Tour J-2: die Tour ist gelaufen

Zum Tag

Die Etappe (Etappe 2: Flachetappe 181.5km vom Atlantik ins Landesinnere) war nicht besonders herausragend. Solofahrt von vier Mann, einige Kilometer vor der 10km-Markierung eingeholt und dass grosso modo im Eiltempo zur Sprintankunft, Tom Boonen gewann, vor Hushovd, der zu spät und McEwen, der zu früh und zu einsam den Sprint anzog.

Holla ZDF! Da kann man nur mit Melkus einstimmen. Erst Klopp und jetzt Aldag? Aldag so wie ich einen kernigen Analysten haben will (“Man muss sich so sehr verausgaben, dass im Ziel jeder Blutgeschmack im Mund haben muss.“).Dazu ein angenehmer Peter Leissl!? Dazu eine Übertragung die nicht alle 5 Minuten Einspielfilmchen präsentierte, sondern beim Rennen blieb und nur dann und wann und teilweise sinnig eingespielte Ergänzungen brachte. Okay, ab und zu ließ das Niveau zu wünschen übrig. Muss man wirklich erklären wie ein Fahrradtacho funktioniert und das es drei Einstellungsmöglichkeiten für einen Sattel gibt?

Dafür war man mit dem Handy (von T-Mobile? Har! Har!) zu Gast bei CSC und Gerolsteiner und fragte keck nach der Teamtaktik.

Alles sehr rund, sehr informativ. Einziges Problem was ich in den nächsten Tagen und Wochen sehe: beide haben viel Pulver verschossen und wenn das so weiter geht, frage ich mich, worüber die sich in zwei Wochen noch unterhalten wollen.

Aber Melkus hat schon recht: an ZDF-Tagen wird ZDF geguckt.

Tour-Resümée

Eigentlich können wir schon das Resümée der Tour ziehen: Armstrong beendet seine glorreiche Karriere mit einem 7ten Toursieg … yaddayadda …

Ja, ich denke dass bereits mit diesen 66 Sekunden die Tour gelaufen ist. Ich meine Hallo: 66 Sekunden auf 19km abgeknöpft zu bekommen, das ist eine recht bittere Nummer, vom Überholen ganz zu schweigen.

Ich weiß: auf einer Tour kann viel passieren und wir sind jetzt erst am Anfang. Allerdings ist Armstrong ein Perfektionist und es ist ihm nahezu nie etwas passiert, im Gegensatz zu Ullrich, dem immer während oder kurz vor der Tour Zipperlein plagen wie eine Erkältung, ein büschen Asthma oder wie jetzt, eine Kollision mit einer Autoheckscheibe.

Hinzu kommt dass seit jeher die gesamte Mannschaftsleistung des Armstrong-Teams (heuer: Discovery Channel) immer besser war, als die der Ullrich-Teams, zumindest wenn man die Hilfsleistung für Armstrongs gelbe Trikots betrachtet. Wo beim T-Mobile-Team man immer wieder verwundert ist, das man gute Leute einkauft, die in der Tour die Leistung nicht bringen und nach dem Verlassen des T-Mobile-Teams wieder aufblühen, ist es bei den Armstrong-Teams vice versa. Aus dem Nichts werden wichtige und effektive Sekundanten geschaffen.

Wenn es denn noch Faktoren gibt, die die Tour offen halten, dann das Mannschaftszeitfahren am Dienstag und Ivan Basso.

Bis zu den Bergen in neun Tagen ist das Mannschaftszeitfahren die einzige Gelegenheit für Jan Ullrich und Co. diesen 66-Sekunden-Rucksack wieder wegzubekommen. Gibt es am Dienstag kein Erfolgserlebnis, ist Ullrich für mich schon weg vom Fenster.

Lance Armstrong profitierte nicht zuletzt davon, dass es zuwenig Fahrer gibt, die auf Gesamtsieg fahren. D.h. in den Bergen konnte sich alle Konzentration auf T-Mobile richten, unabhängig davon ob die eine oder andere baskische Bergziege 10 Minuten weiter vorne Spektakel macht. Seit Jahren schien es häufig so, als wäre das gesamte Feld gelähmt und würde auf Aktionen von T-Mobile warten, die aber sehr selten kommen, nicht zuletzt weil Jan Ullrich in den Bergen kein Mann des schnellen Antritts ist. In der Folge wurde das Armstrong-Team viel zu selten gefordert, musste sich nicht verausgaben.

Seit letztem Jahr ist aber Ivan Basso und CSC auf dem Radar aufgetaucht. Bjaerne Crazy Riis ist jederzeit zu irgendeiner abgefahrenen Aktion fähig und zeigte bereits letztes Jahr wie das ausschauen kann, wenn eine dritte Mannschaft opportunistisch das Belauern der beiden großen nutzt.

Nach dem Mannschaftszeitfahren sind wir schlauer, ob wir es nur noch mit einem Zweikampf Armstrong – Basso zu tun haben.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Ich sehe nicht, wie T-Mobile im MZF irgendwas ausrichten will. Wenn man sich die Platzierungen von Fahrern der einzelnen Mannschaften gestern anschaut, kann einem diesbezueglich Angst und Bange werden. Ich will nicht auf jemanden einschlagen, speziell nicht nach 2 Tagen, aber die Tournominierung von Steinhauser und Kloeden bei T-Mobile ist mir angesichts der Zeitfahrleistungen bisher schleierhaft. Aber ich lasse mich gern ueberraschen.

  3. Naja, vergessen wir nicht den Joker Vinokourov, vielleicht mit einem zum Ende hin erstarkenden Ullrich als Helfer. Godefroot soll immerhin schon von “zwei Kapitänen” sprechen.
    Okay, auch für ihn sind geschätzte 3+ Minuten aus den drei Zeitfahren ein massiver Rucksack in den Bergen. Das Entscheidende ist aber, dass er Armstrong in den Bergen überhaupt mal Zeit abnehmen könnte, anders als Basso oder Ullrich.
    Das MZF wird wohl wirklich bitter für die T-Mobile-Jungs, gestern hat man in der Mannschaftswertung schon zwei Minuten auf die beiden Großen verloren. Das ist noch geschönt, weil da nur die drei besten Fahrer jedes Teams reingehen. Und nach denen kommt bei den Ts nicht mehr viel.

  4. Die Leistung des CSC-Teams in der ersten Etappe lässt ja schonmal fürs MZF hoffen. Das Telekom-Team wird wohl den Staffelstab für “größter Konkurrent” dieses Jahr an das CSC-Team geben schätze ich … aber manchmal gibts ja dennoch Überraschungen .. ok, letztes Jahr nicht.

  5. Ich befürchte, dass Armstrong schon durch ist – und hoffe trotzdem auf Basso oder Vino. Bei Ulle reicht es leider nicht mehr – erst recht nicht in den Bergen. Aber er ist ein fairer Sportler und wird Vino im Fall der Fälle helfen. Aber damit wären wir wieder beim Faktor Hoffnung…