Dampfgeplaudertes DFB-Pokalendspiel

Schalke 04 – Bayern war anzumerken, wie es unter all dem Aufgebauschten leidet. Hier spielten zwei Mannschaften die eine Woche lang gehört hatten, dass sie ein Spitzenspiel bestreiten, den Gegner niederbügeln sollten und glaubten zur deutschen Fußball-Creme zu gehören.

Dabei ist dann ein Spiel herausgekommen, das völlig zerfahren war und selten mehr als eine Minute am Stück lief, ohne dass freistoßwürdig niedergegrätscht wird. Dazu nehme man ein Schiedsrichtertrio, dass sichtlich eine weiche Linie fährt, mit gelben Karten und Autorität geizt und in einigen wesentlichen Momenten dummerweise mit Entscheidungen ins Klo gegriffen hat.

Das DFB-Pokalendspiel, 2:1 für die Bayern, war keine Schönheit und man hatte den Eindruck dass es eher Prämien für das Umruppen des Gegners als für den Sieg gab.

Auch wenn die zahlreichen Fehlentscheidungen von Florian Meyer und Co. viele Dolchstoßlegenden erlauben, der Sieg der Bayern ging in Ordnung. Sie haben die besseren und häufigeren Großchancen gehabt und wenn eine Mannschaft phasenweise Zug in die Partie brachte, waren es die Bayern rund um einen sehr autoritär und kraftvoll auftretenden Ballack.

Spielerische Elemente waren bei den Schalker Seltenheit. Bezeichnend das am einprägsamsten die Spieler der Grasnarben-Fraktion Poulsen und Vermant spielten. Ich hatte das Gefühl dass sich die Schalker in Klein-Klein-Spiel verdribbelten und dabei den Fokus auf das Ziel, den Sieg, verloren.

Fragwürdig auch Rangnicks Auswechslung von Ailton gegen Hanke. Ja, Ailton war der schwächste Stürmer. Aber durch die Auswechslung in der 71ten, Hanke gegen Ailton, hat sich Rangnick seiner letzten Offensivmöglichkeiten beraubt und konnte nach der Führung der Bayern nichts mehr entgegensetzen. Das Problem im Sturm war nicht mangelnde Effizienz, sondern zuwenig gute Anspiele. Wie ein Hanke dem abhelfen sollte…? Don’t know.

Aber der schwächste Mann im Stadionrund war Reinhold Beckmann. Mein Gott, wer bereits nach der EM 2004 dachte, unterirdischer würde es nicht mehr gehen, wurde von Beckmann eines Besseren belehrt.

Ein Sabbler vor dem Herrn, der anscheinend kein Gehalt bekommt, sondern nach Wortzahl bezahlt wird. Je weniger das Gesagte mit dem Spielgeschehen zu tun hat, desto besser. Mitten im Spiel fällt Beckmann auf, das neben dem Bundespräsidenten auch “zahlreiche poltische Prominenz” im Stadion sei. Er konnte sie zwar nicht namentlich benennen aber wusste, dass es sicherlich eine Erholung nach der anstrengenden Woche gewesen sei. Mehr kam von Beckmann nicht. Das war sozusagen schon seine “Pointe”.

Noch schlimmer wie sehr sich Beckmann auf die Schiedsrichter einschoß. Gut. Florian Meyer und Co. boten genügend Anlaß. Aber Beckmann sah auch nur das was er sehen wollte und sehr früh wollte er nur noch Schlechtes vom Referee sehen. Das Beckmann dabei trotz Komfortsitz, Monitor und Wiederholungen, häufiger danebenlag als Meyer, trug nicht unwesentlich zur Schlechtigkeit des Kommentars bei.

Beispiele: Beckmann sah früh ein Foul von Demichelis, forderte die gelbe Karte, es kam eine gelbe Karte, die Regie blendete den Namen von Demichelis ein, Beckmann wusste: gelbe Karte für Demichelis. Einige Sekunden später, Meyer diskutierte mit dem gestikulierendem Ballack, neue Schrifteinblendung: gelbe Karte für Ballack. Beckmann? Nein, keine Korrektur, redet sich tiefer in die Scheiße und spricht von einer zweiten gelben Karte. Auch später, als Demichelis wirklich verwarnt wird, kommt keine Korrektur von Beckmann.

Oder Abseitsentscheidungen. In der ersten Halbzeit blendete die Regie die weiße Linie zu früh ein (zu erkennen am Schiedsrichter-Assistenten, der nicht die Fahne hob), Beckmann gröhlte sofort “Wieder eine Fehlentscheidung” und ignorierte dass die Zeitlupe weiter lief und der kahlköpfige Schiedsrichterassistent beim zweiten Zuspiel die Fahne hob.

Oder beim Siegtreffer der Bayern. Wieder Zeitlupe, wieder Einblendung einer weißen Linie, wieder faselt Beckmann Abseits. Allein der Haken: die Linie lag auf Höhe des passenden Bayern-Spielern, nicht auf Ballhöhe. Beim weiten Auswahlschritt war der Ball locker einen Meter von der Linie entfernt noch am Fuß des Bayern-Spielers und auf gleicher Höhe wie Salihamidzic.

Ob Beckmann nun einmal richtig oder daneben lag, ist unwesentlich, aber es ist mehr als überflüssig daraus den roten Faden für das Spiel zu weben und noch mehr, wenn man so häufig daneben lag wie Beckmann.

Ein enttäuschendes DFB-Pokalspiel, Sinnbild für eine müde Bundesligasaison. Doch keine Sorge. Am nächsten Wochenende gibt es wieder volles Programm, WM-Qualifikation sei Dank.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Apropos Beckmann: vor zirka einem Jahr hat JB Kerner der ZEIT ein Interview gegeben, in der er Beckmann und seine “Beckmann”-Redaktion große Nähe zur BILD-Redaktion vorwarf. Mit schöner Regelmäßigkeit würde Themen und Gäste der Sendungen Tage vorher in der Zeitung hochgejazzt.

    Ich musste daran während der Auswechslung von “Freibad-Toni” denken, als Beckmann sich nicht entblödete, auf die morgen erscheinende “Bild am Sonntag” hinzuweisen, weil Ailton dort auspacken würde. Was Ailton dort sagen würde, verriet Beckmann nicht. Das war anscheinend nicht so wichtig wie der Hinweis auf die “BamS”.

  3. @ dogfood: Könntest du ein Bild vom 1:2 uploaden. Ich würde mir die Szene auch gerne nocheinmal ansehen.

  4. Tja, hat wohl leider doch die bessere Mannschaft gewonnen.:-) Ich hätte aber lieber regulär verloren als durch ein schlechtes Schirigespann. Es war Abseits. Über Beckmann zu reden ist müßig, Fassbender hat auch noch kommentiert als er eigentlich schon scheintot war. Ich schätze den werden wir noch 20 Jahre aussitzen müssen.

  5. Ich muss da vorbehaltlos zustimmen, Beckmann ging auch mir während des Spiels ganz fürchterlich auf den Senkel. Was der Mann für einen Unsinn erzählt hat, geht auf keine Kuhhaut. Das lässt mich für die WM und den Konfederationscup – sofern die ARD da was zeigt – schon das schlimmste befürchten.

    Und ja, der Sieg der Bayern geht in Ordnung, sie haben, in einem sehr schlechten Spiel, besser gespielt, und auch wenn das 2:1 Abseits war, so geht es in Ordnung durch die zwei Fehlentscheidungen in der ersten Hälfte (der Elfer für Schalke war meiner Meinung nach keine Fehlentscheidung – auch wenn Waldi das so sagte, aber der ist auch bekennender Bayern-Fan), so hat sich das einigermassen ausgeglichen.

  6. @Stanley: Nope, ich bin derzeit kameralos, kann daher kein Screenshot hochladen.

  7. dogfood hat mit seinem Artikel voll und ganz recht: das war auf und neben dem Spielfeld eine verdammt schwache Nummer. Tagelang (oder waren es Wochen?) wurde das Spiel in der ARD zum “Treffen der Giganten” hochgejazzt, “Fußball à la carte” angekündigt und am Ende gab es dann doch wieder Kantinen-Fraß. Den Spielern mache ich da keinen Vorwurf – ging dieses Mal halt nicht besser, aber was Schiedsrichter und Kommentator boten, war schon verdammt lausig.
    Was mich besonders ärgert: mal wieder hat es der Kommentator vermieden, über die Qualität des Kicks Klartext zu reden. In guter öffentlich-rechtlicher Tradition wurde das übliche “die ARD überträgt für die dieses Großereignis”-Credo angestimmt – von journalistischer Distanz keine Spur. Nach mageren 90 Minuten stellen sich die Akteure dann auch noch hin und faseln was von “großem Kampf” (Ballack), “Pokalfight” (Hoeneß?), “super Spiel” (wieder Ballack) und es wird unwidersprochen von den Reportern abgenickt. Arm.

    Hauptsache, es wurde regelmässig Franziska van Almsick eingeblendet, interviewt und darauf hingewiesen, dass sie ja jetzt die neue “Schwimm-Expertin” in der ARD sei. Ein Deal, der sicher auch den ein oder anderen Gebühren-Euro kostet… aber lassen wir das, dazu müsste man mal einen eigenen Thread aufmachen: “ARD/ZDF: Bundesrentenanstalt für Ex-Sportler?”

    Vor dem eigentlichen Pokal-Finale waren ja die Mädels dran. Der sid hat die Zuschauerzahl im Olympiastadion vor dem Anpfiff mit 3.000(!) angegeben. Obwohl sich das Interesse also deutlich in Grenzen hält, wird das Spiel in voller Länge live übertragen und man merkte deutlich, wie sich die Bildregie Mühe gab, bloss keine leeren Ränge zu zeigen, da wurden im (zu) weiten Rund immer dieselben 15 FFC, bzw. Turbine-Fans gezeigt.

  8. Die ÖR sind natürlich in einer doofen Lage. Machen sie “massenattraktive” Programme in dem sie teure Rechte einkaufen, kostet es Geld, schreit das Privatfernsehen auf, wird von Gebührenverschwendung aufgeschriehen und dass ARD/ZDF ihren Auftrag der Grundversorgung verlassen. Man entsinne sich an das Gekeife anläßlich der Sportschau und der Bundesliga-Rechte.

    Bringen die ÖRs nun ein “Minderheitenprogramm” wie DFB-Pokal der Frauen, kriegen sie auch auf den Sack, weil weil das angeblich keinen interessiert.

    Gestrige Einschaltquote des DFB-Pokal Finale der Frauen: 21%, 2,5Mio Zusch. Not bad.

    Schlimm ist aber dass der Sport im Radio und Fernsehen nicht mehr mit den gleichen journalistischen Maßstäben gemessen wird wie politische Berichterstattung oder in den Print-Medien. Stattdessen gilt es die “eigene Ware” nicht zu verderben.

    Das, und nicht die Frage der Gebühren, ist m.E. der Punkt an denen ARD/ZDF seit längerem unkontrolliert Amok laufen. Was z.B. die ARD mit den Boxübertragungen aus dem Hause Sauerland anstellt, sehe ich durch nichts und wieder nichts mit dem Auftrag der Öffentlich-Rechtlichen abgedeckt.

  9. @nilskubo
    kann dir nur komplett zustimmen. klartext zur qualität des spiels? null! nach meiner meinung leidet die qualität des spiels bzw. aller bundesliga spiele unter dem kleinlichen gepfeife der schiris.
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    zwei minuten gespielt, noch immer hohes tempo. (holger obermann) http://www.gebing.com/

  10. Zum Thema Beckmann: Natürlich ist Beckmann unerträglich als Kommentator eines Fußballspiels (und auch sonst). Aber mit deinem ersten Beispiel tust du ihm Unrecht. Das war nämlich so:

    _ Ballack bekam eine gelbe Karte. (Auch im Bild klar zu erkennen.)
    _ Kovac (nicht Demichelis) wurde von der Regie als verwarnt eingeblendet. Anschließend auch Ballack.
    _ Beckmann kommentierte, beide seien verwarnt.
    _ 5 Minuten später sagte Beckmann explizit, man habe den vierten Schiri gefragt, und der habe klar gestellt, nur Ballack sei verwarnt worden, man habe also eben falsch gelegen.
    _ Die Verwarnung von Demichelis in der Folge musste er also nicht komisch finden: Weil er Kovac als verwarnt angesehen hatte und selbst diese Ansicht korrigiert hatte.

    Dennoch bin ich der Meinung, Beckmann müsse zerstört werden.

  11. @surfgard
    …Beckmann müsse zerstört werden
    Klar, Beckmann hat über die Jahre seinen Stil fehl-entwickelt. Aber gehste da nicht ein bissl zu weit?

  12. Man wird doch noch mal polemisieren dürfen? Erinnert sich noch jemand an “Tötet Onkel Dittmeyer”?

  13. Hallo Leute,

    sehr interessant die Meinungen zum Kommentar von Beckmann und Co. Sehe ich genauso. Selbstkritik findet bei den Ör nicht statt bzw. kennt man überhaupt nicht. Wenn dort überhaupt kritisiert wird dann kommen als Entschuldigung immer nu wenn und aber und überhaupt, also nur Ausflüchte. Das kenne ich aus Erfahrung.
    Was aber anscheinend niemanden so richtig interessiert ist die Qualität der Fernsehübertragung. Schon die letzten Europapokalspiele haben gezeigt das die Ör eigentlich kein Fußballspiel übertragen dürfen. Das hat der Samstag auch wieder gezeigt das die Regie völlig überfordert war was z.B. an der Auswahl bzw. Reihenfolge der Zeitlupen gut zu erkennen war. Das ganze ohne Konzept! Da wurde unter anderem Total auf Total geschnitten, selten oder eigentlich nie in die Zweikämpfe groß geschnitten und die Steadycam an der Linie ist umsonst hin und her gelaufen. Am Ende als Schalke noch den Ausgleich versuchte ging die Regie unnötig in Zeitlupen und im Hintergrung konnte man den Aufschrei der Menge hören. Beim Umschnitt lag dann wieder ein Spieler auf dem Feld und der Zuschauer hat wieder nichts gesehen. Auch die Pokalübergabe sehr lau an tollen Bildern, wenn ich mich da an Mittwoch erinnere ein Unterschied wie Tag und Nacht überhaupt kein Vergleich einfach spitze. Hoffentlich haben die Verantwortlichen für die WM wenigstens einen Plan, was ich nicht so recht glauben kann, sonst wird die WM auch so ein Desaster wie in Japan.