Tilke und die Totengräber der Formel 1

Ich hatte gestern die gleichen Gedanken wie der Guardian:

“The only drawback is that the spacious garages, air-conditioned media centre, fitted kitchens and copious toilets are of no use to television viewers. A proliferation of tight corners may possess a clinical and straightforward line of attack, but they lack character and the sense of identity the Kingdom of Bahrain deserves. This is not the fault of the hospitable hosts since they have merely constructed a circuit designed by F1 officials who ought to know better.

Sakhir is a shorter version of Sepang, but without the fast sections that make the Malaysian track so popular. The mystery is that more sweeping curves and undulations were not incorporated in a region that is hardly short of space. The only limitation is on the south side of the track where an ancient burial ground has obvious precedence over the efforts of those attempting to breathe new life into F1.”

Es fällt auf das alle Strecken-Neubauten und -Umgestaltungen der letzten Jahre über Hermann Tilke liefen. Tilke mag ein Experte sein. Aber die Tatsache dass alle Kurse aus einer Hand kommen, lassen sie wie geklont aussehen.

Die Kurse sind Ergebnis des “Tilke-way of Racing”, eine Ansammlung standardisierter Elemente, die wie eine Carrera-Bahn zusammengesteckt werden. Innovation gleich null.

Das sieht man auch den Facilities an, die sich kaum von Sepang unterscheiden. Tilke kann zwar korrekt auf unterschiedliche Stilelemente verweisen, hier arabisch, drüben asiatisch, aber nur weil man ein Schirmchen auf ein Cocktail-Glas plaziert, macht das noch kein original Hawaiisches Getränk.

Was mich bei Bahrain gewundert hat: Tilke hatte was das Gelände anging, fast alle Freiheiten der Gestaltung. Nur zur einer Seite hin gab es eine Begrenzung durch einen Friedhof.

Wenn man schon die Gelegenheit hat eine Rennstrecke komplett vom Reißbrett aus aufzubauen, wieso hat man es wieder mit einer fast topfebenen Strecke zu tun. Die Steigungen und das Gefälle von Manama sind lächerliche bzw. wurden kaum für Kurven benützt.

Der Trend geht dazu die europäischen Strecken gegen neue Strecken auszutauschen, mit der Türkei und Rußland in der Pipeline und Indien in der Warteschleife.

Und die Strecken die in Europa überleben werden, sind diejenigen die Tilke angepackt hat: Nürburg und Hockenheim z.B., beides Strecken denen durch Tilke jegliches Flair genommen wurde. Hockenheim ohne Wald? Zu behaupten das “neue” Hockenheim wäre wie das “alte” Hockenheim, ist wie zu behaupten dass die zweite lange Gerade in Hockenheim eine Kopie der “Parabolica” wäre… Ersatzstoffe für eine neue Generation der Zuseher und Formel-1-Fans die das “damals” nicht mehr kennen.

Die Formel-1-Saison wird immer mehr wie eine Carrera-Bahn die im 2-Wochen-Rythmus umgesteckt wird. Die Austauschbarkeit der Strecken erhöht sich. Das bedeutet aber auch dass Charakter und Profil flöten gehen und man damit die Angriffsfläche für eine andere Rennserie erhöht.

Wenn Rennsport zu einem TV-Ereignis reduziert wird, warum dann nicht gleich eine US-Rennserie sich ansehen?

Tilke könnte langfristig ein Totengräber der Formel-1 sein.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Bilder von der Cockpt-Kamera gestern sahen aus wie auf der PS2, totale Retorte.

  3. Apropos: täusche ich mich, oder gibt es noch kein Videospiel der 2004er-Saison, also mit den neuen Strecken?

    Ich sehe bei EA-Sports noch nicht einmal irgendwelche Ankündigungen!? Zeichen für gefallene Popularität der F1?

  4. wahrscheinlich verhandeln die noch mit ecclestone über die lizenz.

  5. [zitat]Tilke könnte langfristig ein Totengräber der Formel-1 sein.[/Zitat]

    Ja dan ergreif doch die Initiative, und mach selber Baupläne.

    Und ich sehe die neuen Strecken egal wo auf der Welt, sei es Indien oder Russland als eine Chance für die formel 1

    China zB was meinste was die Leute da an schweine Geld verdienen werden wenn F1 populär dort wird wird.

