PREMIERE und die Bundesliga ab 2006

Eine der Fragen die sich aus dem PREMIERE-Börsengang ergeben, ist: “Wozu?“. Oder ausformuliert: wozu braucht PREMIERE das Geld?

Ein Teil davon scheint beantwortet zu sein: zum Tilgen von Krediten.

Und vieles deutet daraufhin, dass der zweite Teil in der Tat, wie häufig spekuliert, im Zusammenhang mit der Ausschreibung der TV-Rechte der Bundesliga ab 2006 zusammenhängen könnte. Die “Frankfurter Rundschau” dröselte diesen Part am Samstag auf.

Bei diesem Deal treten zwei Kräfte auf: PREMIERE, das als Alleinunterscheidungsmerkmal die Rechte braucht und die DFL, die angesichts des immer riskanteren finanziellen Gebahrens ihrer Mitglieder höhere Erlöse aus TV-Verträgen braucht.

Die Position der DFL hat sich im Laufe der letzten Jahre verändert, die Notwendigkeit für höhere Erträge ist ungleich größer als noch vor Jahresfrist, als man sich nach dem Zusammenbruch von Kirch mit schnellen Lösungen zufrieden gab. Daher gehe ich davon aus, wenn PREMIERE genügend Scheine hinlegen wird, wird die DFL mehr als willig sein, die von PREMIERE geforderten Rahmenbedingungen zu akzeptieren. Mit anderen Worten: ich erwarte dass sich ab 2006 die Bundesliga-Übertragungen grundlegend ändern werden. Werfen wir ein Blick auf die laut FR vorliegenden Forderungen von PREMIERE.

Freitags-Spiele: der Freitag soll wieder Erstliga-Fußball sehen.

Mittags-Spiele: nach englischem Vorbild sollen Bundesliga-Spiele vorgezogen werden und bereits Samstag um 12h oder 14h angepfiffen werden, nicht zuletzt wg. des sagenumwobenen “asiatischen Marktes”.

Free-TV: PREMIERE will mehr Exklusivität und damit kein Bundesliga-Fußball im Free-TV vor 22h.

Für die ersten beiden Punkte gibt es keine wirklichen Gegner, außer Fans, aber die zählen nicht. Mehr und, im Sinne der Vermarktung, bessere Sendezeiten sind im Interesse von PREMIERE und DFL. Die Punkte dürften daher schneller durchflutschen als ein Zäpfchen.

Die gewünschte Exklusivität durch längere Sperrfristen fürs Free-TV bringt vertragliche Probleme mit sich, da die DFL mit dem DFB per Rahmenvertrag eine “zeitnahe” Ausstrahlung abgemacht hat.

DFL-Geschäftsführer Straub redet von “500 Millionen Euro” (dieses Jahr zahlt PREMIERE knapp 200 Mio). Wenn man sich ansieht, wie Vereine derzeit dabei sind, sich umzuschulden (BVB, Schalke, Hertha) oder brutalstmöglich auf die Bremse treten müssen um Schuldenballast abzubauen oder schwarze Zahlen zu schreiben (Leverkusen, Stuttgart, mit Abstrichen: Bayern), dann ahnt man, was passiert wenn PREMIERE einen 400 Mio-EUR-Köder hinhängt und wie dann am Begriff “zeitnah” herumgeschraubt wird.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. dogfood schrieb: “Für die ersten beiden Punkte gibt es keine wirklichen Gegner, außer Fans, aber die zählen nicht.”

    Das stimmt leider. Allerdings aus einem Grund, der heute von der FAS in einem nicht online verfügbaren Text noch mal aufgerollt wurde: In Deutschland tragen die Fans nur zu einem sehr geringen Anteil zu den Einnahmen der Vereine bei, weil im europäischen Vergleich die Eintrittpreise sehr niedrig sind.

    Beispielsweise habe Schalke im Vergleich mit Celtic nur ein Drittel der Zuschauereinnahmen, obwohl das Stadion deutlich mehr Zuschauer fasse. Selbst Dortmund, immerhin europäischer Zuschauerkrösus mit 80.000 (!) pro Spiel, kommt mit seinen Einnahmen am Kassenhäuschen auf keinen grünen Zweig.

    Da kann man sich jetzt wohl aussuchen, was man will: Höhere Eintrittspreise für Zuschauer, die damit auch ein gewichtigeres Wörtchen mitreden würden? Oder halbwegs sozialverträgliche Tickets, aber die komplette Abhängigkeit vom Fernsehen?