Die Lehren des 10ten Bundesliga-Spieltags

Hehehe, keine Ahnung. Ich habe den Zapping-Finger heute ruhen lassen und mir die ersten 60 Minuten Frankfurt – Köln und dann die letzte halbe Stunde Hannover – Werder gegeben.

Ich ergötze mich mal zuerst an Not und Leid: der dankbarste Mensch der heutigen Begegnungen sind vielleicht die Stuttgarter Staudt und Trapattoni, denn mit den Ergebnissen darf nun über die Zukunft von gleich drei anderen Trainern spekuliert werden.

Nürnbergs Wolfgang Wolf musste zusehen, wie die Nürnberger gegen Bielefeld in der 83ten die Führung schiessen und dann in der 88ten und 90ten das 2:2 und 2:3 kassieren. Nach dem 2:6 in Bremen dürfte bei Präsident Roth noch hinreichend viel Galle vorhanden sein um wieder von seinem Waffenschein Gebrauch zu machen. Aber im KICKER hat er am Donnerstag präventiv sich schon mal hinter Wolf gestellt.

In Kaiserslautern wurde unter der Woche mit viel Brimbaborium Sforza mal wieder gefeuert. Diesmal weil er sich angeblich intern als Kalif anstelle des Kalifen präsentiert haben soll und vorschlug Trainer Henke abzusägen und sich selbst zu unthronisieren. In Sachen Hybris mit Sicherheit neue Rekordwerte für die Bundesliga.

Nun verliert Kaiserslautern deutlich in Gladbach 1:3 1:4 und es hallt der letzte Satz von Ciriaco Sforza im KICKER-Interview bitter nach: “Als Alibi kann ich jetzt nicht mehr herhalten.

Und in Köln holen sie in den Redaktionsstuben nach dem 3:6 in Frankfurt die Flammenwerfer raus. Nun bin ich auf das Standing von Overath und Andreas Retting gespannt, denn was nach diesem Ergebnis bzgl. einer Entlassung von Rapolder an Druck aufgebaut wird, dürfte nicht von Pappe sein.

Die Kölner sind hinten unglaublich schlecht gestanden. Teils zu weit vom Mann gestanden, teils den Gegner nicht angegriffen. Bei irgendeinem Treffer in der ersten Halbzeit standen gleich drei Frankfurter in Ballnähe frei, weil die gesamte Abwehr auf Abseits spielte und nur Alpay nicht informiert war und das Abseits um zirka 10 bis 15m aufhob.

Nach vorne ging kaum was. Albert Streit gefiel mir sehr gut, aber Podolski hing so etwas von in der Luft, wie ich es selten gesehen habe. Ich kann mich in der ersten Halbzeit an nur einen Ballkontakt erinnern und ausweislich Statistik soll Podolski während des gesamten Spiels nur 9 Pässe und 2 Torschüsse gehabt haben (Streit:26 und 4).

Werder verschenkte in Hannover die Tabellenführung durch eine sehr uninspirierte Leistung. Zwar konnte man phasenweise das Spiel in der Endphase dominieren, aber es gab nur selten wirklich zwingende Aktionen. Vieles wirkte mehr wie Zufall oder einfach nach vorne gedroschen. Bittere Nummer: Fahrenhorst hat sich mit einer roten Karte (Handspiel) möglicherweise endgültig aus dem Kader verabschiedet.

Reaktionen

  1. Wo kann man Kommentare eingeben?

    Nach elf Jahren habe ich die Kommentare im Blog mangels Zeit für Kommentarverwaltung geschlossen. Es kann noch kommentiert werden. Es ist aber etwas umständlicher geworden.

    1. Das Kommentarblog http://allesausseraas.de/, aufgezogen von den Lesern @sternburgexport und @jimmi2times
    2. Sogenannte „Webmentions“ mit einem eigenen Blog. Siehe IndieWebCamp
  2. Mini-Korrektur: Kaiserslautern hat sogar 1:4 verloren in Gladbach. Ein bißchen zu hoch, was selbst ich als Anhänger der Borussia zugeben muss.

  3. Yep, danke, korrigiert.

  4. Zu Köln: Die Express, die ja in Köln über den Trainer entscheidet, titelt schon “und was wird jetzt aus Rapolder?” und hat schon die passende Umfrage dazu. Aktueller Stand nach 1719 Stimmen: 61% sagen, er fliegt.

