Screensport am Dienstag

ESPN gab gestern einen Wechsel im Monday Night Football-Team bekannt. Tony Kornheiser zieht sich zurück und wird vom ehemaligen Headcoach der Oakland Raiders und Tampa Bay Bucs Jon Gruden ersetzt. Mit Mike Tirico, Gruden und Ron Jaworski hat man damit wieder ein sehr sportzentrisches Broadcasting-Team.

Tony Kornheiser hat sich als Sportjournalist und Kolumnist der Washington Post ein Namen gemacht und macht gemeinsam mit Michael Wilbon seit 2001 “Pardon the Interruption” auf ESPN, eine Sporttalkshow in der beide in zweiminütigen Segmenten über tagesaktuelle Themen sprechen. Meistens.

Es gab bei Monday Night Football wiederholt Versuche zum Kommentator und Analysten eine nicht ganz so football-zentrische Figur dazu zu holen, angefangen mit dem Comedian Dennis Miller vor 9 Jahren.

Der Kolumnist Kornheiser sollte durch Beobachtungen abseits des Spielfelds und durch eine “kolumnistische Intro” zu Beginn der Übertragung für Auflockerung sorgen. Aber er ging den meisten Leuten einfach nur auf den Sack und hatte sein inhaltliche Substanz sehr schnell verschossen. Kein mensch schaltet einen Sportsender im Kabel ein, um Interviews mit Filmstars zu sehen oder kleine Miniaturen erzählt zu bekommen. ESPN hatte zu Beginn ihrer Monday Night Football-Ära 2006 versucht viel Entertainment und Prominenz zu integrieren, ging aber von Jahr zu Jahr immer stärker zu back to the basics zurück. Das zeigte sich auch an Tony Kornheiser, von dem es von Saison zu Saison immer weniger bei den Übertragungen zu hören gab.

Nach Ende der 2008er-Saison gab es in den Blogs einige Spekulationen, das Kornheiser bei Monday Night Football aufhören würde, schlichtweg reisemüde geworden sei (Kornheiser besitzt Flugangst – wenn auch nicht so ausgeprägt wie John Madden). Das Gerücht hielt sich in der Offseason wacker und kam noch einmal verstärkt auf, als Kornheiser bei der Draft im letzten Monat nicht anwesend war.

Bei der Draft dürfte ESPN auch auf Jon Gruden aufmerksam geworden sein, der einige muntere Statements am Tisch des NFL Network von sich gab. Inhaltlich nicht sensationell, waren es aber doch 1-2 Sprüche, die von der Blogosphäre dankbar aufgegriffen wurden. Aber schon kurios, dass ESPN mit Gruden einen Neueinsteiger zieht, statt sich der Myriaden von Experten zu bedienen, die nun schon bei ESPN in Lohn und Brot stehen.

Kurios finde ich es auch, das “Chucky” (Spitzname in Anlehnung an die ‘Horror-Puppe’) nach seiner Entlassung in diesem Winter in Tampa Bay, nicht bei irgendeinem College-Team untergekommen ist. Er ist recht massiv mit Tennessee in Verbindung gebracht worden, einem der ganz großen Football-Colleges, die auch Willens waren, viele Scheine in die Hand zu nehmen. Hat aber nicht geklappt – Tennessee entschied sich stattdessen für den jungen Lane Kiffin, der im Doppelpack mit Vater Monte Kiffin (Ex-DefCoordinator aus Tampa Bay) kam. Aber wer bei Tennessee im Gespräch war, für den sollte es doch ein leichtes sein, woanders im College Football unterzukommen. Auf mich wirkt der Gang zu ESPN wie ein Abstieg.

Dit’n’Dat

Das DSF meldet für den Boxkampf zweier abgehalfteter Kämpfer Hoffmann vs Botha die Zahl von im Schnitt 850.000 Zuschauern und einen Marktanteil von 5,1% (Z gesamt).

Die Sportrechte-Agentur von ARD und ZDF, SportA, hat mal wieder Verwertungsrechte aus dem großen Rahmenvertrag mit dem DOSB an ein kleines Streamportal verhökert, nachdem vor zwei Jahren die Sache mit Science-TV/Grid-TV komplett untergegangen ist. Jetzt also “rsk1.de – Verrückt nach Sport” (an dem der Schüssel/Receiver-Hersteller Kathrein mit 25% beteiligt sein soll) mit einer Vertragslaufzeit von 12 Monaten. Auch wenn die Website viel in Sachen Usability zu wünschen läßt, scheint sich da mehr zu tun.

Mehr zu tun als z.B. bei SSN.TV. Sowohl die eigene Website als auch die Website der Mutter broadcastentertainment.de zeigen weiterhin nicht ein Spurenelement der DTM-Rahmenrennen, entgegen der von der Formel 3-Euro-Series gemachten Behauptungen.

Im US-Sport geht dieses Jahr der große Trend zu früheren Spielzeiten für die Finals. Nach NHL und NBA haben sich nun auch MLB und FOX darauf geeinigt, die World Series im Oktober/November eine halbe Stunde früher anfangen zu lassen: 19h57 ET statt 20h27 ET (vulgo: 2h deutscher Zeit).

Für Freunde der details der US-Sportberichterstattung: FOX hat seine Produktionsteams für die NFL-Berichterstattung massiv umgekrempelt. Namen und Details auf Eye on Sports.

Spocht von heute

Das DSF bringt heute den Nachfolger einer Dokumentation die vor einem Jahr hochgelobt wurde und sich mit Homosexualität und Fußball beschäftigt. Aljoscha Pause beschäftigt sich damit was sich in den letzten zwölf Monaten getan hat, u.a. mit einem Interview mit Christoph Daum, der letztes Jahr sehr … äh … “unglückliche” Statements abgelassen hatte (interpretationsfähig als: “Kinder vor Homosexualität schützen“, siehe SPIEGELonline).

Aljoscha Pause läßt in dem Feature Corny Littmann die Vernetzung von schwulen Profis andeuten und die beiden Nationalspielerinnen Inka Grings und Linda Bresonik über ihre Erfahrungen mit Homosexualität im Fußball sprechen. Passend zu seinem Amtsantritt bei den Bayern, kommt auch Louis van Gaal zu Wort: “Einem Trainer geht es um die Qualität eines Spielers. Dabei ist nicht von Bedeutung, ob er hetero oder schwul ist.“.

Heute nacht Spiel 2 der Serie Detroit – Chicago in den NHL-Playoffs. Eine Serie zwischen zwei Teams der Original Six, der “Gründungsmitglieder” der NHL. Die Positionen sind klar verteilt: die Red Wings sind das dominante Team der letzten Jahre und haben ihren Zenit erreicht. 2-3 Jahre haben sie wohl noch, bevor aus Alters- und SalaryCap-Gründen ein großer Umbruch ansteht.

Chicago ist dagegen DIE aufstrebende Kraft im Westen. Jahrzehntelang wurde die Franchise durch den starrsinnigen Besitzer Bill Wirtz in Grund und Boden gewirtschaftet. Sohn Rocky Wirtz übernahm aber nach dem Tod von Bill im Sommer 2007 das Ruder und erfand die Franchise neu. Die Blackhawks wurden plötzlich wieder in Chicago akzeptiert. Sportlich erfand man sich in dieser Saison neu, als nach nur vier Spielen in der Saison Coach Denis Savard gefeuert wurde und durch Joel Quenneville ersetzt wurde.

Bei den Winter Classics wurden die Jungspunde aus Chicago von den alten Hasen aus Detroit im Wringley Field 6:4 geschlagen wurden. Spiel 1 verloren die Blackhawks, das Playoff-Team mit den eisten Kanadiern, in Detroit 5:2, konnten aber zumindest vom Ergebnis her, die Partie 45 Minuten lang offen halten. Problem war vorallem die Offensive der Blackhawks, die zuwenig gute Torchancen generieren konnte.

Dienstag, 19.5.2009

17h30 MLB: NY Yankees – Minnesota Twins, ESPN Tape
Whl: 4h30

20h00 Feature: Tabubruch – Homosexualität im Fußball, BÄH

20h00 HBL: HSV Hamburg – Gummersbach, #32, sportdigital.tv live

1h30 NHL: Detroit Red Wings – Chicago Blackhawks, Game 2/7, ESPN live
Serie 1-0
Whl: Mi 18h30

3h00 NBA: LA Lakers – Denver, Game 1/7, FIVE live

Mittwoch, 20.5.2009

16h00 MLB: Atlanta Braves – Colorado Rockies, ESPN Tape
20h00 HBL: Lemgo – Ballingen-Wellstetten, #32, sportdigital.tv live
20h45 Fußball, Schottland: Ayr Utd – Airdrie Utd, Relegation/Hin, BBC Alba live
20h45 UEFAcup: Schachtjor Donezk – Werder Bremen, Finale, SAT.1 + PREMIERE + ITV4 live
22h00 – 23h30 Feature: Spike Lees “Kobe Doin’ Work”, ESPN
2h00 MLB: St. Louis Cardinals – Chicago Cubs, ESPN live

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Wirkt etwas befremdlich, wenn man den DSF-Running Gag hier nicht kennt:

    20h00 Feature: Tabubruch – Homosexualität im Fußball, BÄH

  3. Der Botha-Kampf war schon witzig. Hab’ noch nie gesehen, dass einer einem KO entkommen ist, indem sich mehrfach nach potentiellen KO-Treffern auf seinen Gegner hat fallen lassen und sich an ihm festgehalten hat wie an einem Rettungsring, damit er nicht zu Boden geht.

    Ich hab’ jetzt schon öfter gehört, dass das Engagement bei MNF von Gruden als Abstieg gewertet wird. Meine Vermutung war eingentlich, dass er nicht sofort wieder Headcoach sein will, sich mal 1-2 Jahre sammeln will um Football unabhängig von Gameplans zu analysieren, so wie viele Coaches das machen, sich hinterfragen und die eigene Philosophie weiterentwickeln. Das Bekenntnis zu MNF (er sagt mehr oder weniger sinngemäß, dass MNF für ihn seit jeher Kult ist und es so oft es geht sieht) klingt für mich aufrichtig und logisch. Ich hatte den Eindruck, dass ihm die Berichterstattung beim Draft großen Spaß gemacht hat, und dass er das für 1-2 Jahre machen möchte, bevor er wieder coacht.
    Es klang oben auch so, also wolle er gerne etwas im Collegebereich machen. So wie seine Trainerkarriere verlaufen ist, kann ich mir das kaum vorstellen. Wäre eine Trainerstation am College nicht eher ein Abstieg als ein Kommentatorenplatz bei MNF?

  4. Gruden ist für mich ein Maniac, der Tag und Nacht sich mit Football auseinandersetzen will. Da ist TV-Analyst mit 2-3 Tagen Vorbereitungen pro Woche und das auch nur während der regular season nur ein kleines Surrogat für.

    Die Unterschiede zwischen College Football und NFL sind nicht soooo groß, sofern man nicht die Dallas Cowboys mit den Fresno State Bulldogs vergleicht.

    Die Headcoaches bekommen an hochrangigen Colleges Jahresgehälter nördlich der 2,5 Mio US$. Gruden soll bei Tampa roundabout 3,x Mio US$ verdient haben.

    Die Einschaltquoten des College Footballs sind die zweithöchsten im US-Sport (wenn man z.B. die BCS-Bowls mit den Playoffs von MLB, NBA, NHL vergleicht).

    Wenn du an den traditionsreichen Colleges der SEC, Big 12 oder Big 10 arbeitest, wirst du von einer großen Region kultisch verehrt — was man von Gruden in Florida mit seinen drei NFL-Teams nicht behaupten kann.

    Als Headcoach in einem College-Football-Programm hast du Verantwortlichkeiten, die im Vergleich weit in die Kompetenzen eines NFL-General Managers hineinreichen, da du der wichtigste Mann für das Recruiting und Scouting bist.

    Im College-Bereich hast du nicht die Spieler um komplexe, NFL-reife Playbooks zu entwickeln – und Gruden steht im Ruf sehr komplexe Plays zu basteln. Umgekehrt kannst du dich aber im College auf das Wesentliche in deinem Playbook fokussieren, ohne den ganz großen Druck wie in der NFL zu haben.

  5. Der Besitzer des Pepsi Centers in Denver und der Nuggets, Steve Kroenke scheint nicht sehr viel Vertrauen in die Nuggets gehabt zu haben. So hat der gute Mann nämlich bereits im August 2008 für kommenden Montag das Pepsi Center an World Wrestling Entertainment für die Live-Ausgabe von WWE RAW vermietet.

    “Dumm” nur das die Nuggets in den NBA-Play-Offs am Montag im Pepsi Center gegen die LA Lakers spielen. NBA und Nuggets spielen sich momentan gegenseitig den schwarzen Peter zu. Die WWE hat bisher 10.000 Karten für Montag verkauft und besteht auf die Halle.

  6. Die Hallenbesitzer können es sich gar nicht leisten, ein Jahr im Voraus die Halle auf Verdacht 1-2 Monate lang komplett zu blocken. Da ist die NBA gefragt, rechtzeitig für eine sinnige Terminierung zu sorgen — was sie selten machen kann, da sie nicht weiß, wie lange die Serien der vorigen Runde dauern.

  7. Ich hab mich schon immer gefragt, wie das bei dem amerikanischen Playoff-System und den Multifunktionshallen funktuioniert; die ja auch für ganz andere Dinge als Sport (gutes Beispiel Wrestling) benutzt werden klappt – und dass es da nicht öfter Konflikte gibt.

    Wenn ich mir mal zum Vergleich die KölnArena ansehe, da müsste die Liga schon viel bezahlen um da mal einen Monat an jedem beliebigen Tag mit nur ungefähr 48 Stunden Vorlauf zugreifen zu können.

  8. Fußball: Vom letzten Spieltag der 3. Liga wird es am kommenden Samstag (Anstoß 13:30) drei verschiedene Live-Konferenzen geben:

    13:15-15:30 WDR: Aufstiegskonferenz (DÜS-BRE, UNT-AAL, STK-PAD)
    13:15-15:30 BR: Schwerpunkt bayerische Clubs
    13:18-15:57 MDR: angeblich alle Spiele, Schwerpunkt Jena-Sandhausen

    Für die Partie Fortuna Düsseldorf – Werder Bremen II sind schon über 35.000 Karten verkauft, bis heute Abend könnten es 40.000 sein. Leider ist Werder II der Angstgegner von Fortuna: In 13 Spielen gab es nur 1 Sieg, 4 Unentschieden und 8 Niederlagen…

  9. Der spanische Schiedsrichter Luis Medina Cantalejo leitet in Istanbul das UEFA-Pokalfinale zwischen Werder Bremen und Schachtjor Donezk.

    warum ausgerechnet der? der hat doch letzten mittwoch erst das copa del rey finale geleitet. hat er dort fehler gemacht? ich habe das spiel nicht geschaut.

    und letzten samstag ein tor für real madrid gegeben, wo 3 leute gleichzeitig im abseits standen.

    -und australien bei WM 2006 (gegen Italien) betrogen
    -und england in der em-quali in moskau betrogen (unberechtigter elfmeter)

    warum wurde nicht Spaniens Nr. 1 Manuel Mejuto Gonzales angesetzt?

    diese entscheidung der uefa ist IMO absolut nicht nachvollziehbar.

  10. Und er ist 1997 hoffnungslos übergewichtig gewesen, wir wissen…

  11. Cantelejo habe ich auch nicht verstanden. Spätestens seit dem absurden Elfer gegen Australien kann ich den nicht mehr ernstnehmen. Aber die Spanier haben offenbar einen sehr guten SR-Beauftragten bei der UEFA. Und da das Cl-Finale dann doch nicht ging, blieb UEFA-Finale. Aber die Schiri-Ansetzungen sind für mich eh ein Brief mit sieben Siegeln oder warum dürfen Katastrophen wie Wagner oder Rafati immer noch Buli pfeifen.

  12. Auf geht’s, ihr cowboys! Der Metzen muss mal international pfeiffen.

  13. Ich hab ihn Mittwoch auch nicht gesehen, aber das war sicherlich ganz schlimm. Ich meine, 4:1 – noch Fragen? Wer da nicht zweifelt, hat von Fußball keine Ahnung! Und das sage ich als ausgewiesener Experte!!!1! Diese Ansetzung ist in imho ein absoluter Skandal. Nee, echt jetzt!

  14. Und welcher Schiri hat in einer langen Karriere keine zweifelhaften Entscheidungen gahabt? Aber lieber erst mal Verschwörungstheorien aufbauen…
    Welcher andere Schiedsrichter hätte sich denn für das Finale aufgedrängt?

  15. wobei: bei aller polemischer unverständlichkeit muss man dem schauspiel-ringer zugute halten, dass er mit der kritik am schiri vom barca-chelsea rückspiel ja dann doch recht hatte (wenn wir das mit dem übergewicht jetzt mal weglassen)

    bei uns würd man sagen: manchmal findet auch das blinde huhn ein korn ;-)