Chelsea – Arsenal 1:0

Das Thema der ersten Woche setzt sich auch in Woche 2 fort: bislang habe ich noch keine Mannschaft in der Premier League gesehen, die ein Feuerwerk abgefackelt hätte.

Die Partie war eine Blaupause für die bisherige Saison: Chelsea scheint momentan noch im Energiesparmodus zu laufen, während Arsenal es nicht besser kann und noch gut einen Monat weit weg ist, vom “eingespielt sein”.

Das Spiel wogte auf mäßig intensiven Niveau hin und her. Mal hatten die einen zehn Minuten wo sie etwas dominierten, mal hatten die anderen zehn Minuten mit mehr Spielanteilen. Am Ende verteilten sich die Spielanteile 51:49% zugunsten Chelseas.

Chelsea hat sich teilweise stark zurückgezogen und ließ Arsenal kommen, strahlte aber dabei immer so etwas wie Kontrolle aus, nach dem Motto “lass sie sich austoben”.

Bei Arsenal verstärkte sich der Eindruck aus der Vorwoche gegen Newcastle: Spielaufbau und Gefährlichkeit gleich Null. Was Arsenal spielte, glich phasenweise mehr Handball: sobald es in die Nähe des Strafraums ging, wurde nach Innen gezogen, zurückgepaßt oder hoch in den Strafraum rein. Kaum jemand der bis zur grundlinie druchgelaufen ist, kaum jemand der in den Rücken der Abwehr gespielt hätte, ja beide Flügel sahen verwaist aus. Ashley Cole ist ein Schatten seiner selbst und Pires ward kaum gesehen. Henry zieht sich inzwischen fast permanent auf den linken Flügel zurück um vernünftige Bälle zu bekommen.

Das zentrale Mittelfeld wirkt wie abwesend. Hleb schwebt noch im luftleeren Raum, hat kaum Anbindung, allenfals Fabregas war bemüht aufzuräumen. Aber es war sehr statisch und kaum ein Spieler antizipierte die Aktionen der anderen, sondern lief erst los, als der Ball schon unterwegs war.

Wo Arsenal den Eindruck machte es nicht besser zu können, schien Chelsea es nicht besser zu wollen und spielte sehr verhalten, sehr vorsichtig, einfach auf das goldene Tor in den Schlußminuten zu spekulieren.

Mit Drogba haben die einfach einen Bolzen, der eine halbe mit sich mitschleifen kann und trotzdem noch den Ball verwertet. Das 1:0 durch Drogba (73te) war eher kurios: nach abseitsverdächtigem Pass bekam er den Ball gegen das Knie und der Ball kullerte über die Torlinie während Lehmann und Senteros sich nicht einige wurden, wer hingehen sollte. Insbesondere Senteros zeigte mit zunehmender Spielzeit Auflösungserscheinungen.

Erstaunlich wie nahtlos sich bereits die Neueinkäufe wie Wright-Phillips und Essien integrierten. Beide kamen nach knapp einer Stunde und brachten prompt etwas mehr Druck in das Spiel Chelseas. Wright-Phillips mischte rechts Arsenal auf, während mit Essien Chelsea das Mittelfeld für sich reklamierte.

Überraschend schwach war Petr Cech, der viele Unsicherheiten selbst bei einfachen Bällen zeigte.

Spielerisch und von der Qualität des Kaders, da gibt es kein Vertun, ist Chelsea dieses Jahr wieder das Maß der Dinge, auch europaweit. Aber momentan kann man der Mannschaft nicht eine solche Energie- und kämpferische Leistung zutrauen wie einst gegen Barcelona. Das Feuer scheint noch zu fehlen. Aber wozu: noch geht es auch ohne.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Als der Sagnol letzte Woche bei Bayern3 war hat er was gutes gesagt:
    Es geht nicht darum JETZT in Topform zu sein, sondern im April und Mai! und da hat er vollkommen recht, der Mann!
    Wer schon jetzt Vollgas geben muss um die Spiele zu gewinnen, der hat am Ende nen leeren Akku.

    Man sollte auch mal erwähnen, daß ein Joe Cole heute überhaupt nicht dabei war. ein Ricardo Carvalho auch nicht. Und Essien, Drogba und Wright-Philips kamen allesamt erst zur Halbzeit.

  3. Das war leider genau das, was man zynischerweise erwarten mußte. Chelsea sieht selbst dann noch souverän aus, wenn man durch Weitschüsse in der Nachspielzeit und Abseitstore durch Schienbeinabpraller gewinnt. Die präzisen weiten Bälle auf die Flügel von Terry und Lampard sahen aber teilweise schon gut aus. Hleb fand ich mit seinen eleganten Dribblings eigentlich ganz okay, allerdings muss Wenger dafür sorgen, dass am Ende von Hlebs Pässen dann auch ein Stürmer steht. Henry kommt sehr tief, steht aber auch noch neben sich, das ist schade.
    Ich hoffe ja ein bißchen darauf, dass ManU sich mit einem relativ leichten Startprogramm in einen Lauf spielt, und auf Spurs vs. Chelsea am Samstag. Tottenham hat “dark horse”-Potenzial, dass die Premiership gut gebrauchen kann, damit wir nicht Mitte der Hinserie schon einnicken.

  4. Weiss nicht mehr wer auf 5Live kommentiert hat, aber ich hatte das Vergnuegen das ganze Spiel waehrend der Fahrt von Schottland nach Swindon hoeren zu duerfen.

    Nach sehr viel Kritik an Lehmann letzte Saison waren beide des Lobes voll fuer ihn waehrend Cech als weit entfernt von seiner Form (insbesondere Sicherheit) der letzten Saison beschrieben wurde. Lampard kam auch nicht gerade gut weg im Vergleich zur letzten Saison.

  5. Das mit Cech habe ich ja auch angedeutet. Er hatte nicht viel zu tun, aber nahezu bei jedem Ball wirkte er unsicher, ließ die Dinger prallen, ging nicht entschlossen hin etc.. Hat mich sehr überrascht, da (nicht nur) ich ihn für den besten Premiership-Torwart der letzten Saison hielt.

    Lehmann fand ich wiederum nicht soooo extrem gut. Er hatte in einigen Situation gute/schnelle Reflexe, in anderen Situationen wurde er eher angeschossen, hate einige schlechte Abspiele/Abschläge.

    Das Drogba-Tor wäre in einer guten, eingespielten Abwehr nicht passiert, weil Drogba davon profitierte dass Senderos nicht entschloßen zum Ball ging und Lehmann sich auf Senderos verließ. Ich würde Lehmann eine kleine Teilschuld geben wollen. Kahn wäre zu seinen besten Zeit rausgestürmt gekommen und hätte Drogba rasiert. Oder Senderos (Stichwort: Kuffour).

    Diese Zehntelsekunde von Unsicherheit zwischen Lehmann und Senderos scheint mir derzeit archetypisch für das ganze Arsenal-Spiel zu sein.

    @Melkus: Das Wort “zynisch” gefällt mir im Zusammenhang mit der Chelsea-Spielweise sehr gut, weil es wunderbar ambivalent ist. Es schwingt so etwas wie intellektuelle Bewunderung über die Coolness mit, aber gleichzeitig ist es nichts was man vom Herzen sehen mag. Ich will nicht sagen, dass man so wie Chelsea Fußball spielen muß. Aber bei 6 Punkten und null Gegentreffern aus zwei Spielen hat man auch keine Gegenargumente.