Moin! Ein qualvoller Tod

Man kann so oder so verlieren, aber sich dank eines 2:0 bis zur neunzigeinhalbsten Minute in der Verlängerung wähnen um dann durch einen Spielzug der das Tor zirka 30 Sekunden vorher ahnen ließ, abgerübt zu werden, ist aus Eindhovens Sicht bitter. Die Ironie ist dass das 2:1 durch Ambrosini in der 91ten Minute exakt auf die gleiche Art und Weise fiel, wie davor Eindhovens 2:0 durch Cocu in der 65ten. Auf links darf in aller Ruhe ein Mann die Linie runterlaufen, ein bißchen am Ball fummeln, während sein Gegenspieler alibimäßig nur 2-3x das Bein hochhebt um eine vermeidliche Flanke zu blocken. Flanke kommt und Cocu bzw. Ambrosini können aus vollem Lauf den Kopf hinhalten.

Tode können noch qualvoller sein, wenn nämlich das Schicksal den Sargdeckel nochmals kurz lüftet: 30 Sekunden nach Ambrosinis Treffer versenkte Cocu einen furiosen Volleyschuß zum 3:1. Immer noch ein Treffer zu wenig. Im Gegensatz zu Liverpool wurde trotz vierer Treffer nicht eine Viertelstunde nachgespielt, sondern nur drei Minuten.

Mehr kann ich zum Spiel nicht sagen, da ich auch erst kurz vor Cocus erstem Treffer zuhause aufgeschlagen bin.

Championsleague ohne Champion

Um mein Quiz von gestern aufzulösen: im Halbfinale ist exakt ein Landesmeister, AC Milan, vertreten, macht einer von vier. Die Bilanz ist auch im Viertelfinale nicht wirklich besser. Dort war nur mit Olympique Lyon ein zusätzlicher Meister. Macht zwei von acht.

Man kann darüber diskutieren ob der Begriff Championsleague ein Etikettenschwindel ist, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es sportlich mehr Sinn macht, den Ligazweiten aus Spanien oder sonstwo in den Bewerb aufzunehmen, als den Meister von Hinterturkmenistan.

Vielleicht ist die Idee von Platini nicht schlecht, UEFA-Cup und Championsleague zu einem einzigen, großen Wettbewerb verschmelzen zu lassen, was aber nur geht, wenn bereits im Sommer große Qualifikationsrunden angesetzt werden.

In Sachen Liverpool werden unterdessen unterschiedliche Signale ausgesendet. Wurde in den letzten Tagen von der UEFA erstmals die Tür für eine fünfte Mannschaft aus England einen Spalt breit geöffnet, hat die FA die Tür, lt. Guardian und BBC, mit Getöse wieder zugeschlagen. Die FA soll noch für diese Woche eine offizielle Erklärung vorbereiten, wonach die vier Championsleague-Plätze nach Tabellenstand vergeben werden, egal ob Liverpool den Pott holt oder nicht.

Selbst damit muß aber nicht das letzte Wort gesprochen sein. Vielmehr spielt die FA damit den Ball zurück zur UEFA. Sagte die UEFA einst noch, es sei Ländersache, wie die Plätze vergeben werden, muss nun die UEFA gucken, ob sie damit leben können, dass der Cupsieger seinen Titel nicht wird verteidigen können.

Tausche Fenerol gegen Punkte

Gestern wurde per DFB-Sportgericht Rot-Weiß Erfurt wegen Dopings des Spielers Tiganj der Sieg gegen Unterhaching aberkannt und damit die Punkte 33, 32 und 31 weggenommen. Erfurt rutscht damit auf den vorletzten Platz ab, 4 Punkte vom Ufer, dem rettenden, entfernt (siehe FAZ).

Der Fall ist möglicherweise eine bittere Geschichte, denn der Spieler versicherte glaubhaft, dass er nur ein wenig vom Mittel inhaliert habe, um seinem an Asthma erkrankten Sohn die Angst vor dem Inhalator zu nehmen. Das Mittel ist nicht leistungsfördernd und in die Analyse der Menge bestätigt die Darstellung von Tiganj. Der DFB sah sich aber keinen Ermessensspielraum was die Aberkennung des Sieges angeht.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. das duell der qualvollen europacup-tode niederländischer mannschaften hat allerdings gestern der az alkmaar mit einem entscheidenen gegentor in der nachspielzeit der verlängerung, bei dem nach einer relativ schwachen ecke zuerst der torwart danebenhaut und dann der am ersten posten stehende abwehrspieler auf der linie über den ball tritt, für sich entschieden.

  3. Ich denke oben genanntes ist schon von der Hand zu weisen. Es handelt sich nunmal um eine europaweite Veranstaltung und ich wüsste nicht warum Vereine, aus Ländern die in der UEFA-5-Jahres-Wertung oder so weiter hinten stehen, die Landesmeister wurden nicht mitmachen dürften, nur weil woanders besserer Fußball gespielt wird.
    Ok, vielleicht haben solche Vereine nur eine Außenseiter-Chance, aber solche vermögen ja z.B. auch bei WMs oder EMs zu überraschen.

    Wer wäre denn z.B. der Meinung, dass lieber von stärkeren Nationen zwei Mannschaften bei ner WM antreten sollten als irgendeine Außenseiter-Nation aus Vorderasien (was vielleicht sportlich gesehen bessere Spiele auf den Rasen bringt)?

    Ich bleib dabei, Landesmeister gehören zum Wettbewerb des “Pokal der Landesmeister”, egal aus welchem Land. Meinetwegen könnte man ja eine Art Qualifikationsrunde einführen in welche vermeintlich schwächere Mannschaften kommen.

  4. Ich rede nicht einem Rausschmiß kleiner Champion das Wort, sondern wider dem “Reinheitsgebot”, dass nur Landesmeister in die Championsleague gehöre. Es gibt aus gutem Grund kein Pokal der irgendwas mit “Landesmeister” im Titel hat. Zum einen kann mit viel gutem Willen etymologisch das Wort aus “Kämpfer“, campio und “Schlachtfeld” ableiten.

    Zum anderen muss, wer eine “reine” Championsleague fordern, sich eben auch bewusst machen, dass es keines der letzten zwölf Spiele in der Championsleague so gegeben hätte und sechs der letzten Acht alles waren, nur keine “Champions” 2004, aber dafür mitunter verdammt gut gekickt haben.

    Der holländische Meister 2003/2004? Eindhoven? Nein. Ajax Amsterdam. Und wie die in der Vorrundengruppe gegen Tel Aviv, Bayern und Juve gespielt haben…

    Ich denke die Fusion von UEFAcup und Championsleague zu einem Wettbewerb tut not. Nach Qualifikation schwächerer Verbände geht es in eine Gruppenphase und dann die Playoffs.

    Oder aber es wird gleich mit einer Europaliga angefangen. 6 Ligen mit Auf- und Abstieg. Letzteres ist zumindest das Mittel dass zwei Wirtschaftswissenschaftler vorschlagen, die die Kartellähnlichen Strukturen der MLB/Baseball mit europäischem Fußball verglichen haben und trotz einer Überlegenheit der Strukturen des Fußballs (Wettbewerb vs. Kartell) zum Schluß kommen, dass angesichts des Investitionswahns und “Risikokapitals” und der Tatsache dass nur wenige Topklubs schwarze Zahlen schreiben, Europaligen von Nöten sind (siehe Rezension im Economist, “National Pastime: How Americans Play Baseball and the Rest of the World Plays Soccer“, von Stefan Szymanski und Andrew Zimbalist).