Bundesliga 2012/13: HSV – Hannover

Der HSV bleibt mir ein Rätsel. Mir fällt nicht sehr viel ein, was der HSV substantiell richtig macht, sondern mehr, was der Gegner für Chancen liegen lässt oder wie er phasenweise den HSV zu wenig unter Druck setzte. Vor einer Woche Dortmund. Am Mittwoch Gladbach. Heute Hannover.

Wieder ein Tor zu einem frühen Zeitpunkt und aus einem gegnerischen Fehler: Rudnevs auf Vorlage von Van der Vaart, nach einem doofen Abstoß von Zieler nach 20 Minuten. Wieder zeigte sich der Gegner geschockt und ließ den HSV erst ein mal in Ruhe und eine Viertelstunde lang den Ball ungestört zirkulieren.

Aber dann zog Hannover an. Das Pressing wurde im Mittelfeld größer, die Duelle giftiger und in der zweiten Halbzeit von Anpfiff an die Hamburger hinten reingedrückt. Nach 60 Minuten war der HSV so weichgeschossen, dass man mit acht Mann in und vor dem Strafraum verteidigte und die Bälle nur noch hoch rausschlug. Immer wieder bekam der HSV bei den Angriffen von Hannover ein Bein dazwischen, ein Tackling das den Ball wegschlug, einen Körper der den Gegner vom Ball weghielt. Der Frust muss für Hannover immens gewesen sein mit soviel Aufwand den längst fälligen Ausgleich nicht zu erzielen.

Und wenn Hannover durchkam, war da immer noch Adler, der zwei, drei 100%ige parierte und während des Spiels mit minutenlangen “Adler, Adler”-Gesängen im Stadion belohnt wurde.

Substantielle Verbesserungen die ich auf Fink zurückführen könnte, habe ich in den letzten drei Spielen nicht erkennen können. Ich sehe sehr viel Fleiß. Ich sehe eine positive, optimistische Körpersprache. Ich sehe ein deutlich gestiegenes Selbstvertrauen, dass die (auch gestiegene) individuelle Klasse der Mannschaft besser zur Geltung kommen lässt. Und es ist diese Klasse die den HSV immer wieder vereinzelt gute Spielaktionen produzieren lässt, die auch noch zu Toren führen. Aber das scheint mehr den Spielern als irgendeinem einstudierten System zu verdanken zu sein. Mehr dem Instinkt als trainierten Laufwegen.

Dass der HSV auf dieser Art und Weise dreimal in Folge Punkte holte, ist extrem glücklich … aber mit jedem Sieg fällt es mir schwerer von “Glück” und “Zufall” sprechen – ohne dass ich aber erkennen kann, was es sonst sein soll. Der HSV macht mich ratlos.

Der HSV in den nächsten Wochen in Fürth, gegen Stuttgart, in Augsburg und gegen Bayern.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ein Aspekt der im Text zu kurz kommt: im Gegensatz zur Rückrunde und zu den ersten Wochen dieser Saison, wird es langsam wieder zu einer Mannschaft der “man” Empathie entgegenbringen kann. Eine Mannschaft der man es stärker abnimmt, dass es “ein Team” ist.

  3. Der HSV hatte vor den letzten drei Spielen kaum bundesligareife Mannschaftsteile, die keine Bindung zueinander hatten. Jetzt gibt es ein starkes Mittelfeld (Badelj), dass ein völlig neues Spiel ermöglicht. Davon profitiert jetzt vor allem Rudnevs, der jetzt nicht mehr die ärmste Sau ist. Die Abwehr ist immer noch schwach. Aber die Gegner haben jetzt Respekt, weil sie wissen, dass der HSV durch Einzelaktionen Chancen generieren kann. Mal sehen, wie man sich jetzt gegen Abstiegskandidaten schlägt. Meine Entdeckung: Arslan. Der will und kann. Schönes Zeichen, dass er auch im DM spielen kann und will.

  4. Ich glaub, es ist ganz einfach. Es sind einfach nur kleine Details, die den Unterschied ausmachen zwischen Platz 17 und Platz 10. Fehlendes Selbstbewußtsein auf der einen Seite mit Hand-in-Hand-Gehen von haarsträubenden Fehlern. Fehler hinten und Fehler vorne. Das ist Abstiegsplatz.
    Dann aber plötzlich Verstärkung im Mittelfeld. Glaube an sich!!! Vor allem auch von aussen an die Mannschaft herangetragen. Und dann hast du eben … ich sag das jetzt aus dem Blauen raus: Ein Dutzend gute VdV-Pässe pro Spiel, die die ganze Sache beruhigen, den Druck von der Abwehr nehmen und die Spitzen füttern. Und wenn die Mannschaft dann vorne einen Fehler weniger (sprich: ein Tor mehr) macht und hinten an Sicherheit gewinnt und plötzlich ein Tor im Schnitt weniger kassiert …
    Du hast es doch letzte Woche (und hier im ersten Kommentar auch selbst gesagt): Kaum ein Publikum ist so dankbar für gute engagierte Leistungen wie das hamburger. Und das kann den jungen Spielern (gerade in der Abwehr) echt einen Schub geben. Sieben Punkte. Heute gefeiert worden. Heute abend gefeiert worden. Das baut auf.
    Nur, bitte bitte liebe hamburger Presse, liebe Mopo: Bitte nicht von Europa schwafeln. Bitte Ruhe geben und abwarten, was mit der MANNSCHAFT noch passiert (denn, ganz ehrlich, sie werden die Chancen auch wieder versieben, und dann wirds haarig; oder sieht einer den großartigen Goalgetter beim HSV?)

  5. Ergänzung: Adler! Der Mann ist ein echter Glücksgriff für diese Abwehr

  6. Störer Premier League
    j
    j
    j
    j
    jUnfassbarer Beginn der 2. Halbzeit. Drei Tore innerhalb von drei Minuten. United 1:2 Nani (51.), 1:3 Dempsey (52.), 2:3 Kagawa (52.. wWird jetzt sicher sehr lustig.

  7. Und als allerletzte Bemerkung: Du sagst, der Aufschwung sei mehr den Spielern zu verdanken als irgendeinem einstudierten System des Trainers.
    Ist das nicht das Beste, was dem Verein passieren kann? Laß es mich mal übertreiben: Fink hat hinten einen hölzernen Westermann und jede Menge Chelsea-Bubis, hatte im Mittenfeld alte oder überschätzte Recken und vorne drinnen leicht Gestörte, zu hoch Bezahlte und/oder Jünger des Chancentodes. Denk Dir die Verstärkungen weg, und ich behaupte: Kein Trainer der Welt hätte daraus irgendwas anständiges zaubern können.
    Wenn sich die Mannschaft diese Saison selbst am Schopf aus dem Sumpf zieht und knapp am EL-Platz vorbeischrammt, könnte Fink, so er denn ein guter Trainer ist, nächstes Jahr die Basis haben, um mit seinem System (so er den eines hat) richtig anzugreifen.
    Jetzt bin ich aber wirklich still

  8. Ist das nicht auch eine Stärke, die Einladungen anderer anzunehmen? Vor allem war das ziemlich gut und extrem schnell gespielt nach Zielers miserablen Ball.

    Überrascht hat mich persönlich die Leistungen von Mancienne und Westermann. Beide unheimlich stark. Vor allem ersterer hat sich heute keinen nennenswerten Fehler geleistet. Das hätte ich beiden vorher nicht zugetraut und auch eher an ein leichtes Spiel für 96 gedacht.

    Natürlich kann man sich fragen, ob Leon Andreasen bereits so richtig gefehlt hat nach seiner Verletztung im Mittelfeld. Andröösen hat in den letzten Spielen immer gute Bälle verteilt, ruhe reingebracht, Übersicht bewiesen und dann immer noch selber Torgefahr entwickelt. Das hat man beispielsweise Huszti immer wieder angemerkt, dass Andreasen fehlt. Der hatte einfach kaum einen Anspielpartner im Mittelfeld.

    Am Ende ist 96 natürlich selber schuld. Wer solche Torchancen versemmelt, der ist am Ende selber schuld…

  9. @dogfood/Higgibaby: Vielleicht ist das ja auch gerade die “wichtigere” Handschrift Finks. Aus einem desolaten, nicht vorhandenen Team ein Team zu entwickeln. Ehe man an irgendwelchen Systemeinstudierungen geht?

  10. @XeniC: Kann auch sein!
    Kann es sein … ich hab das ja nur im Laden auf SkyGo nebenbei geschaut, aber hatte Fink nachm Schlußpfiff Tränen in den Augen, als er achselzuckend Slomka die Hand gab, als wollte er sagen: Heute war das Glück halt auf unserer Seite?

  11. Während die Analyse den Spieverlauf gegen Dortmund und Hannover widerspiegelt, war doch gegen Gladbach ein wesentlich besserer HSV zu sehen – dominant, abgeklärt und viel eher dem entsprechend was Torsten Fink sich vorgestellt hat. Dass ausgerechnet dieses Spiel nicht gewonnen werden konnte, war schlicht der Fahrlässigkeit des HSV geschuldet und äußerst schmeichelhaft für die Gladbacher. In meinen Augen ein vollkommen anderes Spiel als die anderen beiden genannten.

    Die aufsteigende Formkurve der Hamburger ist meiner Meinung nach ganz klar mit dem neuen Mittelfeld zu erklären und sollte nicht auf den Namen reduziert werden – in Kombination mit Badelj und Arslan ergibt sich hier ein äußerst passsicheres, kreatives und vor allem intelligentes Dreieck, das endlich in der Lage ist Situationen spielerisch zu lösen und Ruhe auszustrahlen. Gegen Hannover hat man das leider in der zweiten Halbzeit leider gänzlich abgelegt. Nichtsdestotrotz möchte ich noch mal Arslan hervorheben – In meinen Augen muss sich Jitacek, obwohl kein schlechter Mann, zunächst hinten anstellen. Dass Arslan Ballsicherheit, Technik und Spielwitz mitbringt, war vielen bekannt – dass er aber auch die Bissigkeit und defensive Arbeit annimmt, die seine Position erfordert, hatte auch ich nicht erwartet. Ohne die Qualität vergleichen zu wollen, könnte hier ein Spielertyp wie Sahin entstehen. Die Chance sollte man ergreifen und den jungen spielen lassen. Van der Vaart Schatten tut ihm darüber hinaus auch sehr gut.

  12. […] ist der HSV ein Rätsel. Es ist kein System erkennbar, aber er erkennt, daß man eine Empathie für die Mannschaft […]

  13. […] Dogfood geht es mehr in die Tiefe und rätselt wie der HSV in der derzeitigen Lage einzuordnen ist . Substantielle Verbesserungen die ich auf Fink zurückführen könnte, habe ich in den letzten drei Spielen nicht erkennen können. Ich sehe sehr viel Fleiß. Ich sehe eine positive, optimistische Körpersprache. Ich sehe ein deutlich gestiegenes Selbstvertrauen, dass die (auch gestiegene) individuelle Klasse der Mannschaft besser zur Geltung kommen lässt. […]

  14. Man sollte das Spiel gegen Frankfurt nicht außen vor lassen. Dort hätte man nach den Großchancen eigentlich gewinnen müssen und das mit einem Mann weniger und zwei Toren Rückstand.

    Mir kommt dieser Rudnevs zu gut weg. Er hat zwar jetzt schon zwei Buden gemacht, allerdings lässt er in jedem Spiel auch mindestens eine hundert Prozentige aus. Interessanter weiße sind das immer die gleichen Situationen bei dem der Ball von Link scharf in den Strafraum gespielt wird und er jeweils allein vor dem Tor steht.

    Hätte der HSV noch einen Stürmer der den Namen auch verdient, dann würde das alles noch viel besser ausschauen.

    ps. Vergesst mir den Adler nicht. Fand ihn früher schon besser als Neuer, dass wird über die nächsten Jahre gesehen noch ein spannender Zweikampf (solange es Löw zulässt)!

  15. @Steven D.S. #Löw: Not gonna happen! Solange Adler seine Freundinnen vom Boulevard holt und somit fast in der GinaLisa-Schublade steckt, wird Neuer keine Konkurrenz vom schönen René bekommen.
    Siehe auch: Lilli Hollunder, 2 times FHM-Cover-Girl

  16. Wenn Neuer keine längerfristige Verletzung hat oder in jedem Spiel dreimal patzt, wird das im Tor die nächsten zehn Jahre nicht mehr spannend.