  5. Als Frankfurter Bub (jedenfalls Fan-mäßig) bin ich ja eigentlich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Gerade weil hier auch schon wieder vom Trainerwechsel gesprochen wurde, obwohl das Anfangsprogramm der Eintracht wirklich heftig war (und jeweils 0:1 gegen Bayern und Schalke und das Unentschieden in Hamburg auch nicht sooo schlecht sind). Aber bei Köln greife ich mir langsam an den Kopf. Der Trainer wurde ohne Bezug auf die zusammengestückelt und sehr teuer eingekaufte Mannschaft ausgesucht. Die Spieler sind kaum aufeinander abgestimmt, obwohl sie einzeln für sich wirklich gut sind. Das ärgert mich insgesamt, denn der FC gehört wie die Eintracht in die erste Hälfte der Bundesliga, alleine schon durch die Fans und die Geschichte der Vereine. Also Köln: Holt euch einen ruhigeren und besseren sportlichen Leiter.

  6. Also ich, als Kölner Bub (jedenfalls orts-mäßig) halte den Herrn Rapolder für sehr kompetent. Für mich stellt sich eher die Frage nach der Qualität der Mannschaft. Wie will man mit einem Mathias Scherz oder einem Christian Springer in der 1. Bundesliga bestehen? Ich könnte noch viele andere Spieler des FC aufzählen, die bei weitem nicht die Fähigkeiten besitzen um berechtigter Weise in der höchsten Spielklasse Deutschlands mitzumischen!
    Man sollte dem Herrn Rapolder genug Zeit geben, um die von ihm angedachten Reformen greifen zu lassen! Denn ich denke nicht, dass er, wie manch anderer mit der Agenda2010, den Schwanz einzieht und das Handtuch wirft!
    Auf bessere Zeiten für den FC,
    Prost Malte!

  7. “Bei irgendeinem Treffer in der ersten Halbzeit standen gleich drei Frankfurter in Ballnähe frei, weil die gesamte Abwehr auf Abseits spielte und nur Alpay nicht informiert war und das Abseits um zirka 10 bis 15m aufhob.”

    Das stimmt nicht ganz. Alpay versuchte lediglich zu retten was nicht zu retten war. Der unnötige Fehlpass wurde von unserer Christel in der Vorwärtsbewegung gespielt. Alpay war für mich einer der wenigen der alles gegeben hat, und er hat sicher eine gewisse Klasse.

  8. @malte: Ich wollte nicht die Kompetenz von Rapolder angreifen, sondern eher die allgemeine Einkaufspolitik, die meiner Meinung nach schon in der letzten Saison zeigte, dass eine homogene erste Mannschaft kaum zu finden ist. Nur in der zweiten Liga konnte sich der FC mit (teilweise grandiosen) Einzelleistungen noch retten, zudem hat Stevens da eine Taktik gefunden, die Leuten wie Podolski die entsprechenden Freiräume gegeben hat. Meine Sorge ist nur, dass der “Systemtrainer” mit dieser Truppe mehr Probleme hat, als mit anderen Vereinen, wo mehr Struktur im Einkauf vorherrscht. Gestern hat man doch kein echtes Zusammenspiel gemerkt, ebenso wurde gerade im Mittelfeld jedes System über Bord geworfen. Und das war in fast allen Spielen der letzten Zeit so. Zudem können Einzelkönner in der Bundesliga besser im Griff gehalten werden.
    Ich traue dem Rapolder sogar zu, noch eine gute Mannschaft aus dieser Truppe Einzelkämpfer zu formen. Er muss zum Beispiel mal daran ansetzen, dass Alpay und Wessels in der Abwehr gestärkt werden, die haben nämlich dicke gekämpft. Ich hoffe, dass das klappt. der FC soll in der Bundesliga bleiben.

  9. Hi, Trackback hat nicht geklappt. Aber ich habe keine Lust schon wieder zum gestrigen Spiel des FC zu schreiben (Ja, ich war da).

    Deshalb meine Einschätzung nur per Link:

    http://suedtribuene.twoday.net/stories/1083896/