Schäfer-Pause

Ich mache kein Hehl daraus, das ich Winnie Schäfer für einen Typen halte, bei dem ich nach dem Händedruck alle meine Finger noch mal nachzählen würde.

Seit dem Theater in Stuttgart und bei TeBe besitzt der Mann für mich eine moralische Integrität von 5,9 auf der nach oben offenen Loddar-Matthäus-Skala. Seit er drei Monate nach seinem Amtsantritt mit der kamerunischen Nationalmannschaft, den Afrika-Cup geholt hat, hat er Bodenhaftung verloren.

Richtig ekelhaft wird es aber, wenn er im Quartalsrythmus sich an andere Verbände oder Vereine ranschmeißt, wie dem ägyptischen Fußballverband oder wie zuletzt bei Gladbach. Oder die Geschichte mit dem vermeidlichen “Lebensmittelmunkt Kameruns” und sich gleichzeitig in den Gemeiderat von Ettlingen wählen lassen. Widerlich ist es wenn mit Schäfers Auftauchen in Deutschland plötzlich allenthalben Gerüchte über ausstehende Gehaltszahlungen des Verbandes auftauchen. Wer sich an Schäfers Nähe zu den Medien aus Stuttgarter Zeiten erinnert, an woher die Stories gestreut werden.

Man darf sich wundern wieso ein derart illoyaler Angestellter erst jetzt gefeuert wird.

Fachlich sprach nicht viel für Schäfer. Bereits nach dem Afrika-Cup gewinn hieß es, man habe trotz Schäfer gewonnen. Die eher konfusen Vorstellungen bei der WM 2002 und dem letzten Afrika-Cup scheinen das zu belegen.

Ein Vorwurf an Schäfer: er würde nicht um den Nachwuchs kümmern, keine Talente fördern. Ein Blick auf die gestrige Aufstellung: im 20 Mann-Kader war sage und schreibe ein einziger Spieler dabei, der in Kamerun spielt. Und mit 26 Jahren auch nicht wirklich ein “junges Talent”.

All das kam gestern in den deutschen Medien ebenso nur recht kurz zur Sprache, wie die Rücktritte einiger Spieler, die nicht mehr unter Schäfer spielen wollten, zuletzt vor einigen Wochen der Pariser Mittelfeldmann Mbami.

Die Leistung Kameruns gestern, war ein Offenbarungseid. Die offen ausgebrochenen mannschaftsinternen Zwistigkeiten zeigen das Schäfer längst keine Kontrolle über die Mannschaft hatte.

Die Darstellung das Schäfer nur ein Problem mit einigen Verbandsoffiziellen hat, stimmt schlichtweg nicht, wie es sich leicht anhand von lokalen Medien im Internet nachlesen läßt.

So gesehen, war die 0:3-Niederlage ein Sieg.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. bodenhaftung verloren: hat er spätestens in den letzten zwei, drei jahren in karlsruhe. bei den weiteren stationen hat sich das dann nur noch etwas verstärkt. andererseits: von typen wie bobic und balakov gestürzt zu werden, das macht ihn irgendwie fast schon wieder -, nein, das dann doch nicht ganz.

    gehaltszahlungen: ich finde das ganz seltsam, vielleicht fehlt mir auch etwas der überblick, aber: ich habe noch nie eine zahl, nichtmal eine schätzung über das gehört, was er in kamerun eigentlich verdient.

  3. In dem von mir < href="http://www.camfoot.com/article.php3?id_article=5388">verlinkten Artikel der kamerunischen Fußballwebsite, ist u.a. die Rede von luxuriösen Appartment, das Schäfer vom Verband Anfang des Jahres gestellt bekommen hat, damit er seinen “Lebensmittelpunkt” nach Kamerun verlegt.

    Natürlich läuft im Verband nicht alles sauber. Das zeigt schon der Umstand dass Schäfer nicht dem Fußballverband, sonderm dem Sportminister unterstellt ist. Und permanente Probleme mit den Auszahlungen. Das ist vor dem Deutschland-Spiel nicht das erste Mal gewesen (man erinnere sich an das “Sit-In” auf dem Pariser Flughafen vor der WM 2002).

    Aber die Streikdrohung der Spieler am Mittwoch, die wurde nur von einem einzigen nach draussen getragen: das war Schäfer, der es vorher Journalisten steckte. Als Roger Milla erfahren hat, das Schäfer geplaudert haben soll, soll er ganz schön geraucht haben.