Es ist Krieg in der Formel 1

Und mir dünkt der Krieg ist hinter den Kulissen mächtiger als es ausschaut. Während bei gemeinsamen Meetings die Teams gemeinsam mit Ecclestone und Mosley Heile Welt praktizieren, gibt es abseits der Scheinwerfer richtig aufs Maul.

Dabei gibt es eine interessante Rollenverteilung. Ferrari hält es wie immer und sagt offiziell überhaupt nix zum Thema. Die Statements sind so windelweich gehalten, dass der gemeine Rennsportfan nicht wirklich eine Blockade-Haltung erkennen kann. Fragt man aber einzelne Punkte ab, die in der Formel-1 reformiert werden können, so geben sich die “Roten” konserativer als ein Bischof bei einer Abtreibungsgegner-Versammlung in der Erzdiözese Fulda.

Die einstigen Lautsprecher aus England, Ron Dennis und Frank Williams sagen kaum was zum Thema. Hingegen haben die deutschen Motorenfabrikanten BMW und Mercedes die Bullterrier-Funktion übernommen und geben in den letzten Wochen krachende Interviews ab, BMW-Aufsichtsratsmitglied Göschel und zuletzt Hubbert in der dieswöchigen FOCUS.

Da wird weiterhin unverhohlen mit dem Rückzug oder dem Aufmachen einer eigenen Serie gedroht, obwohl noch vor zwei Wochen die Aufgabe sämtlicher Ambitionen der GPWC von den Agenturen vermeldet wurden.

Liest man das Hubbert-Interview durch, muss man sich ernsthaft fragen von welchem Planeten er kommt:

Ich werde mit Formel-1-Chef Bernie Ecclestone reden. Es wird zwar ein sehr freundliches, aber auch ein sehr bestimmtes Gespräch sein. Wir liegen nach anfänglicher Gemeinsamkeit in unseren Vorstellungen jetzt wieder ziemlich weit auseinander.
Außerdem wollen wir die Kosten senken, sonst ist die Formel 1 am Ende, weil sich dann diesen Sport keiner mehr leisten kann.
Ja, [wir können unsere Vorstellungen besser mit einer eigenen Rennserie durchsetzen]. Wir beweisen es mit der steigenden Attraktivität der Deutschen Tourenwagen Masters DTM, die schon in vielen Bereichen an die Formel 1 herangerückt ist. Es fehlen vielleicht noch ein paar Heroen.

Diese Statements stehen teilweise im diametralen Gegensatz zu Aussagen von Dennis und Haug, bzw. dem Tun von McLaren-Mercedes. Es gibt kein Team dass heuer mehr Geld vor der Saison durch Tests und dem Aufbau eines neuen McLaren-Zentrums verfeuert hat. Es gibt kein Team das mehr getestet hat. Es gibt kein Team dass sich ein teureres “Motor-Home” im Boxenbereich leistet.

Hubberts Statements dienen alleine der Außenwirkung. Sie sollen Mosley und Ecclestone als Bösewichte hinstellen (“wir sind reformfähig”) und Druck ausüben (“wir können eine eigene Rennserie aufziehen”).

Die Aggressivität der Sprüche läßt ahnen, dass es mit dem von Mosley und Ecclestone letzte Woche in Monte Carlo verbreiteten Optimismus bezüglich Reformen für 2005 und 2006 nicht weit sein kann.

Der nächste Step wird in zirka 3-4 Wochen getätigt werden. Dann sollen BMW und Mercedes auf einem Meeting berichten, welche Änderungen sie für die Motoren vorschlagen. Mich würde es nicht wundern, wenn es zu keiner Einigung kommt und die großen drei Teams (Ferrari, BMW-Williams, McLaren-Mercedes) auf Zeit spielen, damit bis zum Ende des Concorde-Agreements 2008 es zu keinen Reformen kommt.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp