NHL, Eastern Finals, Game 1: Pittsburgh – Carolina

Spiel 1 der Eastern Conference Finals in der NHL zwischen den Pittsburgh Penguins und Carolina Hurricanes, oder anders formuliert: zwischen zwei Favoritentötern und Teams mit Momentum. Die Nummer 3 4 aus dem Osten gegen die Nummer 6.

Das Spiel war nicht das Offensivfeuerwerk wie es in der vorigen Serie Pittsburgh – Washington zu sehen gab, als es mitunter 10 Minuten Eishockey am Stück gab, ohne jede Unterbrechung und sich beide Mannschaften den Puck um die Ohren schossen.

Pittsburgh machte dort weiter, wo es gegen Washington aufhörte: hungrig, immer den Puck nachsetzend, versuchen hohes Tempo zu halten und permanenten Druck aufzubauen. In vielen Szenen im Drittel der ‘Canes, gelang es den Penguins an der Bande den Puck zu erobern und sich gegen ‘Canes durchzusetzen. Aber es half wenig, denn Carolina stand hinten sehr gut. Pittsburgh hatte viel Puckbesitz, aber nur wenig gute Schußchancen. Die Hurricanes machten die Schußwege zu und hielten die Penguine vom Tor fern.

Vor dem Tor der Penguins gab es das umgekehrte Bild. Die Hurricanes waren ein eher seltener Gast, aber wenn sie mal kamen, hatten sie sehr, sehr gute Chancen, die alle von Goalie Marc-Andre Fleury zunichte gemacht wurden.

Das war die Grundstruktur des Spiels: deutliche Überlegenheit von Pittsburgh, aber Carolina hielt das Spiel eng. Knackpunkt war dabei das erste Drittel. Nachdem Fleury die ersten Hochkaräter von Carolina zunichte machte, wurden die Pens für ihre Offensivbemühungen durch zwei schnelle Tore nach 9 und 10 Minuten mit einer 2:0-Führung belohnt. Beim 1:0 kam Miroslav Satan bei einem Befreiungsschlag der Pens von der Strafbank geschossen und konnte alleine auf Goalie Cam Ward zurasen. Ward ging für meinen Geschmack zu schnell runter und machte dadurch den zweiten Pfosten auf. Nur 90 Sekunden später nutze Malkin einen schlecht getimeten Wechsel der ‘Canes-Reihen um recht unbedrängt auf Ward zuzufahren.

Pittsburgh versuchte danach nachzusetzen und mit einem 3:0 den Sack vorzeitig zuzumachen, aber vergeblich. Die Pens bissen sich die Zähne aus und ließen Mitte des zweiten Drittels in Fleiß und Tempo nach. Sie schienen das Spiel lässig nach Hause schaukeln zu wollen und Carolina machte keine Anstalten diese Ruhepause nutzen zu wollen.

Es muss in der zweiten Drittelpause einen Anschiss von Coach Bylesma gegeben haben, denn die Pens legten im Schlußdrittel zwei bis drei Briketts nach. Nach 11 Minuten konnten sie ein Überzahlspiel zur 3:1-Führung nutzen. Damit schienen sie aber bei Carolina nur den Schalter umgelegt zu haben. Die Hurricanes wurden minütlich stärker und in den letzten drei Minuten brannte es vor dem Tor von Fleury lichterloh. Die Cardiac ‘Canes machten ihren Namen alle Ehre und konnten 90 Sekunden vor Schluß auf 2:3 aufschließen. Die Pens kamen die restlichen 90 Sekunden nicht mehr aus ihrem Drittel raus und es bedurfte schon der besten Playoff-Leistung von Fleury um diesen Sieg durchzubringen. Pittsburgh siegt 3:2.

Wenn Spiel 1 ein Sinnbild für die Serie ist, dann hat das Ding seinen Charme. Die Serie wird mehr von der Spannung als von spielerischer Brillianz leben, aber dass die Hurricanes nach zwei relativ eindeutigen Dritteln in der Schlußphase noch mal die Pens derart an die Wand spielen würden, lässt auf reichlich Thrill in den kommenden Spielen schließen.

Es gab nicht viele Torchancen (31:25 Shots on goal), aber es waren hochkarätige Chancen und ‘Canes-Coach Paul Maurice sprach später davon, dass das Spiel auch 7:5 hätte enden können, wenn die beiden Goalies nicht su gut aufgelegt gewesen wären.

Randnotizen

Tuomo Ruutu von den ‘Canes, verletzte sich bei einer Knie/Knie-Kollision im ersten Drittel und bekam danach kaum Einsatzzeit.

TSN spekulierte ob es sich bei der Verletzung von Gonchar um einen Kreuzbandriß handelt. Sergei Gonchar spielt nur mit einer Kniemanchette und kein Pittsburgh-Offizieller will damit rausrücken, was er wirklich am Knie hat. Bezeichnenderweise spielen die Pens auch mit 7 statt 6 Verteidigern, um immer einen Backup für Gonchar auf der Bank zu haben. Etwas was den ‘Canes abging, weswegen sie nach der Ruutu-Verletzung ihre Defensivreihen durchschütteln mussten.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Gruden wurde aus meiner Sicht immer erheblich überschätzt. In Oakland hatte er Top-Assistenten und eine äußerst günstige Spieler-Konstellation.
    In Tampa hat die Hauptarbeit der alte Kiffin gemacht, die Def blieb Spitze und verbesserte sich noch, wo Gruden in der Off was tun sollte passierte nix bzw. wurde man ständig schlechter.
    Also gerissen hat er aus meiner Sicht nichts.
    Sein Ziehvater Mike Holmgren hat sich, auf seine zurückhaltende Weise, voriges Jahr auch mal über Gruden geäußert. In Hinsicht auf die Art von Holmgren war das eine Hinrichtung.
    Womit sich die meisten Colleges sicher ganz, ganz lange überlegt haben, was man sich da einkaufen würde.
    Na ja, ESPN ist weniger wählerisch…

  3. kleine Korrektur: die Pens waren an #4 gereiht (#3 war Washington). Somit das Duell #4 gg. #6.

  4. Thx, habe es korrigiert.

  5. Hmm, ich folgere mal, du hast lieber Washington-Pittsburgh geschaut als dieses Spiel gestern… Das versteh ich nicht. Kommt drauf an, wie man Offensivfeuerwerk definiert, aber war doch “viel mehr los” in diesem Spiel als in den meisten Partien der Washington-Serie. Das einzige, was Carolina abgeht, ist die Schussqualität von Ovechkin, aber sonst hat Carolina meiner Meinung nach mehr kreiert, mehr Zeit in der Offensive verbracht, die besseren Chancen gehabt als Washington die meisten Spiele über. Kommt dazu, dass sie mit ihrem Forechecking unzählige turnovers kreiert und zeitweise schönes up-and-down-hockey produziert haben. So was hab ich in der Washington-Serie selten gesehen, verstehe auch nicht den Hinweis, bei jener Serie hätte es mitunter 10 Minuten Eishockey am Stück gegeben. Gab z.b. nur ein einziges Mal in der Washington-Serie weniger Unterbrüche als in der Partie gestern. Und dank dem Forecheking liess sich die gestrige wesentlich flüssiger anschauen. Und in Sachen Physis war auch mehr los gestern – so battles wie Orpik/Cole mit einem hit hier, dem “Revanche”-hit da, wieder einem hier, usw. gabs gegen Washington nie.

    Insgesamt jedenfalls musste Pittsburgh doch viel mehr abrufen, um den Sieg einzufahren. Die Staal-Linie war einzig im “lockeren” Spiel 7 gegen Washington so präsent wie gestern – Kennedy z.b. war überragend, hatte davor aber nie so viel abgerufen. Auch Satan z.b. hat nicht nur des Tors wegen einiges beigetragen – mussten und haben eben viel mehr Tiefe abgerufen als gegen Washington. Und die Stars waren eh gut (Crosby, Malkin) bis sensationell (Fleury). Trotzdem wurde es sehr eng, war Pittsburgh am Schluss mehr unter Druck als überhaupt je gegen Washington.

    Wie auch immer, für mich hats halt mehr als seinen Charme, für mich hat diese Serie locker das Potenzial, Washington-Pittsburgh zu übertreffen.

    Übrigens, Ruutu ist Stürmer.

  6. Re: “war doch ‘viel mehr los’ in diesem Spiel als in den meisten Partien der Washington-Serie.”
    PIT–CAR, Spiel 1: 56 SOGs
    WAS-PIT, Spiel 1: 62
    WAS-PIT, Spiel 2: 69
    WAS-PIT, Spiel 3: 52 (ohne OT)
    WAS-PIT, Spiel 4: 50
    WAS-PIT, Spiel 5: 70 (ohne OT)
    WAS-PIT, Spiel 6: 59 (ohne OT)
    WAS-PIT, Spiel 7: 51

    re: “Kommt dazu, dass sie mit ihrem Forechecking unzählige turnovers kreiert”
    Carolina gestern mit 28 Hits, 3 Take-Aways und Pittsburgh mit 9 Give-Aways.

    Washington hat in vier der ersten sechs Spielen der letzten Serie (Spiel 7 nehme ich aus) genausoviele oder mehr Hits gehabt, in 5 Spielen mehr Take-Aways gehabt und in drei Spielen mehr Give-Aways von Pittsburgh provoziert.

    Von “unzähligen Turnovers” kann daher bei Carolina im Vergleich zu Washington nicht gesprochen werden.

    re: “Gab z.b. nur ein einziges Mal in der Washington-Serie weniger Unterbrüche als in der Partie gestern.”
    Spiel 4 hatte weniger Face-Offs und Spiel 5 hatte eine Phase von 6’58” ohne Spielunterbrechung (im Vergleich: Spiel 1 gestern: längste Phase 5’53”)

  7. Also ich hätte vorher nicht gedacht, dass es so ein enges Spiel wird. Meiner Meinung nach haben es die Pens gestern nur Fleury zu verdanken, dass sie das Spiel gewonnen haben.
    Was der da besonders am Ende des Spiels, aber auch schon im ersten Drittel, weggefischt hat war ja fast schon nicht mehr normal.
    Aber ich befürchte, dass Fleury so eine Leistung kaum zwei Mal zeigen kann und dann wird sich zeigen, was Crosby/Guerin/Malkin gegen Carolina reissen können.
    Ich sehe die Vorteile in der Serie trotz dem Sieg gestern Nacht eher bei den Hurricanes…

  8. – Na ja, die Schussstatistik… Gibt ja viele Faktoren, die diese beeinflussen. Wie oft wird Powerplay gespielt, wie viele Schüsse gehen aufs Tor (und nicht daneben), wie viele kommen überhaupt durch (und werden nicht geblockt), wieviele kommen noch einmal zurück (Rebounds, 2. Schüsse) und dann vor allem, wie oft, bzw. wie schnell wird überhaupt der Abschluss gesucht. Hatte oft das Gefühl gestern, dass Carolina noch mehr und früher hätte abschliessen können, aber Leute wie Samsonov immer noch eine Extra-Runde gedreht haben oder dann den genialen Pass vor dem Tor noch gesucht haben. Vielleicht eh auch, weil sie wirklich Defizite haben in diesem Bereich, weil niemand die Präzision und Härte von Ovechkin hat, niemand den wrist shot von Fedorov oder den quick release von Bäckström. Dafür darf man sie eh kritisieren. Aber jo, angesichts der wenigen Powerplays, der fast inexistenten Rebounds, der teilweise verpassten Abschluss-Chancen kann die Schussstatistik gar nicht grossartig aussehen. Aber das muss sie auch nicht, es kann trotzdem viel los sein, denn mit “mehr los” hat die Schussanzahl und -qualität ja auch nur bedingt etwas zu tun.
    Wenn man die Punkte oben durchgeht, weiss man auch, wieso gewisse Partien bei Washington-Pittsburgh eben eher viele Schüsse zu verzeichnen hatten. Es wurde recht viel Powerplay gespielt (v.a. Pittsburgh), es gab recht viele Rebounds (v.a. von Varlamov) und man ist generell recht abschlussstark, bzw. -willig.

    – Jo, diese Stats überraschen teilweise. Nur heisst Forechecking ja nicht automatisch hit. Da gehts ja nur schon mal drum, dass man mit zwei Leuten vorne Druck aufsetzt und nicht mit 5 auf der eigenen blauen Linie wartet. Nicht, dass Washington das getan hätte, aber weiss nicht, ob sie auswärts je soviel investiert haben. Bei giveaways/takeaways hätte ich aber eh gerne mal noch Nachhilfestunde. Habe mich da schon oft gewundert über die Zahlen, keine Ahnung also, wie das genau gezählt wird. Jemand Ahnung, was gegeben sein muss, dass ein turnover als giveaway, takeaway, beides, gar nichts gezählt wird?

    – Jo, auf die Face-Offs habe ich eh angespielt. Die anderen Zahlen nirgends gefunden leider, kannst du mir bitte sagen, wo du die nachschaust? Jedenfalls, war ja erst Game 1, die 6’58” sind zu packen ;-)

  9. Re: Stats
    Auf nhl.com auf irgendein Einzelspiel gehen (oben die Flash-Leiste oder Menüpunkt “Scores” oder… oder… oder…)

    Dort auf den roten Button “Stats” klicken. Dann geht ein kleines Menü auf, mit all den “Game Sheets” zum Spiel.

  10. Ah, jo, Full Play-by-Play habe ich immer übersehen da irgendwie… Danke!

  11. Danke, jetzt bin ich noch heißer auf die Serie :) Aber leider muss ich ja arbeiten. Allerdings sehe ich grad, dass die ja Donnerstag (Fr. frei :D), Samstag, Dienstag (doof), Freitag spielen. Hammer. Dann ist die Serie ja auch mit 4:1 an die Pens gegangen :)

    Pens im Finale, wäre ein Traum. Dafür würde ich doch glatte ein paar Tage Urlaub nehmen. In diesem Sinne: Geile Serie-Ich freu mich!!

  12. Ich hab das Spiel auch etwas anders gesehen. Es ging mit abtasten los. Es ist eigentlich bis zum ersten PP durch Carolina nicht wirklich viel passiert vor den Toren. Im PP dann zwei drei excellente Einschussmöglichkeiten für die Hurricanes(man konnte nicht sehen warum die das schlechteste PP in den Playoffs haben). Und dann (Herr Seidenberg) ein völlig unnötiger Fehler der zum 1:0 führt. Wenn eine Strafzeit abläuft muss der Scheibenferne Verteidiger sich zurückfallen lassen um zu verhindern das der von der Bank kommende Spieler ein Break bekommt. Seidenberg hat da einfach gepennt. Ward sieht zwar auch nicht überragend aus aber das Tor geht auf die Kappe von Seidenberg. Danach ging es bei Carolina zu wie im hühnerhaufen. Mehrere schlechte Wechsel und fürchterliches Durcheinander im eigenen Drittel. Gerade als ich dachte sie können froh sein das es noch 1:0 steht und das sie sich jetzt dringend sammeln müssen fiel das 2:0. Ohne das schlimmeres passiert ist(und nachdem sie sich wieder etwas sortiert hatten) ging das Drittel zuende. Im zweiten Drittel hatten die Canes aus meiner Sicht ihr bestes Drittel. Wie du schon geschreiben hast schien es auch mir als hätten die Pens das Tempo rausgenommen und die Canes hatten eine Großchance nach der anderen. Nach dem Anschluss haben die canes irren Druck gemacht und erst durch die Strafe gegen Cole konnten die Pens ihr Spiel wieder stabilisieren. Im Dritten Drittel wirkten die Pens auf mich dann bis 3 Min vor Schluss ziemlich souverän. Der Rest war für Pittsburgh viiiel viiiel Glück und eine Menge Fleury.
    Man of the match: Fleury Überragend.
    Moment of the match: Strafe gegen Cole beim vermeintlichen Ausgleichstreffer. Kann man geben, aber richtig glücklich bin ich mit der Entscheidung nachdem ich mir das jetzt mindestens 10mal angeschaut habe immer noch nicht.
    Bad Boys of the match: Eaton und Cooke. Böse Kniechecks(einer von hinten einer nachdem die Scheibe weg ist) die beide zu Verletzungen geführt haben. Da könnte noch ein Kreuzbandriss bei rauskommen. Mich hat gewundert das von Carolina in dieser Richtung nur ein paar böse Worte gekommen sind. Sollten die beiden für die Serie ausfallen wird es ganz schwer für Carolina. Ruutu ist ein widerlicher Wühler der auch ab und an ein Tor macht und Cole ein unheimlich schneller Schlittschuhläufer der dadurch viel bewegt.
    Was mir sonst aufgefallen ist: Carolina hat scheinbar auf den videos auch die Schwächen von Fleury beim Spielen des Pucks gesehen. Sie haben den Goalie jedenfalls konsequent(selbst in Unterzahl) unter Druck gesetzt wenn er die Scheibe spielen wollte(er hat aber nur einmal gewackelt).

  13. Spiel 1 einer Serie ist eigentlich meistens etwas wild und lässt oft wenig Rückschlüsse auf die weiteren Spiele zu. Meistens ist es ja so, dass erst ab dem 2. und 3. Spiel die Adjustments der Coaches gemacht werden und sich die Spiele dann einpendeln. Was man aus den PKs der Coaches raushören konnte, war, dass beide glauben, dass sie noch um einiges besser spielen können. Das glaube ich auch.

    Auch wenn ich lieber Bosten-Pittsburgh gesehen hätte habe ich jetzt schon den Eindruck, dass es eine tolle Serie werden könnte, weil beide nach Rückstand immer noch einen drauf legen können. Die Penguins aufgrund ihrer spielerischen Klasse und die Hurricanes aufgrund der kämpferischen Kraft. Und beide haben sowohl durch ihre Runs vor den Playoffs als auch innerhalb der Spiele der Playoffs bewiesen, dass sie in jedem Spiel und in jeder Serie zurück kommen können.