San Diego Chargers – NY Jets 17:20 OT

Da haben die Chargers und die Jets aber der NFC mal gezeigt, wie so ein Wildcard-Spiel auszusehen hat. Wohlabgehangene Angriffsmöglichkeiten, gutes Playcalling und eine Defense die mehr als nur Trikots herumträgt. Am Ende kommt des Tages kommt ein Thriller heraus, der erst im dritten Anlauf wirklich entschieden ist.

Die Mannschaften waren sich sehr ähnlich, grundsolide, mit wenig Fehlern, aber auch keinen schlagzeilenträchtigen Big Plays. Bezeichnend wie die Defenses gespielt haben: exzellent, kein Skill-Player mit mehr als 100yds Passfängen oder Läufen, aber nichts spektakuläres, keine Schlüsselmomente generierend.

So gesehen, war es logisch dass das Spiel schnurstracks in die Overtime gehen sollte. Die Chargers liegen im 4ten Viertel 7:17 zurück, machen einen langen 50yd-Drive den sie mit einem FG abschliessen: 10:17. Mit viereinhalb Minuten noch auf der Uhr kommen die Chargers an der eigenen 18 nochmal in Ballbesitz. Schottenheimer und Brees vertrauen ausschließlich auf TE Gates und RB Tomlinson. WR Parker, der im Spiel davor substantielle Raumgewinne erzielte, ist kein Thema mehr.

Die Chargers kommen in die Red Zone, zwei Minuten noch zu spielen, brauchen einen TD. Die Chargers versuchen zu laufen, ohne Erfolg, es kommt 24 Sekunden vor Schluß zu einem 4th and Goal an der 2yd-Linie. Zu meinem Erstaunen ziehen die Chargers keinen Option-Spielzug sondern bieten 5 Mann als Receiver auf, ohne Backfield. Druck der Jets, Brees versucht auszuweichen, weicht aus, lässt sich zurückdrängen, LB Barton tacklet ihn, Brees kann den Ball noch los werden, wirft ihn hoch in die Endzone rein, wo die Jets ihn abklatschen können. Ist die Saison für die Chargers damit vorbei?

Nein, LB Barton hat den Jahrtausend-Lapsus begangen und beim Tackling Brees mit dem rechten Ellenbogen geschlagen. Roughing the Passer, die Chargers bekommen vier neue Versuche an der Jets-1. Pass auf Gates, Ausgleich 17:17, Overtime.

Die Chargers gewinnen die Münzwahl und das ist auch deswegen gut, weil die Jets Defense nun fast 25 reele Minuten in Folge auf dem Platz standen und langsam Ermüdungserscheinungen zeigen könnten. Die Chargers können es nicht ausnutzen, machen ein “Three and out”. Die Jets beginnen ebenfalls mit “Three and out”.

Die Chargers zaubern dann einen wunderschönen zweiten Drive hin: Hier und da ein Pässchen, ansonsten viel Tomlinson. Als sie die Jets 25 erreichen, schalten sie auf konservatives Laufspiel um, um den Ball bis zum 4th Down ja nicht zu verlieren, sondern das FG zu machen. Der Rookie-Kicker Kaeding tritt aus 40yd an und der Ball fliegt rechts vorbei. Kein gutes Spiel für Kicker bis dato, Doug Brien verfehlte zuvor einen 33-Yarder und hatte bei einem anderen FG und einem PAT reichlich Dusel dass sie noch reingingen.

Die Jets fangen von der eigenen 30 an, drei substantielle Pässe später standen sie an der Chargers-15, RB LaMont Jordan trieb die Jets noch 5yds weiter ehe man im dritten Versuch auf Brien setzte, der den Ball sicher zum entscheidenden FG verwandelte.

Der glücklichste Mann des Tages war LB Barton, dessen strunzendummes Foul keine Konsequenzen zeitigte, während der unglücklichste Wurm des Tages der Rookie-Kicker der Chargers war. Schottenheimer und die Fieldgoals, eine Geschichte hat ihre Fortsetzung gefunden…

Die Jets treten damit nächste Woche in Pittsburgh an, oder im Falle einer Colts-Niederlage heute abend, in New England.

Randnotizen

Die Jets hatten Problem mit dem Spielmanagement. Laut John Madden waren zwei Spielzüge lang nur zehn Jets-Verteidiger auf dem Feld. Während des Spiels kam es außerdem zu einer lautstarken Auseinandersetzung zwischen Headcoach Hermann Edwards und dem RB-Coach der Jets.

QB Pennington absolvierte das beste Spiel seit seiner Rückkehr (übrigens von einer Schulter-, nicht Handverletzung, ich habe “right rotator cuff“) falsch übersetzt. Mit einem 47yd-TD zeigte er auch dass er zumindest teilweise tief gehen kann.

Ich bin gespannt ob die Übertragung des Spiels Seahawks – Rams Konsequenzen für das ESPN-Trio Patrick, Theismann und “I’ll yer what…” Macguire. Die drei waren so grottenschlecht, dass sie derzeit splitterfasernackt durch die Blogosphäre getrieben werden.

Auch diskussionswürdig: die Leistung der Seahawks-WRs, die teilweise für die vielen fallengelassenen Bällen gescholten werden. Fünf Stück sollen es gegen die Rams gewesen sein. “Fünf” hört sich für mich nicht nach viel an, kann man aber schlecht vergleichen, da “dropped passes” nicht zu den im Netz publizierten NFL-Statistiken gehören.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp