Nabend

Servette: Mund abputzen und weiter geht es. Nicht.

Hop, wieviele Schweizer Fußballvereine sind bekannt?

Okay, FC Basel, einst Deponie für unerwünschte Bundesliga-Menschen (Kreuzer, Gaudino, Hartmann, Berger) seit geraumer Zeit ambitionierter Mitmacher in europäischen Wettbewerben.

Gut, “Young Boys Bern”, wegen diesem merkwürdigen Namen, dito XamaxNeuchatel. Und natürlich die Grashoppers, legendärer Züricher Verein mit einigermaßen glanzvoller Europacup-Historie.

Die Nummer Fünf die einem einfallen könnte, ist vielleicht Servette Genf. Und um Servette spielt sich seit längerem ein Drama sportlicher und finanzieller Natur ab, die nun dieser Tage in den kompletten Kollaps des Verein münden könnte. Die “Neue Zürcher Zeitung” ist schreibenderweise dabei.

Seit drei Monaten bekommt niemand Gehälter mehr bezahlt und Montag läuft ein letztes Ultimatum ab zu dem man einen neuen Geldgeber vorweisen muss. Derzeit kommen quasi im Minutenabstand neue Gläubiger aus den Löchern gekrochen. Der Verband befasst sich unterdessen mit der Austragung der Rückrunde ohne Servette Genf und damit ohne automatischen Absteiger.

Servette ist nur ein Beispiel für die Misere des Schweizer Club-Fußballs. Zugegeben ein sehr spezielles, weil hier z.B. der Rückzug des französischen Pay-TV-Senders Canal+ im letzten Jahr eine Rolle spielt. Aber Servette steht auch für die Probleme des gesamten Schweier Fußballs. Die Resourcen des Landes, sprich Zuschauer, Sponsoren und Medien reichen nicht für zehn Erstliga-Klubs aus. Nicht ein einziger Verein schrieb letzte Saison schwarze Zahlen (NZZ) Lausanne, Sion und Lugano sind den bitteren Weg bereits gegangen.

Eins plus Eins

Wie gestern angedeutet, muss bei den 49ers nicht nur Coach Erickson sondern auch General Manager Terry Donahue gehen, dies gab der Teambesitzer John York auf einer Pressekonferenz bekannt.

York gab zu verstehen, dass er die beiden Positionen nicht in einer Hand sehen möchte. Heißer Kandidat für die Nachfolge soll lt. New York Times Pete Carroll sein. Carroll ist den Langzeit-NFL-Guckern noch aus seiner New England Patriots Zeit erinnerlich. Wo er mir genauso sympathisch wie erfolglos erschien. Carroll war drei Jahre lang der “Lückenbüsser” zwischen Bill Parcells (der lärmend zu den Jets ging) und Bill Belichick. Davor war Carroll sieben Spiele bei den Jets und auf verschiedenen Posten bei den 49ers.

Carroll macht derzeit einen guten Job bei USC. Pointe am Rande: eine der begehrtesten Spieler bei der Draft, und damit Top-Pick der 49ers, könnte QB Leinart werden. Und wo tut er spielen? Richtig, bei USC. Praktisch, gell?

Auch ganz vorne an der Gerüchtefront, aber das inzwischen bei jedem Posten in der NFL: Jim Fassell, der Ex-Giants-Coach. Würde auch Sinn machen, denn die 49ers-Franchise ist völlig am Boden zerstört und muss einen neuen QB aufbauen. Und Fassell gilt als begnadeter QB-Former.

Is schon besetzt

Für Donahue kommt die Entlassung finanziell zu einem guten Zeitpunkt, weil just vier Monate nach einer Vertragsverlängerung um vier Jahre.

Unterm Gesichtspunkt der Auslastung ist ihn just gerade möglicherweise ein Job flöten gegangen: in Cleveland soll die nächsten Tage Phil Savage als GM bestätigt werden. Savage kommt von den Baltimore Ravens, was ungefähr gleichbedeutend ist, mit der Aussage “Michael Meier wechselt von Borussia Dortmund zu Schalke 04”. Nein, eigentlich schlimmer (die Geschichte mit dem Umzug der Ex-Browns nach Baltimore, Umbenennung, Gründung der neuen Browns in Cleveland).

Savage soll ein gutes Auge für College-Spieler haben, aber was er und sein “Vorgesetzter” Ozzie Newsome bei Baltimore mit Free Agents gemacht habe, hat mich nicht sonderlich beeindruckt.

Engelein kommet

In der Offseason werden den MLB-Starspielern wieder die Schecks hintergeschmissen, dass es schon nicht mehr schön ist. Zu den bizarreren Ereignissen der Offseason gehören aber mitunter die Franchises selber.

Zu sehen war das nicht nur am Hin- und Her rund um den Umzug des teams aus Montreal nach Washington, sondern nun auch am Fall der “Anaheim Angels“.

So hiessen sie bislang. Anaheim ist ein “Vorort” von Los Angeles. Als solcher aber nach Ansicht des Teambesitzers nur unzureichen vermarktbar, weswegen er sich jetzt auf die ganz lange Variante “Los Angeles Angels of Anaheim” versteift hat. Der Zusatz “of Anaheim” ist auch nur aus juristischen Gründen drinn, denn sonst könnte die Gemeinde Anaheim auf den Gedanken kommen, den Angels den Popo wegzuklagen, wg. Vertragsbrüchigkeit bzgl. des Stadiondeals.

Upps, das tut sie jetzt trotzdem.

Jaja, das mit Los Angeles und den Sportfranchises ist eine merkwürdige Geschichte. Die gesamte Westküste besitzt kaum eigene Franchises, viele Profiteams sind erst im Laufe der Jahre nach Westen umgezogen, z.B. die LA Lakers aus Minnesota.

Just in Anaheim waren fast fünfzig Jahre die “L.A. Rams” beheimatet, aus Cleveland kommend, bevor sie 1995 gen St.Louis zogen. Die Oakland Raiders (Oakland bei SF) spielten in den Achtzigern 12 Jahre lang in Los Angeles, ehe Al Davis aus finanziellen und halbwegs juristischen Gründen wieder zurück nach Oakland ging.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp