Screensport am Sonntag

Moin. Heute ist der 11ter November. Heute vor 100 Jahren wurde im französischen Compiègne der Waffenstillstand unterzeichnet, der den ersten Weltkrieg beendete. Compiègne ist ein Ort entlang der Eisenbahnstrecke Köln – Lüttich – Paris. Als Kind bin fast jedes Jahr mit dem Zug durchgefahren – dem Nachtzug Hamburg – Paris. Compiègne war eine Eisenbahnstunde von Paris entfernt und das Signal sich fertig zu machen. Gleich würde man in die ausbreitenden Vorstädte von Paris eintauchen und ich von der Fensterscheibe nicht mehr wegzubekommen sein. Eine schier unendliche Abfolge von Häusern, Bahnhöfen, Industrien, Lagerhallen und noch mehr Häuser.

Ich war mit Mutter zu meinen Großeltern nach Soucy, südöstlich von Paris, unterwegs. Ich bin das Kind eines deutschen Vaters und einer französischen Mutter. 1965 in Paris kennen gelernt, 1966 geheiratet und 1967 kam ich auf die Welt. Ich kam dort auf die Welt, wo die französische Verwandtschaft seit langer, langer Zeit lebte: im Osten von Frankreich. Ich wurde in Bar-le-Duc, 20km von Verdun geboren. Mutter wurde in Sedan, 70km von Verdun entfernt, geboren. Seit Generationen lebte meine Verwandtschaft in den Ardennen, wo im 1ten Weltkrieg furchtbare Schlachten zwischen Franzosen und Deutschen tobten. Schon während der napoleonischen Kriege fiel einer meiner Verwandten in einer Schlacht gegen die preußisch-russisch-österreichischen Armeen.

Trotzdem „ließen sie es zu“, dass meine Mutter 50 Jahre nach dem ersten und 20 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg einen Deutschen, einen boche heiratete. Bei Teilen der französische Verwandtschaft hat mein Vater zwar Reserviertheit gespürt, aber das war später kein Thema mehr. Mein „Deutsch-Sein“ war für meine französische Verwandtschaft kein Problem.

Der Waffenstillstand von 1918 ist in Frankreich und Großbritannien ein starker Gedenktag, während er in Deutschland untergeht. Das Gedenken in Frankreich und Großbritannien gilt weniger dem Waffenstillstand und Kriegsende. Es ist stattdessen mehr ein zeitlicher Einschnitt, um den gefallenen Soldaten zu gedenken. Natürlich ist es aus deutscher Sicht, also aus der Position einer Angriffspartei, problematischer in dem gleichen Maßen den gefallenen Soldaten zu gedenken.

Der Waffenstillstand von 1918 brachte nur temporär Frieden. Für Deutschland ging es nahtlos mit den bewegten Zeiten und mit den nächsten Verderben weiter. 1918 war kein Schlusspunkt, sondern nur eine kurze Atempause vor Bürgerkrieg, Putsch, Weimarer Republik, Straßenkämpfe, Wirtschaftskrise und der Gang in ein braunes Land und den nächsten Weltkrieg. In Deutschland markiert erst 1945 ein Schlusspunkt.

Aber die Erinnerung an den 11ten November 1918, ist eine Erinnerung wie weit Frankreich und Deutschland auseinander waren und wie tiefe Wunden zwischen zwei Völker geschlagen wurden. Diese Erinnerung ist auch eine Mahnung, wie in Teilen nicht nur der deutschen Gesellschaft, der Diskurs inzwischen entgleist ist. Es werden Dinge wieder normal, die es nicht sind. Die eigentlich beängstigende Dimension, ist das Gefühl, dass die Politik die die dahinter liegenden strukturellen Probleme nicht anpackt und die Spaltung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen in den westlichen Ländern weiter zunehmen wird.

Momente wie dieses Wochenende sind nicht nur Visionen gegen eine menschenfeindliche Politik, sondern auch eine Mahnung gegen menschenfeindliches Verhalten im Alltag jedes Einzelnen.

Als Kind einer französischen Mutter und eines deutschen Vaters, haben mich die gestrigen Fernsehbilder von Angela Merkel und Emmanuel Macron in Compiègne bewegt. Merkel und Macron Hand in Hand vor einer Gedenktafel.

Ich bin mir dies erst dieses Jahr, zum 100ten Jahrestag bewusst geworden. Ich bin ein Kind des Waffenstillstands. Ich habe heute Geburtstag.

Spocht von heute.

Rugby. Für die weltweite Rugby-Szene war gestern ein großer Wettkampftag. Für vier kleine Nationen beginnt aber heute das vielleicht wichtigste Turnier ihrer Verbandsgeschichte: das Repechage-Turnier in Marseille um den letzten Platz bei der WM 2019 in Japan. Was für ein Schub würde z.B. eine Qualifikation der deutschen Nationalmannschaft für die Präsenz des Rugbys hier bedeuten?

  • #21 Hongkong
  • #23 Kanada
  • #28 Kenia
  • #29 Deutschland

Die vier Nationen beim Turnier sind in der Weltrangliste eng zusammen – das ist mangels sportliche Vergleiche, die einzige Koordinate die wir zur Einschätzung haben.

Angesichts der Turbulenzen rund um den deutschen Rugby-Verbandes in den letzten 12 Monaten, ist es eine sehr dünne Basis. Der Mäzen Karl-Heinz Wild zog sich zwischenzeitlich zurück und nahm dabei Trainerstab und fast alle Nationalspieler mit sich. In der europäischen WM-Quali setzte es massive Prügel für die deutsche B-Elf, aber ein Skandal rund um den Einsatz von nicht spielberechtigte Spielern in den Mannschaften von Rumänien, Belgien und Spanien, ließ die deutsche Nationalmannschaft vom quasi sicheren Abstieg plötzlich zur zweiten und dritten WM-Chance springen. Mäzen Wild und der deutsche Rugby-Verband fanden wieder zusammen und stehen nun im Repechage-Turnier.

Vier Teams spielen im Repechage-Turnier. Jeder spielt gegen jeden. Es gibt drei Spieltage mit jeweils sechs Tagen Abstand. Nur der Tabellenführer qualifiziert sich für die WM.

Keiner kann sagen, wie stark das deutsche Team ist. Erschwerend kommt ein neuer Trainerstab rund um Mike Ford dazu, finanziert von Wild-Geldern.

Wenn man den Kaffeesatz aus vereinzelten Interviews richtig herausliest, versucht der Trainerstab über eine einfache Offense und sehr physischer Defense und Fitness zu kommen.

  • 13h00 Kanada – Kenia [ran.de | sportdeutschland.tv]
  • 15h45 Hongkong – Deutschland [ProSieben MAXX | ran.de | sportdeutschland.tv]

Gegner im ersten Spiel wird heute Hongkong sein. Erwartet wird ein agiler und schneller Gegner mit starken Standards. Hongkong ist per Weltrangliste der stärkste Gegner des Turniers. Gegen 18 Uhr wissen wir also, wo das deutsche Team steht. Die Übertragungsrechte liegen bei ProSieben MAXX. Das Spiel wird vor der NFL im TV ausgestrahlt. Auf den Stream-Plattformen ran.de und sportdeutschland.de gibt es ab 13 Uhr das erste Spiel des Tages.


Sektion Leder. Vor der Länderspielpause stehen heute noch einige Spitzenspiele an. Das Manchester-Derby ab 17h30 und ab 20h30 aus der Serie A Milan – Juventus.

Das für gestern geplante Final-Hinspiel in der Copa Libertadores musste wegen Unbespielbarkeit des Platzes nach starken Regenfällen, auf heute, 20 Uhr verschoben werden. Ab 20 Uhr also der Superclasico zwischen Boca Juniors und River Plate.

Länderspielpause ist auch immer ein Moment der Reflektion in den Vereinen, ob es mit dem Trainer noch passt. Kaum ein europäischer Verein dürfte sich diese Frage mehr stellen, als der AS Monaco mit Thierry Henry, der vom ersten Tag an, einen hilflosen Eindruck machte. Die Ergebnisse sahen dann genau so aus. Und heute, als letztes Spiel vor der Länderspielpause, spielt Monaco zuhause gegen den PSG.

  • 17h30: Manchester City – Manchester Utd [DAZN]
  • 20h00, Copa Libertadores: Boca Juniors – River Plate [Sportdigital | DAZN | SPORT1+]
  • 20h30: Milan – Juventus [DAZN]
  • 21h00: AS Monaco – Paris St. Germain [DAZN]

Tennis. Im Fed-Cup-Finale zwischen Tschechien und den USA führen die Tschechinnen 2–0. Der heutige Spieltag wird von DAZN ab 12 Uhr angekündigt, während auf der Fed Cup-Seite 13 Uhr vermerkt ist.

In London beginnen die ATP Finals auf SKY. Dominic Thiem bestreitet um 15 Uhr das Auftaktspiel gegen Anderson. Um 21 Uhr dann das zweite Match aus der Gruppe: Federer gegen Nishikori.


  • Football. Erste Playoff-Runde in der CFL mit den Division Semifinals. Ab 19 Uhr Hamilton Tiger-Cats – BC Lions und ab 22h30 Saskatchewan Roughriders – Winnipeg Blue Bombers. Die Spiele gibt es auf der Streaming-Plattform cfl.yaretv.com zu sehen. Der Playoff-Pass (5 Spiele) kostet 24 US$.

  • Motorsport. In der NASCAR wird heute das letzte Playoff-Rennen der „Round of 8“ ausgefahren. Danach steht in den Playoffs nur noch zwei ein Rennen und vier Fahrer. Logano und Harvick haben sich per Sieg schon qualifiziert. Kyle Busch und Martin Truex Jr. stehen in der Gesamtwertung auf den anderen beiden Qualifikationsplätzen. Die vier anderen Fahrer dahinter, haben es eigentlich nur noch per Sieg in komplett eigener Hand: Kurt Busch, Chase Elliott, Aric Almirola und Clint Bowyer. Für Kurt Busch und Chase Alliott gibt es noch andere, komplexe Wege um sich ohne Sieg zu qualifizieren. Das Rennen in Phoenix heute ab 20h45 auf [Motorvision]

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp