Everton – Chelsea 0:1

Der Spitzenreiter der Premier League reiste an die Merseyside zum Tabellenvierten Everton. Chelsea bot letzte Woche mit einem torlosen Unentschieden gegen Man City eine erste Blöße, die ManUs Ferguson versucht hat psychologisch auszuschlachten. Bei einer Niederlage bei Everton und einem Sieg von ManU wäre der Vorsprung auf 6 Punkte geschrumpft, das Titelrennen wäre wieder völlig offen gewesen und psychologisch wäre die Geschichte für Chelsea sehr wackelig geworden.

Das Spielfeld im Goodison Park war ein knöcheltiefer Acker, das Wetter trocken aber sehr windig.

Das Spiel bekam bereits früh, in der achten Minute seinen Charakter aufgestempelt, als Evertons Millionenstürmer Warren Beattie blank Rot zu sehen bekam. Als Chelseas Gallas ihm bei einem Laufduell den Ball ablief, rauschte Beattie von hinten heran um Gallas am Hinterkopf eine Kopfnuß zu geben. Gallas fiel zu Boden und musste mit Riechsalz behandelt werden. Laut Evertons Trainer Moyes eine schauspielerische Glanzleistung von Gallas.

Ohne seinen nominell einzigen Stürmer musste Everton für die verbleibenden 82 Minuten umstellen und einen Gang zurückschalten. Fortan dominierte Chelsea das Spiel, Ballbesitzanteile bei 60, 70%. In aller Ruhe spielte man seine nominelle Überlegenheit aus, ballsicher wurde versucht Schwachstellen auszuloten. Chelsea brachte die beiden Außenverteidiger mit nach vorne, spielte gegen Evertons One-man-Sturm Bent nur mit der Zweierkette Gallas und Terry.

Everton verschanzte sich hinten, ließ Chelsea kommen, ließ sie spielen, griff den ballführenden Spieler selten an. Es war wie eine Partie Malefix, in der Everton sich einfach nur auf das Blockieren und Sperren konzentrierte.

Was Chelsea machte sah cool und klug aus, allenvoran der quirlige Duff. Es schien nur eine Frage der Zeit zu sein, wann Chelsea das Tor machen würde. Die Partie war schnell und unterhaltsam, das technische Niveau für die Bodenverhältnisse gut.

Das Tor fiel aber nicht nach 45 Minuten und es fiel nicht nach 60 Minuten. Und nach einer Stunde begann die Partie zu kippen. Der tiefe Boden schien nun auf beiden Zeiten ihre Opfer zu hinterlassen. Beide Mannschaften liessen in der Konzentration nach, machten viele unforced errors. Chelsea verlor die Geduld und verlegte sich zunehmend darauf Spieler mit Steilpässen in der Mitte zu schicken, Ferreira und noch mehr Bridge verschwanden aus dem Chelsea-Spiel. Das Spiel schien nur noch davon abzuhängen, ob irgendein Toffee bei einem der Steilpässe nicht rechtzeitig ein Bein dazwischen bekommt. 3-4 Male musste auch Torwart Martyn mit exzellenten Paraden und guter Antizipation einschreiten.

So stark wie Chelsea nachließ Everton mit Spielintelligenz zu knacken, schien das Spiel auf ein 0:0 hinauszulaufen ehe der ansonsten farblose Gudjohnsen in der 69ten zum entscheidenden Treffer einschenkte. Bei einer scharfen Flanke brachte Gallas seine Fußspitze noch heran, der Ball prallte von der Latte auf die Füße von Gudjohnsen, der aus 2 Metern einschob.

Der Rest war nur noch Evertoner Verzweiflung, die aber in der Tat Chelseas Abwehr noch einige Male zum wackeln brachte. Aber zu spät. Vieles wurde durch unkonzentrierte Zuspiele vergeben, insbesonder Kilbane schien vor Müdigkeit nicht mehr geradeaus laufen zu können und versiebte diverse Freistöße und Ecken, die zu kurz und flach gerieten.

Dies war eine solide Leistung von Chelsea, die sich aber einmal mehr als verletzlich erwiesen haben. Wie Melkus in den Kommentaren schrieb, die Verletzungsprobleme im Angriff, der Fußbruch von Robben, die zahlreichen Zipperlein von Drogba, rauben Chelsea Alternativen im Angriff. Ein lupenreiner Stürmer der in den Strafraum eindringt und abzieht, ist derzeit nicht wirklich dabei. Zwei Tore aus den letzten drei Spielen. Der Türspalt zur meisterschaft ist für ManU zumindest noch einen kleinen Spalt offen.

Anderenortes

Evertons engster Verfolger, Ortsrivale Liverpool, hat in Birmingham recht erbärmlich verloren: 0:2.

In einem Kellerduell gewann Blackburn gegen Norwich 3:0.

In Sachen UEFA-Cup bleibt Bolton ein Punkt hinter Middlesbrough, nachdem man sich am Samstag torlos voneinander trennte.

Drei Siege aus den letzten 11 Spielen, Portsmouth nähert sich auch nach der 1:2-Niederlage gegen Aston Villa beständig den Abstiegsplätzen.

ManU spiel heute beim Lokalrivalen, Arsenal am Montag abend gegen Crystal Palace.

Offfield

Man muss feststellen dass Wenger im Gegensatz zu Chelsea und ManU keine europäischen Spitzenkräfte verpflichtet hat. Bislang konnte man argumentieren, dass man mit José Antonio Reyes einen Superstar in Spe hat, vor zwei Jahren überschlugen sich die Erwartungen an den nun 21jährigen. Aber die 2004/2005-Saison kam und reyes wurde kaum einen Deut häufiger in die Startformation gestellt. Fortschritte gleich null.

Unter der Woche mehrten sich die gerüchte über Abwanderungsgedanken von Reyes. Das Highlight war ein getürktes Interview mit dem vermeidlichen Real-Manager Butragueño, der aber in Wahrheit ein Radiomoderator war. Offenherzig bekannte Reyes dass er sich unwohl fühle und bei Arsenal von “schlechten Menschen” umgeben sei.

Spätestens jetzt lässt sich die Unzufriedenheit von Reyes nicht wegdiskutieren und Wenger kommt nicht umhin zu konstatieren: wenn Reyes weg will und einen neuen Verein vorzeigen kann, würde Reyes gehen können. Mit reyes würde auch Arsenals größte Hoffnung in Sachen Kaderauffrischung weggehen. Übrig würde nur französisches Mittelmaß bleiben.

In Sachen Ashley Cole sagte Wenger lt. Guardian kryptisch, er würde die Wahrheit kennen und bräuchte daher Cole nicht zu fragen.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp