AufAlk

Wow, bei der täglichen Lektüre der Tageszeitungen merke ich erst wie sehr sich die Diskussion um Schalkes Manager Rudi Assauer und den Alkohol verselbständigt hat.

Während alle Welt um die Halbwertszeit von Ralf Rangnick diskutiert, haben die Assauer-Äußerungen nach dem Eindhoven-Spiel wohl intern einige Unruhe verursacht. Der normalerweise gut recherchierende Christoph Biermann schreibt in der SZ von Umverteilung der Kompetenzen und Entmachtung.

Wie kommt Wontorra darauf Assauer in die Nähe eines Alkoholikers zu rücken? Möglicherweise weil das Gerücht seit Jahren unter der Oberfläche kursierte. Der KICKER schrieb am Montag:

Fakt ist, dass der gesundheitlich angeschlagene Assauer seit mehreren Tagen mit überzogenen oder verwirrenden Äußerungen für Aufregung im Vereinsumfeld sorgt […]

Schon vor zwei Jahren wollte die Vereinsführung dem Manager mit einer Kur helfen, was der aber ablehnte. Nach den Entwicklungen der letzten 14 Tage ist das Thema Assauer aktueller denn je und wird von den Vereinsgremien als vorrangig eingestuft.

Clemens Tönnies, Aufsichtsratsmitglied bei Schalke und immer wieder Kontrahent von Assauer in der FAZ:

So auch Clemens Tönnies, der Aufsichtsratsvorsitzende, der seit langem als Assauers Gegenspieler gilt. “Wir haben einen Teil der Verantwortung in jüngere Hände gelegt”, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. “Aber Rudi Assauer bleibt unsere Galionsfigur.” Niemand im Aufsichtsrat habe die Absicht, ihn zu demontieren.

Sollte Assauer jedoch alkoholkrank sein, wie von Wontorra behauptet, werde der Verein einem so verdienten Mitarbeiter selbstverständlich helfen. Der Aufsichtsratsvorsitzende kündigte ein Gespräch mit Assauer an. Die Eröffnung hat er schon im Kopf. “Paß auf Rudi, solltest du ein Problem haben, können wir dir helfen. Solche Dinge sind ja heilbar.” Intern soll Tönnies sogar empfohlen haben, offensiv mit dem Thema umzugehen. Die Gremien könnten im nachhinein doch nicht so tun, als hätten sie nichts gewußt. Assauer müsse jede erdenkliche Hilfe angeboten werden, falls Wontorras Vorwürfe denn stimmten.

Es fehlt zwar der ausgeschriebene Satz “Assauer ist alkoholkrank”, aber verbal bringen sich einige jetzt in die Position notfalls diesbezüglich sehr schnell die Reißleine zu ziehen. Zumindest ist Wontorras “Faux Pas” nicht ein hirnloser Ausrutscher gewesen, sondern scheint in eingeweihten Kreisen ein geläufiger Vorwurf gewesen zu sein.

Nach dem finanziellen Trubel im Sommer 2004 und Frühjahr diesen Jahres wird nun die dritte Attacke gegen Assauer geritten.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. klingt ja schon sehr nach einer von schalker insidern gesteuerten kampagne: sonntag die wontorra-äußerung plus das rangnick-interview in der faz, montag artikel plus kommentar im kicker (dort wird assauer für jeden erkennbar, wenn auch in nicht justitiablen formulierungen als schwer (alkohol)krank eingestuft, man verlangt einen menschlichen umgang mit ihm und einen abschied in ehren), dienstag biermann, morgen was? dass ausgerechnet eine äußerung des ansonsten nicht überragend informierten wontorra so eine welle macht, ist ja schon bezeichnend. da scheinen ja einige in der schalker spitze die dortmunder leakings im letzten jahr sehr genau beobachtet zu haben: höchst seriöse journalisten (biermann, beer) in für das thema höchst seriösen blättern (sz, faz, kicker) werden exklusiv versorgt, der boulevard bleibt außen vor, weil das ja nach rufmord aussehen könnte. in der “bild” , die sich seit wochen auf rangnick eingeschossen und immer assauer-positionen eingenommen hat (hallo bildblog!), steht daher von alledem kein wort. stattdessen darf sich wontorra demütigst entschuldigen, assauer zeigt die gnade, seinen kopf zu retten. der kern des problems wird nicht einmal angedeutet.

  3. Eine kleine Randbemerkung zu: “dass ausgerechnet eine äußerung des ansonsten nicht überragend informierten wontorra so eine welle macht,

    Es wäre nicht das erste Mal. Ich erinnere an die Koks-Affäre Daum, die eigentlich von einem wissendem Wontorra losgetreten worden ist, als er in RAN wusste welche Fragen er Uli Hoeneß stellen musste um die Lawine loszutreten. Hoeneß wurde damals zum bad guy abgestempelt, dabei war es Wontorra der die Schlagzahl vorgab.

  4. wusste ich nicht, dass er dieses interview damals geführt hat. ich dachte, dass die ersten äußerungen in diese richtung (“wenn alles das wahr ist, was da geschrieben wurde über den verschnupften daum” usw.) über die münchner “abendzeitung” gelaufen sind.

  5. das az-interview wird übrigens auch hier als auslöser genannt:

    http://66.249.93.104/search?q=cache:OUpVQ2scppEJ:www.heute.t-online.de/ZDFheute/artikel/31/0,1367,SPORT-7464-7455,00.html+wenn+alles+das+wahr+ist,+was+da+geschrieben+wurde+%C3%BCber+den+verschnupften+daum%E2%80%9D&hl=de

    wenn jemand wie wontorra, der ja noch jede sendung gelangweilt-routiniert-uninformiert runtergequatscht hat, dann in sachen assauer einen solchen hammer bringt, dann kann das eigentlich kein zufalll sein.

  6. Ich denke es war anders, habe aber keine Belege dafür, weil das SAT.1-Interview nirgends erwähnt wird. Trotzdem bin ich mir ziemlich sicher:

    Die AZ ist am Montag, dem 2.10.2000 erschienen, das Interview hat aber Wontorra bereits am Sonntagnachmittag geführt. Die Geschichte war damals bereits in Insiderkreisen auf dem Markt. Siehe die spätere offizielle Stellungnahme von Uli Hoeneß. Am Sonntagnachmittag hatte Hoeneß das Interview mit der AZ geführt und wurde auch von der Sport BILD auf das Thema angequatscht. Dass auch ein Wontorra so etwas mitbekommen hat und zum Interview greift, scheint mir möglich bzw. liegt nahe. Deswegen fühle ich mich in meinen Erinnerungen bestätigt, aber anyway, es ist nur eine kleine Randnotiz zum Thema Wontorra.

  7. Wahrscheinlich ist das ganze Ausmaß des Assauerchen Durstes bis jetzt schön unter der Decke gehalten worden, denn mit Alkoholkranken für Bier zu werben ist schon ein dickes Ding.
    Genau das lässt aber auch Raum für Spekulation. Wenn JJB sich im Kicker so weit aus dem Fenster lehnt von Krankheit zu sprechen und das schon vor zwei Jahren Assauer eine Kur angeboten wurde, warum lässt man dann Veltins so auflaufen.
    Oder hat Veltins davon gewusst und trotzdem Assauer und Thomalla zu ihren Werbeikonen erkoren. Das kann ich mir irgendwie nicht ganz vorstellen. Vielleicht bin ich da wohl auch ein wenig blauäugig.

  8. Noch sind das bzgl. Assauers mutmaßlichen Alkoholkonsum alles noch Gerüchte oder indirekte Rede und von daher mit einiger Vorsicht zu geniessen.

    Interessant finde ich aber die Rolle die die BILD spielt, z.B. die heutige Berichterstattung. Ein Bundesligamanager der unter Alkoholiker-Verdacht steht? Normalerweise ist das eine Titelgeschichte und füllt in BILD tagelang den halben Sportteil. Nicht so hier, wo die BILD einen klaren bad guy (Wontorra) und good guy (Assauer) definiert hat und mit einer Geschichte über seiner Freundin Assauer zur Hilfe eilt.

  9. Das mit der Bild hat mich auch sehr verwundert. Vor allem ist das doch auch ein Hinweis darauf wer die Rangnick-Geschichten angeleiert hat. Da will wohl der Bildredakteur seinen besten Informanten nicht diskreditieren.

  10. sachen, die assauers position schwächen, passen bild eben nicht in das schema, das da heißt: wir putschen rangnick weg. das geht ja sicher schon recht lange so, aufgefallen ist mir das speziell seit anfang der saison bei einem rangnick-interview mit der bild, wo er dreimal nach fabian ernst als möglichem kapitän gefragt wurde, dreimal extrem ausweichend antwortete und am nächsten tag dann die schlagzeile lesen konnte: “ernst ist mein neuer kapitän” (oder so ähnlich). das sah für mich damals schon nach dem versuch an, das klima innerhalb der mannschaft zu stören und krawall zu machen: ernst war noch gar nicht da, hatte kein spiel, kein training gemacht, war eben der neue. was da die mitspieler denken, ist wohl klar. seitdem vergeht ja keine woche, in der bild nicht fragt, wie lange es rangnick denn noch macht. von daher: der feind meines feindes ist mein freund.