: #61 Togo, 2002: #50 China

Was Russland da mit seinem Potential angestellt hat, ist der Wahnsinn. Acht Jahre sind seit der Vergabe der Weltmeisterschaft vergangen, ohne das man es geschafft hat, ein nachhaltiges Konzept zur Förderung des Fußballs auf die Beine zu stellen. Guus Hiddink, Russlands Trainer 2006–2010 kotzt noch heute, wie der Verband sich quasi jeder strukturierten Förderung verweigert hat. Da halb es auch nicht, das „Vlad“ Putin 2015 und 2017 die Reißleine zog und die Zahl ausländischer Spieler in der Premjer Liga über Nacht beschränkte und zahlreiche Teams zu Notverkäufen ihrer ausländischen Spieler zwang.

Russland – Saudi Arabien – Insbesondere für Russland ein Ritt auf der Klinge. Ein Punktverlust und es entweicht viel russische Luft aus dem WM-Ballon.

Es ist das einzige WM-Spiel des Tages. Morgen gibt es drei Spiele zur Standardzeit der Gruppenphase: 14 Uhr EGY–URU, 17h MRC–IRN und 20h POR–ESP.

4. Randsport.

  • Letzte Hoffnung: Karma. Den Eindrücken des ersten Qualifyings der 24 Stunden von Le Mans nach zu urteilen, wird es in der LMP1 die befürchtet einseitige Angelegenheit für Toyota. Toyota #8 (Buemi/Nakajima/Alonso) und Toyota #7 (Conway/Kobayahsi/Lopez) waren knapp zwei Sekunden schneller als die Verfolger auf den SMPs und Rebellions.

    Die heutigen Sessions (Qualifyings ab 19 Uhr und 22 Uhr auf EURO1/Eurosport-Player) sollten genutzt werden, um mit den anderen Klassen warm zu werden, denn in der LMP1 kann Toyota nur sich selber besiegen.

Stuff Happens.

Unser täglich Serie A gibt uns, Schlussfolge. Gestern Mittag wurden die Umschläge abgegeben. Dann wurde ein bisschen nachverhandelt und am späten Nachmittag stieg der weiße Rauch auf und die TV-Rechte der Serie A für die kommende Saison sind nun (wieder) vergeben.

  • Sky Italia: Paket 5: 114 Spiele, Sa 18h, So 15h (1st Pick), So 20h30
  • Sky Italia: Paket 6: 152 Spiele, Sa 15h, So 15h (2nd Pick), So 18h, Mo 20h30
  • Perform/DAZN: Paket 7: 114 Spiele, Sa 20h30, So 12h30, So 15h (3rd Pick)

Zusammen werden die beiden Partner 973 Mio Euro als Fixpreis zahlen. Sky Italia steuert 780 Mio Euro und Perform/DAZN 193,3 Mio Euro bei. On the top kommt noch ein Bonus von bis zu 150 Mio Euro in Abhängigkeit der erzielten Erlöse. Angesichts auch in Italien rückgängiger Pay-TV-Abonnentenzahlen, riecht dieser Bonus mehr nach einem Feigenblatt für den Ligachef beim Verkaufen des Verhandlungsergebnis,

Keines der drei Pakete erzielte seinen Richtpreis (452, 408 und 240 Mio Euro). Trotzdem gab sich Serie A-Cheffe Gaetano Micciché zufrieden, weil er als Referenz nicht die 1,05 Mrd Euro von Mediapro aus dem April heranzieht, sondern die erste Rechteausschreibung aus dem Januar. Gegenüber dieser ersten Ausschreibung wurden 20% höhere Erlöse erzielt.

Die Mediaset ist angepisst und spricht von einer nicht nachvollziehbaren und einseitigen Ausschreibung. Die Kritik entzündet sich daran, dass die Pakete nicht entlang fester Teams zugeschnitten sind, wie es bislang der Fall war. Die Mediaset will sich nun um Sublizenzierung bemühen. Die Mediapro sagt gar nix mehr und scheint sich darauf zu konzentrieren, ihre Anzahlung wieder zurückzubekommen.

Darüber hinaus soll es auch Gespräche zwischen Sky Italia und DAZN geben, um den Abschluss zweier Abos um alle Spiele zu sehen, zu vermeiden. Dies könnte auf eine technische Lösung über die Freischaltung von Apps laufen oder über den Weg der Sublizenzierung, in dem die Übertragung des anderen Partners übernommen werden. Sublizenzierung ist ausdrücklich in den Rechtepaketen erlaubt worden.

DAZN Start. Heute morgen hat Perform den Start von DAZN Italien offiziell bekannt gegeben. Wie in Deutschland/Österreich/Schweiz ist der Abopreis 9,99€ bei monatlicher Kündigung. Ein hartes Startdatum wurde ebenso wenig genannt, wie das Rechteportfolio abseits der Serie A, mit dem man starten will.


Sommerschlußverkauf beim PSG. Der PSG ist mit einem blauen Auge davon gekommen. Die UEFA hat den französischen Klub wegen Verstößen gegen Financial Fair Play weitaus milder sanktioniert als befürchtet/erhofft. Selbst nach einer Neubewertung einiger hanebüchener Sponsoringverträge, blieb der PSG in den letzten drei Geschäftsjahre innerhalb der Schuldenlimits. Als Konsequenz aus den teuren Transfers des letzten Sommers (Neymar für 222 Mio Euro, Mbappé für 145 Mio Euro), muss aber der PSG bis Ende des Monats Transfererlöse von 40–60 Mio Euro erzielen, um für das aktuelle Geschäftsjahr noch im grünen Bereich zu bleiben.

Dank Neymar davongekommen. Nach Ansicht der UEFA, hat im Kern der Transfer von Neymar dafür gesorgt, dass die immensen Sponsoringverträge aus Katar (Qatar National Bank, Ooredoo, BeIN Sports, Qatar Tourism Authority, Aspetar), in ihrer Größenordnung gerechtfertigt waren (bzw gewesen sein sollen). Die Strahlkraft von Neymar hat der Marke PSG auf eine neue Ebene gehoben – so sehr, dass man das sogar auf die Sponsoringverträge der letzten Jahre einpreist?

Diese Bewertung der UEFA wird als Selbstaufgabe der Finanzkontrolle der UEFA bewertet. Mit dem grünen Licht für die Sponsoringverträge aus staatlicher (katarischer) Hand, hat die UEFA eine Tür geöffnet, die sie nicht mehr geschlossen bekommen wird. Etwas wohlmeinendere Beobachter meinen, dass die UEFA überhaupt keine rechtliche Handhabe hätte, gegen solche Verträge vorzugehen, wenn sie über Staaten außerhalb der EU liefen. Bei EU-Staaten könnte man noch von verbotenen staatlichen Subventionen sprechen. Außerhalb der EU: null Handhabe. Weitere Strafen:

  • Galatasaray: finanzielle Auflagen, 6 Mio Euro Geldstrafe, Reduktion des CL-Kaders
  • Maccabi Tel Aviv: finanzielle Auflagen, 200.000 Euro Geldstrafe, Reduktion des CL-Kaders
  • Olympique Marseille: 100.000 Euro Geldstrafe
  • Inter, Fener, Trabzonspor: Auflagen aus der Vorsaison bleiben bestehen, weil die drei Klubs nicht alle vereinbarten Ziele in der Saison 2017/18 erreicht haben

WM 2026 in Nordamerika – WM-Wette von FOX geht auf. Recht überraschungsfrei hat die FIFA gestern entschieden, die erste 48er-WM an die nordamerikanische Kandidatur zu vergeben. Marokko ging leer aus. Ausrichter der 80 Spiele werden sein:

  • Kanada: Toronto, Montréal, Edmonton
  • USA: Boston/Foxboro, New York/MetLife, Philadelphia, Baltimore, Washington, Cincinnati, Nashville, Atlanta, Orlando, Miami/Hard Rock, Kansas City, Denver, Dallas, Houston, Los Angeles/Rose Bowl, San Francisco/Levi‘s Stadium, Seattle
  • Mexiko: Mexiko City, Guadalajara, Monterrey

Derzeit 23 Städte, aus denen aber noch sieben US-Städte ausgesiebt werden.

Große Sieger sind FOX Sports und NBCs Telemundo, die die Übertragungsrechte für die WM2018 und 2022 erworben hatten und von der FIFA als Trostpflaster für den unattraktiven 2022er-Ausrichter Katar, gleich noch eine Verlängerung der Übertragungsrechte für 2026 bekommen haben, ohne dass diese Übertragungsrechte offen ausgeschrieben wurden. Für die beiden US-Broadcaster ist eine WM in Nordamerika der Jackpot schlechthin.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp