Noch einen Tag: HSV – Wo Attitüde verliert

Die Bundesliga ist noch nicht gestartet, aber der HSV dürfte sich bereits jetzt ganz elend fühlen, denn auch das UICup-Rückspiel gegen Villarreal endete 0:1.

Das Erschreckende: es wirkte wie eine Kopie des Hinspiels, wiewohl man jetzt nicht mehr von “Vorbereitung” oder “Aufstellungsprobleme” oder “Auswärtsspiel” sprechen konnte. Keine Dominanz, immer wieder schwere Bolzen in der Abwehr, null Aufbauspiel, Totalausfall der Kreativabteilung und Mpenza und Romeo bekamen nur steil nach vorne gedroschene Bälle ab, die sie sich bei subtropischen Temperaturen irgendwie errennen mussten.

Das Fatale: es wirkte bereits jetzt wie ein Totentanz für die ganze Saison. Seit 4-5 Jahren, seit der Endphase Pagelsdrof, präsentiert sich der HSV mit dieser hanebüchenen Lahmarschigkeit, die wie Mehltau über dem Spiel lastet. Kein Aufbäumen, kein Zug, kein Biß. Das willentliche Abschlachten-Lassen. Der HSV als Opfervieh.

Ließ sich die letztjährige Leistung noch mit Kurt Jara erklären, selber kein funkensprühender Motivator, so ist die gestrige Leistung ein Schlag in die Fresse aller Verantwortlicher: Klaus Toppmöller ist ein Motivator vor dem Herrn, vor dieser Saison wurden zahlreiche strukturelle Veränderungen an der Mannschaft vorgenommen und es wurde noch einmal richtig viel Kohle hingeblättert.

Und was ist? Es ist alles beim Alten geblieben.

Und da gab es einige, die glaubten mit den Transfers sich die Anwärterschaft auf die Championsleague gekauft zu haben… Weswegen man praktischerweise auf den neuen Trikots auch gleich einen Stern über das HSV-Enblem gepackt hat, in Remiszenz an 1983.

Am Samstag kommt mit dem FC Bayern München Euphorie pur in die AOL-Arena. Da droht sich jemand gleich vom ersten Spieltag an, an die Tabellenspitze zu ballern.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Toppi: ein Motivator? Wegen der Adler-Geschichte? Oder weil er mal mit einer ausnehmend guten Bayer-Mannschaft und einem Jahr Fressehalten ins CL-Finale gekommen ist? Toppmöller hat seine Mannschaft und auch einzelne Spieler in der letzten Saison so oft in der Öffentlichkeit schlecht gemacht, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass da noch irgendjemand Bock hat, für ihn zu laufen. Meiner Meinung nach wird sich der HSV in dieser Saison frühestens drei Spieltage vor Schluss vor dem Abstieg retten – sofern sie nicht Toppmöller rechtzeitig rauswerfen.

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  3. Toppmöller hat auf alle seinen Trainerstationen in den ersten jahren ein Feuerwerk abgebrannt: Mit Eintracht fast Meister geworden, mit Bochum in den UEFAcup gekommen und nur nach grandiosen Kampf gegen Ajax ausgeschieden, mit Leverkusen ein aus der Vogts-Ära darniederliegendes Team übernommen und in der Championsleague auch wieder Spektakel gemacht.

    Toppmöller ist jemand der auf all seinen Trainerstationen im Profigeschäft, seit 1993, überall Erfolg hatte (vielleicht mit Ausnahme des FC Saarbrückens 99/00). Von diesem Kaliber gibt es in der Bundesliga nicht viele.

  4. UI-Cup: Villareal gegen 15 Fahnenstangen
    Vier an den Spielecken und elf auf dem Feld. Gestern abend hatte mich ein alter Geschäftspartner in die AOL-Arena in Hamburg eingeladen. Wir sassen in einer sehr schönen Loge und hatten den besten Blick auf das Elend des HSV unten auf dem Rasen.

    Ohn…

  5. Ich halte es nicht für Zufall, dass Toppmöller noch keinen echten Erfolg hatte. In dieser Hinsicht ist er übrigens der bei der Geburt getrennte Zwillingsbruder von Christoph immerhin-einmal-Deutscher-Glücksmeister Daum. Es ist nämlich das Problem der sogenannten Motivatoren, dass sie keine Manager sind.

    Manager wissen, dass sie keinen Mitarbeiter auch nur mittelfristig motivieren können. Sie können aber Arbeitsbedingungen schaffen, in denen die Mitarbeiter/Spieler ihre vorhandende Motivation, irhenn Spaß am Fußballspielen entfalten können und wollen. Diese Methode funktioniert langfristig. Prototypen sind für mich Franz Beckenbauer während seiner Teamchef-Zeit, Ottmar Hitzfeld oder Thomas Schaaf..

    Motivatoren hingegen haben ihr Pulver nach kurzer Zeit verschossen. Anschließend bleibt ihnen nur, die Dosis zu erhöhen, was aber eben nur kurzfristig gut gehen kann. Danach gehen sie den Spielern nur noch auf den (mit Verlaub) Sack.

    Toppmöller hat sich in der vergangenen Saison beim HSV in der Öffentlichkeit keineswegs als Motivator dargestellt, eher als Fertigmacher: “Ging Toppmöller zu weit?” (Hamburger Abendblatt). Was bleibt da bitte noch, wenn der Motivator, der kein Manager ist, seine Spieler öffentlich demontiert?

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  6. Bei Toppmöller kommen mir langsam auch die Zweifel. man hat den Eindruck, dass er von Anfang an mit der ganzen Situation beim HSV nicht wohlfühlt. Und Hamburg nimmt ihn auch nicht richtig an. Möglicherweise dauert sein Engagement nicht so lange. Aber geben wir ihm die ersten 100 Tage der neuen saison. Dann sehen wir weiter.

  7. Das Toppmöller ein Motivator mit eher kurzfristigem Effekt (Typus “Durchlauferhitzer” wie Daum), bestreite ich nicht.

    Aber ich habe ein Problem Toppmöllers Leistung der Vorsaison madig zu machen (wiewohl es das erste Mal von Toppmöller ist, dass er mitten in der Saison seinen Job anfängt!). Das Toppmöller es mit “an die Ehre anpacken” und Agressivität versucht hat, schien mir angesichts der lethargisch-kuscheligen Stimmung unter Jara, das richtige Rezept zu sein.

    Ich kann mir aber vorstellen, dass er nun am Ende seines Lateins ist.

    Dieter Matz vom Abendblatt ist übrigens als HSV-Reporter absolut unglaubwürdig. Letzte Saison schwadronierte er anläßlich des Ligacup-Gewinn von Meisterschaft um dann zwei Monate später alles besser gewusst zu haben. Siehe “Mätzchen machen

  8. Seine Mitarbeiter öffentlich bloß zu stellen und gegeneinander auszuspielen ist noch nie gut gewesen. Man muss die faulen Äpfel aussortieren, siehe dazu auch den sehr richtigen Kommentar zu Sagnol und Kuffour im aktuellen Meisteschafts-Artikel in diesem Blog. Aber das muss man mit einer kurzen, harten und nach Möglichkeit nicht sehr öffentlichen Aktion tun. Danach aber ist das Thema erledigt, die anderen Spieler wissen, was die Stunde geschlagen hat – und als Trainer muss ich ihnen wieder die Lust am Fußballspielen ermöglichen (sic!).

    Übrigens sahen die Lage in Hamburg auch andere Schreiber so wie das Abendblatt: “Toppmöller bleibt auf Distanz; HSV: Streit zwischen Trainer und Spielern schwelt” (Die Welt). In der SZ habe ich auch einen sehr vergleichbaren Artikel gelesen, aber die bleiben ja immer nur eine Woche online.

    Meine Vorhersage steht: Der HSV rettet sich frühestens am 31. Spieltag vor dem Abstieg. Und jetzt schaumermal :-)

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  9. […] können. Wenn das wirklich so ist, dann war Klaus Toppmöller ein noch schlecherer Trainer, als ich ohnehin dachte. Stärken zu stärken ist schließlich eine Grundkompetenz guten Managements: Teammitglieder da […]

  10. […] Gastkommentare bei unseren Freunden von allesaussersport zum Thema, warum sogenannte Motivatoren schlechte Manager sind und nur kurzfristig Erfolg haben können. Wohlfeiler Anlass für diesen Kommentar (und zwei weitere im Verlauf der Diskussion) war die Frage in einem Artikel auf allesaussersport, warum der “Motivator” Toppmöller den HSV noch nicht auf Trab gebracht hat. […]