Screensport am Freitag

Moinsen. Die Aufarbeitung der WM-Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gestaltet sich so schwer wie noch nie – weil etliche Personen meinen, eine politische Agenda reinkippen zu müssen. In Zeiten von Trump und AfD ist es nicht mehr möglich, öffentlich einen Dissens auszutragen, ohne das drei Minuten später ein Bezug zu Flüchtlingen, Merkel und Europa hergestellt worden ist. Es hat vor einigen Jahren mit Bloggern, YouTubern, Kolumnisten und anderen Meinungsmachern begonnen. Die Klick-, Views- und Einschaltquoten-Hurerei hat inzwischen dazu geführt, dass viele Medien sich inzwischen passgenau auf jeweils ein bestimmtes Klientel eingegroovt haben und dieses durch Fütterung mit weiteren linientreuen Meinungshaufen weiter melken. Onanie in der eigenen Filterblase – inzwischen auch von reichweitenstarken Leuchttürmen der deutschen Medienlandschaft betrieben.

In Diskussionen geht es nicht mehr um überzeugende Argumente oder die Chance der eigenen Hinterfragung, sondern um den rhetorischen Endsieg des eigenen Teams. Egal wie sehr man Fakten verbiegen oder aus dem Kontext reißen muss, um zu punkten. Und es muss gepunktet werden, denn in dieser neuen Welt der Meinungshaufen, können nicht unterschiedliche Ansichten koexistieren. Es gibt nur Richtig und Falsch, Schwarz und Weiß. Bist du nicht Team Rechts, bist du Team Links. Bist du nicht Freund, bist du Feind.

Die Streitkultur hat sich seit etlichen Jahren verschlechtert. Die Entwicklung hat sich aber in den letzten 12–24 Monaten besorgniserregend beschleunigt. Waren die argumentativen Matschbirnen erst einmal nur in den USA unterwegs, ist die Özil-Debatte der letzte aktuelle Indikator für die fortschreitende Verseuchung der Streitkultur auch in Deutschland.

Letztendlich hat es jeder in der Hand, nicht auf jeden Meinungshaufen aufzuspringen, den ihm Zeitungen, TV-Stationen, alternde Ex-Fußballer oder Social Media servieren. Und jeder hat es in der Hand, in seinem Bereich dafür zu sorgen, dass dieser Meinungskot nicht weiter propagiert wird.


Nach der WM ist vor der Rugby-WM. Heute ist der erste Fußball-WM-freie Tag. Weltmeisterschaften bleiben heute aber trotzdem ein Thema. Zum Beispiel die Rugby-WM 2019.

Heute Nacht ab 4h10 findet das WM-Qualifikations-Playoff-Hinspiel Samoa – Deutschland statt, mit Livestreaming auf rugbyworldcup.com.

Über die komplizierte Qualifikations-Mechanik, das Chaos bei der europäischen Quali, die am grünen Tisch komplett auf den Kopf gestellt wurde und das Chaos in der deutschen Rugbylandschaft wegen des Streits zwischen Verband und Mäzen, habe ich hier bereits öfters geschrieben.

Was vor dem heutigen Spiel mitgenommen werden kann:

  • Kader: Deutschland tritt wieder mit seinem besten Kader an, inkl. den Nationalspielern aus der Wild Rugby-Academy.
  • Vorbereitung: Deutschland hat nach der extrem kurzen Vorbereitung vor dem kurzfristig angesetzten Quali-Spiel gegen Portugal, dieses Mal substantiell mehr Trainingseinheiten gehabt. Seit Montag ist man auf Samoa und trainiert unter den dortigen klimatischen Bedingungen
  • Samoa spielt auf einem anderen Niveau. Alles andere als eine Riesenklatsche wäre eine Überraschung – auch wenn Samoa selber tief in einer Niederlagenserie drin steckt.
  • Noch eine Chance: Quali geht auch nach den zu erwartenden Niederlagen heute auf Samoa und in 2 Wochen in Deutschland, weiter. Letzte Hoffnung ist ein Repechage-Turnier im November in Frankreich, u.a. gegen Kanada und potentiell Kenia und Hong Kong.

Frauen kommen. Die deutsche Auswahl der Frauen ist in die europäische Rugby Sevens Grand Prix-Serie aufgestiegen. An diesem Wochenende findet im französischen Marcoussis, dem nationalen französischen Rugby-Leistungszentrum nahe Paris, ein Doubleheader mit der Rugby Sevens-Grand Prix Serie statt. Am Freitag und Samstag spielen die Frauen und am Samstag und Sonntag die Männer.

Heute debütiert das deutsche Frauen-Team beim Grand Prix: ab 12 Uhr das Eröffnungsspiel gegen Russland, ab 15h07 gegen Spanien und ab 17h52 zum letzten Vorrundenspiel gegen Belgien. An allen drei Tagen wird das Turnier der Frauen und Männer auf rugbyeurope.tv gestreamt.


Nach der WM ist vor der Basketball-WM. An diesem Wochenende ist wieder Länderspielfenster der FIBA. Es gibt für Deutschland zwei WM-Quali-Spiele. Heute ab 19 Uhr geht es in Braunschweig gegen Österreich (Telekom Sport streamt for free).

Deutschland ist in der WM-Quali bislang ungeschlagen – auch Dank eines überraschenden Heimsieges gegen Serbien. Gegen Österreich hatte man zuletzt öfters Probleme, aber beim Quali-Spiel in Schwechat wurde Österreich mit 90:49 pulverisiert. Österreich wartet nach vier Quali-Spielen auf seinen ersten Sieg, war aber überraschend im Februar zuhause dicht dran, als man nur 81:82 gegen Serbien verlor.

Egal wie das Spiel ausgeht: Deutschland und Serbien sind bereits gen zweite Quali-Runde durch. Rein mathematisch würde Österreich ein Sieg gegen Georgien zum Einzug in die zweite Runde reichen. Problem: der Sieg müsste in Georgien und mit mindestens 15 Punkten erzielt werden.

Randsport.

  • Fußball ohne WM: die Bundesliga veröffentlicht heute die Spielpläne für die kommende Saison. Ab 12 Uhr auf bundesliga.de, facebook.com und twitter.com mit vermutlich pathetischen Einspielern, um die Vorfreude nach einer sehr mäßigen Vorsaison anzuheben. Nach diesem WM-Ausscheiden wird jedes euphorisches Filmchen wie unreflektierter Scheiß wirken.

  • MLB: Auch jetzt im Sommer ist eine der besten Rivalitäten der MLB das Aufeinandertreffen der beiden besten Teams der Liga. Heute ab 1h05 startet eine Dreier-Serie NY Yankees – Boston Red Sox (DAZN). Die Red Sox auf Platz #1 mit 55–27/.671 und die Yankees auf Platz #2 mit 52–26/.667, nur ein Sieg dahinter.

  • MotoGP: Heute ist Auftakt zum Motorrad-Wochenende in Assen. Die Freien Trainingssessions gibt es seit 9 Uhr und ab 13h10 auf EURO2 und dem Eurosport-Player. Werden die Ducatis mit Lorenzo und Dovizioso wieder vorne dabei sein?

Stuff Happens.

Verschollen. SPORT1+ hat aus seinem Programm alle Übertragungen aus der Gruppenphase der U19-EM der Frauen gestrichen – geplant war die Übertragung der drei Vorrundenspiele des deutschen Nationalteams. Noch im Programm drin: die beiden Halbfinals und das Finale.


NFL Game Pass Europe rüstet auf. Nach dem harzigen Relaunch als neues, europazentrisches Produkt, bemüht sich NFL Game Pass Europe in seiner zweiten Saison ein büschen mehr als die handelsüblichen Standards aufzusetzen.

  • Neu: Watch with RedZone – Per Splitscreen kann zum Red Zone Channel ein Einzelspiel dazu geschaltet werden.
  • Neu: Ratenzahlung
  • Updates: die PS4- und Xbox-App sollen massiv überarbeitet worden sein.

Spaniens Champions League. Die spanische Mediapro, Rechtehalter von CL und EL in Spanien für 2019–2022, ist ihre Rechte los geworden. Die Rechte wurden für angeblich 360 Mio Euro/Saison an die Telefonica weiter verkauft. Zusätzlich bekommt die Mediapro ein Scheibchen von den Werbeeinnahmen.

Die Telefonica wird die Spiele über ihre Moviestar-Kanäle anbieten. Die CL-Spiele werden alle tutto completti im Pay-TV sein. Von der Europa League soll pro Spieltag ein Free-TV-Spiel angeboten werden. Unklar ist, ob auch BeIN Sports über irgendeine Sublizenz noch seine Finger drin hat.


Italien folgt UK. Sky Italia wird im Sommer seine Sportkanäle nach dem Schema von Sky UK umändern. Statt generischer Namen wie „Sky Sport 1“, „Sky Sport 2“, „Sky Sport Plus“ etc… wird „vertikalisiert“, also Kanäle und Sport gruppiert. Es wird einen dezidierten Golf-Kanal „Sky Sport Golf“, einen NBA-Kanal „Sky Sport NBA“ und einen Mischkanal „Sky Sport Arena“ (Tennis, Rugby, etc…) geben. „Sky Sport F1“ und „Sky Sport MotoGP“ behalten ihren Namen. Aus „Sky Super Calcio“ wird „Sky Sport Super Calcio“.

Der Start eines eigenen Golf-Kanals überrascht mich. Denn auf meiner Liste gehört Italien zu den Sendegebieten, in denen Sky die Golfrechte bereits in einem halben Jahr, ab 2019 an Discovery verliert.

Zu den derzeitigen Abo-Paketen wird Sky Italien nach dem Rechteerwerb von zwei Serie A-Paketen, ein neues Fußball-Abo-Paket für 15 Euro/Monat ausschließlich für DVB-T-Pay-TV in SD-Qualität anbieten.

Vertikalisierung auch bei Sky Deutschland? Keine Frage. Das Sportprogramm von Sky ist dürftig, vor allem durch die weggebrochenen Partnersender und der preisgünstigeren Konkurrenz. Speziell das „Sky Sport“-Paket ist so dünn, dass „Audience Flow“ als Faktor in den Überlegungen weggebrochen sein dürfte.

Konsequenterweise müsste Sky Deutschland mindestens beim Handball (HBL-Rechte bis 2023) all in gehen und einen „Sky Sport Handball“-Kanal aufziehen – um mehr Lärm für die eigenen Übertragungen schlagen zu können.

Tennis könnte ein weiterer Kandidat für einen eigenen Sky-Sender sein. Die ATP läuft noch bis Ende 2019 bei SKY. Frägt sich, wie SKY zu Wimbledon steht. Die Wimbledon-Rechte laufen dieses Jahr aus und schaut man sich den aktuellen modus operandi von Discovery an, würde es nicht überraschen, wenn Discovery sich aggressiv um Wimbledon bemüht, um sein Grand Slam-Quartett zu komplettieren.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp