Der Leverkusen-Streit: worum es dem DFB wirklich geht

Und wer heute nur einen Zeitungsartikel lesen will, der sollte sich folgenden Artikel aus der Süddeutschen durchlesen: “Ränkespiele beim DFB – Herberge unter dem Firmenlogo“.

Thomas Kistner wundert sich über die Vehemenz des des ausgebrochenen Streites zwischen dem DFB und Jürgen Klinsmann um die Frage ob die Nationalmannschaft 2006 ihr WM-Quartier in Leverkusen beziehen soll.

Thomas Kistner, der seit Jahren bei der SZ für Sportpolitik zuständig ist und als solches von diversen FIFA-Konkgressen kritisch berichtete und öfters bereits Korruptionsvorwürfe gegen Sepp Blatter erhoben hat, erinnert sich deswegen an die WM-Vergabe zurück.

Es geht auch nicht um das offizielle Engagement der Bayer AG seinerzeit für die deutsche WM-Bewerbung.

Der Erfüllung entgegen sieht hier ein sportökonomischer Masterplan, der sich 2006 für Bayer mit enormer Werbepräsenz auszahlen könnte: Deutschlands Fußballstars, das gefürchtete Gastgeber-Team, präsentiert sich der Welt wochenlang unterm Firmen-Kreuz […]

Wenn heute eine so gewaltige Rechnung offen ist, wenn sich der Fußball-Bund gar mit seiner neuen Heilsfigur Klinsmann anlegt, muss es um größere Verdienste gehen.

Das lenkt den Blick zurück auf die Bewerberzeit. Bis heute geht die Mär, Franz Beckenbauer habe die WM, das größte globale Gesellschaftsereignis, dank seiner Golf- und Charmierkünste ins Land geholt.

Wer das glaubt, glaubt auch an den Weihnachtsmann: Beckenbauer punktete auf dem Diplomatenparkett, die Weichen wurden natürlich anderswo gestellt.

Kurz vor der Wahl beim Weltverband Fifa an jenem 6. Juli 2000 war ein fast hysterisches Massenengagement der deutschen Großindustrie in Fernost zu bestaunen.

Kistner beschreibt dann detailliert wie zufällig zeitgleich erfolgte Asien-Geschäfte von Bayer und Daimler-Chrysler möglicherweise ihre Spuren im Abstimmungsverhalten der vier asiatischen stimmberechtigten Verbände hinterlassen haben.

Der Verdacht, dass 2006 Rückzahltag ist, drängt sich auf, wenn sich die Nationalelf bei der WM partout unter einem Firmenlogo präsentieren soll – koste es offenbar, was es wolle.

Guter Artikel, wichtiger Artikel, Pflichtlektüre! SZ vom Samstag, Artikel derzeit auf der Website. Lesen!

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp