Sonntag morgen: nach dem Sport ist vor dem Sport

Schumachers Imageproblem

Ohne dass ich ein Freund des Michael Schumacher wäre, so richtig nachvollziehen kann ich die Strafe und Reaktionen auf den gestrigen Vorfall nicht:

Sekunden vor dem Ende des gestrigen Qualifyings bekam Michael Schumacher Probleme in der Rascasse (jener Doppellinks die die Start/Ziel führt), drohte innen in die Leitplanken zu fahren, korrigierte es und blieb in der Kurve außen Zentimeter vor den Leitplanken stecken. Es gab Gelb und Alonso und Webber konnten ihre schnellen Runden nicht mehr ausfahren. Alonso war zu dem Zeitpunkt ausweislich des Zeitenmonitors drei Zehntel schneller als MSC unterwegs.

Unisono, wirklich einstimmig, von Marc Surer über Alexander Wurz, Keke Rosberg (“Drecksack!“), Helmut Marko, Montoya, Räikkönen, Jackie Stewart, alle, alle (bis auf Popometer-Stuck) sind der Meinung dass es die pure Absicht von Michael Schumacher gewesen ist. In der Fahrervereinigung (eine Art Fahrergewerkschaft, dessen Vorsitzender Schumacher ist) GPDA ist Feuer in der Hütte. Einige sollen den Rücktritt von Schumacher mangels Vorbildfunktion fordern.

Die Reaktion der FIA Stewards folgte gestern abend: Michael Schumacher ist von der Pole gestrichen worden (alle Zeiten gestrichen) und muss vom 22ten Platz aus starten.

Ich finde die Entscheidung sehr gewagt. Ich will den Stewards zugute halten, dass sie allmögliche Daten zur Entscheidungsfindung herangezogen haben:

The stewards listened the various stories from Michael Schumacher, his engineer Chris Dyer, the Ferrari technical director Ross Brawn and the team manager Stefano Domenicali. In addition the race director Charlie Whiting and software analyst Alan Prudom were consulted as was data evidence from the team and from the FIA. The stewards watched videos and did comparisons between the important lap and those that had been run previously. It was a thorough job and the conclusions threw out the cock-and-bull story put forward by Michael Schumacher and concluded that “the driver deliberately stopped his car on the circuit in the last few minutes of qualifying at a time at which he had thus far set the fastest lap time”.

The decision was based on the data about that last lap that revealed that Schumacher had lost time in the middle sector of his last lap and arrived at Rascasse at a speed that was little if any different from his previous fast lap. Schumacher then braked heavily and locked up the front wheels.

“Having compared all relevant data the stewards can find no justifiable reason for the driver to have braked with such undue, excessive and unusual pressure at this part of the circuit,” they wrote, “and are left with no alternative but to conclude that the driver deliberately stopped his car on the circuit.”

Da wird versucht meintlich objektiv über fahrerische Intuition zu richten und doch sieht es eher so aus, als müsse Michael Schumacher seinem Ruf Tribut zollen, im Notfall skrupelos auch zu dreckigen Mitteln zu greifen.

Natürlich ist es möglich, dass Michael Schumacher bewusst die Rascasse blockiert hat, aber ein derartiges Urteil zu fällen, indem man Stunden später im warmen Zimmer vor den Monitoren Lenkbewegungen abseits der Norm zu erkennen glaubt, halte ich für extrem gewagt. Damit hat die FIA eine Meßlatte gesetzt, mit der sie nach jedem Rennen locker ersteinmal stundenlang mit der Auswertung der Renndaten beschäftigt sein muss, bevor sie ein offizielles Rennergebnis bekanntgeben darf.

Beim allem verständlichen Ärger, ich glaube hier ging es mehr um die Abstrafung von Michael Schumacher als um Regelauslegung.

Und in den Medien bekommt Schumacher heute seine Vergangenheit dick, ganz dick aufs Butterbrot geschmiert.

O Sportstudio, where art thou?

Ich schaue so gut wie nie das Aktuelle Sportstudio im ZDF. 6 Stunden nach der Bundesliga brauche ich nicht das Abfeiern von hinlänglich durchgekauten Bundesliga-, Formel-1- oder Box-Stories.

Ich gehe davon aus, dass das ZDF das Sportstudio als sportjournalistisches Aushängeschild des ZDFs verstehen. Hmmm… So kann man sich täuschen…

Gestern gab es Michael Steinbrecher im Studio, zu Gast war Christopher Daum, per Schalte gab es ein Interview mit Jens Lehmann.

Es war eine ganz traurige Veranstaltung von Michael Steinbrecher. Steinbrechers Begehr war es nicht interessante Fragen zu stellen, sondern Statements rauszulocken, mit denen man Spektakel und Schlagzeilen machen kann. Wie anders ist es zu verstehen, dass Steinbrecher im Interview mit Daum einen nicht-existenten Popanz aufbauscht und die Nationaltrainerfrage für den Zeitraum nach der WM zur Sprache bringt und 4-5mal versucht, Daum als potentiellen Nachfolger ins Spiel zu bringen? Die eigentliche WM geriet völlig in den Hintergrund und Daum machte von seiner ersten Antwort an klar, dass er sich von Freund Laberlocke nicht aufs Glatteis führen läßt. Aber Steinbrecher fragte und fragte… Die restlichen Fragen von Steinbrecher an Daum in Sachen WM gingen gegen Null: Chancen der Nationalmannschaft, Favoriten und, vor Wochen bereits auf PREMIERE durchgekaut, wie richtet man Lehmann nach seiner roten Karte auf.

Daum antwortete mit einer Metapher vom Schiff, dass sich einen Torpedo eingefangen hat, und nun die Schotten dicht und den Kurs halten muss. Oder war es der Fliegerpilot der sich beim Stullenschmieren in den Finger schnitt, aber trotzdem noch die Atombombe abwerfen konnte? Oder von Dschingis Kahn, der in einen Hundehaufen trat, die Socken wechselte und dann in Russland einfiel?

Dann Steinbrechers grandioses Interview mit Jens Lehmann, wo er ungefähr dieselben Fragen stellte wie vor zehn Tagen es PREMIERE nach der Champions League tat, Stichwort: wie verkraftet man die Rote Karte. Zweiter Frageschwerpunkt: Verhältnis zu Kahn. Oh Boy, haben wir dieses Thema nicht wirklich längst abgefrühstückt?

Das verspricht eine lustige WM beim ZDF zu werden, wenn denen zur Weltmeisterschaft nichts besseres als die Nationaltrainerfrage, Lehmanns rote Karte und die Kahn-Lehmann-Antipathien einfällt. Erbärmlich, ganz erbärmlich.

Einziges Highlight der Sendung: Brasiliens Coach Parreira, der so verschmitzt und sympatisch wirkte, dass man ihn sofort auf ein Bier (Cola) inner Kneipe einladen würde.

Total Sportstudio

Sportstudio die zwote.

Ich schaue mir derzeit einen Haufen WM-Vorbereitungsspiele an. Die Ergebnisse interessieren mich nicht, nicht zuletzt weil die meisten Mannschaften sich derzeit in der Phase befinden, wo Kondition aufgebaut wird und verletzten Spielern oder Bankdrückern Spielpraxis gegeben wird. Mich interessieren mehr Formationen und Laufwege.

Das gestrigen Spiel Niederlande – Kamerun war eine kleine Offenbarung für mich. Die Holländer sind für mich zu einem Geheimfavoriten geworden. Bis auf 2-3 Positionen spielte man in der mutmaßlichen Startaufstellung. Die Formation war Hollands klassisches 4-3-3 und sie haben den sogenannten “total voetball” in Reinkultur und Perfektion gespielt. Ich war absolut baff, wie perfekt sich Spieler aus ihrer ursprünglichen Position lösten um dann, wie z.B. Innenverteidiger Oijer, plötzlich vorne als Vorlagengeber aufzutauchen. Das ganze geschah mit Harmonie, ohne das irgendwo Lücken zu sehen war. Ich war schwer beeindruckt.

Zusammenfassung im ZDF: lasches Spiel, Holland mit wenig Druck, enttäuschende Partie, Holland konnte seinen Ruf als Geheimfavorit nicht bestätigen, es gibt noch viel bis zur WM zu tun, yadda, yadda…

So kann man es auch sehen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Zwei Dinge erschütterten mich besonders an der ZDF-Berichterstattung gestern:

    Michael Steinbrecher sagt im Sportstudio zu Daum, heute sei er, Steinbrecher, ja “in erster Linie Journalist”. Da beunruhigt doch arg, dass das überhaupt in Frage steht und es so etwas wie eine zweite Linie abseits des Journalismus gibt, im Flaggschiff des ZDF-Sportjournalismus, wenigstens seit der Absetzung des “Sportspiegels”.

    Aber es passt bestens zum zweiten Punkt: Johannes B. Kerner durfte die Übertragung des Länderspiels gegen Luxemburg moderieren. Sein eigener Chefredakteur, Nikolaus Brender, hatte erst neulich öffentlich geurteilt: „Ein Journalist wirbt nicht, und wer wirbt, ist kein Journalist“ (letzter Absatz im verlinkten Artikel). Und dann stellt man Kerner bei einem Länderspiel vor die Kamera, um Pauseninterviews mit dem Sportwerbekönig Beckenbauer zu führen, als wäre nichts gewesen?

    Aber worüber soll man sich noch wundern, wenn schon der Bundesklinsi, eigentlich unverdächtig was seine Haltung zum Kampagnenjournalismus angeht, gestern in der SZ von den Medien Nibelungentreue einfordert:

    SZ: Nach dem USA-Spiel haben Sie die Kritik an der deutschen Presse heftig und pauschal gekontert. Alle wussten, dass Sie dabei vor allem die Bild-Zeitung meinten. Jetzt überrascht uns Bild mit einer Serie über Ihr Leben und Arbeiten, zu der Sie den Inhalt liefern. Sind das Konzessionen im Sinne der WM?

    Klinsmann: Nach dem USA-Spiel in Dortmund wollte ich die Medien darauf hinweisen: Es ist genauso eure WM. Danach habe ich gesagt: Ich bin offen, mit mir kann man reden. Aber: Ich bin nicht käuflich. Es gibt von mir auch weiterhin keine Informationen, etwa über die Mannschaftsaufstellung. Zu Bild habe ich gesagt: Wenn es euer Wunsch ist, aus dem Gespräch eine kleine Serie zu machen, dann ist das kein Problem. Ich hab’ gesagt: Okay, können wir machen, aber dann betrachtet bitte die WM auch ein bisschen als euer Ding.

    Wenn es um die WM geht, dann sollen wir anscheinend alle ein Volk, eine Mannschaft, ein Bundestrainer sein. Und wenn’s nach Herrn Kerner geht am besten auch noch eine Geflügelwurst.

  3. Gerade haben Surer und Wurz auf Premiere einige interessante Bilder von der Schumacher-Affäre kommentiert.
    So wurde durch Übereinanderlegen der Bilde nachgewiesen, dass Schumacher in der Rascass eine völlig andere und unübliche Linie gefahren ist, so dass er den “Fehler” möglicherweise sogar beim Einfahren in die Kurve geplant hat und es keine spontane Aktion gewesen ist.
    Ich kann das Urteil spätestens jetzt zu 100% nachvollziehen.

  4. Nachvollziehbar ist das Urteil der Stewards sicherlich, wenn man sich die verschiedenen Bilder ansieht und die Linien vergleicht. Aber, wie ich auch selbst bei mir schon geschrieben habe, das Problem entsteht dadurch, dass ein vermeintlicher Fahrfehler bestraft wird. Es ist eben nicht möglich, einwandfrei einen Fahrfehler von einem vorgetäuschten Fahrfehler zu unterscheiden, und damit wandeln die Stewards auf einem sehr, sehr schmalen Grat. Und auch die Formulierung auf grandprix.com (“cock-and-bull story”) zeigt doch, dass dies ziemlich gefärbt ist von einer fertigen Meinung. In jedem Fall wird es interessant zu sehen, wie in zukünftigen Rennen bei ähnlichen Situationen reagiert werden wird – vor allem auch, wie Ferrari darauf reagieren wird.

  5. Die Meinung von Villeneuve, wie bei f1total.com zu lesen, triffts da schon ganz ordentlich.
    Wenns wirklich ein einfacher Fahrfehler war, dann war es ganz schön schlecht gefahren und sieht einem Schumacher – der seinen Wagen in Monaco nur ab und an an ne Wand setzt – nicht unbedingt ähnlich. Seltsame Linie schon beim Kurveneingang, seltsames Gelenke, seltsames etc.

    Ja Jacques, “das wäre sogar für Yuji (Ide) peinlich”.

  6. Zur F1-Aufregung: Da sind aber auch wirklich alle, die in den letzten 15 Jahren gegen Michael Schumacher alt ausgesehen haben, aus ihren Löchern gekrochen und haben ihren Senf dazugegeben.

    Dazu dann noch ein amtierender Weltmeister, der sich krampfhaft schneller schwindeln will, als er war, ein Managervater, der die Situation nutzt, um von den schlechten Leistungen seinen Monegassenbübchens abzulenken und ein ganzer Haufen Mittelmaß, der nichtmal überblickt, dass ab sofort auch eigene Fahrfehler im Qualifying direkt auf die Nr 22 führen.

    Naja, wie sagt man so schön: Viel Feind, viel Ehr’.

    .
    Einzige Lichtblick des Wochenendes bisher: Maren Braun im Tanktop. ;-)

  7. Das mit dem Sportstudio ist auch deswegen eine bittere Geschichte, weil mit dem neuen Chef des Sportstudios Thomas Fuhrmann letzten Sommer ein Neuanfang angekündigt worden ist. Man muss konstatieren, dass außer einem kleinen Personaltausch, sich wenig am Selbstverständnis des Sportstudios und der Redakteure geändert hat.

    Ab und zu mal einen plakativen Spruch als ZDF-Chefredakteur raushauen, reicht nicht.

    Re: Formel 1
    Gute Berichterstattung von PREMIERE zu dem Thema, dank Fragen von Tanja Bauer und Analyse von Wurz und Surer. Insbesondere die Statements von Wurz und Nico Rosberg auch in Bezug auf die Fahrerbesprechung, lassen ahnen, was in den Fahrern bei der Sache vorgeht. Und wenn Webber, der sich gestern noch mäßigend geäußert hat, heute eine härtere Bestrafung fordert, sagt das einiges über die Stimmung im Fahrerlager aus.

    Das ist dass eine. Das andere ist es aber, aus einer Aktion einen Vorsatz zu konstruieren. Und damit tue ich mich schwer, auch wenn man sagen muss, dass es außerhalb von Ferrari nicht eine einzige Stimme pro Schumacher gegeben hat (vom PREMIERE-Experten für jedes und alles Boris Becker mal abgesehen).

    Das möchte ich sehen, wie die FIA mit dieser Vorgabe ein konsistente Rechtsprechung durch die Saison durchhält…

  8. Meiner Meinung nach hat Herr Schumacher einen lupenreinen ” Norbert Meier” hingelegt…

  9. Oh, jetzt muss der Managervater des Monegassenbübchens aber die ganz große Verschwörungskeule rausholen. Sonst könnte man meinen, sein Schützling könnte keine Auto fahren oder, noch schlimmer, wollte durch sein deppertes Rumparken den Ausgang des Rennens beeinflussen.

    Ich sage: Monegassenbübchen für zwei Rennen sperren.

  10. Also, Schumacher ist ja nicht das erste Mal so aufgefallen. Verwunderlich war allenfalls, dass das erste Mal nicht geflissentlich drüber weg gesehen wurde. In seiner Summe hat Schumacher meiner Meinung nach nie eine Vorbildfunktion gehabt, da er wirklich einer der “dreckigsten” Fahrer in der aktuellen Formel 1 – Runde ist. Sein Ruhm und vor allem die RTL-Verklärung der letzten Jahre haben es aber geschafft, die fast zyklisch zu solchen Momenten auftretenden “Aussetzer” Schumachers immer wieder vergessen zu machen. Schumacher hatte nie eine so sportliche Einstellung wie zum Beispiel Häkkinnen. Er ist und bleibt auch kein Vorbild, dann eher schon sein kleines Brüderchen. Natürlich hängt in solchen Dingen auch immer die Ferrari-Philosophie des Gewinnens um jeden Preis mit drin (ist ja beim italienischen Fußball wie momentan zu sehen nicht anders), Jean Todt ist ja auch kein Kind von Unschuldigkeit (Stichwort: Tankanlagen). Doch so ist die Entscheidung der FIA imho nicht nur nachvollziehbar, sondern auch erstaunlich sportlich für die abgekarteste Rennserie der Welt…

  11. Die Sport-Studio Geschichte hat mich schon stark amüsiert, war doch gestern noch ein grosser Aufmacher auf der ZDF Sport-Seite das die “BT-Frage” droht.
    In dem Artikel echauffiert sich ein Christian Nürnberger daß dieses Fass unnötigerweise aufgemacht wird.
    Hier mal der Link:http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/31/0,1872,3938047,00.html

  12. Spundflasche hat in einem anderen Kommentar einen Artikel aus der RUND verlinkt, in dem es um die Einflusssphäre der BILD in der deutschen Nationalmannschaft geht und der auch aufzeigt wie die BILD versucht den Sportdirektor und WELT-Kolumnisten Matthias Sammer als Klinsmannnachfolger zu positionieren.

  13. Eben gerade die Sonntags-Sportschau gesehen, habe extra mal darauf geachtet, was Fr. Lierhaus so den Lehmann fragt. Alles äußerst interessante, jounalistische Fragen. Sehr gut.

  14. Kann man so oder so sehen, das mannöver wirkte doch recht unglücklich. Was mich aber ankotzt ist ein wetternder Briatore. Also er hat 2 Möglichkeiten:
    a) nicht er war teamchef, als der Unterboden von Schumacher irregulär war, sondern Schumi = er ist ne Pfeiffe, oder+
    b) er war Teamchef und hat Schumi erst zum “Schummelschumi” gemacht.

    Ansonsten vermisste ich heute wieder schmerzlich Premiere, Solariumking Kai Ebel ist ne 1a Hassfigur und die Berichte von “Schummelschumi” heute…blärgh.

  15. Briatore ist halt immernoch das gleiche übergroße Weinkleinstkind. So ein Verhalten kenne ich allenfalls von meinem kleinsten Neffen, sobald etwas nicht nach seinem Willen geht, laufen die Tränen. Bei dem hilft allerdings immerwieder die gute alte Ablenkungstaktik, hat vielleicht jemand zufällig eine handvoll Altmodels mit Rentenplänen, die man Falvio zwecks Beglückung zur Verfügung stellen könnte? ;-)

    Man könnte nun man meinen, dass die versammlte Auspuffguckerbrigade sich nach dem Gegacker von gestern und der kleinen Demonstration von heute wieder geschlossen ins Unterholz schlagen würde. Aber nein, der neuste Brüller ist der angedrohte Fahrergewerkschaftsaustritt des McLaren-Testhäschens de la Rosa. HILFE – WELTUNTERGANG!!! ;-)

  16. Also entweder war Schumichel gestern echt Scheiße, oder es war Absicht. Dann ist die Strafe noch zu gering.
    Und jetzt nicht die Aufmerksamkeit auf andere lenken!

  17. Dave-Kay, das mit dem Unterboden kam ja durch den Rutscher über die Curbs in Spa, das geht ja noch. Aber was man nicht vergessen darf, als Schumi in Silverstone eine 5 Sekunden Stop-and-Go erhielt, da war Briatore sein Teamchef, und da hat er auch mitentschieden, die Strafe nicht anzutreten, und ebenfalls mitentschieden, die dann folgende schwarze Flagge zu ignorieren, die dann zu einer Sperre von 2 Rennen führte (das übrigens auch zum Thema “man sieht sonst bei Schumi drüber hinweg”, wie knut schrieb). Der Flavio ist also der Letzte, der sich deswegen aufregen sollte, denn wissentliches Ignorieren einer schwarzen Flagge wiegt meines Erachtens noch eine ganze Menge schwerer.

  18. Bei Briatore darf man auch nicht die Spielereien an den Tankanlagen vergessen, die er 1994 bei Benetton verwantwortete. Aber was macht schon ein kleiner Feuerunfall bei der #2 solang der Hauptprotege Meister wird?

    Wenn also einer nicht von Fairness, Sportsgeist oder gar Gefährdung anderer faseln sollte ist das der bebrillte Pullovermafioso.

  19. @Schumi:

    Fahrfehler können passieren. Sollte Schumi seine Karre jedoch absichtlich in der Rascasse abgestellt haben, ist die Strafe gerechtfertigt. Wie bereits angesprochen, ist das Problem eher die Frage der Beweisführung.
    Wie soll man zwischen einem tatsächlichen und einem inszenierten Fahrfehler unterscheiden ? So gut Schumi am Lenkrad ist, auch er macht hier und da mal Fehler. Die FIA kann froh sein, dass sie in diesem Zusammhang nicht den Regeln der normalen Justiz unterworfen ist. Sonst hätte sie das Verfahren zweifellos wegen Mangels an Beweisen einstellen müssen.

    Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an einen Elfmeter, der mal Michael Ballack vom Schiedsrichter mit der Begründung zugesprochen wurde, “ein Mann mit Ballacks fussballerischen Qualitäten” könne den Ball gar nicht so am Tor vorbeibolzen. “Da muss ein Foul des Gegenspielers im Spiel gewesen sein”. Die Fernsehaufnahmen zeigten nachher allerdings, dass Herr Ballack tatsächlich über den Ball getreten hatte…

    Fairness im Profisport ist so ne Sache. Wenn so viel Geld im Spiel ist, bleibt die gerne mal auf der Strecke. Ich will ja gar nicht ausschliessen, dass das abgekartet war ( haha, Motorsportwortspiel…^^ ). Aber man muss es erst mal beweisen.

    @aktuelles Sport-Studio:

    Ich denke die Berichterstattung im Fernsehen leidet zur Zeit stark an einer gewissen WM-Vorbereitungs-Eintönigkeit. Es gibt nicht viel zu berichten, und wenn, dann berichten alle das selbe. Da ist die Versuchung natürlich groß, einen auf Boulevardjournalismus zu machen, wenn man schon mal Daum als Gast da hat…

  20. Zu Schumacher:

    Kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass jemand mit seiner Erfahrung sowas Dämliches mit Absicht macht, er sollte eigentlich wissen, dass selbst in Monaco ein Rennen nach der Quali nicht entschieden ist, abgesehen davon, dass er genug Rennen nicht vom ersten Startplatz gewonnen hat. Für mich sah es so aus, als würde er die Kurve nicht kriegen und seinen Wagen nicht gegen die Wand setzen wollen, aber wie könnte ich Laie den ganzen Experten im Fahrerlager widersprechen.
    Schön waren auch die Niki-Lauda-Verschwörungstheorien vor dem Rennen “alles Absicht, weil Massa an die Wand gefahren ist, damit die Ferrari-Taktik nicht hinhaut und er unbedingt gewinnen will”.
    Aber am besten finde ich immer, dass dann auch die ganzen technischen Sachen rausgeholt werden (abgesehen von den Kollisionen). Ich meine, natürlich wird jeder Fahrer vor seinem Rennen sich die Schablonen der FIA holen und sein Auto nachmessen, danach analysiert er sein Benzin im hauseigenen Chemielabor. Warum sollte man in diesen Dingen eigentlich dem Team vertrauen? Und natürlich ist es insofern auch nett, die Kommentare von Briatore zu hören, der sich sofort aufregt, wie unsportlich Schumacher sei.

  21. Zwei Seltsamkeiten in Schumachers Aussagen, auf die auch Marc Surer hingewiesen hat:
    – er spürt, dass er nach der zweiten Zwischenzeit hintenliegt und pusht extrem
    Seltsamerweise fährt er die Kurve aber sehr viel weiter innen an, als er es normalerweise macht. Sollte er nicht eher später bremsen und dadurch weiter aus der Kurve herausgetragen werden?
    – er hat den Wagen abgewürgt als er rückwärts fahren wolle
    Der Wagen machte beim Abwürgen aber einen kleinen Satz nach vorne.

    Aber so lange man nicht in den Kopf des Fahrers gucken kann, wird man immer nur Indizienprozesse führen können.

  22. […] Artikel habe ich zunächst als Kommentar bei allesaussersport veröffentlicht, Diskussionen deshalb bitte […]