Bundesliga und Bang for Bucks

Mitunter wundert man sich über die Ansprüche einiger Bundesligisten. Eine Erklärung für jene in einigen Clubgremien gehegten Ansprüche, sind die Spielergehälter, das Budget für die Personalkosten.

fussball24.de listet für jeden Verein das entsprechende Budget auf. Bei Stichproben habe ich festgestellt, dass die Angaben identisch mit in der Presse zirkulierten Zahlen sind, von daher scheinen die Zahlen sauber zu sein.

Aber es gibt immer wieder Leute aus dem Bundesligaumfeld, die einige der Angaben zu den Personalkosten anzweifeln. So soll der HSV-Präsident Bernd Hoffmann gesagt haben, dass Werder gut 20 Mio EUR mehr für die Spieler ausgibt, als tatsächlich angegeben.

Zumindest sind die Personalkosten beim HSV und Werder so verblüffend gering, da es mich nicht wundern würde, wenn sie nicht die ganze Wahrheit wären.

Die Zahlen zu den Personalkosten kann man in Relation zum Tabellenplatz und zu der Punkteausbeute setzen und bekommt eine Rangliste “Bang for Bucks”, wie die Angelsachsen zu sagen pflegen.

Die erste Spalte gibt den Rang gemäß des Budgets für Spielegergehälter an: Bayern hat den per Lohn teuersten Kader.

Die zweite Spalte gibt den Tabellenplatz nach der Hinrunde wieder. Schalke ist derzeit auf dem vierten Tabellen Platz.

Die vorletzte Spalte gibt das Budget für Spielergehälter an und die letzte Spalte gibt an wieviel Millionen Euro Gehalt auf einen erreichten Punkt fielen.

Die eingefärbten Zeilen zeigen Mannschaften mit markanten Platzunterschieden zwischen Tabellenrang und Gehaltsliste an. Alles was +/- 3 Plätze ist, blieb Schwarz. Der HSV ist grün eingefärbt, weil er mit dem siebthöchsten Gehaltsbudget den 2ten Platz schaffte (+5).

Rang  BuLi-
Platz 
Bundesligaverein     Budget in EURO    EURO
pro Punkt
1 1 Bayern München 60 Mio 1,36 Mio pro Punkt
2 4 Schalke 04 38,5 Mio 1,24 Mio
3 12 Leverkusen 36 Mio 1,89 Mio
4 6 Stuttgart 35 Mio 1,4 Mio
5 9 Bor. Dortmund 26,5 Mio 1,26 Mio
6 3 Werder Bremen 26 Mio 0,72 Mio
7 2 HSV 26 Mio 0,68 Mio
8 7 M’Gladbach 25 Mio 1,0 Mio
9 5 Hertha BSC 25 Mio 0,96 Mio
10 13 Wolfsburg 25 Mio 1,38 Mio
11 8 Hannover 21 Mio 1,0 Mio
12 10 Frankfurt 18,8 Mio 0,89 Mio
13 16 Köln 18 Mio 1,5 Mio
14 18 Kaiserslautern 15 Mio 1,25 Mio
15 15 Nürnberg 13,5 Mio 0,96 Mio
16 17 MSV Duisburg 12 Mio 1,0 Mio
17 11 Arminia Bielefeld 12 Mio 0,6 Mio
18 14 Mainz 05 11,5 Mio 0,71 Mio

Die Budget-Tabelle ist deutlich eingeteilt. Wer europäische Ambitionen hat, muss minimum 25 Mio EUR anlegen. Ein Drittel der Bundesliga bewegt sich ziemlich genau auf diesem Niveau. Vier Mannschaften liegen weit, weit drüber.

Die Bundesligisten die sich sicher aus dem Abstiegsschlamassel rausinvestieren wollten, haben oberhalb von 15 Mio ausgegeben, alles dadrunter rechnet mit Abstiegskampf. In Konsequenz hieße das für ein Verein wie Mainz noch mal irgendwoher die Personalkosten um 50% zu steigern.

Und da läßt sich manche Trainerentlassung leichter verstehen. Kaiserslautern hat zwar sein Budget arg zurückgefahren, steht aber in keinem Verhältnis zur Punkteausbeute. Ähnliches gilt für Köln, die mit 18 Mio ein eher “großstädtisches” Budget fahren und Anspruch auf gesichertes Mittelfeld haben.

Das Leverkusen noch aus Calmund-Zeiten einen hoffnungslos überbezahlten Kader hat, ist keine neue Erkenntnis, aber die Dimension des budgets im Vergleich zu den anderen Bundesligisten erstaunt ebenso, wie der wahnsinnige Abstand der Bayern vom Rest der Liga. Dass der HSV mit einem Van der Vaart, Van Buyten, Boulahrouz, Lauth, Atouba, Barbarez, M’penza und Wicky weniger als die Hälfte der Bayern ausgibt, erscheint mir nicht reel.

Die No-Name-Truppe von Borussia Dortmund wird immer noch heftig bezahlt. Woher nimmt Gladbach die Resourcen um qua Advocaat’scher Einkaufspolitik bei den Gehaltskosten soweit oben mitzuspielen?

Es ist alles natürlich nur eine Zahlenspielerei, obwohl: ist es Zufall dass mit Ausnahme der Bayern und des BVBs bei allen Klub mit einem Faktor von mehr als 1 Mio EUR pro Punkt, der Trainer umstritten war und meistens gefeuert wurde? Kein Trainer eines Vereins mit weniger als 1 Mio EUR/Punkt wurde aus sportlichen Gründen gefeuert. Hans Meyers Schlußspurt dürfte maßgeblich dazubeigetragen haben, die Nürnberg unter 1 Mio EUR/Punkt zu drücken.

1 Mio EUR pro Punkt, die “feel good”-Grenze für die Hinrunde.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ganz ähnlich hab’ ich das Thema auch aufbereitet – mit etwas anderem Fokus und hässlicherem Design…: http://www.mattsblog.de/index.php/archive/geld-schiesst-keine-tore-update/

    Mein ursprünglicher Gedanke war vor allem: In wiefern schaffen es Teams mit niedrigem Gehaltsetat nach oben? Im Oktober war das Ergebnis noch besonders vernichtend: Die 10 besten Bundesliga-Teams hatten auch die 10 höchsten Gehaltsetats. Frankfurt und Hannover haben sich nun aber dorthin gearbeitet. Dennoch: Diese Saison gelingt es keinem der Low-Budget-Teams wirklich weit oben mitzuspielen.

    Zu den Daten: Die Richtigkeit ist natürlich schwer zu bestätigen. Aber an einen 45-Mio.-Etat bei Werder glaube ich wahrlich nicht. Wieso würden sie immer Spieler an Bayern und vor allem Schalke abgeben müssen – wenn Schalke weniger ausgibt? Zumindest die Relation Schalke-Bremen scheint mir da realistisch. Die Bremer bauen auf gute, junge, günstige Spieler. Teils aus dem Ausland, teils aus dem eigenen Nachwuchs. Von daher dürften einige gute Leute zum Schnäppchenpreis spielen (Borowski noch, Schulz, Valdez, wahrscheinlich auch Spieler wie Klasnic und Pasanen).

  3. Upps, deine Rangliste hatte ich nicht gesehen.

    Zu den Gehältern: wenn es ein Team gibt, bei dem ich nicht an die veröffentlichten Zahlen glaube, dann ist es der HSV. Potentielle Großverdiener sind dort für mich:
    Van der Vaart, Van Buyten, Boulahrouz, Lauth, Atouba, Barbarez, M’penza und Wicky, also 8 Leute.

    Bei Werder sehe ich da: Klose, Micoud, Frings, Fahrenhorst (war beim Transfer angehender Nationalspieler), vielleicht auch noch Tim Wiese. Also mit Wohlwollen: 5 Personen.

    Und trotzdem sollen beide Vereine identische Personalkosten haben? Wenn ja, dann hat Beiersdorfer in den letzten Jahren wirklich sensationell gearbeitet.

  4. Beim HSV lohnt sich immer ein Blick auf die Bank – die ist wahrlich nicht teuer und sollte daher den ein oder anderen Großverdiener ausgleichen. Wobei es mich außerdem wundern würde, wenn Wicky ein echter Topverdiener ist. Van Buyten und Boulahrouz haben natürlich eine hervorragende Entwicklung genommen, könnte mir aber vorstellen, dass ihre HSV-Einstiegsgehälter gar nicht mal so hoch sind (zumindest im Vergleich zu van der Vaart, Micoud und Co.).

    Ein anderer Faktor, der bei den Gehaltsranglisten überhaupt nicht berücksichtigt wurde: Was ist denn mit leistungsbezogenen Gehaltsanteilen? Gut möglich, dass wir dort die Antwort auf die ein oder andere (gefühlsmäßige) Ungereimtheit in den Daten finden könnten.

  5. “Die Bremer bauen auf gute, junge, günstige Spieler. Teils aus dem Ausland, teils aus dem eigenen Nachwuchs. Von daher dürften einige gute Leute zum Schnäppchenpreis spielen (Borowski noch, Schulz, Valdez, wahrscheinlich auch Spieler wie Klasnic und Pasanen).”

    Das ist ja absoluter Schwachsinn, sorry.
    Micoud, Klose, Klasnic, Borowoski und Frings spielen bestimmt nicht für ein Butterbrot!!!

    Die Bayern bauen auch auf junge gute Spieler, oder kannte irgendjemand vorher Schweinsteiger, Hargreaves, Demichelis, Ottl oder Karimi???

  6. @fc bayern: karimi war asiens fussballer des jahres bevor er zu den bayern kam, also nicht ganz unbekannt, und der rest der genannten spieler stehen nur selten in der startelf.

    das beste Beispiel für die unterschiedliche Vereinspolitik von den Bayern und Werder ist Ismael: 2003 für ca. 600000 € geholt, zwei Jahre später für ungefähr das Zehnfache an die Bayern verkauft.

  7. @FC Bayern: Na da verdrehst du meine Aussage auch ein bisschen… Keine Frage: Micoud und Klose sind offensichtlich Topverdiener. Von Frings hab’ ich in dem Zusammenhang noch gar nichts gesagt, er ist natürlich ein Sonderfall durch den Tausch mit Ismael. Aber berücksichtigt man die Differenz in den Ablösesummen, muss Bremen zwei Jahre gar nix für ihn zahlen…

    Bei Borowski wiederspreche ich dir total: Von seinem aktuellen Niveau war er vor der Saison weit, weit entfernt – und ich bezweifle doch stark, dass dieser Leistungssprung im voraus schon in seinem Gehalt berücksichtigt wurde…

    Bei Klasnic gilt prinzipiell ähnliches wie für Borowski. Bei ihm wäre interessant zu wissen, wann er seinen aktuellen Vertrag unterschrieben hat. Wenn das vor der letzten Saison war, ist er spottbillig (im Vergleich).

    Damit hast du vielleicht 3,4 extrem gut bezahlte Spieler und dahinter relativ moderat bezahlte Leute. Bei den Bayern hast du aber nochmal 5 Spieler extra, die mindestens genau so viel (und teils deutlich mehr) verdienen. Selbst wenn ein Schweini noch relativ wenig kassiert -und wie von axel erkannt- wenig spielt: Im Sturm gibts Makaay, Pizarro, Santa Cruz. Im Mittelfeld Zé, Ballack, Deisler und co. In der Abwehr Sagnol, Lucio, Ismael. Und Kahn im Tor. Alles Leute, die ihren aktuellen Vertrag sicherlich schon unterschrieben hatten als sie ihr Potential ausgespielt hatten. Da sind definitv keine Schnäppchen dabei…

  8. matthias: klasnic hat in der meisterschaftssaison 2003/2004 seinen aktuellen vertrag unterschrieben. das war nach der verkündigung der abgänge von ailton und kristajic und hat sich ziemlich lange hingezogen. klaus allofs hat nach abschluss klasnic, der ohne berater selbst verhandelt hat, als extrem clever bezeichnet. so gering wird sein gehalt also nicht ausfallen, zumal er vor der verlängerung u.a. ein angebot aus hamburg hatte.

    was hamburg angeht: den verdacht von dogfood finde ich angebracht. richtig teuer sind von den genannten m.e. barbarez (lt. sz über 2 mio), van der vaart (gut 2 mio. lt. medienberichten), mpenza und lauth (da habe ich keine zahlen, aber er wurde ja als eines der größten deutschen talente geholt und hatte auch andere angebote). den rest würde ich deutlich darunter einordnen: van buyten wurde von manchester citys bank verpflichtet, wicky hat in madrid keine überragende rolle gespielt, einem boulahrouz, der zuvor nur in holland gespielt hat, konnte man mit einem angebot von vielleicht einer million das vorherige gehalt in holland locker verfünf- oder versechsfachen. zudem sehen van buyten und speziell boulahrouz den hsv ja sicher nicht zuletzt als sprungbrett für höhere aufgaben.

    aus der liste der bremer großverdiener würde ich fahrenhorst streichen. owomoyela, auch als nationalspieler nach bremen gekommen, soll dort unter 1 mio verdienen.

  9. Interessantes Zahlenspiel. Mir scheint nur, daß bei der “feel good”-Grenze geplante Personalkosten für 34 Spiele zu den aus 17 Spielen erzielten Punkten in Relation gesetzt wurden. Das ändert natürlich nichts am Ranking.

    Herzliche Grüße

  10. … weswegen der letzte Satz komplett heißt: “1 Mio EUR pro Punkt, die “feel good”-Grenze für die Hinrunde.

  11. Dann aber noch mal weiter fleißig Punkte sammeln – auch in der Rückrunde
    Winterliche Grüße aus Hannover