    Ich denke wen die F1 Übeleben will muss sie sich exportieren

  6. Was hat die Qualität der Streckenführung an den neuen Orten mit der “Notwendigkeit” zu tun, den F1-Sport in andere Länder zu exportieren? (Wobei sich auch darüber angesichts der Zuschauerzahlen in Malaysia und den Problemen in Shanghai streiten liesse. Eine Treibfeder dürfte eher das Tabakwerbeverbot gewesen sein.)

    Es liegt außerdem auf der Hand, dass die Streckenplanung durch nur eine Person (Tilke) zu einer Monotonie und Monokultur führt. Selbst Marc Surer konnte beim GP von Shanghai nicht umhin und die permanenten Haarnadel-Kurven der Tilke-Kurse zu kritisieren (weswegen er die “Schneckenkurve” des GPs von China vorgeschlagen hat)

    “Ja dan ergreif doch die Initiative, und mach selber Baupläne.”
    Ach, muss ich erst Koch werden, bevor ich sagen darf, dass es mir nicht schmeckt?

  7. dann iss das Gericht nicht!
    bzw. wen dir die F1 nicht mehr gefällt oder was weiß ich was du für ein persönliches Problem mit Herrn Tilke du hasst. Dann schau dir was anderes an.

    Du bist wahrscheinlich einer von denen ,,ach die guten alten F1 Zeiten,, Leuten. Die Zeiten ändern sich ob dir gefällt oder nicht. Die Alten Regelwerke haben die F1 unpopulär gemacht und uninteressant. Die neuen Regeln find ich gut,(z.B. Qualifikation,Reifenregel) ich finde auch gut das sich die F1 neue Strecken anschaut (Asien) und besonders freue ich mich für die deutsche Ingineurskunst und dass wir als Deutsche die auch exportieren. Nach Jahren werden Inder noch davon sprechen dass diese Strecke ein deutscher gebaut hat. und ich bin stolz auf Herrn Tilke.

    Kritiker gibt es überall, aber im Großen und Ganzen ist Herr Tilke ein großartiger Ingenieur.

  8. Roman, es ist ganz einfach: dies ist meine Site und wenn du aufgrund der roundabout 90 + x Einträgen zur Formel 1 nicht weiß wie ich in Sachen F1 ticke, dann solltest du nicht via “Wahrscheinlichkeiten” spekulieren, wie du glaubst, dass ich denke.

    Ob nun Herr Tilke ein Deutscher, ein Chines’ oder ein Brasilianer ist, ist mir wurscht, das macht seine Strecken nicht besser oder schlechter.

    Die Kritik an der “Austauschbarkeit” der Strecken wurde auch von den Fahrern geäußert, u.a. Ralf Schumacher (wenn ich mich richtig entsinne). Wie gesagt, Marc Surer hatte beim letzten GP von China die Strecke auch etwas differenzierter beurteilt als noch im Premierenjahr.

    Und du findest die neuen Regeln dufte? Welche der 3-4 unterschiedlichen Qualifying-Modi? Oder den ganz neuen Ausscheidungsmodus der derzeit im Gespräch ist? Du findest die Reifenregel doll? Na, dann gewöhn dich an neue Zeiten…

  9. 1. was haben andere Fahrer oder grosse F1 Persönlichkeiten zu China Strecke gesagt ausser R.Schumacher, wen du dich so gut entsinnen kansst? Also mir ist alles was der Niki van Lauder und der komischer Kommentator über die Strecke sagte als positiv in Erinnerung geblieben. ich betone —> soweit ich mich entsinnen kan :)
    2.Ich glaub jeder deutscher muss ein gesundes Mass an Patriatismuss bestzen.
    3.Regelwerk Seson 2005 finde ich gut, ich finde dass hat auch einen wesentlichen Beitrag zu Spannung in der Season beigetragen. ich glaub jeder wird mir zustimmen wen ich sage Season 2005 war der spannender seid Millenium
    4. wen soche Seasons wie 2005 kommen, werde ich mir noch einen Fernseher kaufen fals einer Ausfällt in mitten des F1 Rennens :)

  10. Ich laß mal den Kommentar so stehen, als Beispiel für “F1 im Lichte des deutschen Patriatismuss

  11. nice ;)

  12. Der Verfechter der “F1 im Lichte des deutschen Patriatismuss“ kann vom Glück reden, aufgrund seiner Rechtschreibung noch nicht zwangs-ausgebürgert worden zu sein!

  13. finde stark, dass der boxer huck auch noch was zu f1 hier zum besten gibt ;-)