F1: zwei Tage nach Indy

Was ist denn jetzt eigentlich mit den Michelin-Reifen in Indianapolis gewesen? Elmar Brümmer in der SZ nennt endlich die Probleme:

Die Nahtstelle zwischen der Reifenschulter und der Lauffläche war der französischen Firma zu fragil geraten. Um den sonst auf der Strecke fahrenden Rennwagen der Indy Racing League mehr Haftung zu verschaffen, war der Streckenbelag im vergangenen Jahr aufgeraut worden. Die neue Oberfläche erhitzte die Seite der Formel-1-Reifen stärker. Die der Michelin-Pneus offenbar zu stark […]

Bis Sonntagmorgen um 2 Uhr liefen im Michelin-Technikzentrum in Greenville/South Carolina Versuchsfahrten mit den alten Pneus, um das genaue Problem zu ermitteln. Die Tests und Analysen ergaben: die Reifen würden nach spätestens 15 Runden in Indianapolis kollabieren.

Chris Balfe, Redakteur von pitpass.com, sieht sich das Ganze an und kommt zur Feststellung dass der Krach um den GP von Indy der Auftakt zum offenen Krieg zwischen Teams und FIA/Ecclestone ist. Der misslungene Vermittlungsversuch von Ecclestone ist gleichbedeutend mit seinem Sturz, der Verlust seiner Autorität und hinter Ecclestone herrscht nur noch Machtvakuum.

Zwar hat die FIA die sieben Teams und Michelin zur Abstrafung nach Paris gebeten, wird sich aber wahrscheinlich nicht trauen die Teams hart abzustrafen. Denn die sieben Teams bilden einen Block, der mächtig genug ist, jedwede Strafe zu boykottieren. Die FIA würde endgültig das Gesicht verlieren.

We have the makings of a war, and there are no winners in war.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich wüsste nicht so recht wie man die Teams bestrafen solle mit der Begründung “man habe dem Sport undienlich” gehandelt.
    Ich denke die Sicherheits-Frage sollte man nicht außer acht lassen und wenn einem untersagt wird die Reifen zu nutzen, sollte man dem durchaus entsprechend nachgehen dürfen.

    Genauso gut kann man gegen jene vorgehen die ein eingeschränkt “normales” Rennen blockiert haben.

  3. re: “Ich wüsste nicht so recht wie man die Teams bestrafen solle

    Dies ist die falsche Perspektive. Als neutraler Beobachter wird man zum Schluß kommen, dass hier zwei Parteien (Teams auf der einen Seite, FIA/Ecclestone/Ferrari auf der anderen) es bewusst auf eine Konfrontation haben ankommen lassen und das Rennen bewusst gegen Wand haben fahren lassen. Aus dieser Perspektive stellt sich dann die Frage einer Bestrafung der Teams nicht, weil “beide” Schuld sind.

    Die Frage nach der Bestrafung wird von der FIA gestellt und aus dieser Perspektive macht es Sinn: Michelin hat entgegen mehrfacher, ausdrücklicher schriftlicher Warnung von der FIA risikoreiche und nicht haltbare Reifenmischungen geliefert. Wenn das kein klarer Regelverstoß ist, weiß ich auch nicht.

    Die Teams wiederum hatten Optionen zu fahren, von denen sie keine in Anspruch genommen haben. Ob die Optionen sinnig waren oder nicht, stellt sich für die FIA nicht. Entscheidend ist: es gab Alternativen die die Sicherheit nicht gefährdeten.

    Ich kann die FIA sogar verstehen: wenn man das ganze Verhalten der Teams als Machtprobe und potentiellen Angriff auf die eigene Autorität auffasst, dann muss man sich als FIA gegen die Schikane wehren. Denn damit wäre ein Präzedenzfall geschaffen, dass die Teams die Rennstrecken nach ihrem eigenen Gusto verändern können. “Ach, heut’ ham wa ‘nen schlechten Reifen, laßt uns ein paar Pylone aufstellen”. Aus Sicht der FIA wäre das ihre Demontage.

    Und noch etwas, weil die Schikane immer als sicherheitsfördernde Maßnahme dargestellt wurde: McLaren-Mercedes und Co. wollten in der Tat Minuten vor dem Rennen mitten in der Steilkurve eine ungetestete Schikane aufbauen, die vor dem Rennen von keinem Piloten durchfahren worden ist? Ja, wie gefährlich ist das denn bitte? Mit Tempo 200, 250 in einer Steilkurve mit 9Grad Neigung auf eine Schikane drauffahren?

    Man hätte wahrscheinlich einen Kompromiß finden können, wenn alle gewollt hätten. Das problem war aber nicht der Kompromiß, sondern der Willen.

  4. Zirkusveranstaltung!