So hat die Welt gekickt

Mit halben Auge zwischen Arbeit und MacOS X-Installation die Spiele des gestrigen Tages:

Schottland – Norwegen 0:1

Berti Vogts erinnert mich an Charlie Brown, an den geborenen Loser, der am nettesten dann rüberkommt, wenn er natürlich ist, aber zu einer peinlichen Veranstaltung wird, wenn ihn der Ehrgeiz und Allmachtphantasien gepackt haben.

Das gestrige Spiel war wie geschnitzt für geborene Loser, mal wieder vom Schicksal was aufs Maul bekommen. Die Schotten hielten mit den Norwegern mit, aber beide Mannschaften haben sich in Sachen Spielkultur nicht wirklich einen abgebrochen. Die Norweger wirkten etwas reifer, etwas zielstrebiger und einen Hauch gutklassiger.

Spiele wie diese kann aber nur ein Berti Vogts so verlieren. Erst wird ein vermeidlicher Treffer nicht gegeben, weil der Schiedsrichter die Auffassung vertrat, der Ball sei nicht in vollem Umfang über die Linie gerollt (kann man drüber streien).

Dann wird Berti Vogts zur Halbzeit des Platzes verwiesen, weil er gegenüber dem Schiesdrichter mit zwei ausgebreiteten Armen andeutete, dass der Ball eine Schwanzlänge hinter der Linie war.

Und schließlich kann der Ball nicht aus dem eigenen Strafraum rausgebolzt werden, der Torwart gurkt irgendwo am vorne Torraum mit, ein Norweger schlenzt den Ball am Goalie vorbei und schwupp, schnellt die Hand vom an der Linie stehenden Quasi-Spielmacher McFadden raus. Elfmeter, Rote Karte, Tor, Unterzahl, Niederlage.

Die Schotten verstanden es nicht wirklich die Schwächen der Norweger auszunutzen, die Probleme bei dicht aufs Tor gezogenen Bälle bekamen.

Slowenien siegte überraschend in Italien 1:0 und übernimmt die Tabellenführung.

England – Wales 2:0

Ein laues, unspannendes Spiel mit einer schnellen englischen Führung. Der Notenvergabe der BBC nach zu urteilen, haben die Englänger ein mehr als ordentliches Spiel abgeliefert, wobei Rooney sich wieder das Fleißkärtchen des Tages verdient haben soll.

Polen hat 3:1 in Österreich gewonnen.

Schweden – Ungarn 3:0

Ein geschmeidiger Schweden-Sieg. Bulgarien holt durch Doppelschlag in der Schlußviertelstunde ein 2:2-Unentschieden gegen Kroatien raus.

Tsch. Rep. – Rumänien 1:0

Nach dem mageren 2:2 Hollands in Mazedonien, geht es in der Gruppe richtig rund zu. Holland und Tschechien haben ein Untenschieden bzw. eine Niederlage hinter sich, an der Tabellenspitze stehen Finnland und Rumänien die nach vier Spielen ebenfalls nur eine Niederlage aufzuweisen haben.

Iran – Deutschland 0:2

Ein “okayes” Spiel. Die beiden Tore waren intelligent herausgespielt (der Ernst-Treffer war kein “Zufallsprodukt”, sondern von Schneider clever vorbereitet), die Iraner aber an Naivität nicht zu überbieten: Sich eine Halbzeit lang den Djihad aus dem Leib rennen und dann 45Minuten lang gucken wie man den Rest des Spiel übersteht.

Abgehakt unter Erfahrungsgewinn.

Ukraine – Griechenland 1:1

Türkei – Kasachstan 4:0

Wenn jemand wie ein Europameister aussah, dann eher die blau-gelben Ukrainier die mitunter ganz schön einen haben fahren lassen. Der Ausgleich der Griechen kurz vor Spielende, durch einen 22m-Freistoß, spiegelt nicht wirklich die Einseitigkeit der Partie wieder.

Die Türken fingen ähnlich zäh an, wie in den vorigen Spielen, aber nach einem recht frühen Treffer “fand man den Groove” und schoß sich warm.

In der gleichen Gruppe konnte Dänemark seine Scharte (Heim-Unentschieden Ukraine) durch ein 2:0-Sieg auf Albanien wieder gut machen. Während zwischen den Top-4 Türkei, Ukraine, Dänemark und Georgien noch alles recht eng beieinanderliegt, kommen die Griechen mit 2 Punkten aus drei (von 12) Spielen langsam in böse Klamotten, zu mal zwei Spiele gegen direkte Konkurrenten waren.

Argentinien – Uruguay 4:2

Debüt von Nationaltrainer Pekerman, der ohne Teves spielte, dem Olympia-Goalgetter dem auch Bielsa zuletzt vertraute. Argentinien gewann das Spiel leicht und locker, beide Treffer der “Urus” fielen gegen Ende des Spiel.

Frankreich – Irland 0:0

Ein über weite Strecken gefälliges, temporeiches Spiel, bei dem mich die Iren angenehm ob ihrer Beherztheit und Offensivdrang überraschten. Das Spiel hat die Franzosen nicht wirklich weiter gebracht. Die angesprochenen “Strukturprobleme” bleiben. Aus der Defensive kann keiner das Spiel aufziehen, Pires bemühte sich immer stärker um eine Spielmacherrolle, aber so wirklich ging niemand auf ihn ein, obwohl mit Henry und Wiltord zwei (Ex-)Kollegen aus Arsenal spielten. Der Quasi-drei-Stürmer-Angriff (Henry, Cisse, Wiltord) brachte kaum was zustande, abgesehen von der ersten Viertelstunde nach Halbzeit. Die Franzosen bleiben damit bei erbärmlichen zwei Treffern aus vier Spielen seit der EM.

Und in Frankreich wird man nun in der Tat etwas unruhig was die Quali angeht, die L’Équipe spricht über das Team von einer “zerbrechlichen Baustelle”, man zehrt allenfalls etwas Hoffnung durch den Stolperer der Schweizer in Israel (2:2). Nach drei Spielen sind vier Teams mit 5Punkten gleichauf: Schweiz, Irland, Frankreich und Israel.

Spanien – Belgien 2:0

Ich habe nur die zweite Halbzeit gesehen und es sah nicht wirklich nach einem Sieg der Spanier aus. Hälfte ein war relativ ausgeglichen. Die Belgier mussten nach Gelb-Rot auf Deflandre verzichten, der kaum noch einzukriegen war und sich mit dem 4ten Schiedsrichter beharkte. Später bekam auch Bart Goor wegen Spuckens Rot.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Dies ist nicht als Klugscheißerei gemeint:
    Kleine Verbesserung zum Kommentar Scotland vs. Norway:
    …der Ball sei nicht in vollem Umfang über die Linie gerollt gemeint ist hier wohl der Durchmesser des Balls, denn der volle Umfang ist doch erheblich größer, das genaue Maß weiß ich aber leider auch nicht.

  3. Aus dem Matheunterricht dürfte noch bekannt sein, dass das Verhaltnis von Durchmesser zu Umfang bei einem Kreis genau die berühmte Kreiszahl Pi ist: Der Umfang eines Kreises ist gut dreimal so lang wie sein Durchmesser. “In vollem Umfang über die Linie rollen” macht mathematisch betrachtet auch überhaupt keinen Sinn. Wann wäre das denn?

    Allerdings ist jedem aufrechten Fußballfan klar, was mit “vollem Umfang” *gemeint* ist. Niemand, der “mit vollem Umfang” sagt, meint etwas anderes als “mit vollem Durchmesser”. Insofern ist die Unterscheidung wirklich sehr akademisch: Kein Tor würde mehr oder weniger gegeben werden, wenn sich diese Sprachkonvention ändert.

    Viele Grüße,
    SurfGuard

  4. Surfguard hat vollkommen recht! Und die in den Fußballregeln beschriebene Situation der Torerzielung, wenn der Ball vollständig die Torlinie zwischen den Torpfosten und unter der Querlatte überschritten hat, ist ja auch nicht so schön formuliert. Also: Tor ist, wenn der Schiedrichter Pfeift, oder? ;-)

  5. Durchmesser ist auf jeden Fall falsch, den wenn ein Ball mehr als die hälfte über der Linie ist so ist der Durchmesser hinter der Linie. Die kleinere Hälfte allerdings ist noch auf der Linie. Voller Umfang ist natürlich auch mathematisch falsch aber für jeden nachzuvollziehen. Am besten ist wohl vollständig hinter der Linie und auch damit absolut richtiger als alles andere.