Screensport am Donnerstag

Moin. Heute irgendwann nach 12 Uhr stimmt das EU-Parlament über die Reform des EU-Urheberrechts ab. Sollte das Parlament dabei der Empfehlung des Rechtsausschusses folgen, werden der Upload-Filter und eine Verschärfung des Leistungsschutzrecht durchgewunken.

Dieses Blog gibt es seit 14 Jahren. Ich habe etliche Gesetzesänderungen kommen und gehen sehen. Auch ich kenne die Mechanismen, die für eine große Aufregung bei Installation der Gesetzesänderungen sorgen – und im Laufe der Zeit zeigt sich: alles nicht so schlimm.

Mich beschleicht das Gefühl, dass es heute anders ist. Der Upload-Filter riskiert das Wesen des europäischen Internets zu verändern. Das verschärfte Leistungsschutzrecht besitzt das Potential Blogs wie allesaussersport zu einem schwer zu kalkulierenden Risiko zu machen.

Die Reform kommt nicht isoliert, sondern knapp sechs Wochen nach Einführung der DSGVO. Die DSGVO war das erste Paket, dass den schalen Geschmack hinterließ, bei kleinen Websitebetreiber überproportional mehr Aufwände entstehen zu lassen, als bei den Branchengrößen. Die Urheberrecht-Reform ist das zweite Paket und mit der ePrivacy-Verordnung wird 2019 vermutlich das nächste große Maßnahmenpaket eingeführt.

Ich lese, dass die DSGVO kaum Wirkung hinterlassen habe – na ja. Die Implementierung hat Arbeit gekostet. Nur elf Stunden nach Inkrafttreten bekam ich für dieses Blog die erste Löschaufforderung (die ich nach einiger Recherche als unbegründet zurückgewiesen habe). „Instapaper“ ist ebenso unbrauchbar geworden wie einige Webauftritte von US-Medien, die pauschal alle europäischen User auf Basis der DSGVO aussperren. Es hat also Kollateralschaden gegeben.

Die heute anstehende Verschärfung des Leistungsrecht hat das Potential das Zitatrecht und Linkrecht auszuhebeln und das Betreiben von „allesaussersport“ zu Risiko zu machen. Zu einem so großen Risiko, dass ich mich fragen muss, ob ein weiteres Betreiben des Blogs sinnvoll und befriedigend ist – immerhin mache ich es seit 14 Jahren für lau.
(*: Es gibt im Blog keine Werbung. Seit einigen Monaten ist ein VG Wort-Zählpixel drin, von denen ich erst im Sommer 2020(!) erfahren werde, was nach Steuern bei mir hängen bleiben wird)

Irgendwo ist für mich als Betreiber eines Blogs wie „allesaussersport“ der Punkt erreicht, wo das Gefühl überwiegt, von Politik und Medienkonzernen (der Push für die erneute Verschärfung des Leistungsschutzrecht kam vom Axel Springer-Verlag) nicht mehr erwünscht zu sein. Aus dieser Perspektive stellt sich mir die Frage, warum ich weiter Sport-TV-Tipps verbreiten soll, die just den Plattformen der Medienkonzernen zugute kommen?

Diese Urheberrechts-Reform kann der Einschlag zu viel sein, auf den ich keinen Bock mehr habe und mich stattdessen in andere Bereiche zurückziehen werde.

Heute keine TV-Hinweise.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp