Dieses Geschwuchtel hat bald ein Ende

Ein großer Satz, heute nachmittag gelassen ausgesprochen, von Marcel Reif: “Dieses Geschwuchtel hat bald ein Ende“. Ich fürchte aber, dass diese Satz nicht als Beschreibung der Bundesliga oder des Spitzenspiels Stuttgart – Schalke gedacht war. Ich glaube eher, dass sich Herr Reif im Off wähnte und den Regisseur ob einiger verpatzter Zeitlupeneinblendungen, zusammenstauchte.

Schade, denn es war eine verpasste Chance sich trotz einiger schwächerer Leistungen in letzter Zeit endgültig in den Kommentatoren-Olymp zu reden. Die Form von kraftvoller Ansprache die man sich manchmal ob des lauen Gekickes wünschen würde.

Damit wir uns nicht mißverstehen: Stuttgart – Schalke war, gemessen was es bislang an Spitzenspielen gab, zumindest bis zum 3:0 sehr unterhaltsam. Aber das auch nur, weil Schalke immer wieder anrannte. Die Stuttgarter wähnten nach dem frühen 1:0 ihr Soll erfüllt, zogen sich zurück, schriehen “ÄtschBätsch, kommt doch, kommt doch” und warteten auf Konter. Die sie dann allerdings gut ausführten. Das war nicht immer ansehnlich was Stuttgart gemacht hat, aber erträglich und clever.

Die Schalker erwiesen sich als zu eindimensional. Im Spiel nach vorne stehen und fallen sie mit Lincoln. Alle anderen sammelten im Spiel nach vorne Fleißkärtchen, aber nicht mehr.

Stuttgart wirkte heute motivierter als sonst, insbesondere hinter Kuranyi wurde gelaufen und gepasst als hätte der Kuranyi ein saftiges Kotelett um den Hals hängen. Umgekehrt schien die Schalker Abwehr heute indisponiert zu sein. Nicht nur heute und nicht nur wegen dem Ausfall von Krstajic.

Ganz trüb im Herz konnte es einem bei HSV – Werder, dem Nordderby werden. Hüben wie drüben angeschlagene und gesperrte Spieler. Der HSV zeigte deutlich wo das Problem ist: der Kader hat keine Tiefe. Der Ausfall von Boulahrouz wurde noch einigermaßen verkraftet, auch wenn die Abwehr nicht sicher stand und Van Buyten ohne Boulahrouz extrem viele Bolzen im Stellungsspiel baut.

Aber in der Offensive ohne Antreiber Barbarez, ohne die Stürmer Mpenza und Lauth, das war e-l-e-n-d-i-g. Moreira wurde als Spielmacher eingesetzt – das ging, ich habe schon schlimmeres in meinem Leben gesehen – neben Takahara wurde Kucukovic eingesetzt, ein 19jähriger, hochaufgeschoßener Bulle. Kucukovic spielte bemüht und harmlos. Ja, im Gegenteil. Kurz vor Halbzeit legte sich Takahara im Strafraum den Ball vor, als Kucukovic den kleinen Japaner wegschubste und übers Tor schlenzte.

Ich kann verstehen warum diese Aktion von einigen, gell Herr Born, geschätzt wurde: ein frecher junger Stürmer mit Selbstvertrauen. Für mich eher ein Idiot der einem besser positionierten Spieler die Torchance vermasselt hat.

Und anderenortes? Die Bayern spielten beängstigend schwach. Wenn sie am Dienstag ähnlich schwach spielen, werden wir möglicherweise erste Abrechnungen mit Magath zu lesen bekommen. Sinngemäß: ein Jahr Magath, hat sich die Spielweise und der Erfolg der Bayern ver- bzw. geändert?

Die Niederlage von Gladbach und der Sieg von Bochum haben “unten” mit einem Schlag viel Brisanz reingebracht. Beide sind nur noch drei Punkte voneinander entfernt. Beide haben ein übles Restprogramm. Zweimal motivierte Abstiegskonkurrenten (Nürnberg, Mainz) und der Rest aus dem oberen Regal: HSV, Stuttgart. Gladbach dann gegen Leverkusen und Hertha, Bochum gegen Bayern und Lautern. Vielleicht bringt dieses eine “leichte” Spiel gegen Lautern die Entscheidung.

Gladbach macht mir derzeit den Eindruck eines Dampfkessels und der Spielplan legt nahe, dass der Druck im Kessel steigt. Die Kombination Advocaat und Gladbach sehe ich noch nicht gesichert.

Morgen Nürnberg – Rostock kann den Abstiegskampf, entgegen meiner Erwartung, doch noch richtig spannend machen.

Dann hat dieses Geschwuchtel ein Ende.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Nicht nur in der Bundesliga wird eher lau gespielt,auch die Premier-League-Flaggschiffe mühen sich zur Zeit durch die Ebene. (ManU!)

    Stuttgart beeindruckt mich zunehmend. Das Team wirkte schon in Bremen und Dortmund extrem fokussiert, obwohl so eine Spielweise mich als Zuschauer aggressiv macht. (Gestern war es in der Tat besser.) Wie man sich nach dem Parma-Desaster aus dem Loch gegraben hat, das hat Respekt verdient. Im Moment ist der VFB neben Bayern die einzige deutsche Mannschaft, die so etwas wie europäisches Potenzial andeutet.

  3. “Wie man sich nach dem Parma-Desaster aus dem Loch gegraben hat, das hat Respekt verdient. Im Moment ist der VFB neben Bayern die einzige deutsche Mannschaft, die so etwas wie europäisches Potenzial andeutet.”

    Ich weiß, Erfolg heilt alle Wunden, aber wenn Stuttgarts Spielweise, auch in der Post-Parma-Ära, ernsthaft zu langfristigen Erfolg führt, hänge ich Fußball-Gucken an den Nagel.

    Von daher ist mein Respekt derzeit für den VfB immer noch nahe bei Null.

    Wer will, kann aber Parallelen zu Chelsea ziehen. Als Mourinho dort Einzug hielt, spielte Chelsea auch anfangs, bis tief in den Herbst hinein, minimalistischen Antifußball, geprägt von “hinten muß die Null stehen”. Auch ich war damals ganz weit vorne um Chelsea und Mourinho dafür zu verdammen.

    Inzwischen hat Mourinho dsas damals gelegte Fundament benützt, um Chelseas Spielweise zu “diversifizieren”. Chelsea beeindruckt jetzt durch die Flexibilität mit der sie spielen können. Lothar Matthäus ist deshalb ein Idiot gewesen, weil er vor dem Bayern-Spiel sagte, das Chelsea mit offenen Visier spielen würde. Dies ist eine unzulässige Verkürzung von dem was Chelsea spielen kann. Bis zum Moment an dem der erste Ball getreten ist, kann sich derzeit niemand sicher sein, was die “taktik du jour” bei Chelsea sein wird.

    Diese Flexibilität und die hohe Qualität des Spiels, egal ob sie nun eher defensiv oder offensiv ausgerichtet sind, sind es, weswegen ich Chelsea Respekt zolle.

    Bis dahin ist es für die derzeitigen schwäbischen Antifußballer ein weiter Weg. Mourinho hat aber zumindest gezeigt, wie man sich binnen 6 Monate neu aufstellen kann. Und ich glaube nicht dass Sammer und Stuttgart die Qualitäten besitzen um einen ähnlichen Weg zu gegen.

  4. Heute hat Reif übrigens in den ersten Minuten der BVB-S04-Kommentierung wieder mehrfach den Intern-Button verfehlt und somit seine “Hintermannschaft” öffentlich übel zusammengestaucht. Von “Schafscheiße” war da die Rede, “Was macht ihr eigentlich beruflich?” und “Sowas macht ihr nicht nochmal mit mir, Kinners!”. Offenbar gab es irgendwelche Tonprobleme über die er sich beklagte, von denen der Zuschauer allerdings nichts bemerkte. War auf jeden Fall amüsanter als das Geschehen auf dem Platz. :-).