F1 2004 Vorschau: Die Teams

Die ganzen Eindrücke aus den Wintertests sind Muster ohne Wert. Zu unterschiedlich die Bedingungen, zu undurchsichtig die Rahmenbedingungen (voller Tank? leerer Tank?).

Betreiben wir also Kaffeesatzleserei:

Ferrari
Erstaunlich wenig ist von der Scuderia zu hören. Viele sehen den “neuen” F2004 als konservative Neuauflage des F2003 an. Angesichts des neuen Motoren-Reglements und der Wichtigkeit eines regelmäßigen Ankommens für die Punktwertung, scheint aber eine Konzentration auf die Motorenperformance nicht die schlechteste Idee zu sein.

Gerüchteweise soll Ferrari mit Gewichtsproblemen zu kämpfen haben und deshalb in einer “Last-minute”-Aktion den Auspuff ausgetauscht habe.

Nichts neues von der Fahrer-Besetzung. Barichello dampftplaudert mal wieder, dass er ex aequo mit Schumacher d.Ä. und wird wohl binnen drei Rennen auf Normalmaß, also 1m72, reduziert werden.

Michael Schumacher und mangelnde Motivation? Come on. Im Gegenteil. Nun hat er wieder was zu beißen, nun hat er Gegner auf gleicher Augenhöhe.

BMW
Unisono sagen die meisten Experten: BMW ist reif für den Weltmeistertitel. Da könnte was dran sein, denn bereits letztes Jahr hatte man ein sehr zuverlässiges Paket (wenigste Ausfälle aller Teams).

Es gibt aber ein Problem, und das sind die Fahrer. Noch nicht einmal dass möglicherweise sogar beide gerade ihre letzte Saison bei den Weiß-Blaue absolvieren. Zumindest Montoya wird damit keine Probleme haben. Sondern eher, dass beide fahrerisch gleichauf sind (wenn auch mit unterschiedlichen Stärken) und sich die Punkte gegenseitig wegnehmen könnten.

Inwieweit die unsichere Zukunft auf das Gemüt des launischen Ralf Schumachers und seinen Fähigkeiten zum Einstellen des Autos gehen, wird die Saison zeigen.

Meist beachtestes Detail am neuen FW-26 ist die neue Schnauze. Die Aufhängung des Vorderflügels schließt bündig mit den Seiten der Schnauze ab und ist dadurch weiter auseinander als gewohnt. Es scheint als wäre ich der Einzige, der das neue Design gut findet.

McLaren-Mercedes
Entweder ziehen McLaren und Mercedes eine Poker-Show sondergleichen ab, oder man ist wirklich noch nicht für die Saison bereit. Nach guten anfänglichen Testergebnissen, scheint es nun Probleme mit der Zuverlässigkeit und/oder der Einstellung des Fahrzeuges zu geben.

Räikkönen sieht in Interviews entspannter aus als zuvor und das mag nicht nur mit der inzwischen verschwundenen Akne zusammenhängen. Letzte Saison hat er auch fahrerisch gezeigt, dass er nicht nur ein schneller Fahrer ist, sondern auch mit Messer zwischen den Zähnen fahren kann.

Vom Auslaufmodell Coulthard erwarte ich keine weiteren Überraschungen außerhalb des neuen Haarschnittes. Schlimm genug.

Renault
Renault hat letztes Jahr bereits das schnellste Chassis gehabt und kommt nun mit einem komplett überarbeiteten Motor, der in den Tests verdammt schnell gewesen ist. Aber so stark wie der Motor überarbeitet ist, stehen dicke Fragezeichen hinter der Standfestigkeit, die, s.o., dieses Jahr eine nicht unwichtige Rolle spielen wird.

Mit Alonso hat man einen Fahrer der alles niederbügeln kann, der mir aber, nicht zuletzt aufgrund seines Verhalten von Interlagos letztes Jahr, unheimlich ist. Ich halte ihn immer noch für ein potentiellen Todesfahrer.

Bei Jarno Trulli habe ich immer das Gefühl dass er unter Wert geschlagen wird. Wer weiß, vielleicht überrascht er dieses Jahr.

BAR Honda
Die “Tabak-Japaner” sind bei Tests mitunter mit Fabel-Rundenzeiten aufgefallen, weswegen einige glauben, dass sie in die Phalanx der “Großen Vier” stoßen könnten. BAR habe ich persönlich aber, neben Jaguar und Toyota aber immer im Verdacht auf Spektakel und Schlagzeilen aus zu sein, um gegenüber dem Mutterkonzern und Sponsoren zumindest zeitweise im guten Licht zu stehen.

Die villeneuve-lose Fahrerzusammenstellung kann mich auch nicht überzeugen. Für Jenson Button ist es eine “do-or-die”-Saison. Wenn er insbesondere im Vergleich zu- Crash-König Sato nicht klar dominiert, wird er nie mehr den Ruf des ewigen Talentes loswerden.

Sauber
Für Sauber spricht die Tatsache dass sie inzwischen mit noch aktuellerem Material von Ferrari ausgerüstet werden, wie es bislang bei den beiden Partnern der Brauch war.

Trotzdem glaube ich nicht an ein gutes Jahr, da der Windkanal wohl zu spät fertig wurde, um entscheidend mit seinen Testergebnissen in das jetzige Chassis einfliessen zu können.

Die beiden Fahrer sind spannend. Beide Fahrer stehen im Ruf sich in Warteschleife für ein etwaiges Ferrari-Engagement zu befinden. Fisichella hat letztes Jahr viele begeistert, soweit es der Jordan zuließ. Massa haut öfters mal exzellente Runden raus, neigt aber zu Kamikaze-Aktionen. Nach einem Jahr Pause, kann der brasilianische Zwerg nun Läuterung zeigen.

Jaguar Racing
Jaguar kämpft gegen ein zusammengestrichenes Budget von Mutterhaus Ford. Also auch hier die Vermutung das man versucht in den Tests und Freitags-Trainings viel Boohay zu veranstalten. Und so kann keiner richtig orten wie stark Jaguar eigentlich ist. Das offensichtlich nachlassende Interesse von Ford läßt aber nichts Gutes ahnen.

Interessant sind aber die Fahrer. Der sympatische Mark Webber dürfte der derzeit begehrteste Fahrer sein und dürfte wohl auch von Williams als Montoya-Ersatz ins Visier genommen worden sein.

Mit Christian Klien kommt ein junger Österreicher zum Einsatz, von dem die einen (Jacques Schulz) sagen, er wäre nur wegen seiner “Mitgift”, sprich Sponsorengelder, ins Team gekommen, von dem aber Österreicher sagen, es wäre das heißeste Talent seit Erfindung des Aufrechten Gangs.

Toyota
Großes Rätselraten. Toyota geht seine dritte F1-Saison wie die anderen an: mit einer Gleichmut die von Souverinät zeugen soll. Ob dahinter aber substantielle Verbesserungen stecken, ist nicht zu ersehen. Für meinen Geschmack war der Schritt letztes Jahr arg klein ausgefallen.

Immerhin hat man mit Mike Gascoyne einen renommierten Entwickler verpflichten können. Aber selbst die Fahrerzusammenstellung Panis, da Matta sieht so aus, als wäre man nur an Tests und nicht an Racing interessiert.

Jordan
Jordan torkelt immer mehr der Pleite entgegen und das Gewürge mit der Fahrerverplfichtung war so abschreckend, das jeder seriöse Fahrer eigentlich davon hätte Abstand nehmen sollen.

Nick Heidfeld frisst in der Nut lieber Fliegen und der italienische Nobody Pantano hat in Sachen mitgebrachtem Geldsäckchen Verstappen ausgebotet.

Wo das Geld knapp ist, kann nicht getestet werden, kann der Windkanal nicht so eingesetzt werden wie es gehen sollte. Den Sturz eines Teams ins Nichts, kann man bei Minardi beobachten. Daher steht zu erwarten, dss sich Jordan immer mehr an die Performance von Minardi ranrobben wird.

Minardi
Minardi hat die wenigsten Testkilometer gefahren. Mit dem Ungarn Baumgartner und dem Italiener Bruni hat man wieder Talente verpflichtet, die Sponsoren mitbrachten.

Zumindest Bruni wird einiges Können und eine Zukunft in der F1 vorhergesagt.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp