Maulfeilen in der Premier League

Es war zwar “nur” ein Spieltag unter der Woche, aber was für ein Premier League-Spieltag!

In Kurzfassung: Bolton konnte das Abrutschen durch ein Last-Minute-Sieg in Birmingham verhindern (2:1), gleiches gilt für Everton die in letzter Minute gegen Portsmouth gewannen (2:1) und damit den Abstand auf Liverpool wahren konnten.

Middlesbrough ließ sich von Chelsea ebenso willenlos vorführen (0:2) wie gegen ManU und hat damit vorläufig Platz fünf an Liverpool verloren.

Die derzeitige Dominanz von Chelsea fällt noch herber aus, weil gleichzeitig weder Arsenal noch ManU Siege einfahren konnten. In einem fahrigen Spiel konnte Arsenal gegen wackere ManCity-Spieler immerhin noch einen Ausgleich (1:1) erzielen.

Das Spiel des Tages war aber das 0:0 von ManU gegen Tottenham. Die Spurs wurden ihrem neuen Image unter Trainer Jol gerecht, spielen einen nett anzusehenden Ball, immer vorwärtsorientiert und waren auf gleicher Augenhöhe mit ManU.

Weswegen das Spiel aber in die Fußballgeschichte eingehen wird, ist einer der irsinnigsten Torwart- und Schiedsrichterpannen der Dekade.

Es war die 89te Minute, das Spiel wankte dem Ende entgegen, als der Ball irgendwo an der Mittellinie umherfliegt und Spurs Pedro Mendes den Ball aus 45m einfach mal volley aufs Tor schlägt.

Roy Carroll geht zurück und will den hoch aufs Tor fliegenden Ball fangen, doch der Ball rutscht durch seine Hände prallt auf die Brust (Bild 1) und von der Brust in einem hohen Bogen über Carroll hinweg ins Tor. Carroll hechtet den Ball hinterher und schlägt den Ball aus dem Tor raus. Berappelt sich quick, rennt in den Strafraum und tut als wäre nichts geschehen. Die Spurs haben keine Zeit zu protestieren, denn ManU startet den Gegenangriff.

Auch wenn es aus den Photos nicht ersichtlich ist, aber der Ball war locker einen Meter hinter der Linie.

Das heizt die Diskussion über die Schiedsrichter und den Videobeweis in der Premier League nach dem nicht gegebenen Handelfmeter gegen Chelsea noch weiter an.

Die Schiedsrichter sind endschuldigt. Der Schuss kam aus dem nichts, ManU war weit aufgerückt, der Schiedsrichter selber stand am Mittelkreis und seine Assistenten mit Sicherheit nicht weit davon entfernt. kein Schiedsrichter kann den Winkel gehabt haben, um zu sehen dass der Ball hinter der Linie war.

Um so mehr wird nun die Frage gestellt, ob Roy Carroll, der mit Sicherheit bemerkt hat, dass er fast in voller Länge im Tor lag, nicht hätte dem Schiedsrichter sagen müssen, dass da ein Tor gefallen ist… … und seine Karriere beim cholerischen Alex Ferguson zu Ende ist.

Ein Treppenwitz ist es, dass es nun bereits das zweite Ereignis ist, bei dem die Großmäuler der Liga von vorher beschimpften Schiedsrichter-Fehlentscheidungen profitieren. Heute war es Ferguson, der noch am Wochenende von der “Schützenhilfe” für Chelsea durch den nicht gegebenen Handelfmeter sprach, am Dienstag war es Carragher, der Liverpool-Spieler der so vehement wg. dem Handelfmeter protestierte und am Dienstag selber davon profitierte, dass ein Handspiel nicht gegeben wurde.

Unterm Strich haben die beiden Verfolger Arsenal und ManU Punkte gegenüber Tabellenführer Chelsea verloren. Arsenal nun 7 Punkte dahinter, ManU gar 11 Punkte dahinter und selber nur noch einen Punkt vor Everton.

Doch damit ist die Diskussion um die Schiedsrichter und Videobeweise noch nicht vorbei.

Im Guardian schreibt der Ex-Schiedsrichter Graham Barber eine Kolumne was für Anforderungen die Technik erfüllen muss, um dem Schiedsrichter zu helfen.

The beauty of football is that it is a fast-flowing spectacle without too many natural breaks, so any signal to the referee would have to be immediate.
[…]
The game is quicker now than it ever was and an Arsenal goal last season, from one end of the field to the other, was timed at 5.5 seconds. Supposing a team sweeps downfield in the style of Arsenal and scores after the ball has hit their crossbar. Then somebody says: “Sorry, we’ve just been told the ball crossed the line at your end.” How do you sort that one out? That’s why a decision has to be instantaneous.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Zu diesem Thema vielleicht auch interessant dieser Kommentar aus dem Herald von vor ein paar Tagen. Vergesst Technologie, ein bisschen mehr Ehrlichkeit ist es die wir brauchen (mal frei uebersetzt, da mir das Deutsche Wort fuer integrity nicht einfaellt)